Out in the Dark

Mikael

Als ich erwachte, war es genau so trüb wie immer, aber das störte mich nicht, da ich heute bei Mama im Bett mit schlafen durfte, sie hatte schlecht geträumt und sagte, daß ich sie wärmen sollte.
Das konnte ich schon immer gut, und darauf war ich stolz, denn meine Mama brauchte häufig meine Wärme, da sie oft sehr traurig war, wenn sie mich anguckte, warum, wußte ich nicht, und es machte mich auch traurig.
Wenn ich sie fragte, was denn los sei, dann schüttelte sie immer nur mit dem Kopf und strich mir durech die braunen Haare.
"Es ist nichts, geh ein wenig spielen, Junge, ich ruf dich, wenn das Essen fertig ist," meinte sie dann immer und ich nickte, ging hinaus und suchte meinen Lieblingsort auf, einen Graubaum, der das ganze Jahr über Früchte und Blätter trug, manchmal hatte ich das Gefühl, daß sie fast sofort nachwuchsen, wenn ich eine davon pflückte und zerkaute.
Sobald ich oben auf dem ersten Ast angekommen war, holte ich immer eine Flöte aus Elfenbein hervor, die allerdings geschwärzt war und blies eine kurze Melodie, dies war immer das Zeichen für meinen besten Freund, daß ich hier war und auf ihn wartete.

Jalen
Schon früh morgens stand ich auf und säuberte erstmal die Hütte, in der ich lebte. Meine Großmutter schlief noch, und so bereitete ich ihr schlussendlich etwas zu essen zu. Ob Mikael heute wieder da war? Ich freute mich schon auf ihn ... er war mein bester Freund, sonst hatte ich ja niemanden außer meiner Großmutter. Meine Mutter war tot, genau wie mein Vater, von dem ich meine Fähigkeit geerbt hatte, und Geschwister hatte ich nicht. Obwohl Mikael für mich wie ein Bruder war. Schließlich sah ich nach draußen, wo ich in der Ferne einen Graubaum sah. Es war sozusagen unser Baum, aber er war zu weit entfernt und es war noch zu nebelig, als dass ich etwas erkennen könnte. Doch schließlich vernahm ich ganz leise die Töne einer Flöte und ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Meine Großmutter - eine ehemals schöne Frau mit scharfem Gesicht, das jeden Fehler sah. Trotzdem waren um ihren Mund viele Lachfalten zu sehen. "Guten Morgen", sagte ich lächelnd und umarmte sie stürmisch, während ich meine Tasche nahm. "Ich muss los - hab dich lieb" Seufzend schüttelte sie den Kopf, da sie ja wusste, wo ich hinging. Im nächsten Moment hatte ich das Haus auch schon verlassen und lief in Richtung des Graubaumes.

"Hey!", sagte ich mit breitem Lächeln, als ich endlich ankam, und sah zu Mikael hoch. Ich fuhr mir mit noch fast kindlichem Grinsen durch die schwarzen Haare und machte mich daran, zu ihm hochzuklettern.

Mikael

Ich sah ihn schon von weitem zu mir rennen und grinste, so wie er lief nur er, es war als könnte er sich nicht entscheiden, ob er lieber geradeaus oder in Kurven laufen wollte. Außerdem war er durch die schwarze Haarfarbe leicht zu erkennen, die meisten von uns hattenblondes Haar, was meist noch ins Grau ging, ich war stolz auf meine braunen Haare, beneidete Jalen insgeheim aber um seine Haarfarbe ... was ich ihm natürlich niemals sagen würde, er würde mich sicher nur auslachen.
"Hast du mich also doch gehört," grinste ich und steckte die Flöte an meinen dünnen Gürtel aus grobem Stoff, eher eine Schnur als ein Gürtel, mit dem man aber total toll Lasso werfen üben konnte und Fallen ließen sich damit auch bauen.
Als er neben mir saß, grinste ich ihn an und drückte ihm einen Apfel in die Hand. "Hier, hab ich aus dem Land des Lichtes geklaut, für dich," meinte ich und sah ihn gespannt an, er war nie begeistert, wenn ich sowas tat, doch die rote Farbe war so intensiv, daß ich nicht anders konnte.
"Sieht er nicht super aus," meinte ich und strich darüber.

