Die Verblendung

"Dein Onkel weiß warum, und glaub mir, du würdest uns in unserem Befehl nicht aufhalten, junger Mann," Anca sah fast spöttisch auf Julian.
"Außerdem hat dein Onkel zugestimmt, als Kimball ihm das gesagt hat, also machen wir auch nur das, was er schon weiß."

Julian sah noch verwirrter zu seinem Onkel. "Ich habe nicht zugestimmt in einer Zelle zu sein. Ich dachte da mehr an ein Zimmer im Schloss.", er seufzte. "Vielleicht ist es besser so Julian. Wir kriegen uns nur in die Haare." Julian sah seinen Onkel fassungslos an. "Das heißt doch nicht, dass du eingesperrt werden solltest. Das ist nicht richtig.", meinte er dann zu Anca gewandt. Er bewegte sich nicht vom Fleck.

"Zum Ersten ist es eine Kriegsfestung und kein Schloß, Sir, das sollten Sie nach all der Zeit hier langsam nun wirklich mitbekommen haben. Es gibt in diesem Schloß außerdem nur Zimmer für die Familie des Grafen und ich glaube nicht, daß einer von denen das Zimmer mit Ihnen teilen will. Zur Beruhigung, alle Gäste des Grafen ,mit Ausnahme der Vampire des Königs Amaniel, sind in Zellen untergebracht, in der gesamten Festung gibt es keine andere Unterbringungsmöglichkeit und ich bezweifle, daß der Graf extra wegen Ihnen ein Zimmer anbauen lassen wird," Anca war unbeirrt, was die Befehle anging, sie war froh, wieder hier sein zu können nach alldem, was passiert war. Sie wandte sich zu Julian-
"Selbst deine kleine Freundin lebt in einer Zelle und macht nicht so ein Theater wie du. Reiß dich zusammen, du führst dich hier gerade umsonst so auf."

Julian ließ die Arme sinken und trat bei Seite. Wenn das so war und Herbert lieber gehen wollte.
"Sie ist nicht meine... Ah vergessen Sies." jetzt kam er sich auch bescheuert vor.
"Ist okay. Wenn dus so willst.", meinte er nur zu Herbert. Vielleicht war es wirklich besser so, wenn sie sich eine Weile nicht sahen. Julian war das alles einfach nur leid. "Lassen Sie mich kurz ein paar Dinge packen." Herbert verschwand drinnen und Julian blieb schweigend an der Tür stehen, bis sein Onkel wieder kam.
"Wenn was ist, melde ich mich.", meinte er noch zu Julian und gab ihm eine recht steife Umarmung, die Julian halbherzig erwiderte. "Ja gut." antwortete er kurz angebunden und wandte den Blick ab.

"Es geht hier nicht darum, was dein Onkel will, sondern was der Graf befiehlt. Da er unter dessen Schutz steht, hat er zu tun, was von ihm verlangt wird. Es tut mir leid, aber das Mitspracherecht ist da eingeschränkt," Anca blieb professionell ungerührt.
"Und ich habe Ihnen bereits gestattet, ein paar Sachen zu packen," sie seufzte, Zuhören war wohl nicht so Herberts Ding.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, gingen sie dann zur Festung hoch, als Julians Onkel wieder da war.

Julian blieb alleine zurück. Er war noch immer verwirrt und jetzt wieder alleine. Er seufzte leise. Es war ganz schön still hier bis auf das Knacken des Feuers. Das erinnerte ihn an früher. Aber er hatte sich daran gewöhnt oft alleine zu sein. Wochenlang wäre allerdings etwas anderes. Und so sah es momentan aus. Zumindest kam Kimball noch oder Noah. Julian machte sich daran die Bücher mit den Kräutern zu studieren und im Hof hinten ein Beet anzulegen. Er wollte sich zumindest irgendwie beschäftigten und nützlich machen.

Kimball mied die Hütte in der nächsten Zeit. Er hatte mitbekommen, daß Julian gegen diese Entscheidung des Grafen war, also konnte er sich denken, daß der nicht gerade gut auf ihn zu sprechen war.
"Du bist in der nächsten Zeit wieder komplett mit der Essensausgabe für Julian zuständig, Befehl von oben," teilte er Noah mit, als er ihn mal sah.
"Und mitz den Essensrationen für seinen Onkel in den Zellen unterm Keller," fügte er hinzu.

