Die Verblendung

"Heißt das ich habe absolut keinen Nutzen für niemanden?", fragte Julian ihn. Das war eine schreckliche Vorstellung. Konnte doch nicht sein, oder? So ein riesiges Schloss und kurz vor einem Konflikt und er konnte einfach nichts tun. Das war absurd.
"Ich kann Noah fragen. Aber glaube er hat selbst nicht so viel tu tun, aber keine Ahnung. Ist ja auch seine Sache. Kann ich dir eine Tasse Tee anbieten?"

"Jeder hat einen Nutzen, Kleiner. Früher oder später wirst du das merken. Und jetzt hör endlich auf, dich selbst zu bemitleiden und zu jammern, such dir was, worin du deiner Meinung nach nützlich sein kannst für irgendwen. Oder denkst du, daß der Graf uns hier allen Befehle gibt? Bis auf n paar Ausnahmen beschäftigen wir uns alle auf eigene Tour. Also solltest du das auch können," Kim verstand nicht, warum Julian immer wartete, daß man ihm etwas zu tun gab.
"Zu nem Tee sag ich nicht nein," grinste er dann jedoch leicht

"Ich jammere nicht.", meinte Julian. Er verstummte danach augenblicklich. Die Vorstellung wollte er nicht erregen. Bei niemandem. Er hatte Kimball eben gefragt.
Er kochte ihm einen Tee auf und bedeutete ihm sich hinzusetzen.
"Mehr kann ich dir leider nicht anbieten. Sorry.", meinte er dann entschuldigend. "Ich schätze ich hatte in letzter Zeit wieder die Möglichkeit in mich zu gehen und zu Meditieren. Das war auch gut.", meinte Julian und setzte sich gegenüber von Kim hin.

"Heißt das, ich habe keinen Nutzen für niemanden. Waren deine Worte gerade und ich nenn das nun mal Jammern. Weiß nicht, wie das bei euch heißt, aber ob nun jammern, sich beschweren, kommt doch zum Schluß immer aufs Gleiche raus. Man ist mit seiner Situation unzufrieden und will, daß man ihn entweder bedauert oder ihm eine bessere Situation verschafft. Ob andre das dann können, ist dem Jammerer erstmal schnuppe, Hauptsache, er hat rumgejammert und andere habens gehört," Kim kannte so was schon, das war für ihn kein Neuland und er hatte bisher alle, die so waren, überstanden.
"Ich habe auch nicht mehr als Tee verlangt. Also kein Grund, sich zu entschuldigen. Und Meditieren is sicher auch toll, wenn man drauf steht. Ist nicht so meins, um ehrlich zu sein, nur herumsitzen und in mich reinhören bringt mich nur dazu einzuschlafen."

"So meinte ich das aber nicht." Julian wollte nicht als Jammerer dastehen. "Shit. Okay egal." Julian nahm sich selber einen Tee.
"Guten Tag, Kimball.", kam es von seinem Onkel. Er las gerade eines der Bücher. Man konnte sich hier eh nicht aus dem Weg gehen. Julian hätte lieber alleine gewohnt. Er und sein Onkel funktionierten nicht so gut zusammen über diesen längeren Zeitraum hinweg, wenn Julian und er die ganze Zeit auch noch aufeinander hocken mussten.
"Ich stehe nicht drauf. Und ich fand es lange Zeit unerträglich, aber man muss sich Dingen aussetzen um daran zu wachsen, finde ich. Und einschlafen sollst du eben nicht dabei." Julian seufzte. Er verstand solche Leute wie Kimball nicht. Wie konnte man alles so locker sehen? Aber er hatte es auch aufgegeben. Alle waren eben in ihrer Art unterschiedlich. Kim erinnerte ihn ein wenig an Thomas, was wiederum wieder Unbehagen in ihm auslöste. Er zählte im Kopf stumm bis zehn.
"Wie geht es dir?", fragte er Kim dann. Er fühlte sich wieder ruhiger.

