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Noah

"Jenna was ist passiert?", ich versuchte meine Stimme ruhig und kontrolliert klingen zu lassen.
"Was ist bei Evan?" Ich sah sie fragend an. Ein medizinischer Notfall scheinbar. Sonst wäre sie nicht so weggeeilt. Es musste was verdammt Ernstes sein.

"Evan hat eine kleine Tochter und ihr gehts gerade nicht sehr gut, sie ißt seit ein paar Tagen wohl nicht mehr richtig und wird dadurch immer schwächer. Soviel weiß ich von Camille. Und gerade ist die Kleine wohl umgekippt, sie kommt jetzt ins Krankenhaus ... hoffentlich wird sie wieder," meinte Jenna und sah die Straße entlang, in den nächsten Minuten müßte ein Krankenwagen kommen, sie hoffte nur, daß der schnell genug war.

Noah

"Scheiße. Celeste. Ich habs mir fast gedacht.", ich biss mir auf die Unterlippe. Es kam mir so vor als ob ich die kleine kennen würde. Leif sprach über niemand anderen. Er liebte sie so sehr. Das würde ihn fertig machen.
"O..okay.", sagte ich leise. Es gab nichts, was wir tun konnten und Camille war sehr kompetent. Sie würde Celeste helfen wo sie konnte. Davon war ich überzeugt.
"Ich sollte Leif schreiben, aber er ist nicht erreichbar.", murmelte ich leise.

"Wo immer Leif jetzt gerade ist, er würde umkommen vor Sorge. Und er jann auch nichts ausrichten, das können wir alle nicht. Ich weiß nicht, was die Kleine hat, aber es reicht schon, wenn Evan am Boden ist," in der Ferne hörten sie die Sirene des Krankenwagens, der schnell in die straße einbog und sicher vor Evans Haus hielt, sehen konnte man von hier aus aber nicht viel, weil die Hecke, die um Camilles Grundstück war, den Blick auf die Straße versperrte.
"

Noah

Ich schwieg. Was sollte ich noch sagen. Ich hatte nicht mal das Recht mir Sorgen zu machen. Celeste hatte nichts mit mir zu tun, Evan konnte mich auch nicht leiden und trotzdem machte ich mir Sorgen. Ich zog die Stirn in Falten. Sie war noch ein Kind. Ganz klein und zerbrechlich. Ich biss mir auf die Unterlippe. Man konnte die Sirenen hören. Es war ohrenbetäubend laut für mich, aber ich zuckte nicht zusammen.

Jenna schob Noah nach einer Weile wieder ins Haus und schloß die tür hinter sich. Sie atmete ein paar Mal tief durch und lächelte ihn dann ein wenig an, bevor sie in die Küche ging und Teewasser aufsetzte.
"Möchtest du auch einen," fragte sie mit belegter stimme und fing an, die Teekanne mit Kräutern zu füllen.
"Camille hat der Kleinen schon oft helfen können, ich bin da sicher, daß in ein paar Tagen alles wieder okay ist."

Noah

"Ich dachte Evan kennt dich gar nicht mehr." Ich folgte ihr nach einer Weile in die Küche. Ich musste mich zusammenreißen. Für Jenna. Ihre Stimme zitterte.
"Ja gerne. Ich trinke gerne einen Tee. Ja bestimmt. Camille ist die beste Ärtztin, die ich kenne." Ich klang ziemlich überzeugend. Ich nahm meine Hand in ihre und drückte sie kurz fest. "Es wird schon alles." , ich lächelte sie an, nahm mir dann meine dampfende Tasse Tee. Tee war immer gut. Es beruhigte mich.

"Nein, Evan kennt mich auch nicht mehr, wieso fragst du," Jenna sah ihn kurz an, bevor sie sich weiter um die Kanne kümmerte. "Ich hab dir doch gesagt, daß ich keinen weiteren Kontakt zu ihm aufbaue, damit er mich nicht wiedererkennt und Fragen stellt," fügte sie hinzu.
Sie machte den Tee fertig und reichte Noah seine Tasse, bevor sie sich selbst eine nahm und sich an den Küchentisch setzte. "Ja, ich vertraue Camille da auch."

Noah

"Ich hab mich gewundert. Aber er weiß ja, dass ihr Nachbarn seid. Sorry."
Ich trank einen Schluck Tee. Das mit Celeste tat mir Leid. Ich konnte mir nur vorstellen wie viel sie ihm bedeutete seine Tochter. Mindestens so viel wie meine Eltern mir bedeuteten oder mehr. Ich schwenkte die Tasse gedankenverloren hin und her. Trank hin und wieder einen Schluck. Ich konnte das Ticken der Küchenuhr mit jeder Sekunde hören. Jenna ging wohl auch ihren eigenen Gedanken nach.