"Hast du Stress mit dem Jungen, Kim?", fragte Noah ihn. Er lehnte sich gegen die Wand am Eingang zur Küche, wo sie sich getroffen hatten.
"Also kein Problem. Ich machs. Aber normalerweise bist du doch gut mit jungen Leuten." er lächelte. "A propos, dann muss ich wohl.", er stieß sich von der Wand ab.

"Hör mir doch mal zu, das is n Befehl von OBEN, bin ich etwa ganz oben? Nein, bin ich nicht," Kim verdrehte die Augen und seufzte.
"Außerdem bist du ja sowieso dafür zuständig, ich habs nur aus Nettigkeit getan und aus Sorge um deine Altersschwäche. Das alter scheint dir zumindest mehr zuzusetzen als dir, deswegen hab ich es auch aus reinster Freundlichkeit mit übernommen. Aber bevor deine alten Knochen gar keine Bewehgung mehr kriegen, sei doch froh, daß du wieder rauskommst mit ner aufgabe."

"Werd nicht gleich, schnippisch. Entspannt dich. Ich mach meinen Job. Schon kapiert." Noah holte die Speisen aus der Küche. "Dann bis dann, mein Freund."
Noah brachte das Essen zuerst zu Julians Onkel und dann zur Hütte, wo er dreimal anklopfte. Julian machte die Tür auf. Der Junge sah aus, als hätte er auf etwas saueres gebissen.
"Ich bin hier, dein persönlicher Servicevampir.", verkündete Noah. Er hielt Julian das Tablett mit dem Essen so hin, wie er sich vorstellte dass noble Kellner es taten. Damit brachte er Julian kurz zum Grinsen, bevor dieser wieder grimmig wurde. Julian nahm ihm das Tablett ab.
" Darf ich reinkommen? "fragte Noah ihn. Julian nickte stumm. Noah trat einfach mal ein.
" Wie gehts dir?"fragte er den Jungen.
" Gut. ", antwortete dieser knapp. Er war wirklich ein schlechter Lügner. Öffentlich ging es ihm nicht wirklich gut, aber Noah entschied sich dazu nicht weiter nachzubohren. Scheinbar wollte er nicht darüber reden.
" Heute gibt es Kaninchen. Lecker. Ein Freund von mir hat immer Kaninchenblut getruken, fun fact, er war ein Mensch. Tja. Mein Vater schwört auch darauf."
Julian verzog das Gesicht. "Alter.", meinte er und öffnete die Terrine. Das Tier war ganz darin. Zugegebenermaßen kein appetitlicher Anblick.
"Wie läuft das Training?", fragte Noah ihn deshalb. "Okay.", meinte Julian und sägte an einem Bein herum. "Bisschen lame, wenn man nur so wenig Platz hat, aber ich mach das este draus. Willst du auch?", Noah schüttelte den Kopf. "Nein danke. Hatte schon." er sahe dabei zu wie Julian skeptisch ein Stück vom Fleisch abbiss. "Und?"
“Normal.", meinte Julian und aß weiter.
" Hmm. Na dann ist ja gut." Sie saßen eine Weile schweigend beisammen.
" So wenig Platz ist das auch nicht. Hey. Du hast das größte Haus von allen hier. Abgesehen vom Grafen oder Luca vielleicht."
Julian sah kurz auf." Ja hast wohl Recht." er sah nachdenklich aus.
" Ich wollte nicht undankbar rüberkommen. Sorry Ich bin.. Nicht so gut drauf."
Noah grinste." Ach wirklich?", fragte er Julian. Das war mehr als offensichtlich gewesen.
" Kopf hoch, Jules. Wir haben alle eine Flaute. Und wenn was ist, kannst du mit mir und Kim reden, okay?" er wurde ernst.
"Ich bin nicht wütend auf ihn, falls er das denkt. Mein Onkel hat sich das selbst zuzuschreiben. Ist wohl besser so. Meinetwegen sag ihm das. Wenn du nichts dagegen hast, mir ist nicht nach quatschen zu Mute grad."
Noah nickte. "Klar. Dann bis morgen." mit diesen Worten ließ er den jungen Mann alleine zurück. Julian erinnerte ihn an sich selbst in dem Alter nur zurückhaltender. Aber es brachte auch nichts alles in sich hineinzufressen. Das wusste er selbst zu gut.