Jalen
Ich hievte mich etwas geschafft neben ihn. Obwohl wir uns so oft sahen, war ich doch etwas schmächtiger - und vor allem jünger - als Mikael, auch wenn ich das nicht so mochte. Ich wollte auch gern so stark wie er sein! Aber so etwas würde ich nie sagen, da mir das einfach peinlich war, dass er ein kleines Vorbild für mich war.
"Natürlich hab ich das", sagte ich lächelnd und lehnte mich etwas gegen den Stamm. Ich sah zu ihm und musterte ihn - bei seinem Talent, die Flöte zu spielen, konnte man schon eifersüchtig werden. Danach sah ich auf den Apfel und freute mich zuerst, doch bei seinen Worten ließ das etwas nach. "Gestohlen?" Ich seufzte leise und sah Mikael vorwurfsvoll an. "Ja, tut er - aber er würde besser aussehen, wenn er nicht gestohlen wäre. Trotzdem danke ...", meinte ich leise und biss dann hinein. Gut war er ja schon ...

Mikael

"Du weißt genau, daß ich das Obst von hier nicht mag, und fragen kann ich ja wohl schlecht," grinste ich, als er ihnm mir trotzdem aus der Hand nahm und hinein biss, zumindest hatte er keine Einwände mehr, ansonsten hätte er ihn mir nicht fast gierig abgenommen.
"Außerdem, hast du hier schon mal so eine Farbe gesehen, also ich nicht, unsere Äpfel sind doch voll klein und mickrig dagegen. Außerdem werden die das gar nicht merken, die haben sogar gedacht, ich gehöre zu denen, kannst du dir das vorstellen," grinste ich ihn dann an und ließ mich dann rückwärts von Ast rutschen, so daß nur noch meine Beine mich davon abhielten nen Abgang zu machen.
"Und, wie geht es dir nach gestern, hab gehört, du warst beim Rat gewesen, was wollten die denn schon wieder von dir?"
Immer bekam er die ganze Aufmerksamkeit, noch ein punkt, warum ich sauer werden würde, wenn er nicht mein bester Freund sein würde.

Jalen
Ich nickte - ja, er hatte recht. Hier gab es kaum schönes Essen. Und so einen Apfel hatte ich noch nie gesehen. Ich biss noch einmal ab und hielt ihn dann Mikael auffordernd hin. Er sollte auch etwas essen, denn wer wusste schon, wann wir wieder an so etwas gelangen würden. Bei seiner Frage dann seufzte ich etwas. In letzter Zeit musste ich immer öfter zum Rat, verschiedenste Aufgaben erfüllen, die meist mit meinen Fähigkeiten oder mit körperlicher Belastung zu tun hatten. Deswegen war ich auch ganz schön müde.
"Sie wollten, dass ich eine Art Marathon laufe. Der war gar nicht so lange, aber ich musste halt die ganze Zeit über meine Fähigkeiten einsetzen, um mich zu schützen", meinte ich leise. "Danach musste ich Gift nehmen - 48 Arten. Und alle musste ich neutralisieren"

Mikael

"Ach ja, stimmt ja, du bixt für die ja was Bwsonderes," meinte ich seufzend und schaukelte ein wenig hin und her, streckte mich so, daß meine Fingerspitzen fast den Boden berührten, als mein Hemd mir über den Jopf rollte und ich abstürzte, zum Glück landete ich auf weichem Mos und schüttelte mich, bevor ich mich wieder richtig anzog, wenn ich liederlich herum rannte, dann schimpfte Mama wieder mit mir.
"Dann bin ich aber froh, daß du mein Freund bist, ich hätte auch gern irgend eine Fähigkeit," grinste ich und kletterte flink wieder zu ihm hoch und setzte mich neben ihn, schnappte mir den Apfel und biss herzhaft hinein.
"Die einschige Fähgkeit, die isch hab, isch, dasch, mir andauernd warm ischt," nuschelte ich und grinste ihn mit vollen Backen an.

Jalen
Ich nickte etwas und senkte den Blick. "Keine Ahnung, warum die so interessiert an mir sind", meinte ich und sah überrascht zu ihm herunter. "Mikael, pass doch auf!", seufzte ich und war froh, dass er im Moos landete. Ich kaute etwas auf meiner Unterlippe herum und senkte ein paar Momente den Blick. Reaktionstests hatten wir bereits, ich hätte ihm helfen sollen. Aber was war los gewesen? 
Ich sah zu, wie Mikael wieder hochkletterte, und blickte zu ihm. "Das wird schon noch - ich bin mir sicher, dass du auch eine ganz tolle Fähigkeit bekommen wirst", sagte ich lächelnd und ließ zu, dass er den Apfel nahm. Vorher hatte ich jedoch nochmal selbst einen Bissen genommen. "Ist doch auch eine tolle Fähigkeit" Ich lachte leise, als er so nuschelte, ehe ich aufsah. Von weitem sah ich das Zeichen aus Wasser, das meine Großmutter erschaffen haben musste, und zuckte zusammen. "Der Rat ist da", hauchte ich leise und sah zu Mikael. "Ich muss schnell machen" Schnell sprang ich nach unten, wobei ich den Fall mit meiner Fähigkeit abstoppte.

