Die Verblendung

Gabriel

"Oh. Dann kann ich mich ja jetzt gut bei Ihnen stellen." Ich wurde rot, als er sagte, dass sie mich mochte. Auch wenn ich nicht wissen wollte, wer Junge Nummer eins war.
"Ich bin ziemlich verliebt in sie.", gab ich leise zu. "Nicht nur weil sie hübsch ist. Eher weil sie mir so viel gegeben hat. Ich mag es, wie sie lächelt und an andere denkt. Sie zu sehen macht mich glücklich.",meinte ich ehrlich.
"Aber ich weiß nicht mal, ob sie mich ernst nimmt, weil sie ist so unnahbar für mich. Sie ist zu allen immer so nett.", lächelte ich. "Vielleicht sollte ich Ihnen das nicht sagen. Ich hab nichts zu bieten. Gar nichts." Ich hatte nicht einmal ein Zuhause.
"Es ist gut, dass alles okay ist. Nicht gut, aber okay. Es wird weitergehen. Und danke für ihre Hilfe." Ich nickte ihm zu.

"Du mußt dich nicht mit mir gutstellen, Gabriel, was ich über die anderen denke, ist ihr egal, sie macht eh das, was sie will," wehrte Bellas Vater ab. "Aber ich glaube, mit dem Thema Liebe hat sie sich bisher noch nicht beschäftigt, sie hat da andere Dinge, die ihr wichtiger sind momentan und so wie ich sie kenne, wird sich da in nächster Zeit auch nichts ändern. Wie gesagt, sie hat bisher nur wenige Jungs mit hierhergebracht, nur immer ihre Freundinnen, kann auch gut sein, daß sie gar nicht an Jungs interessiert ist, aber das wäre auch in Ordnung für mich, solange sie glücklich ist," meinte er dann, er war in dieser Sache sehr locker, eben weil er auch im Arbeitsbereich von Bellas Mutter viele Paare kennengelernt hatte die aus zwei Frauen oder zwei Männern bestand.
"Ich habe sie so erzogen, daß sie nett zu anderen ist. Dann ist die Chace auch größer, daß man auch nett zu ihr ist. Das ist mein Grundsatz, wir helfen gerne, wenn wir können. Und wir lassen Freunde nicht vor der Tür stehen und du bist ja ein Freund von ihr. Du kannst erst mal hier übernachten, wenn dir die Couch hier nichtz zu ungemütlich ist," bot er ihm an.

Gabriel

"Habe ich mir fast gedacht. Aber immerhin habe ich noch Chancen, schätze ich. Obwohl es sicher nicht einfach wird. Ich werde es weiterhin probieren. Sie wissen Bescheid. Ich wollte, dass Sie es wissen.",erklärte ich ihm. Es war einfach so ein Gefühl. Wenn Bella nicht auf Männer oder mich stand, dann würde ich das irgendwann herausfinden. Aber bis dahin würde ich es weiterhin probieren. Direkt aufgeben brachte auch gar nichts. So war das eben.
" Sie haben sie gut erzogen und sie hat mir so viel beigebracht. Es gab eine Zeit, da hätte ich es nicht gepackt ohne ihre Freundlichkeit und das ist auch immer noch so. Danke. Ich schlafe eigentlich überall. Wirklich!“
Die Couch war mehr als genug. Mir fiel auch auf, wie viel ich geredet hatte. Ich fühlte mich irgendwie wohl vor Bellas Vater.

"Ich kann dir nicht sagen, ob du Chancen hast, ich rede mit ihr nicht über solche Themen, außer sie kommt von alleine damit an. Und das ist sie bisher noch nie, also kann ich dich da weder ermutigen noch entmutigen, tut mir leid," Bellas Vater zuckte mit den Schultern.
"Für sie steht die Schule und das Studium, was sie machen will, an oberster Stelle, für Jungs oder Mädchen ist da keine Zeit und auch kein Platz. Vielleicht sind ihre Mutter und ich auch mit Schuld dran, immerhin zeigen wir ihr ja nicht gerade, wie glücklich eine Beziehung sein kann, so was schreckt eben auch ab," sagte er dann nachdenklich, aber solange es nicht zu schlimm für Bella war, machte er sich da auch nicht mehr Sorgen als nötig.
"Ich bin stolz auf meine Tochter, egal, was sie tut, sicher macht sie nicht immer das Richtige, aber sie versucht es."

