Between life & death || BL || mit Matiene

A, ein selbsthassender, fast 17 Jähriger Junge, wird von seiner Familie verabscheut und missachtet, hat keine Freunde und hasst sich selber abgrundtief. Während er mit seinem Leben abschließt, gibt es da noch B, ein Komapatient im Krankenhaus von Galway. Was wenn B A in Dublin sieht, als er sich umbringen will? Kann B ihn retten? Was passiert, wenn A B sieht und sich auf die Suche nach dem "Körper" von B macht? Wird er irgendwann aufwachen? Was sagt B's Familie dazu, als A kommt und behauptet B zu sehen?

James: Ich stand vor dem Spiegel, sah mich an. Ich war hässlich! Schwarze Haare, dumm wirkende blaue Augen... Alles an mir war hässlich. Niemand wollte mich, niemand mochte mich. Dabei war ich doch nur ein 16 Jähriger Junge. So wie viele andere... Was wäre, wenn ich mich vor 2 Jahren niemals als Schwul geoutet hätte? Wäre jetzt alles anders? Besser? Ich wusste es nicht und würde es auch nie erfahren, so viel war sicher!

Seufzend und mit hängendem Kopf verließ ich mein Badezimmer, schnappte mir meine Jacke, die ich mir anzog, dann meine Sneaker und zum Schluss meinen Rucksack. Meine Klamotten waren alle in meinem Zimmer, sie durften nicht bei den anderen an der Garderobe sein. Ich verließ mein Zimmer und verließ schnell das Haus. Meine Familie war reich- doch ich war es nicht Ich war arm. Damit hatte ich mich aber schon lange abgefunden.

Ich lief dem gepflasterten Weg entlang, hatte noch (wie jeden morgen) über eine Stunde Zeit, bevor der Unterricht begann. Ich hielt es nie lange zu Hause aus. Ich ging früh und kam spät wieder. Es interessierte ja keinen. Ich setzte mich im Park auf eine Bank unter einem großen Baum, holte aus meinem schwarzen Rucksack meinen Zeichenblock und Stift, fing dann wieder an, eine Welt zu malen, in der es für mich viel schöner war...: Ich war glücklich und hatte sogar einen Freund. Immer musste ich dann ganz kurz lächeln, weil dieser Gedanke so absurd war.

Marc: "Wieso wachst du nicht einfach auf?", schluchzte meine Mutter, die vor meinem Bett hockte und meinen reglosen Körper ansah. Glaub mir, ich würde so gerne wieder aufwachen. Ich legte ihr meine Hand auf die Schulter, was natürlich nichts brachte. Ich war nur mein Geist, der hinter ihr stand, der diesem reglosen Körper entfliehen konnte. Du musst stark bleiben, Mum, irgendwann wache ich wieder auf. Lautlos seufzte ich und blickte zu mir. Es war nach wie vor merkwürdig mich selbst dort liegen zu sehen. Aber solang ich nicht an meinen Körper gebunden war, musste ich nicht in diesem langweiligen Krankenzimmer bleiben. Ich konnte an jeden Ort reisen, an den ich wollte. Und das machte ich ab und zu auch, ich sah mir die anderen Städte an, beobachtete Leute. Schließlich konnte man nicht wissen, ob ich das irgendwann nochmal in echt machen könnte.

James: Ich seufzte auf, als ich bemerkte, das ich los zur Schule musste. Schnell packte ich zusammen und lief den 10 Minütigen Weg. Dort angekommen, sah ich schon die ganzen Massen von Schülern, 14 bis 19 Jahre alt. Es gab nur wenige, die mich ignorierten. Der Rest machte mich fertig. Wenn es mal jemand aus der Oberstufe mitbekam, halfen sie mir, da sie die Vorbilder für die "kleinen" waren, aber das war's auch schon. Manche Lehrer mochten mich, manche nicht, so war eben das Leben...!

Marc: Ich trat ans Fenster. Es regnete, die Regentropfen klatschten an die Scheiben. Irgendwie beruhigte mich dieses Geräusch, das hat es schon immer. Plötzlich ging die Zimmertür auf. Ich hoffte, dass ich endlich mal einen Zimmergenossen bekam, doch war es wieder einmal nur der Arzt. Niedergeschlagen ließ ich die Schultern hängen. Das wäre zu schön um wahr zu sein. Aber man kann doch eh niemanden zu einem Komapatienten legen. Typisch! Leicht schüttelte ich den Kopf und lauschte den Worten des Arztes. Alles unverändert. Wie immer. Es war jedes Mal das gleiche.

James: Mathe eine 2+, wenigstens etwas, dachte ich mir und packte die Arbeit ein. Ich mochte Schule nicht. Hier hatte ich keine Freunde oder sonstiges. Noch drei Stunden, bis ich hier wieder raus konnte. Drei Stunden, bis ich wieder alleine sein konnte. Drei Stunden, bis ich darüber nach denken konnte, ob ich mein Leben beenden sollte.

