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"Ich... Ich weiß nicht... Vielleicht einen neuen Streit mit meinen Eltern... Oder das der Typ so komisch geguckt hat und ich deswegen Angst habe... Willst du wirklich auf einem Baum schlafen? Ich denke du kannst auch ins Wohnzimmer... Ich könnte das Fenster offen lassen oder so..." Ich sah verlegen zur Seite. Ich machte mir viel zu viele Sorgen um ihn! "Und du musst... etwas trinken...", murmelte ich.

"Ich will erst einmal sicher sein, daß du angekommen bist. Keine Sorge, ich hab das nicht vergessen. Und es tut mir leid, daß ich das immer wieder tue, aber ich habe keine Wahl. Nur frisches Menschenblut gibt mir die Kraft, die ich brauche."
Es tat mir nicht so sehr um die Menschen leid, doch wußte ich, daß es ihre Angst vor mir nur verstärkte.
"Ich weiß nicht, ob dein Freund einen Raben bei sich haben will. Ist er ... eigentlich nur ein Freund ... oder ist da mehr zwischen euch?"

"Ich weiß... Aber würde Tierblut denn nicht reichen?", fragte ich leise.
Die zweite Frage überhörte ich nicht. Wir wären in einer Minute bei Levin.
Ich seufzte leise. "Er muss ja nicht wissen, dass du bei ihm bist..."

"So, wie in den neuen Vampirfilmen? Nein, das reicht nicht, nicht einmal Blutkonserven sind geeignet. Ich kann damit überleben, doch wäre so stark geschwächt, daß ich nicht wirklich leben könnte. Ich wäre schwächer als ein Mensch und angreifbar für jeden. Und das will ich nicht."
Ich hoffte nur, sie würde mich verstehen.

Ich nickte. Dann blieb ich vor einer Haustür stehen. "Hier ist es...", murmelte ich und sah zu ihm zurück. "Meld dich bitte bei mir ok?", fragte ich leise.
Dann drehte ich mich wieder zur Haustür und klingelte.
Levin öffnete die Tür und ich lächelte ihn gezwungen an. "Hey du!" Er nahm mich in den Arm und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Er war größer als ich und das mit dem kuss war ganz normal für uns geworden. "Na Kleine! Komm rein! Du bist ja pitschnass!"
Er zog mich ins Haus und schloss die Tür hinter mir.

Ich flatterte noch weg, bevor ich mit hinein kam. Der Junge hatte mich wohl gar nicht wahrgenommen. Ich war noch immer schwach, doch konnte ich einigermaßen gut fliegen, nur würde ich nicht so weit fliegen wie sonst.
Auf einem Baum im Wald machte ich kurz Rast.

Er schickte mich mit meinen Sachen ins Bad. "Dusch erstmal! Und danach isst du was!" Ich nickte und schloss hinter mir die Tür ab. Dann quälte ich mich aus meinen nassen Sachen und stieg unter das warme Wasser der Dusche. Ich würde bestimmt krank werden!
Dann zog ich mir meinen Pulli an und die andere Hose. Mit noch nassen Haaren ging ich zurück zu Levin.

Dann flog ich weiter und fand einen alten Mann, der in der Nähe lag. Er war schwer verletzt und lag unter einem Baum und sein Herz schlug kaum noch. Da er ohne Bewußtsein war, war er die perfekte Beute für mich. Nach meiner "Mahlzeit" flog ich wieder zurück.
Immerhin hatte ich Blut in ihm zurück gelassen, auch wenn es mir schwer fiel. Er hatte aber so viel davon schon verloren, daß es sicher nicht auf mich zurück zu führen war und die Bißwunde eines Vampirs verheilte schnell.
Ich suchte einen baum in der Nähe des Hauses, in dem der Junge wohnte und setzte mich auf einen Ast, der bis fast zum Wohnzimmerfenster von ihm reichte.

Ich setzte mich zu ihm aufs Sofa und er reichte mir eine Schüssel mit Suppe. Ich aß still und ohne ihn anzusehen. Ich wusste noch immer nicht, was ich ihm sagen wollte... Ich wusste genau, dass ich ihn nicht anlügen konnte. Und wenn ich ihm von dem Typen erzählte würde er die Polizei einschalten. Ob das noch notwendig war? Wahrscheinlich nicht. Jonathan hatte ihn wahrscheinlich genug eingeschüchtert. Ich stellte die leere Schüssel weg. Levin legte mir einen Arm um die Schultern. "So was ist los Mel?"

Ich sah die beiden und wie der Junge den Arm um Mella legte. Etwas skeptisch kniff ich die Augen zusammen, aber regte mich nicht.
Der Typ aus ihrem Haus hatte wohl nicht mitbekommen, daß Mella sich auch mit dem jungen getroffen hatte. War da wirklich nur Freundschaft? Und warum kümmerte mich das überhaupt?
Ich plusterte mich auf, da es nun wirklich kalt wurde. Als Vogel fühlte ich alles so wie ein lebendiges Wesen und so merkte ich auch die Kälte und den Regen.

"Naja... Ich..." Ich legte den Kopf an seine Schulter. "Muss ich darüber reden?" Er schüttelte nur leicht den Kopf.
Ich schloss die Augen. Der Tag hatte mich völlig fertig gemacht.
Mein Atem wurde ruhiger und nach einiger Zeit sackte mein Kopf zur Seite. Ich spürte noch wie Levin mich hoch hob und ins Schlafzimmer trug. Ich lächelte leicht.

Leider war das Wohnzimmerfenster geschlossen, so daß ich nicht hörte, was gesagt wurde. Ich flatterte hoch und suchte das Zimmer, in dem sie jetzt war und sah, wie der Junge sie auf ein Bett legte. Dieses Mal setzte ich mich direkt ans Fenster, da dort ein kleiner Balkon war.

