Verschlossen

Vincent
"Ich will nur keinen Ärger kriegen," sagte ich kleinlaut, ich haßte es, wenn die Schwestern mich ausschimpften, dann warten sie immer so laut und oft wußte ich nicht mal, was ich verbrochen hatte.
Verlegen zupte ich am Ärmel meines zu großen Pullovers und sah abwechselnd auf sie, dann auf das stück Torte vor mir.
Ich hatte sowas nicht mehr gegessen, seitdem ich ... seitdem das alles passiert war.
Vorsichtig streckte ich eine hand aus und berührte die kühle Torte mit der Fingerspirze, so daß diese durch die Himbeeren leicht rötlich war und steckte mir den Finger dann in den Mund, schloß die Augen und seufzte zufrieden auf, als ich die Süße auf meiner Zunge spürte.

Lora:

"Das merken die gar nicht.", meinte ich überzeugt. Die Schwester hatte die Tüte nicht einmal gesehen. Ich lächelte ihm die ganze Zeit über aufmunternd zu. Er war so zögerlich, als habe er so etwas noch nie in seinem Leben gesehen, geschweige denn gegessen. Trotzdem beobachtete ich ihn nicht so offensichtlich, damit es ihn nicht einschüchterte.

Vincent
Ich sah sie wieder an, nahm schnell den Finger aus dem Mund und versteckte meine hand unter mir, sah auf meine knie, sie hielt mich sicher dür komisch, weil so ein stück Torte für sie so normal war.
"Hat ... hat dich deine Mutter geschickt,2 fragte ich dann nach einer Weile leise.

Lora:

Ich sah von meinem geblümten Sneakers auf.
"Nö. Hat sie nicht. Ich bin einfach so hier. Meine Mutter ist weg mit ihrer Freundin oder so.", ich winkte ab und sah ihn dann an.
"Hast du etwa keinen Hunger? Du musst es nicht essen, wenn du nicht möchtest." Ich wollte ihm ja nichts aufzwingen. Vielleicht war ich zu vorschnell gewesen.

Vincent
"Ich dachte, sie hätte dich hergeschickt ... wegen gestern," meinte ich nur leise und zog leicht die schmalen Schultern hoch, griff dann mit spitzen Fingern nach dem Löffel und probierte ein wenig der süßen klebigen Masse.
Wieder genoß ich jeden einzigen Moment dieses Geschmackserlebnisses, es war so ganz anders als das Essen, was wir hier bekamen, es war hier nicht widerlich oder so, aber doch fade und eintönig.

Lora:

"Nein.", ich schüttelte den Kopf. "Nicht deshalb. Ich bin hier, weil ich dich einfach mal so besuchen wollte.", lächelte ich und sah ihm dabei zu, wie er sich doch ein Stück Torte in den Mund schob. Es schien ihm sehr zu gefallen und das freute mich ungemein.
"Ist meine Lieblingsbäckerei. Direkt am Stadtpark. Da gibt es die besten Torten und Cupcakes. Einfach super lecker. Könnte stundenlang sabbern vor der Vitrine stehen.", lachte ich leise auf.

Vincent
"Mich hat hier noch nie jemand besucht,! sagte ich traurig und sah auf das Stück Torte. kratzte eine Himbeere ab und schob die mir in den Mund.
"War auch noch nie draußen gewesen, seitdem ich hier bin, nur ein paar Mal im Krankenhaus, ansonsten nur in diesem Zimmer, sie wollen nicht, daß ich rausgehe."

Lora:

"Doch schon. Nämlich ich.", grinste ich ihn leicht an, während er sich die Himbeere in den Mund schob. Ich wunderte mich, dass er gar keine Familie hatte, die ihn besuchen kam. Der Junge schien so einsam und doch sperrten sie ihn hier ein, statt ihn nach draußen zu lassen, damit er ein paar soziale Kontakte knüpfte. Ich würde mit meiner Mutter darüber reden. Das konnte ich gar nicht verstehen!
"Wenn du magst.", setzte ich vorsichtig an. "Können wir ja mal zusammen zum Park gehen. Irgendwann.", schlug ich ihm vor.

Vincent
"Ich ... ich bin hier die ganze Zeit unter beobachtung, die lassen mich nicht so schnell raus," meinte ich leise und sah sie kurz an, dann wieder zur Seite.
Sie hatte anscvheinend keine Ahnung von mir, von dem, was mir passiert war, vielleicht hatte ihre Mutter ihr auch nichts davon erzählt, wahrscheinlich würde sie sonst nicht hier so ruhig sitzen.
"Rausgehen ist keine so gute Idee für mich," meinte ich dann leise, immerhin waren im Park sicher viele Menschen, die einen, wenn auch unabsichtlich, berührten, indem sie einen anstießen oder so und das wäre unerträglich für mich

Lora:

"Hmm. Habe ich mir schon gedacht. Aber das müssen wir auch nicht. Wie du möchtest."; lächelte ich ruhig. Ich wusste nichts über seine Kondition, denn meine Mutter durfte so etwas nicht weitererzählen. Aber ich ging davon aus, dass er Angst vor Berührungen hatte. Die Schwester hatte so etwas angedeutet und vor den Farben rot und Orange.
Ich fragte ihn nicht. Nicht, wenn er es nicht selbst erzählen wollte.
"Wie alt bist du eigentlich?"; fragte ich ihn stattdessen.