"Camille hält mit allen Nachbarn hier Kontakt und Evan hat auch schon hier gewohnt, als wir noch nicht da waren," erklärte Jenna ihm. "Also kennen mich alle Nachbarn zumindest vom Sehen, aber mehr als Grüßen und ein kurzes Gespräch kommt meistens nicht zustande. So hab ich zum Beispiel auch vorgher nicht gewußt, daß Evan in dem Reservat arbeitet, er weiß auch weiter nichts über mich, kann sein, daß Camille sich mit ihm über mich unterhalten hat, aber das glaube ich nicht wirklich. Ist ja nicht weiter verwunderlich, wenn hier mal Leute einziehen," sie sah dfas alles nicht wirklich als Gefahr, sie hatte ja nichts weiter mit Evan zu tun.
"Er war auch schon mit der Kleinen hier gewesen, scheinbar wollte sie sich bei Camille bedanken," lächelte sie leicht und zeigte auf ein bunt bemaltes Töpfchen mit einer kleinen Grünpflanze, die auf dem Fensterbrett stand. "Das war ihr Geschenk für Camille."

Noah

Ich blickte auf, als sie mit mir sprach. "Oh.", mein Blick wanderte zu dem Topf. Ein warmes Gefühl durchströhmte mich. Kleine Kinderhände hatten das bemalt, um sich bei Camille zu bedanken. Und Camille hielt es hier. Vielleicht hatte ich sie doch falsch eingeschäzt. Ich dachte an Jules Worte heute. Ich bildete mir zu schnell ein Urteil bei anderen. Dabei waren sie vielschichtig und anders, als sie vielleicht wirkten und auch Evan könnte das gestört haben. "Ich kenne sie nicht, aber Leif redet dauernd von ihr und schreibt von ihr. Es ist so als würde ich sie kennen. Ich weiß auch nicht, komisch oder? Ich denke ich würde sie mögen." Ich trank noch einen Schluck.

"Ja, Leif und sie verbindet viel, er hat mir auch schon erzählt, daß er sie die Sterne hören lassen hat, wie sie singen ... ich glaube, Leif zeigt das nicht jedem. Camille hat auch immer eine Kleinigkeit da, falls sie mal rüber zu den beiden geht, sie besucht sie recht häufig, um zu sehen, wie es ihr geht," meinte Jenna und trank noch einen Schluck des aromatischen Tees, langsam beruhigte sich ihr Herzschlag auch wieder.
"Celeste ist wirklich lieb, für ihr Alter auch schon ziemlich weit ... aber sie wird wohl nicht sehr lange leben, hab ich Camille mal sagen gehört. Deswegen will Evan ihr das Leben so schön machen, wie er nur kann, er würde alles für sie tun," fügte sie leise hinzu.

Noah

"Siehst du? Ich bin nicht verrückt. Sie singen wirklich. Ich meins ernst. Er hat es mir auch gezeigt." Letztens fand sie das noch verrückt.
Ich sah zu ihr, ich konnte hören, dass ihr Herzschlag sich beruhigte. Ich lächelte leicht.
"Sie ist also doch krank.", sagte ich leise. Es würde Leif das Herz brechen. "Man kann nichts tun. Natürlich nicht.", murmelte ich. Sie war doch noch so unglaublich jung. Gerade ein kleines Kind. Das war zu hart. Für sie und Evan und alle beteiligten. Selbst mir tat es weh das zu hören. Ich ballte die Fäuste unter dem Tisch und atmete scharf ein. So war es nun einmal.

"Ja, irgendwas stimmt mit ihren Gene wohl nicht, zumindest hab ich Camille so verstanden. Sie erklärt mir da einiges, wenn ich sie frage, weil sie der Meinung ist, daß ich auch mit so was konfrontiert werden muß, wenn ich später Ärztin werden will. Auch kleinen Kindern kann es schlecht ergehen und so kann ich mich darauf schon mal einstellen," sagte Jenna leise.
Die Sirene des Krankenwagens war schon eine Weile wieder verklungen. Wenige Minuten später hörte man, wie Camille die Tür aufschloß und hereinkam. Sie wirkte ruhig, aber müde. "Celeste ist im Krankenhaus, Evan ist noch zu Hause, er wollte nicht mitfahren. Es nimmt ihn jedes Mal zu sehr mit," seufzte sie und goß sich ebenfalls eine Tasse Tee ein.