Ich spürte wie mir jemand eine Decke über legte.
Levin ging noch einmal ins Bad. In der Zeit zog ich mir unter der Decke Hose und Pulli aus. Er hatte mich schon oft in Unterwäsche gesehen und wir schliefen ja nicht unter einer Decke.
Ich sah kurz zum Fenster. Dort sah ich Jonathan. Oder Corax. Auf jeden Fall gab mir das ein Gefühl von Sicherheit! Und gleichzeitig hatte ich unglaubliche Angst vor ihm! Ich sah schnell wieder weg.
Levin kam wieder und legte sich auch ins Bett. Er löschte das Licht. Das Fenster stand offen.
"Gute Nacht Süße Kleine Mel!", grinste er im Dunkeln. Damit ärgerte er mich immer. Doch ich war zu müde um mich zu wehren. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte sich neben mich.

Unruhig hüpfte ich auf dem Balkon hin und her, vor allem, als ich hörte, was er zu ihr sagte. Kurz stieß ich ein knurrendes krächzen aus und reckte den Kopf nach vorn.
Jetzt merkte ich es ganz genau, daß ich nicht wollte, daß er ihr so nah war. Ich ließ zwar keine Emotion an mich heran, doch wollte ich nicht, daß jemand anderes so bei ihr lag.

Er legte einen Arm um mich und ich legte meinen Kopf an seine Schulter.
Er war wie ein großer Bruder für mich, also war es für mich normal so zu liegen.
Ich hörte draußen den Raben. Bestimmt war ihm kalt. Doch ich konnte ihn nicht zu mir herein holen. Ich hatte erstens keine Kraft dazu und zweitens würde ich mich im Moment nicht zu nah an ihn heran wagen. Als ich ihm helfen wollte hatte ich nicht nachgedacht. Ich hatte nichts gespürt, doch jetzt war die Angst für mich so offensichtlich, dass ich sie nicht würde vor ihm verbergen können. Ich schloss die Augen und schlief ein.

Ich verkroch mich in eine Ecke des Balkons, so daß man mich von der Straße aus nicht sehen konnte und schlief ein wenig. Der Tag war für mich mehr als anstrengend gewesen und ich brauchte alle Energie, die ich kriegen konnte und Schlafen entspannte etwas.

Am nächsten Morgen weckten mich Sonnenstrahlen. Ich räkelte mich ein wenig und streckte mich. Dabei wachte Levin auf. Ich entdeckte den Raben. Ich lächelte leicht und setzte mich auf. Dabei rutschte mir die Decke von den Schultern. Levin lächelte und reichte mir eins seiner T-Shirts.
Ich zog es mir über den Kopf. Es war wie ein Kleid für mich doch das war ich auch schon gewöhnt. Ich schlief öfter hier.

Als ich erwachte, war es fast noch dunkel, doch ich war in meiner Rabengestalt. Schnell flog ich auf den Baum und verwandelte mich dort, dann kletterte ich nach unten und verbarg mich zwischen zwei Mülltonnen, die dort standen. Hoffentlich konnte Mella einigermaßen gut schlafen.

Ich stand auf und tapste verschlafen in die Küche. Dort machte ich Kaffee für uns beide, während er im Bad duschte. Dann ging ich ins Schlafzimmer und zog mich an. Ich kämmte mir die Haare und setzte mich dann an den Küchentisch um dort meinen Kaffee zu schlürfen. Levin kam zu mir und setzte sich verschlafen neben mich. "Gut geschlafen?", fragte er und ich nickte nur. "Ich muss in einer halben Stunde los zur Arbeit!", sagte er. "Gut du bist mich dann auch bald los." Er lächelte und sagte mich, dass ich bleiben könne. Doch ich verneinte. Ich musste nachhause. Ich musste alleine sein. Ich musste nachdenken!

Corax kam zu mir und vermeldete, daß bei Mellas Wohnung alles in Ordnung sei, aber man schon auf der Suche nach mir war.
Wie ich mich jetzt am Tag durch die Gegend bewegen sollte, war mir allerdings noch nicht klar, also mußte ich erst einmal hier bleiben. Im Tageslicht sah ich, daß es ein kleiner Hinterhof war, der sogar einen kleinen Schuppen hatte, hinter dem ich mich nun verbarg.

Nach ein paar Minuten verließ er auch schon die Wohnung.
Ich ging auf den Balkon, wo vorhin noch der Rabe gewesen war. "Jonathan?", fragte ich leise in die kühle Morgenluft.
Einerseits hoffte ich ihm würde es gut gehen, doch andererseits hatte ich noch immer eine riesige Angst vor ihm.

Ich hörte Mella und lugte hinter dem Schuppen vor und sah zu ihr nach oben. Da sie mich nicht bemerkte, warf ich einen Kieselstein, der leicht am Balkongitter abprallte, so daß sie in meine Richtung sehen mußte.
Ich lächelte ihr leicht zu.

Ich versuchte auch zu lächeln. Doch es gelang mir nicht wirklich. Ich bedeutete ihm zu mir hoch zu kommen. Es wäre einfacher so mit ihm zu reden. Ich wollte wissen wie es jetzt weiter ging!

Ich ging ein Stück vorwärts und senkte den Kopf.
Tut mir leid, aber ich kann nicht in die Wohnung des Jungen. Ich muß vom Besitzer hereingebeten werden, ansonsten muß ich draußen bleiben."

"Dann komm ich zu dir runter! Warte einen Moment!" Ich lief schnell zurück und schnappte meine Tasche. Dann zog ich die Haustür hinter mir zu und ging in den Hinterhof. "Hey...",flüsterte ich leise und sah ihn nicht an.