Vincent
"Trotzdem danke, daß du ... mir das angeboten hast," sagte ich leise, versuchte, sie anzulächeln, wußte aber nicht, ob ich es schaffte.
"Ich weiß gar nicht mehr, wie es draußen ist, vielleicht ... komm ich da ja auch gar nicht mehr zurecht," ich sah aus dem Fenster, die Sonne war trügerisch, ich wußte von ihrem anderen Gesicht, das sie in der dämmerung aufsetzte.
"Ich bin 16," antwortete ich ihr, traute mich aber nicht, ihr fragen zu stellen.

Lora:

"Gerne. Es war bloß so ne Idee. Die kommen mir oft ganz spontan.", plapperte ich munter drauf los.
"Du wärst ja auch nicht alleine. Ich wäre bei dir. Würden uns kurz umsehen und am grünen Gras schnuppern und dann wären wir wieder zurück in unserem Bau.", lächelte ich.
"Du bist ein Jahr jünger als ich.", stellte ich fest. Ich hätte ihn auf 14 oder 15 geschätzt. Er sah jünger aus. Aber vielleicht lag das wirklich an der Kleidung.
"Also ich habe heute dieses Buch gelesen. Aber es war irgendwie viel zu schnell wieser vorbei. Es war ein gutes Buch. Deshalb war ich zufrieden." Ich spielte mit meinem Ohrring herum.

Xincent
Ich war wie erschlagen von ihrtem Redeschwall, sowas war ich einfach nicht gewöhnt und es strengte an, ihr zuzuhören und ihr folgen zu können.
"Es ist nicht dein Bau, du hast ein richtiges Zuhause," meinte ich leise und sah auf meine Hände.
"Ich darf nicht viel lesen, leider, sie haben Angst, es könnte mich zu sehr aufregen, sie haben dann vor mir Angst."
Wenn ich Panik hatte, dann war ich nicht ich selbst, oft genug sah ich danach nur die Zeichen der wut, die ich hatte, ohne mich daran erinnern zu können, sie sprachen vom Blackouts, die ich hatte.

Lora:

Ich machte etwas langsamer,weil er überfordert zu sein schien. Ich wusste, dass ich manchmal zu viel und zu schnell redete.
"Natürlich nicht. Ich bin schließlich nicht wirklich ein Kaninchen. Ich stelle mir das nur vor. So ist es lustiger."
Ich hielt meine Hände so an den Kopf, dass sie Hasenohren darstellten.
"Ich denke es kommt ganz auf das Buch an. Es gibt Bücher, die sind sehr beruhigend.", lächelte ich aufmunternd. Ich konnte mir nicht vorstellen,wie man vor ihm Angst haben konnte und nahm mir vor, ihm ein passendes Buch mitzubringen. Vielleicht sogar beim nächsten Mal.
"Was machst du denn so gerne?", fragte ich ihn vorsichtig. Irgendwie musste er ja die Zeit verbringen.

Vincent
"Du hast trotzdem ein Zuhause, ich habe keines mehr," meinte ich leise, mein Zuhause war letztenendes bis auf die Grundmaern abgebrannt, ich hatte die bilder tagelang im Fernsehen im Krankenmhaus gesehen, bis sie es mir verboten hatten.
"Die einzigen Bücher, die ich kenne, sind Schulbücher, ich lerne eigentlich den ganzen tag nur und sehe aus dem Fenster," meinte ich leise und seufzte.
"Oder habe meine Therapiesitzungen, da bleibt keine Zeit, noch was anderes zu machen außer essen und schlafen."

Lora:

"Das wusste ich nicht.", meinte ich. Es klang fast wie ein ein Vorwurf, aber ich versuchte mich davon nicht einschüchtern zu lassen.
"Manchmal sind Schulbücher ganz interessant. Kommt ganz auf das Thema an.", versuchte ich es positiv aufzufassen.
"Gibt es etwas, das du besonders spannend findest oder so?"
Ich stand auf und stellte mich mit genug Abstand neben ihn, sah aus dem Fenster. Das Haus stand auf einem leichten Hügel und es war relativ weit draußen.
"Man hat hier einen schönen Ausblick.", stellte ich lächelnd fest.
"Man kann sogar den Wald sehen. Ich würde glaube ich auch nicht satt davon werden."
Ich sah verträumt in die Landschaft und seufzte leise.

Vincent
"Ich lerne, was man mir sagt, spannend ist da nichts bei," meinte ich leise und sah sie kurz an, als sie sich neben mich stellte, rutschte ein wenig mit meinem Stuhl außer Reichweite, nicht, daß sie mich doch noch berührte, selbst wenn es aus Versehen war, wußte ich, daß es weh tun würde.
"Es ist seit einem Jahr immer der gleiche Ausblick," sagte ich leise.
"Wie ein großes Bild, wss nur die Jahreszeiten verändert, aber es bleibt doch immer gleich, du würdest es irgendwann sicher auch nicht mehr so schön finden, aber es ist das Einzige, was ich von der Welt draußen habe."