Noah

"Sie hat nicht unrecht.", sagte ich leise. Aber es war trotzdem zu hart. Sie schien zu schwach zu sein und doch ein helles Licht. Es musste so hart sein für Evan. Zu unbeschreiblich.
Ich hörte den Schlüssel im Schloss. Camille kam rein, sie beachtete mich auch kaum. Aber sie schien ausgelaugt. Als brauchte sie ne Pause. Ich stand auf. "Hey ich gehe jetzt besser. Wir sehen uns morgen abend." Ich küsste Jenna kurz auf die Wange.
"Ihnen noch einen schönen Abend, Camille." Der Vampirin nickte ich höflich zu. Es war kein schöner Abend mehr. Das wussten wir alle. Mein Kopf war nur bei Celeste und Evan. Leif war nicht mal da. Er war ganz alleine. Ich zog meine Schuhe über und trat nach draußen.

"Gut, bis dann," meinte Jenna und brachte ihn noch zur Tür. "Sie wird schon wieder,2 sagte Jenna leise, sowohl Celeste als auch Camille meinend, da diese auch erschöpft aussah.
Als Noah weg war, setzte sie sich zu der Vampirin in die Küche, füllte ihnen noch einmal Tee nach, versank in Schweigen, egal, was man sagte, die Situation würde gedrückt bleiben.

Noah

Ich verbrachte den Abend damit Supper zu kochen. Meine Eltern waren schon Stunden weg. Keine Ahnung. Vielleicht würden sie über Nacht in der Pension bleiben. Mit einem dampfenden Topf Hühnersuppe blieb ich entschlossen vor Evans Haus stehen. Er konnte mich nicht ab, aber das war mir in dem Moment egal. Wer wollte in so ner Situation alleine sein? Das war richtig mies. Zu mies. Man brauchte was Warmes zu Essen. Ich klingelte.

Evan zuckte leicht zusammen, als es klingelte, er war gerade dabei, in Celestes Zimmer aufzuräumen. Alarmiert hetzte er schon fast zur Tür, er fürchtete, es könnte Camille sein, die ihm schlechte Nachrichten brachte. Selbst der Kater stand schon mit aufgestelltem zitternden Schwanz maunzend an der Tür.
Er riß fast die Tür auf und sah mit schreckgweweiteten augen nach, daß dort Noah stand, merkte er einen Moment später und er atmete aus, wischte sich fahrig den Angstschweiß von der stirn, versuchte, sich zu beruhigen. "Leif ist leider nicht da, tut mir leid," sagte er mit brüchiger Stimme.

Noah

Ich hatte Evan noch nie so aufgelöst gesehen. Aber kein Wunder. Er schien völlig fertig.
"Tut mir Leid, dass ich dich erschreckt habe. Ich weiß, dass Leif nicht da ist. Er hat mir geschrieben, dass er weg sein wird für ne Weile. Deshalb bin ich nicht hier. Uhm ich habe von Jenna gehört, was passiert ist. Sie ist meine Freundin deshalb. Egal. Ich habe dir Suppe mitgebracht." Ich hielt ihm etwas unbeholfen den Topf hin.

Mißtrauisch sah Evan ihn an, aber er erinnerte sich, daß Jenna für Noah die Patenschaft arrangiert hatte und auch mit ihm zusammen schon im Reservat war. Es war also normal, daß er es mitbekommen hatte, was passiert war, wenn er heute Abend bei ihr gewesen war. Er nickte schwach und nahm Noah den Topf ab, ging einen Schritt zur seite. "Komm rein, dann kann ich das umfüllen und du kannst den Topf wieder mitnehmen," bot er ihm an.

Noah

Ich sah ihn verwundert an. Das hatte ich nicht erwartet. Nicht seit unserer letzten Begegnung hier. Ich nickte. "Okay danke." Ich zog meine Schuhe automatisch aus, als ich eintrat. Das war so ne Sache, die meine Mutter mir eingetrichtert hatte. Vorsichtig sah ich mich um, als ich ihm in die Küche folgte. Es sah von Innen genauso aus wie bei uns, aber an den Wänden hingen lauter Filmplakate und einige eingerahmte Meisterwerke zu Celeste, wie es schien. Ich erkannte beides, traute mich aber nicht etwas zu sagen dazu.
Evans Küche war leicht chaotisch, aber gab mir ein warmes Gefühl. Überall standen Gläser mit Reis oder Mehl herum, die dementsprechend beschriftet waren. Er hatte wohl auch eine Gewürzkollektion.
"Ich hoffe du magst Hühnersuppe." Dracula begann sich um meine Beine zu winden. Er schnurrte und maunzte laut. Scheinbar hatte er das Fleisch gerochen.

