Die Flucht

Jonah
Ich rührte mich nicht, starrte zu dem kleinen Fenster der Zelle. Ich wollte eigentlich wissen, wie das hier so lief. Durften wir raus? Wie lange? Was war mit Besuchern? Mit Fotos von der Familie? Durfte ich mir welche bringen lassen und hier anhängen?
Doch hatte ich keine Lust weiter mit 45667 da drüben zu reden. Er war anscheinend wirklich derjenige, zu dem man die neuen steckte. Um sie einzuschüchtern natürlich. Bestimmt gab es hier auch Männer wie mich, die vielleicht auch netter zu mir wären.
Ich knackte in Gedanken versunken mit meinen Fingergelenken. Das war eine blöde Angewohnheit, die immer durch kam, wenn ich nervös war oder mich nicht wohlfühlte.

Tom
Ich schnappte mir ein Buch und begann zu lesen, der kleine gab ja doch endlich mal Ruhe. Lesen war eines der wenigen Dinge, die ich mir als 'Luxus' gönnte, so ein Buch war hier teuer, selbst wenn man es nur auslieh, alles hier hatte seinen Preis, selbst due kleinste Kippe konnte hier Gold wert sein. Der Umschlagplatz für das Zeug war allen bekannt, strengstens verboten, doch die Wärter tolerierten dies, weil ansonsten hier ein Aufstand toben würde, dem sie nicht gewachsen wärten, ohne daß es Tote geben würde und das wollte keiner, denn dann gäbe es hier Krieg.
So wie auch draußen gab es hier feste Gangs, die sich entweder beschützten oder bekriegten, keine Gang handelte hier alleine und bei Toten gäbe es hier ein Blutbad, soviel stand fest.
Kurz sah ich aus dem Fenster, vertiefte mich dann wieder in die Kunstdrucke auf den leicht ausgefransten Seiten.

Jonah
Meine Finger gaben keine Geräusche mehr vor sich, doch hörte ich nicht auf damit, mit meinen Fingern rumzuspielen. Was tat man hier so den ganzen Tag?
Ich sah zu ihm herüber. Er las. "Wo bekommt man hier ein Buch her", fragte ich und versuchte auf die Seiten zu blicken.
Ich war erst so kurz hier und hatte wirklilch Angst. Aber ich langweiligte mich trotz allem jetzt schon irgendwie. Ich schluckte und versuchte mich etwas größer zu machen.

Tom
Ich zuckte leicht zusammen, als er mich wieder ansprach, sah kurz zu ihm. "Man kriegt hier alles über beziehungen,2 brummte ich nur und blätterte um. "Wirst du dir erst aufbauen müssen, such dir Leute, bei denen du dich einschleimen kannst, vielleicht nehmen sie dich bei sich auf, Stiefellecker werden hier immer gern gesucht," meinte ich nur. "Bist sicher sehr gut geeignet dafür. Außerdem wird man dich sicher eingeteilt haben für nen Job hier, du wirst wenig Zeit haben zum Lesen, die beschäftigen uns hier bis spät, du hast heute noch Welpenschutz, ab morgen sieht das ganz anders aus, glaub mir," meinte ich nur grinsend

Jonah
Ich war normalerweile nicht der Arschkriecher, aber hier war das vielleicht meine einzige Chance. Einschleimen also... "An wen soll ich mich denn wenden?", fragte ich ihn. Ich hoffte, dass er mir half. Wen sollte ich denn sonst fragen? Kennen tat ich ihn zwar auch nicht. Und vielleicht würde er mich verarschen. Vielleicht aber auch nicht.
"Was für einen Job hast du?", fragte ich ihn dann.

Tom
"Brauchst dich an keinen zu wenden, die Leute kommen schon zu dir," grinste ich ihn nur an. "Hast dann die freie Auswahl, die werden sich sicher freuen," meinte ich dann und sah zu ihm.
"Hatten schon lange kein Frischfleisch mehr, daß einigermaßen gut aussah, vielleicht wirst du ja richtig beliebt ... oder besser dein Hintern. Naja, auch so kann man durchkommen, mußt nur durchhalten, wenns drauf ankommt, sind alles harte Jungs, weit weg von zu Hause, die werden nicht gerade zimperlich sein," lachte ich.
"Bin in der Krankenpflege."