Gabriel

"Es ist okay. Ich weiß, dass das wichtiger ist für sie. Ich werde sie nicht davon ablenken. Sorry. Ich sollte sehen, was am wichtigsten für sie ist und danach gehen.", ich nickte. Ich würde es trotzdem weiterhin versuchen.
"Sie können sehr stolz auf sie sein." Ich lächelte traurig. So war das mit Familie. Familie war stolz aufeinander. Nicht so wie meine.
Ich stand auf. "Kann ich irgendwas für Sie tun? Im Haushalt helfen oder kochen? Ich kann gut mit meinen Händen arbeiten." Das war auch das einzige, was ich gut konnte.

"Nein, du bist hier Gast und Gäste brauchen im Haushalt nicht zu helfen, keine Sorge. Das Bisschen schaffen Bella und ich auch alleine," wehrte ihr Vater ab und stellte sein nun halbleeres Glas auf den Tisch, um aufzustehen.
"Bleib ruhig sitzen, Gabriel, das ist schon in Ordnung," lächelte er, als ein Schlüssel im Schloß herumgedreht wurde und Bella hereinkam.
"Bin wieder zurück," rief sie, ihre Stimme klang normal wie immer.
"Wir haben einen Gast für eine Weile, Bella, wunder dich nicht," antwortete ihr Vater und sie kam ins Wohnzimmer, nachdem sie ihre Schuhe und Jacke ausgezogen hatte.
"Oh, hallo Gabriel," sagte sie leicht lächelnd. "Hältst du es in deiner Wohnung nicht mehr aus?"

Gabriel

"Ich mache das aber gerne. Wirklich. Ich würde mich freuen was zu machen."
Ich horchte auf, als ich das Schloss hörte. Bella kam herein und ich musste sie trotz allem anstrahlen. Sie zu sehen machte mich glücklich.
"Hallo Bella! Uhm nicht direkt. Ich wurde rausgeschmissen. Dein Vater lässt mich hier übernachten, wenn es auch okay ist für dich.", sagte ich schnell. Ich wollte hier nicht leben, wenn es nicht okay war für sie.
"Und das tut mir Leid. Das alles und was ich gesagt habe. Du hast Recht. Ich habe nicht nachgedacht.", sagte ich leise, stand dann auf und umarmte sie kurz zum Gruß. Sie roch nach Wald.

Bella runzelte leicht die Stirn, als Gabriel das mit dem Rausschmiß sagte. "Das klingt aber nicht nach dem Grafen, das ist bestimmt vom Bürgermeister aus gegangen. Anca hat mir gesagt, daß er noch spät beim Grafen war und ziemlich wütend wieder losgegangen ist. Vielleicht hat Dracula was gesagt, was dem Bürgermeister nicht gepaßt hat und deswegen hat er dich rausgeworfen. Oder es ist ne Reaktion auf die Proteste, so leicht läßt er sich so was nicht gefallen," seufzte Bella, der Mann war in der Stadt schon lange an der Macht und immer wenn ihm etwas nicht gepa0t hatte, kam irgend eine Kurzschlußreaktion und andere mußten drunter leiden.
"Nein, schon gut, du kannst hier schlafen, wir lassen keine Freunde draußen stehen, bei diesem Wetter aschon gar nicht," sagte sie und erwiderte die Umarmung flüchtig.
"Ich mach dann mal das Mittagessen warm," verkündete sie und verschwand in der Küche.

Gabriel

"Ich glaube auch. Ich weiß nicht warum sonst. Er war sogar noch bei mir und jetzt hat die Stadt mich rausgeschmissen." scheinbar ein letzter Versuch sich für meinen Protest zu rächen.
"Danke Bella. Danke Bellas Vater. Ich bin euch sehr dankbar dafür."
Ich sah ihr hinterher. Ich wusste auch nicht, was ich jetzt hier tun sollte, wenn ich nicht helfen durfte.

"Wir findem schon noch was für dich, du solltest aber erst mal in der Schule anrufen, immerhin hat der Graf das Schulgeld für dich eigentlich ja auch bezahlt. Nicht, daß du da auch ausgeschlossen bist," fiel Bella ein und gab ihm die Nummer vom Sekretariat der Schule.
"Dort müßte heute eigentlich jemand sein, die Lehrer haben da hheute irgend ne Konferenz oder so was, haben sie schon letztes Jahr bekanntgegeben," fügte sie hinzu, bevor sie in die Küche ging und Suppe aus dem Gefrierschrank holte, um diese in der Mikrowelle erst einmal aufzutauen.