Marc: Ich lief im Zimmer auf und ab, blickte immer wieder zu mir rüber. Inzwischen war meine Mutter wieder gegangen. Trotzdem kam sie jeden Tag her, um nach mir zu sehen. Nicht, dass ich noch weg laufe! Ob es meiner Familie besser gehen würde, wenn ich sterben würde, wenn sie Gewissheit hätten, dass ich ganz weg war? Sicherlich nicht. Das beste wäre, wenn ich einfach wieder aufwachen würde. Ich will leben! Wieso wird mir das verwehrt? Das hier ist doch kein Leben. Ich will richtig leben. Ich wollte wieder arbeiten gehen, mich unterhalten, herum albern, die Welt sehen. Trotzdem war ich dankbar, dass ich noch hier war. Schließlich gab es noch immer Hoffnung.

James: Es klingelte- ich war erlöst! Schnell packte ich meine Sachen zusammen und verließ den Raum. Auf dem Flur begegnete ich noch ein paar Lehrern, ignorierte diese aber und verließ das Gebäude. Draußen atmete ich die frische Luft ein und lief zügig Richtung Stadt Auswärts. Ich kannte Plätze, an denen niemand war, niemand außer ich selbst.

Marc: Ich tippte meinen Körper an. Wach doch einfach auf! Ich seufzte. Einfach die Augen wieder öffnen meinen Körper bewegen. Wenn das nur so einfach wäre. Ich warf mich aufs andere Bett und starrte an die Decke, wie so oft. Ob ich wieder irgendwohin gehen sollte?

James: Ich mochte das Zeichnen. Gerade hatte ich die Umrisse eines Kopfes gemalt und die Haare, der Frau. Ich malte Gesichter, die in meine Welt passten, freundliche Tiere und freundliche Menschen. Zu Hause hatte ich ein ganzes Album davon.

Marc: Vielleicht? Vielleicht auch nicht? Es war so langweilig, wenn man niemanden zum reden hatte, wenn niemand einen sieht. Es war ätzend, einfach nur ätzend. Manchmal war es wirklich schwierig für mich. Zu gerne würde ich mich bei meiner Familie bemerkbar machen, zeigen dass ich noch lebte.

James: Ich seufzte auf, als es langsam dämmerte. Zu dunkel um zu zeichnen, zu hell um nach Hause zu gehen. Ich packte meine Sachen ein, legte den Rucksack wieder neben mich und sah dann in den Himmel. Die Sterne waren so wunderschön. Sie leuchteten wie Diamanten. Sollte ich? Sollte ich nicht? Schließlich würde mich niemand vermissen! Es war Zeit für mich, zu gehen...

Marc: Ich beschloss einen Abend in Dublin zu verbringen. Kurz dachte ich daran und schon war ich dort. Hier regnete es nicht. Mein Blick fuhr zum Sternenhimmel hinauf. Ein Lächeln schlich sich über meine Lippen. Der Sternenhimmel war wirklich wunderschön. Ich atmete die frische Luft ein, auch wenn es mir nicht viel brachte.

James: Ich schulterte meinen Rucksack und lief auf der leeren Straße entlang. Kein Auto, nichts. Wieso?? Wieso konnte ich nicht einfach sterben?

Marc: Ich lief durch die Straßen. Alles leer und kaum ein Auto fuhr. Mir war es jedoch relativ egal. Schließlich sah und hörte mich eh niemand. Wenn doch wäre es wirklich merkwürdig...

James: Ich lief weiter hin auf der Straße, war leise und lauschte, ob ein Auto kam, welches mein Leid beenden würde.

Marc: Ich schob die Hände in die Hosentaschen. Ich lief nur in T-shirt und Sportshorts herum, da ich auch so im Krankenhaus lag. Nicht mal Schuhe trug ich nicht, doch störte es mich nicht. Ich spürte die Kälte nicht.

James: Ich lief weiter, war schon fast wieder in der Stadt, als ich ein Auto hörte.

Marc: Auf einmal sah ich mir jemanden entgegen kommen, doch lief er auf der Straße. Und ein Auto kam. War der verrückt geworden?!

James: Ich blieb stehen. Ich war entschlossen. Ich wollte gehen, nichts hielt mich hier fest.

Marc: "Hey du!", schrie ich, obwohl er mich nicht hören würde. "Komm von der Straße runter!" Ich rannte auf ihn zu und riss ihn zur Seite, fiel mit ihm zu Boden. Im normal Fall wäre ich eher durch ihn durch gefallen oder gegen ihn geklatscht aber... ich konnte ihn richtig berühren?! Das Auto fuhr über meine Beine, doch spürte ich davon nichts und es passierte auch nichts.

James: Geschockt drehte ich mich um und kroch von dem Typen weg. "Was soll das?! Bist du dumm?!", Schrie ich ihn an.

Marc: Er konnte mich sehen? Und hören? Was war hier los? "Du siehst mich?!", rief ich etwas erschrocken. War er vielleicht doch erwischt worden und fing zwischen Leben und Tot?