Jonah
"Greift da nicht irgendwer ein?", fragte ich leiser als eben, etwas geschockt. Am liebsten würde ich jetzt in der Zelle bleiben. Die ganze Zeit einfach hier drin. Ich wollte hier morgen nicht wieder raus. Nicht nach dem, was er eben gesagt hatte.
"Das heißt, dass du mich wieder zusammenflicken musst, wenn die mich auseinander nehmen?", fragte ich dann sogar leicht grinsend.

Tom
"Denkst du, die machen das, wenn die Wärter es mitbekommen könnten, es werden schon für genügend ablenkungen gesorgt, keine Bange," grinste ich nur.
"Außerdem kann ich mich nicht erinnern, daß eine Wache schon mal eingegriffen hat, aber sowas kam bisher auch selten vor, da die anderen Neuen nicht so waren wie du," meinte ich dann.
"Nein, ich flicke niemanden zusammen, ich räume dort nur den Dreck weg, Innereien und so, wenn mal operiert werden muß."

Jonah
"Was meinst du damit, dass die anderen nicht waren wie ich?", fragte ich erstaunt. Die anderen hatten garantiert etwas verbrochen und waren deswegen hier. Also waren sie schon in gewisser Weise anders als ich. Ganz anders.
"Hast du eine Ahnung, was ich wahrscheinlich mache?", fragte ich. "Also wo mein Job sein wird? Ist irgendwo eine Stelle frei, oder sowas?" Dann hätte ich schon einmal eine Ahnung davon, wo ich landen würde.

Tom
"Die meisten, die hier reinkommen, sind draußen in Gangs gewesen, die hier drinnen auch existieren, also stehen die unter dem Schutz dieser Gangs hier, haben also schon Beziehungen. Du siehst nicht gerade nach nem Mitglied aus, das sehen die anderen sofort, also bist du ein gefundenes Fressen für sie," lachte ich.
"Was du tun sollst, müßte man dir gesagt haben, bevor du hergebracht wurdest," meinte ich.

Jonath
Das stimmte, ich sah echt nicht aus, als würde ich hier her gehören. Aber daran konnte ich ja auch nicht viel ändern.
"Kann sein, dass mir jemand was gesagt hat", murmelte ich. "Aber dann hab ich es schon wieder verdrängt. Ich hatte andere Sorgen."
Ich starrte wieder auf meine Hände. Ich wollte hier raus!

Tom
"Dann mußt du wohl die Wärter noch mal fragen, ich kann dir nicht sagen, wass du hier machen sollst, weiß ja nicht, was du vorher gemacht hast," brummte ich und vertiefte mich wieder in mein Buch.
Lesen und Schreiben konnte ich kaum, was aber kaum jemand wußte, weswegen ich Bücher bevorzugte, in denen Bilder waren, das, was darunter stand konnte ich mühselig entziffern, mehr aber auch nicht, auf der Straße lernte man wichtigere Dinge als das.

Jonah
Ich glaubte kaum, dass mir die Wärter überhaupt zuhören würden. Trotzdem musste ich es probieren. Sonst würde es möglicherweise noch mehr Probleme geben. Und die wollte ich hier wirklich einfach nur vermeiden. Ich konnte es mir nicht leisten hier schlecht aufzufallen.
Ich versuchte noch immer auf die Seiten des Buches zu blicken, doch hielt er es so, dass ich nichts sehen konnte. Ich seufzte resigniert.

Tom
"Hör auf, hier rumzuseufzen, das hättest du dir alles überlegen sollen, bevor du mist gebaut hast," meinte ich nur.
"Dann könntest du jetzt bei deiner Mami zu Hause sitzen und dich bekochen lassen ... oder was weiß ich, wsas du sonst gemacht hättest, ist ja auch gleich," knurrte ich und sah zu ihm.
"Was starrst du mich die ganze Zeit überhaupt so komisch an, hm? Wenn du ein Problem mit mir hast, dann sag es und wir regeln das."

Jonah
"Ich hab nicht gemacht verdammt! Wie oft denn noch!", brüllte ich ihn an und sah mit vor Wut glühendem Blick zu ihm. Ich hatte automatisch meine Fäuste geballt. Ich war eigentlich kein gewalttätiger Mensch, aber er reizte mich so dermaßen!
"Ich starre nicht dich an, ich versuche ins Buch zu gucken!", fauchte ich dann.