"Ich hab ja nix gegen deine Meinung, ist klar, daß man sich hier leicht langweilt, wenn man nix zu tun hat. Aber denk dran, daß wir alle im selben Boot sitzen und uns langweilen. Deswegen ist es halt am besten, sich ne Beschäftigung zu suchen, denn wenn andere keine haben, können sie dir auch keine geben. Das ist eben das große Warten," Kim wußte ja, was Julian meinte, die art und Weise war eben nur etwas plump.
"Oh, guten Tag, Sir, lassen Sie sich von uns nicht stören," meinte er dann, als er von Julians Onkel beachtet wurde.
"Nun, wie es mir geht, konntest du doch grade hören, oder? Wie sir und so vielen anderen hier auch."

"Ja. Ich hasse es zu Jammern. Aber ich hasse es noch mehr mich nutzlos zu fühlen. Tut mir leid, dass du dir das geben musstest." Julian trank einen Schluck Tee. Sein Frust baute sich seit Wochen auf. "Hat was beruhigendes, dass es allen in etwa so geht. Dich eingeschlossen." Julian seufzte. Der Weg aus dem Frust war für ihn immer die Aktion gewesen. Also musste er etwas neues finden, was ihn motivierte.
Herbert winkte mit dem Buch in der Hand. "Fühlen Sie sich ganz Zuhause, Kimball."

"Dann mach dich nützlich, Kleiner, das hat dir immerhin keiner verboten.Dann mußt du auch nicht mehr jammern," Kim sah darin nicht wirklich eine Art von Problem.
"Es gibt kaum einen Ort, an dem ich mich weniger zu Hause fühle als hier in der Festung und Umgebung, aber danke, ich weiß, Sie meinen es gut, Sir," lächelte er dann liebenswürdig zu Julians Onkel hinüber.

"Da sind wir schon zwei. Ich wäre gerne Zuhause in London. Aber ich kann mich nicht beschweren. Das Gefängnis ist meine Alternative oder der Tod. Beides nicht sonderlich rosig.", kam es von Herbert. Julian hatte sich nicht sonderlich unwohl hier gefühlt. Auch wenn es nicht London war. Er hätte gerne weiter im Verein Trainieren, studieren vielleicht oder seine Freunde sehen. Aber er hatte sich auch mit der Situation abgefunden. Das war nun ein Lebensabschnitt. Hier.
"Ich versuch was zu finden. Danke.",meinte Julian zu Kim. Er hatte Recht. Von Jammern war noch nichts gewonnen worden.

"Der Tod kann manchmal eine Erlösung sein, wenn man im Leben kein Ziel hat. Versteh nicht, warum ihr Menschen das immer so negativ sehen müßt oder euch vorstellt, daß es danach weitergeht irgendwoe, um etwas Positives zu sehen drin," Kim seufzte leise.
"Kannte mal nen Vampir, der war froh, als es vorbei war. Könnte auch sein, daß es nurn halber war, aber der hatte noch viel Menschliches an sich. Der war froh, als er sterben konnte, auch wenn er nicht viel älter war als ein normaler Mensch. Er war vielleicht da auch ein wenig dramatisch in seiner Weise, aber gut, er war Franzose, die sind da manchmal so," lachte Kim leise auf bei der Erinnerung.
"Sie sehen also, selbst wir sehnen uns manchmal nach dem Tod, denn selbst unser Leben beenden ist ziemlich schwer."

"Na ja. Unser Leben ist nicht so lang und deshalb ist es uns kostbar. Mir jedenfalls. Umso mehr weil ich nicht an den Schnickschnack danach glaube.", meinte Herbert. Julian war auch nicht religiös. Waren seine Eltern auch nicht gewesen. Im Gegenteil.
"Was hat das damit zu tun Franzose zu sein?", fragte Julian ihn verwirrt. "Na ja. Ist ja auch eure Sache.", fügte er dann hinzu. Das ging ihn nichts an unbedingt. Er trank weiter an dem Tee.