Lora:

"Na ja. Okay. Ich gebe zu. Das ist nicht immer interessant. Aber manchmal schon."
Ich tippte gegen die kühle Fensterscheibe und hauchte dann dagegen, um ein Smiley mit dem Zeigefinger zu malen.
"Es ist bestimmt jeden Tag ein kleines bisschen anders. Vielleicht schaust du nur nicht genau genug hin.", lächelte ich. "Ich meinte das Blatt da ist doch nie das gleiche, wie zum Beispiel gestern." Ich deutete auf irgendein Blatt an einem Baum;das man gar nicht genau erkennen konnte.
"Und dann gibt es da noch den Wind, der alles verändert. Ständig. Und in jedem Licht sieht sie Landschaft etwas anders aus. Da gibt es ganz viel."

Vincent
"Vielleicht, kann sein, ich weiß es nicht," meinte ich leise.
"Kann srin, daß du es anders siehst, weil du ein anderes Leben hast als ich, du hast darin mehr Besxhäftigung als ich, ich sitz hier nur den ganzen Tag rum und laß an mir ausprobieren, welche Therapie am meisten was bringt, ich weiß nicht mal, ob die mich hier jemals wieder rauslassen wollen, ich glaube es fast nicht," sagte ich traurig.
"Und ich mag kein Licht, ich mag die Sonne nicht, sie verhöhnt mich mit ihrem Licht und lacht mich aus, weil ich machtlos gegen sie bin."

Lora:

Ich sah ihn an und wandte den Blick von der Landschaft ab. Er sah traurig aus. Ich wusste immer noch nicht,was ihm passiert war, aber dass sie ihn hier einsperrten konnte ja nicht die Lösung sein.
"Ich finde, du solltest noch nicht aufgeben. Ich weiß nicht viel über dich und wahrscheinlich bringt dir meine Meinung nichts, aber das ist, was ich denke."
Ich sah wieder aus dem Fenster.
"Es könnte ja auch Mondlicht sein. Oder elektrisches Licht von einer der Laternen, oder etwa nicht? Die Nacht kann auch sehr schön sein."

Vincent
"Kannst dir ja meine Akte durchlesen, tun die anderen ja auch, war auch shon studienobjekt in ner Uni, weil mein Fall ja so interessant ist," meinte ich, leichte Ironie war aus meiner Stimme zu hören, wenn sowas war, kam ich mir immer vor wie im Zoo.
"aufgegeben habe ich schon an dem Tag, als ich hierher kam," sagte ich dann leise.
"Weil ich, wenn ich einmal hier drin bin, nie weider in ein normales Leben zurück kann, dafür sorgen die hier shon, glaub mir."

Lora:

"Nein.", sagte ich bloß.
"Mir geht es nicht um deine Akte. Ich wollte bloß mit dir reden. Das ist alles.", lächelte ich ihn an. Er klang so verbittert. Ich fragte mich, was die Leute ihm hier antaten. Ob sie ihm überhaupt etwas antaten.
"Okay."; sagte ich ruhig. "Das liegt an dir zu entscheiden. Vielleicht denkst du ja irgendwann anders. Ich weiß nicht."
Mein Blick fiel auf das halb gegessene Stück Torte.
"Willst du das noch aufessen?"; fragte ich ihn.

Vincent
"Ich ... ich hab hier niemand wirklich zum Reden, ich weiß nicht, ob ich der richtige dafür bin," meinte ich und sah sie kurz an, sie sollte nicht ihre Zeit verschwenden, ich langweilte sie sicher auf kurz oder lang nur.
Als sie auf das Stück Torte wies, schüttelte ich den Kopf.
"Du kannst es essen, wenn du willst, danke, daß du sie mir mitgebracht hast," sagte ich dann verlegen und sah zur Seite.

Lora:

"Warum nicht? Außerdem war es doch meine Entscheidung hierher zu kommen. Also bis du doch der richtige.",sagte ich munter und sah dann wieder zu dem Stück Torte.
"Wenn du wirklich nichts mehr möchtest? Ich habe sie ja für dich mitgebracht. Aber Hach! Ich kann einfach nicht widerstehen! Ich bringe dir morgen wieder ein Stück mit versprochen. Du kannst mir auch sagen; was du am liebsten möchtest."
Ich liebäugelte mit der Kalorienbombe. Warum musste es so gut sein.

Vincent
Ich schüttelte den Kopf, als sie noch mal wissen wollte, ob ich die Torte haben wollte, wenn sie sie wollte, konnte sie das stück gerne haben, ich war auch noch ein bisschen vorsichtig, weil mein Magen das nicht mehr gewöhnt war.
"Du kannst es essen und du mußt mir auch kein neues Mmitbringen, das ist auch viel zu groß für mich, ich esse hier auch nur kleine Portionen, hab nicht so den richtigen hunger, liegt aber an den Tabletten, die dämpfen alles," erklärte ich schüchtern.
"Und ... du willst morgen wiederkommen?"