Gabriel

"Danke." Ich nahm die Nummer und das Haustetelefon. Die Dame im Sekretariat sagte mir, dass mit meinem Schulgeld alles in Ordnung sei. Ich atmete erleichtert auf.
"Es ist alles okay mit der Schule." rief ich Bella zu. Scheinbar wurde das noch vOm Grafen bezahlt. Ich hatte nicht die Möglichkeit mich nochmal bei ihm zu bedanken.
Wir aßen gemeinsam Suppe und ich fühlte mich ganz warm im Inneren bei den beiden. Und das lag nicht nur an der Suppe hatte ich das Gefühl.

"Gut, dann ist das ja wenigstens geregelt zum Glück," meinte Bellas Vater, da dies hier die einzige Schule in der Stadt war, wäre das sonst kompliziert geworden mit Gabriel.
Nachdem die suppe aufgetaut war, stellte sie Bella noch auf den Herd und würzte sie nach, in der Zeit, wo diese langsam warm wurde, stellte sie Geschirr und Besteck mit auf den Tisch. Da es eine sehr dicke Kartoffelsuppe war, brauchten sie kein Brot dazu.
Als alles fertig war, rief sie die beiden in die Küche und sie aßen in aller Ruhe zusammen.

Gabriel

Nach dem Essen war ich satt und zufrieden. Ich wollte noch beim Abspülen helfen, aber niemand erlaubte es mir. Ich war eben ein Gast. Also setzte ich mich ins Wohnzimmer und versuchte weiter in dem komplizierten Buch zu lesen, bis die beiden fertig waren. Mein Kopf dröhnte schon nach ein paar Sätzen. Ich versuchte so sehr schlauer zu werden, aber vielleicht war das doch noch zu viel. Ich versuchte es wieder mit meinem Deutschbuch. Es war schon um einiges einfacher. Zumal ich die Geschichten schon so oft gelesen hatte.
Meiner Schwester hätten die Märchen sicher gefallen. Das wusste ich. Sie war schon eine Prinzessin gewesen.

Als Bella und ihr Vater mit dem Abwaschen fertig waren, kamen sie zu Gabriel ins Wohnzimmer, Bella setzte sich an den kleinen Computer, der dort stand. "Weißt du, wie viel Geld man dir hinterlassen hat? So ungefähr zumindest, ich denke, die Bank müßte dir das ja mitgeteilt haben, oder," fragte sie ihn.
"Wenn wir nach einer Wohnung für dich suchen, dann muß ich ja wissen, wie viel Miete du bezahlen kannst," erklärte sie ihm dann.

Gabriel

Ich nickte.
"20.000." zumindest war das die Summe, an die ich mich erinnerte. Das sollte für ein paar Jahre reichen, hatte man mir gesagt. Wenn ich sparsam war und Miete musste ich ja auch bezahlen. Aber zumindest bis ich eine Job hatte.
"Wenn du was billiges, Kleines findest, reicht mir das schon. Ich brauche nicht mehr als ein Zimmer." Ich ging auf sie zu und sah über ihre Schulter hinweg auf den Computerbildschirm.

"Da hat der Bürgermeister dem Grafen aber viel abgenommen, wenn man die Miete für deine alte Wohnung und das Schulgeld dazuzählt," meinte Bella zwischen zusammengebissenen Zähnen. Der Mann war noch raffgieriger als sie gedacht hatten, für sie war diese Zahl einfach unvorstellbar hoch, auch wenn sie nicht wußte, wie viel ihr Vater verdiente. Er ließ es zumindest nicht mit dem Schenken von irgendwelchem Luxus heraushängen, so viel war sicher.
"Gut, hier haben wir ein paar Wohnungen, die morgen einen Besichtigungstermin haben, sind meistens Zweiraumwohnungen, Wohnungen mit nur einem Zimmer hab ich nicht gefunden," meinte Bella nach einer Weile und druckte die Adressen und Besichtigungszeiten aus.
"Du hast Glück, daß norgen Sonntag ist, ansonsten würdfe es mit der Schule schwierig werden, da die meisten Termine vormittags sind und auf die Mittagszeit. Gut, dann mache ich dir mal eine Bewerbungsmappe für den Vermietter fertig, okay," fragte sie ihn, sie konnte sich nicht vorstellen, daß er davon eine ahnung hatte, da er die letzte Wohnung ja einfach zugewiesen bekommen hatte.

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