"Ein Vampirleben muß auch nicht lang sein, Sir. Odwr denken Sie wirklich, daß alle Vampire nis in alle Ewigkeit leben? Dann wären wir bedeutend mehr heutzutage," lächjelte Kim leicht, bevor er sich zu Julian umwandte.
"Warum es etwas damit zu rtun hatte, daß dieser Vampir Franzose war? Das kann ich dir leicht beantworten, die Franzosen dramatisieren alles gerne ein wenig undsind da ein wenig empfindlicher, was solche Emotionen angeht. Zumindestdie Franzosen, die ich bisher kennengelernt habe."

"Ich denke das nicht. Ich weiß es sogar besser, leider. Allerdings kann man doch davon sprechen, dass die meisten Vampire länger leben als Menschen, liege ich richtig in meiner Annahme. Oder sind Sie wirklich schätzungsweise 23 Jahre alt?" Herbert sah mit hochgezogener Augenbraue von seinem Buch hervor." Demnach sollte ich Sie vielleicht, Sir, nennen."
Julian wollte sich gar nicht ausmalen wie alt Kim war. Auch wenn er wirklich wie 23 aussah und sich auch so benahm. Wie ein älterer Bruder, der alles locker und entspannt sah. Aber Julian hatte das Gefühl das war eine Fassade. Er hatte mitgekriegt wie das alles mit Gabriel abgelaufen war. Und er war sich sicher alle hier konnten grausam sein, wenn sie wollten. Und er hatte ein wenig Angst vor Kimball auch wenn er es niemals laut gestanden hätte. Der Vampir hatte etwas unberechenbares an sich.
"Ich war noch nie wirklich in Frankreich also keine Ahnung wie die Leute da sind. Wir wollten eigentlich eine Studienfahrt in meiner Schule machen, aber dann musste ich wechseln." seine neue Schule war das komplette Gegenteil gewesen. Aber niemand wagte sich mit ihm anzulegen und Julian hatte seine letzten Monate vor Abschluss mehr widerwillig abgesessen.

"Es ist schon ein wenig überheblich von Ihnen gerade, zu sagen, daß Sie so viel über uns wissen, oder? Und die meisten Menschen sterben auch in einem alter, was nicht einmal deren Maximum ausschöpft. Aber ja, ich kann Ihnen sagen, daß viele der Vampire mehr Lebenszeit haben als die kinder, die schon früh sterben, als die Menschen, die auf der straße im frühen Alter verhungern oder die junfgen Männer und Frauen, die dazu verdammt sind, so viel Lebenzeit aufgrund von Krankheiten zu verlieren. Und kommen Sie mir nicht mit meinem alter, ich lebe nicht, weil ich es toll finde und weil ich Spaß dran habe, Jahrhunderte alt zu sein. Wenn sie nichts über die Gründe wissen, warum einige Vampire ein ewiges Leben haben und es absitzen, dann sollten gerade Sie sich nicht über uns erheben und über uns urteilen," Kims Stimme war frostig geworden, jede Art der Jugendlichkeit war aus ihr verschwunden, auch die Sprache war nicht einmal annäherungsweise so, wie man es von ihm gewohnt war.
"Und ich wüßte nicht, warum es auch ein Dreiundzwanzigjähriger nicht verdient haben sollte, mit Sir angesprochen zu werden, Sie denken wohl auch nur, daß Männer in Ihrem Alter das Recht dazu haben, oder? Wenn Sie sich über mich lusstig machen wollen, dann nur zu, ich bin Schlimmeres gewohnt als Ihre Lächerlichen Worte," fügte er hinzu, im Laufe seines Lebens hatte er schon Erniedrigungen durchgemacht, bei welchen die Worte von Julians Onkel geradezu verblaßten.