Mikael

"Nein, ich werd der ganz normale Junge bleiben, der dich bewundert, in meinem Alter hatten alle schon ihre Fähigkeiten, nur ich nicht, da ist wohl was schiefgelaufen," versuchte ich, die sache herunterzuspielen, aber esregte mich schon echt auf, daß ich anschienwnd als Einziger hier nix konnte.
Mal abgesehen von meiner Mama, zumindest hatte sie auch keine großartige Fähigkeit und mein Papa ... den kannte ich nicht mal, brauchte da auch nicht fragen.
"Dann geh, Jalen, nicht daß du Ärger bekommst," meinte ich dann seufzend, als er den Rat erwähnte, schaute ihm sehnsüchtig nach, als er wie in Zeitlupe zu Boden schwebte, Mann, ich wollte sowas auch können ...
Wütend trat ich gegen den stamm des Graubaumes.

Jalen
"Du bewunderst mich?" Ich lächelte leicht. "Dabei bin ich doch der, der dich bewundert" Ich grinste etwas und legte freundschaftlich einen Arm um ihn. Irgendwie war die Vorstellung schon toll, dass mich jemand bewunderte. Dabei war ich der Jüngere! Ich blinzelte zu ihm hoch, ehe ich das Zeichen sah. "Ja, muss ich wohl ... dann bis dann", meinte ich und lächelte leicht, ehe ich gehen musste. Die Männer vom Rat waren tatsächlich da und warteten ungeduldig auf mich. Etwas eingeschüchtert sah ich zu ihnen hoch und versteckte mich hinter meiner Großmutter, die mir beruhigend über den Kopf strich. Ich atmete kurz durch, ehe ich mit ihnen mitgehen musste.

Mikael

Ich strubbelte ihm noch kurz durch die Haare. "Du mußt mich nicht bewundern, wofür auch?", meinte ich und sah ihm noch nach, sprang dann jedoch leichtfüßig vom baum und rannte geduckt durch einige Büsche, ich folgte den Männern und Jalen, ich war trotz allem neugierig, was meinem Freund bevorstand.
Außerdem mochte ich seine Fähigkeiten, ich konnte nicht genug davon sehen, weswegen ich versuchte, diese so oft wie möglich zu Gesicht zu bekommen.
"Zeigs ihnen," murmelte ich kaum hörbar.

Jalen
Ich wurde zu einem entfernten Übungsgelände gebracht, wo ein paar Männer mir sagten, was ich tun sollte. Meine Aufgabe bestand darin, einfach zu überleben. Na toll ... Unsicher trat ich in die Mitte des riesigen Feldes und hatte keine Ahnung, was jetzt auf mich zukommen würde. Ein Pfiff ertönte und mit einem Mal kamen von überall her Männer auf mich zugelaufen. Voller Angst schrie ich auf und ging in die Knie, da alle mit ihren Waffen auf mich zeigten, und mit einer Art Windpeitsche wurden alle von ihren Beinen gefegt. Das Gesicht hatte ich den Händen vergraben, während ich nur meine Kräfte spielen ließ. Das konnte ich auch ohne sehen.

Mikael

Ich hatte tierisch Angst um ihn, als ich sah, daß so viele Männer auf ihn zukamen, wollte ihm schon beistehen, auch wenn ich aus nix hätte machen können. Doch konnte er sie bezwingen und zwar alle, staunend sah ich ihm zu und konnte mir ein lautes Abfeuern nicht verkneifen.
"Mach sie alle, Jalen," brüllte ich zu ihm und jubelte, als er alleine dastand und die anderen am Boden waren, zog aber den Kopf ein, als die Männer des Rates ziemlich wütend zu mir rübersahen und haute schnell durch die Büsche ab.

Jalen
Ich sah auf, als ich eine bekannte Stimme vernahm. "Mikael ...?", flüsterte ich ungläubig und sah in seine Richtung, konnte aber nur noch das braune Haar sehen, dass zwischen ein paar Büschen verschwand. Die Mitglieder des Rates kamen zu mir und applaudierten etwas, ehe einer mir die Augen verband.