"Ich bin nur schnippisch, wenn man mir nicht zuhört oder mich für dumm verkauft," Kim war offen, was das anging, egal, wer vor ihm stand. Nur bei Finn machte er eine ausnahme aber auch nur, weil er wußte, was dieser Vampir mit ihm veranstalten konnte und es auch tun würde. Er sah sich auch nach all dieser Zeit nicht zugehörig zur Grafenfamilie, auch wenn seine Gene was anderes sagten. Zum Glück ließ man ihn damit in Ruhe, es wußten eh nur sehr wenige davon. Man sah in ihm einen Diener des Grafen, was ihm auch reichte für den Moment.

Noah brachte die nächsten Mahlzeiten auch noch. Julians Laune schien sich mit der Zeit ein wenig zu bessern. Er wusste dass das vielleicht in den Augen des Grafen nichts bedeutendes war. Aber wenn er doch einer Person ein wenig helfen oder sie aufmuntern konnte, dann war er nützlich. Er musste oft an seinen Sohn denken und es erfüllte ihn mit Trauer und Stolz. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Er kümmerte sich um Haushaltsdinge und half in der Küche aus, machte kleine Erledigungen. Am Nachmittag trank er manchmal eine Tasse Tee mit seiner Mutter und Luca. Die beiden verstanden sich wirklich gut. Manchmal sah er auch seinen Vater, der Tag und Nacht in seiner Arbeit verschwand. Auch in dieser Art waren die beiden sich ähnlich. Hin und wieder brachte er ihm etwas zu trinken. Er tendierte dazu das zu vernachlässigen, wenn er beschäftigt war.

Als es ein besonders schöner sommertag war, kam Claire Julian besuchen. Im Gegensatz zu den Vampiren hier, die immer etwas speziell wirkten, hatte sie Klamotte an, die so normal waren, daß sie selbst fast fremd wirkte.
"Hey," begrüßte sie ihn lächelnd.

Julian war gerade dabei nach seinem Beet zu schauen, als Claire auf einmal auftauchte. Sie hatte sich gar nicht angekündigt. Andererseits. Wie auch?
Er drehte sich um und strahlte sie an. "Hey Claire. Sorry Ich bin voller Matsch und Erde und so. Fühle dich also umarmt. Schön dich zu sehen."

"Der Graf schickt mich, wir sollen zusammen ins Dorf runter gehen. Du sollst dur da was aussuchen, was dir gefällt," sie reichte ihm einen Briefumschlag, in dem Scheine waren.
"er hat deine Hündin verkauft an eine Ziehtochter von Camille, Finns Tochter. Deswegen hat er gesagt, das Geld würde dir gehören."

"Und ich dachte du wolltest mich vielleicht sehen." Julian grinste schüchtern. Er war wirklich schrecklich in so was, dachte er im selben Atemzug, als er es ausgesprochen hatte.
"Uhh. Ich meine, das freut mich dass es Nieve gut geht. Hauptsache sie ist zufrieden und am Leben." er war erleichtert. Der Hund fehlte ihm sehr, aber es war am wichtigsten, dass der Graf ihn nicht umgebracht oder verfüttert hatte. Zum Glück.
Julian sah in den Umschlag, sehr viele scheine . Er kannte den Wert vom lokalen Geld nicht, aber bestimmt war das viel.
"Nein. Das kann ich unmöglich annehmen." er drückte den Umschlag Claire wieder in die Hand.

"Das auch, immerhin ist dort oben in der Festung alles alt, also richtig alt. Selbst Luca und Kim, auch wenn die nicht immer so wirken," lachte Claire auf, immerhin war das das erste Mal, daß sie rausdurften, sit die Jäger gefangen worden waren.
"Der Graf besteht darauf, daß du das annimmst, immerhin hat er durch dich ne Menge Geld wegen der Erziehung des Hundes gespart. Ein guter Hundetrainer wäre sicher noch teurer geworden."

Julian lächelte. "Cool!", meinte er. "Und ja sie sehen jugendlich aus, aber die inneren Werte, keine Ahnung. Glaube wir sind im Umkreis zum Dorf die mit Abstand jüngsten hier." er besah nochmal den Umschlag.
"Okay. Meinetwegen. Dann richte ihm meinen Dank aus." und wenn das hieß, dass er einen ganzen Tag mit Claire verbringen durfte, dann umso besser. Das war das Beste Geschenk eigentlich.
"Na dann uhm. Ich zieh mich kurz um, okay? Danach können wir los. Gib mir fünf Minuten." er räumte schnell dein Gartenzeug weg und verschwand im Innren der Hütte. Was konnte er anziehen? Er wusch sich im Eiltempo und brauchte das letzte bisschen Deo auf, was er noch da hatte. Ein besonderer Anlass. Rasieren konnte er sich jetzt nicht mehr. Hätte er das doch eher gewusst. Am Ende kam er eigentlich genauso raus wie immer. Weites schwarzes T-Shirt, enge schwarze Jeans. Er schob den Umschlag in die Hosentasche.
"Okay. Los geht's!"