"Sie können doch einfach zugeben, dass Vampire länger leben. Ich finde eben nur, dass man das nicht vergleichen kann. Wenn ein Vampir früh stirbt ist es doch fast immer entweder Selbstmord oder Mord. Und natürlich gibt es viele Menschen die leiden und gerade deshalb ist das Leben kostbar, weil die Zeit beschränkt ist und das Leben fragil." Julian sah zu seinem Onkel. Warum musste jedes Gespräch immer direkt eine Diskussion sein? Er presste die Lippen zusammen und trank stumm seinen Tee. Er hatte wenig Lust sich hier zu beteiligen. Brachte ja eh nichts.
" Ihre privaten Gründe gehen mich ja auch nichts an, Kimball. Das ist Ihre Sache. Ich wollte Ihnen nicht zu Nahe treten. Sie leben nun aber auch schon ziemlich lange. Was ja in Ordnung ist." Julian verdrehte innerlich die Augen. Wem brachte dieses Gespräch etwas? Aber jetzt war er sich ziemlich sicher, dass Kim viele Gesichter hatte. Besser sich nicht mit ihm anlegen.
" Ich werde meinen Neffen und Leute in seinem Alter wohl kaum als Sir ansprechen. Aber natürlich Respekt ist etwas subjektives." Herbert lächelte. Scheinbar genoss er es mit jemandem zu diskutieren.
Julian stand auf. "Ich gehe Holz hacken oder so was.", meinte er.

"Ich merke schon, daß Sie abspolut keinen blassen Schimmer haben, Sir. Schon mal darüber nachgedacht, daß Vampire genau so krank wersden können wie Menschen oder andere Wesen? Schon mal daran gedacht, daß auch Vampire an Krankheiten sterben wie Menschen? Ein Teil der menschlichen Gene ist durch das Vampirgift verändert, der Rest ist noch genau so menschlich wie vor der Verwandlung. Warum glauben ASie, daß sonst Universitäten existieren, die Ärzte und andere Mediziner ausbilden, die sich direkt auf vampirische Erkrankungen spezialisiweren, hm? Wenn und Krankheiten und Verwundungen nichts weiter anhaben können, bträuchten wir sie doch gar nicht, oder? Dann wäre das doch rausgeschmissenes Geld, dann müßten wir uns ja nur drum kümmern, daß alle Vampire glücklich mit ihrem ewigen Leben sind, damit die Selbstmordrate sinkt und sich niemand mehr umbringt," Kims Stimme war nicht mehr nur frostig, eine gewisse Verächlichkeit machte sich nun darin breit. Er hielt nicht sonderlich viel vom Grafen, aber was er für das Überleben der Vampire tat, unter anderem mit der Hründung und Unterstützung dieser Unis, achtete er dennoch.
"Kleines Beispiel am Rande, Sir. Claire war krank, das sollten Sie vielleicht auch mitbekommen haben und sie gehört nicht gänzlich zu den Menschen. Wenn es so ist, wie Sie sagen, dann hätte ihr eine kleine dumme Krankheit doch nichts weiter tun können, oder? Oder wollen Sie jertzt behaupten, daß diese Frau uns das alles nur vorgespielt hat und sie die ganze Zeit nicht in Gefahr war," wollte er dann wissen, seine Augen fixierten Julians Onkel stechend.
"Ich lebe so lange, weil ich genau so wie die anderen hier für das Überleben der Vampire sorge, Sir. Entschuldigen Sie bitte, daß wir das nun mal nicht in die Hände von Unwissenden legen wollen, sondern lieber auf die jahrhundertealten Kenntnisse zurückgreifen, die wir uns angeeignet haben. Ich lebe, weil Finn es so will, ich lebe, weil ich der Einzige bin, der die Vampire aus der größten Misere rausholen kann, wenn alles andere versagt, ich lebe, weil das Überleben der Vampire am Ende zum großen Teil von mir abhängen wird," seine Stimme wurde kalt.
"Respekt ist etwas, was Sie nicht haben, Sir. Ich kann Ihnen mindestens zehn Leute in Julians alter zeigen, die wesentlich mehr geschaddt haben als Sie. Und so was sollte man nicht respektieren, sagen Sie? Selbst Ihr Neffe hat vom Grafen mehr Respekt als Sie es je haben werden. Er hat in seinem Leben mehr erreicht als Sie es bis zu Ihrem Tod erreichen werden, selbst wenn Sie hundert Jahre alt werden."
Er wandte sich zu Julian um, der die Hütte verlassen wollte und lächelte nun traurig.
"Es ist schlimm, wenn man jemanden beherbergt, der im Grunde nur Neid und abwertung für uns enpfindet und es sich erlaubt zu sagen, daß er alles über uns weiß. Du denkst vielleicht, Nora und ihre Jäger sind unsere größten Feinde, aber Leute wie dein onkel mit ihrer Ignoranz uns gegenüber sind viel schlimmer und haben viel mehr Vampire auf dem Gewissen als es Nora jemals haben wird," er sah wieder zu Julians Onkel.
"Genau solche Leute wie Sie treiben viele Vampire in den Tod, Sir."