Tom
"Mein Gott, der Kleine kann ja laut werden," lachte ich amüsiert auf und musterte ihn. "Bist ja direkt niedlich, wenn du dich so aufregst, aber fahr mal wieder runter, du verschwendest nur deine Energie und gegen mich kommst du eh nicht an," grinste ich dann und wandte mich dann wieder meinem Buch zu.
"Sind bilder drin, nichts Interessantes," meinte ich dann nur und blätterte weiter.

Jonah
"Der Kleine ist ganz und gar nicht klein!", fauchte ich ihn an und blickte wütend zu ihm rüber. Ich verschränkte meine Arme vor dem Bauch. Er kannte mich doch gar nicht. Wieso war er so unverschämt zu mir?!
Gegen ihn kam ich also nicht an? Er wusste doch nichts über mich.
Ich starrte wieder an die Wand.

Tom
"Naja, Großer kann ich dich ja schlecht nennen," lachte ich weiter. "Dann würdest du auch rummeckern, also bleib ich bei Kleiner, zumal ich deine Nummer ja auch nicht kenne," seufzte ich dann und legte mein buch auf das Brett über meinem Bett, das als Regal diente, nahm mir das nächste, ein zerfleddertes Buch über die berge ... dort wollte ich schon immer mal hin, nur ohne Geld kam man im Leben halt nicht weit.

Jonah
"57381", meinte ich schlicht. Nach meinem Namen hatte er mich nicht gefragt. Und seinen verriet er mir ja nicht, also würde ich ihn wohl auch mit seiner Nummer ansprechen müssen.
Ich funkelte ihn an. Er lachte mich aus und machte sich über mich lustig. Das fand ich nicht fair.
"Kann ich mir das andere Buch ansehen?", fragte ich dann.

Tom
"Meinetwegen auch das, für mich bist du weiterhin Kleiner, für die anderen der Neue, gewöhn dich lieber dran und hoffe, daß du es nicht allzu lange bleibst," meinte ich nur und sah kurz zu ihm, als er nach dem Buch fragte.
"Was bekomme ich dafür, daß du es dir ansehen kannst?"

Jonah
"Was kann ich tun, um nicht lange der Neue zu bleiben?", fragte ich und sah ernst zu ihm. Dann überlegte ich. Was sollte ich ihm denn bitte geben, dafür mir das Buch anzusehen.
"Was soll ich dir denn bitte geben? Ich habe hier doch nichts! Einfach nichts. Und das wird wohl auch so bleiben."

Tom
"Ist doch ganz einfach, du bist solange der Neue, bis ein neuer Neuer kommt," seufzte ich genervt auf, war das so schwer?
"Keine Ahnung, du verdienst Geld, wenn du hier arbeitest, damit du dir sowas wie ein Buch ausleihen kannst, ich hab für die hier auch teuer bezahlt, also mach deine Arbiet gut und spar schön,2 grinste ich dann.

Jonah
"Wie oft bekommt ihr denn ungefähr Neue?", fragte ich nun. War ja interessant zu wissen. Ich wollte nicht lange der Neue bleiben. Würde danach bestimmt besser werden.
Das alles hatte noch nicht einmal wirklich angefangen und ich dachte schon nur darüber nach, wie es besser werden konnte...
"Wie viel Geld verdiene ich?", fragte ich dann neugierig.

Tom
"Ist unterschiedlich, bist seit langem mal wieder der neue Neue, der letzte kam vor nem halben Jahr rein, der wird sich freuen, nicht mehr der Neue zu sein," grinste ich.
"Wieviel du verdienst, kommt drauf an, wie gut du dich machst, ich bin bei zwei Dollar die Stunde momentan."

Jonah
Ich war etwas erleichtert, dass er mir mittlerweile wenigstens meine Fragen beantwortete und mit mir sprach. Vielleicht konnte ich mich ja mit dem anderen neuen... Naja anfreunden war nicht das rivhtuge Wort, aber vielleicht konnte er mir helfen hier rein zu finden. Ich seufzte leise.
"Und wie oft versucht jemand von hier abzuhauen?", fragte ichnebenbei. Ich selbst wwürde nie die Chance bekommen, von hier zu verschwinden. Mir würde nichts einfallen. Aber es war eben interessant zu wissen.