"Ich werde der Wache Bescheid sagen, daß er das dem Grafen sagen kann, persönlich kriegt man keinen Termin bei ihm, außer er läßt einen rufen. Und für mich hat er gerade ja keine Verwendung, also warum sollte er das tun," Claire machte sich da keinen weiteren Kopf, sie wartete einfach ab, was passieren würde.
"Keine Eile, ist doch noch früh," meinte sie dann, als Julian fast überstürzt nach drinnen rannte.
Als er wiederkam, waren zwei der Waldwachen an Claires Seite.
"Sie bringen uns runter, damit wir an den Zollhäuschen vorbeikönnen," erklärte sie Julian, während sie sich auf den weg machten. Außerdem mußten sie auch durch die angelegten erschwerten Passagen, die sie nur mit Hilfe überwinden konnten.

"Oh das kann ich auch machen, alles gut." Julian lächelte, als er wieder bei Claire war. Es war schön sie so zu sehen. Gesund und draußen in der Natur nicht irgendwie beim Arbeiten oder so.
Sie gingen Seite bei Seite, wurden von den Wachen begleitet. Es tat gut mal ein bisschen rauszukommen nach den ganzen Wochen. Wie musste das erst für Claire sein, sie war in der Festung da oben. Immerhin war Julian der Natur nahe. Er genoss den Spaziergang, sogar das überwinden der Passagen. Seine Laune war so gut wie seit Wochen nicht mehr. Er musste die ganze Zeit lächeln.

"Ist gut, mal rauszukommen, da oben fällt einem die Decke auf den Kopf, wenn man nichts zu tun hat. Auch wenn ich auf den Hof raus kann, mein Zimmer paßt zweimal in deine Hütte und hat nur n kleines Fenster," sie atmete tief durch.
"Und als ich krank war, hatte ich gar kein Fenster, ich hatte den ganzen Tag nur Kunstlicht, das war noch ätzender."

"Scheiße ey. Das tut mir leid, Claire. Echt übel." sie war wochenlang krank gewesen auch noch. Das wusste Julian noch. Und dann die ganze Zeit wie im Bunker. Zum Glück hatte sie das durch.
Vielleicht hatte Julian es wirklich besser in der Hütte. "Wir haben jetzt echt gutes Wetter erwischt. Es ist sogar recht warm heute."

"Muß es nicht, keine ahnunfg, wie ich reagiert hätte, wenn ich draußen gewesen wäre. Finn war da überbesorgt, aber lieber so, als wenn mir was passiert wäre," Claire wußte ja von den Konsequenzen ihrer Handlung und sie hatte diese hingenommen.
Zum glück war sie nicht so lichtempfindlich wie andere Vampire scheinbar, außerdem war die Sonne hier nicht so grell wie anderswo.
"Wenns geregnet hätte, wäre ich nicht zur Hütte gekommen, dann wäre es zu gefährlich gewesen, ins Dorf zu gehen."

"Hast Recht. Dann habe ich ja maximal Glück, dass das Wetter so gut ist." sonst hätte er Claire nicht gesehen. Sie quetschen und schlängelten und kletterten zum Dorf. Das alles war Julian auch nur Recht. Er freute sich unglaublich unter Leute zu kommen, auch wenn er wie immer bemerkte, dass er angestarrt wurde. Aber auch das war ihm heute so was von egal.
"Vielleicht gibt es ja ein paar Läden oder einen kleinen Pub oder ein Café. Ich war nur mal kurz hier." meinte er zu Claire. Und da war er besoffen gewesen.

"Wenn du schon mal hier warst, dann müßtest du ja wissen, was es hier gibt. Ich bin hier nur mal kurz dfurch, ohne mich groß umzusehen. Aber viele der Leute von hier kennen wir ja, die wissen sicher, was es hier gibt," Claire sah da nicht so viele Probleme, das Dorf war klein und es dürfte keinen groß geben, den sie nicht schon mal gesehen hatten.