"Jetzt übertreiben Sie aber maßlos. Ich habe nur ein paar Fragen gestellt." Julians Onkel stand auf. "Ich habe nichts gegen Vampire im Gegenteil. Sonst würde ich hier nicht helfen, richtig? Ich denke eben, dass es Unterschiede in der Lebensspanne von Vampiren und Menschen gibt. Das ist ein Fakt. Das können Sie nun auch nicht abstreiten." er schüttelte den Kopf.
" Meinetwegen weiß ich nicht alles über Krankheiten. Ich bin schließlich kein Arzt. Also entschuldige ich mich was das angeht. Julian? "
" Was? ", fuhr Julian seinen Onkel an. Dann schüttelte er den Kopf.
" Du solltest wirklich aufhören Konflikte so zu meiden. Im Ring ziehst du dich doch auch nicht zurück, sonst wird auf dich eingeprügelt." sein Onkel zog die Augenbraue hoch. Es machte Julian wirklich wütend. Er hasste es vor seinem Onkel immer das Gefühl zu haben belächelt zu werden. Für seine Entscheidungen, für seine Hobbies, für seine Kleidung für alles eigentlich.
Er sah zu Kimball. Das war jetzt wirklich nicht der richtige Moment dafür. Er drehte sich um und ging nach draußen.

"Sie haben keinerlei Fragen gestellt, Sir. Wegen Ihrer arbeit meinen Sie, gut in Rhetorik zu sein, aber Sie können mir glauben, ich übertreffe sie da um Längen aufgrund meiner Kenntnisse. Sie haben Fragen gestellt, zu denen Sie nicht mal wirkliche Antworten erwartet haben, weil Sie sich damit brüsten, diese doch schon zu kennen," Kims Stimme verlor keinen Deut der bereits vorhandenen Kälte.
"Ich streite gar nichts ab, ich widerlege nur ihre 'Fakten', allein, weil es schon unterschiedliche Lebensspannen bei den Menschen gibt, wie schon erwähnt. Wenn Sie sich in dummen Klischees wälzen wollen, um sich überlegen zu fühlen, meinetwegen, dann tun Sie das. Glauben Sie aber nicht, daß Sie sich dadurch viele Freunde hier machen. Und Sie meiden Konflikte doch auch, wo es geht, also tun Sie vor Ihrem Neffen nicht so, als würden Sie es da besser machen," fügte er hinzu, als Julians Onkel Julian noch mit hereinzog in diese Sache.
"Um einen Konflikt mit den Vampiren zu vermeiden, zerren Sie gerade lieber Ihren Neffen vor sich, damit meine Aufmerksamkeit abgelenkt ist, nicht wahr? Ich mag unter den Vampiren wohl einer der Wettlosesten in den Augen vieler sein, aber genau deswegen ist meine Analyse anderer so gut und ich merke sofort, was Sie vorhaben," ein schmales Lächeln erschien auf den Lippen des Vampirs, allerdings auch nur ein gezwungenes.
"Mit einem von uns eine Beziehung zu führen, gibt Ihnen nicht das Recht, sich anzumaßen, alles über uns zu wissen."