Mikael
Etwas entfernt von ihm kletterte ich auf einen der Graubäume, die hier überall standen, sah ihn wieder. Er war so winzig, doch durfte man ihn nicht unterschätzen, dafür war ich so stolz auf ihn. War stolz, mit ihm befreundet zu sein, zu gerne würde ich ihn auch beeindrucken wie er mich, doch war das ja leider nicht möglich.

Jalen
Erneut wurde ich auf das Feld geschoben, nun konnte ich aber nichts mehr sehen, und ich schlang mir zitternd meine Arme um den Körper. Es war ganz ruhig, bis ich Schritte vernehmen konnte. Diese kamen schnell näher, und nach und nach machte ich jeden bewegungsunfähig. Erschöpft nahm ich schließlich die Augenbinde ab und starrte entsetzt auf einen Menschen, der in der Luft zu mir kam und direkt vor mir seine Waffe auf mich gerichtet hatte. Ich hatte ihn nicht hören können, und mit einer Bewegung schleuderte ich ihn von mir. Entsetzt sah ich auf die Stelle, wo eben noch ein Messer gewesen war.

Mikael
Erschrocken schrie ich auf, kippte vom Baum und stieß mir ziemlich doll den rücken, als ich unten aufkam, doch hatte mich das gerade furchtbar erschreckt, zwar hatte ich noch gesehen, wie Jalen den Mann abwehren konnte, trotzdem ...
Warum machten die das nur? Er war sogar noch jünger als ich, er war zwar etwas Besonderes, aber er wollte doch auch mit mir rumtoben. Schluchzend ließ ich mich am Baum nieder, das war echt so fies.

Jalen
Ich bekam nicht mit, was mit Mikael war, da ich schon wieder von Mitgliedern des Rates umringt war. Einige gratulierten mir, einige waren wütend, weil ich die Augenbinde abgenommen hatte, aber ich konnte nicht richtig darauf reagieren. Ich hatte Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. Wenn ich die Augenbinde nicht abgenommen hätte, wäre ich jetzt tot ... Zitternd durfte ich ein paar Minuten Pause machen und verkroch mich in dem kleinen Wald. Leise begann ich zu weinen, weil das einfach zu viel gewesen war. Ich hatte doch gesehen, dass der Mann mich hatte töten wollen ...

Mikael

Was wäre gewesen, wenn er tot gewesen wäre, wenn er den Mann nicht bemerkt hätte? Ich wollte meinen besten Freund doch nicht verlieren, so schon gar nicht. "Warum bin ich nur so dumm, ich kann gar nichts," schniefte ich und zog die Schultern hoch.
Ich würde wohl nie etwas anderes sehen als unser Dorf, ich würde nur der sein, dem immer so schnell warm war, ganz super, was für eine Fähigkeit.

Jalen
Nach einiger Zeit hörte ich ein leises Schluchzen etwas entfernt, was ich nur wegen meiner Fähigkeit vernahm. "Mikael?", fragte ich, während ich aufstand und in die Richtung rannte. Ein paar Minuten später fand ich ihn auch schon und sah mit geröteten Augen zu ihm herab. "Was machst du hier?", fragte ich mit bebender Stimme.

Mikael

"Ich ... ich hab nur qas ins Auge bekommen, das brennt," meinte ich schnell, vor ihm würde ich nie zugeben, daß ich geheult hatte. "Bin vom Baum gefallen und da ist das wohl passiert," fügte ich schnell hinzu und stand auf.
"Aber du siehst aus, als hättest du geweint, alles okay bei dir?"

Jalen
Ich nickte etwas, glaubte ihm aber nicht richtig. Bei seiner Frage schüttelte ich dann den Kopf und floh in seine Arme. "Ich hab ihn nicht gehört ...", schluchzte ich. "Ich ... ich wäre jetzt tot, wenn ich die Augenbinde nicht abgenommen hätte ..."

Mikael
Etwas überrumpelt war ich schon, hielt ihn aber fest und klopfte ihm beruhigend auf den rücken. "Du warst spitze, ich hab alles gesehen, ich bin so stolz auf dich," sagte ich ehrlich begeistert. "Und du bist nicht tot und wirst es auch nicht sein, ansonsten hätte ich ja niemanden mehr, den ich ärgern kann," grinste ich ihn an.