Evan suchte nach einem kleinen Topf aus Keramik, in den er die Suppe füllte. Seine Bewegungen waren trotz allem ruhig und routiniert, es zeigte auf erschreckende Weise, daß er trotz seines inneren Aufruhrs zumindest körperlich gut gegen diese Situation steuern konnte, eben weil er es gewöhnt war, daß Celeste im Krankenhaus landete.
Umsichtig wusch er den Topf aus und gab ihn dann Noah zurück. "Danke für die Suppe, ich hoffe, du kannst verstehen, daß ich gerade keinen Hunger darauf habe," entschuldigte er sich bei Noah und hob den Kater hoch, der sich sofort an ihn kuschelte und laut zu schnurren anfing. "Deinem Frauchen geht es gut, mein Dicker, du siehst sie bald wieder, das verspreche ich dir," redete er sanft auf den Kater ein, er versuchte, damit gleichzeitig das Tier und sich zu beruhigen. Der Kater stupste ihn liebevoll mit der Nase an und fuhr mit der Pfote über Evans blasse Wange, als wolle er ihm sagen, daß er ja da war.

Noah

"Klar gerne." Ich nahm den Topf entgegen. Ich hatte ihn aufmerksam beobachtet.
"Natürlich. Ich meine, hätte ich auch nicht. Das war auch nur ein blöder Vorwand.", gab ich zu. "Aber später könnt ihr die ja essen.", fügte ich noch hinzu.
"Wenn ich du wäre, würde ich nicht alleine sein wollen und da dachte ich... aber du hast ja Dracula.", ich lächelte sanft. Der Kater schien auf Evan aufzupassen. Er wollte ihn wohl auch aufmuntern.
"Also falls du noch was brauchst oder ich bleiben soll oder irgendwas, sag Bescheid.", ich nickte ihm höflich zu.

"Ich bin nicht alleine, ich habe den Kater ja noch. Und ich wüßte nicht, wie deine Gesellschaft die situation für mich besser machen sollte. Ich weiß, das klingt hart, aber du hast von dem Ganzen hier keine ahnung, du kannst es ja auch nicht wissen und mußt es auch nicht," meinte er dann ruhig.
"Wir haben gelernt, mit dem Ganzen umzugehen, ob alleine oder nicht, weder ich noch meine Tochter lassen uns davon kleinkriegen, wir haben die Unterstützung von der Patentante deiner Freundin, dfas hilft uns schon sehr viel, durch sie können wir schnell genug handeln," erklärte er Noah weiter, setzte den Kater vorsichtig ab, der aus der Küche lief und nach kurzer Zeit mit einem rosa Seidenband wiederkam, welches er Evan vor die Füße legte. "Schon gut, ich weiß ja," seufzte dieser und hob das Band auf und knotete es sich um das Handgelenk.
"Trotzdem danke, daß du vorbeigekommen bist, ich möchte nicht undankbar erscheinen. Mir wäre es trotzdem lieber gewesen, wenn du davon nichts wissen würdest, ich sehe dir dein Mitleid an, das hilft mir aber nicht weiter, meiner Tochter auch nicht. Es macht nichts besser."

Noah

"Nein. Ich weiß. Ich wollte euch nicht unterbuttern. Ihr wisst wie zu Handeln. Mein Mitleid bringt nichts. Das bringt nie irgendwas. Es ist nur eine frustrierende Sache. Ihr braucht mein Mitleid auch nicht. Ich wollte nur uhm na ja. Es ist blöd alleine zu sein. Eben. Und ich habe von Celeste gehört von Leif und ich musste die ganze Zeit an euch denken..." In solchen Momenten war ich so schlecht darin mich auszudrücken. Als wäre jegliche Redegewandtheit von mir gewichen. Ich wünschte Leif wäre hier gewesen. Er wusste immer, was in solchen Momenten zu tun war. Wahrscheinlich hätte er Evan umarmt. Aber das konnte ich nicht. Deshalb klopfte ich ihm unbeholfen auf den Rücken. "Na gut. Dann haue ich mal ab.", ich umklammerte den Suppentopf. "Camille ist sehr gut. Sie hat meinem Bruder und meinem Vater schon oft geholfen. Na dann. Bis später..."