Julian hörte noch seinen Onkel irgendwelche Argumente präsentieren. Aber er hatte keine Lust mehr auf den Mist. Er und Herbert konnten sich ein paar Mal im Jahr sehen, zusammen Sushi essen gehen und versuchen im gleichen Raum erzwungenen Smalltalk miteinander zu führen, aber der Rest. Und er hatte es wirklich probiert. Aber all die Jahre in denen er sich einsam verletzt und missachtet gefühlt hatte, die gingen nicht so einfach weg. Und er spürte, dass er das einfach nicht konnte. Dieses ständige Hin und her, dieses ständige Gefühl nicht zu genug zu sein, dieses ständige subtile Kritisieren. Julian wäre in den Augen seines Onkels sowieso niemals gut genug gewesen, weil er eben nicht so war wie er. Und er hatte keine Lust mehr zu diskutieren. Er beförderte ein paar Kicks gegen den toten Baumstamm, aber selbst dadurch fühlte er sich nur mittelmäßig besser. Es hatte alles keinen Sinn. Er musste Herbert eben so akzeptieren, wie er war. Aber er würde ihm niemals ernsthaft mehr sagen, was er wirklich dachte.

"Nun, ich sehe nicht wirklich einen Sinn in diesem Gespräch mehr außer, daß Ihre Fassade etwas anfängt zu bröckeln. Der Graf wird davon erfahren, und er wird sich sicher sein, daß Sie in der Festrung besser aufgehoben sind als hier. Immerhin wollten Sie uns doch helfen und da wäre es sicher besser, wenn Sie da nicht zu weit von dem alten entfernt sind," Kim lächelte erneut schmallippig.
"Ich werde alles arrangieren, dann wird es sicher auch zu Ihrem Vorteil hier sein," damit trank er seinen Tee aus und verschwand dann aus der Hütte.

Nachdem Julian sich verausgabt hatte, fühlte er sich doch ein wenig besser. Es half ihm dabei runterzukommen. Auch wenn er nur diesen kleinen Raum zur Verfügung hatte. Danach hackte er doch noch ein wenig Feuerholz und stapelte es aufeinander.
Als er reinkam, war er nicht einmal mehr wirklich wütend auf seinen Onkel.
"Das musste echt nicht sein, oder?", fragte er ihn leise und setzte sich an den Tisch. "Ich schätze ich bin ein wenig unterstimuliert und nicht alle schätzen eine Diskussion, wie es scheint." Julian seufzte leise und rieb sich die Schläfe. Das brachte doch nichts. Sein Onkel gab nicht gerne zu, wenn er etwas falsches getan hatte und Julian konnte ihn verstehen. Es war ihm immer ähnlich ergangen, aber das musste man halt lernen.
Er warf neues Holz in den Kamin und setzte noch einen Tee auf.

Am späten Abend kamen zwei Wachleite des Grafen vorbei, die von anca angeführt wurden. Auf keinem der drei Gesichter war irgendeine Regung zu erkennen.
"Wir haben Befehl vom Grafen erhalten, Sie in die Festung mitzunehmen. Sie werden dort in einer der Zellen untergebracht, um von dort aus Dracula weiter behilflich zu sein. Packen Sie zusammen, was Sie benötigen, damit wir so schnell wie möglich aufbrechen können," sagte sie an Julians Onkel gewandt

Julian sah verwirrt auf die Vampirin. Er verstand nicht, was hier passierte. "Warum? Was machen Sie mit ihm?" fragte er. Sein Onkel schien ebenso verwirrt. Aber irgendetwas musste wohl noch mit Kimball vorgefallen sein.
"Das kann doch nicht ihr ernst sein!", rief er. Selbst er klang geschockt.

"Uns wurde mitgeteilt, daß Sie bereits in Kenntnis gesetzt worden sind, daß Sie in die Festung gebracht werden. Notwendige Sicherheitsmaßnahmen wurden schon getroffen, Sie brauxhen keine Angst vor Vampirübergriffen zu haben, Ihre Zelle wurde in der Nähe der gefangengenommenen Jäger eingerichtet. Sie können sich also geehrt fühlen, daß der Graf so viel für Sie tut," Anca blieb unnachgiebig in ihrer Stimme.

"Warum?" fragte Julian sie. Er und sein Onkel verstanden sich vielleicht in vielen Dingen nicht, aber er wollte auch nicht dass er wieder in einer Zelle landete und dass sie beiden wieder so was durchmachen mussten. Er stellte sich schützend vor seinen Onkel.