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ein Glück :3

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Noah

Heute war mein 17. Geburtstag. 17 war ein beschissenes Alter, wie ich fand. Man war weder 16 mehr, aber auch noch nicht 18 und damit erwachsen. Ich schulterte meinen Rucksack und verließ das Gebäude, was ich mein Zuhause nannte. Ich hatte schreckliche Kopfscherzen, obwohl ich nicht mal was zu mir genommen hatte und während ich auf den Bus wartete, der mich jeden Morgen zur Schule brachte, massierte ich mir die Nasenwurzel mit einer Hand und schaute mir der anderen Hand auf die Uhr meines Handys. 7.00 Uhr, zeigte mir der Display an. Noch 5 Minuten. Wo blieb Jenna nur? Das Geschenk in meinen Rucksack wog schwer und ich wippte ungeduldig mit meinen Zehen auf und ab, um die Zeit zu überbrücken.
Die Bushaltestelle war wie leergefegt und außer eines Mannes, der vermutlich in seinen späten 30ern war, war dort niemand anzutreffen. Der Mann trug einen schwarzen Hut mit einer ungewöhnlich breiten Krempe und eine ebenfalls schwarze Sonnenbrille. Wie merkwürdig, dachte ich, dabei schien die Sonne doch gar nicht. Erst dann bemerkte ich, das der Mann lächelte. Er lächelte mich an. Nervös erwiederte ich sein Lächeln kurz und blickte dann schnell weg.

Jenna

Müde kroch ich aus dem Bett und stolperte fast über meine Katze, die mir heute noch mehr als sonst am Fuß klebte. Wieder einmal dieser Traum - mit dem einzigen Unterschied, daß ich die Rose dieses Mal aufheben konnte. Schwer war sie in meiner Hand, zerfiel dann jedoch ebenfalls zu staub, wie der, der schon zu meinen Füßen lag und ich spürte ein Stechen auf meinem linken Oberarm, das sogar noch da war, als ich aufwachte, doch war nichts zu erkennen.
Dafür erkannte ich, daß ich mich höllisch beeilen mußte, wenn ich den Bus noch kriegen wollte.
"Mist, verdammter," fluchte ich, als ich den Rucksack griff, dessen Gurt sich auch noch löste und ich ihn gerade noch festhalten konnte. Weiter fluchend schlüpfte ich in meine Turnschuhe und sprintete los. Von weitem sah ich schon Noah und winkte hektisch.
"Ich bin schon da," keuchte ich, als ich vor ihm stand.

Noah

"Hi. Da bist du ja endlich." Begrüßte ich Jenna und schielte noch einmal kurz zu dem Mann herüber. Er lächelte immer noch so. gruselig...
Ich nahm meinen Rucksack von Rücken und wühlte darin, bis ich das quadratische Päckchen herauszog. Es war mit rotem Geschenkpapier umwickelt und mit einer rosa Schleife gekrönt. Natürlich hatte meine Mutter es verpackt. Ich streckte es von mir, um es ihr zu überreichen. "Alles Gute zu deinem 17. Geburtstag, Jenna!" Ich konnte mir ein schiefes Grinsen nicht verkneifen, immerhin war es auch mein Geburtstag.

Jenna

Und ich hatte mich schon gewundert, daß mein Rucksack so schwer war, das Geschenk für Noah war ja auch mit drin. Hatte ich doch glatt unseren gemeinsamen Geburtstag vergessen. Grinsend überreichte ich ihm seins auch, es war recht schwer und unbeholfen in Blümchenpapier gewickelt.
"Du weißt ja, ich kann so was nicht," sagte ich noch verlegen. "Auch dir alles Gute, Noah."

Noah

Ich freute mich total, als Jenna mir mein Geschenk überreichte. Das Geschenkpapier, war mehr drauf geklatscht als umwickelt, aber das war halt typisch Jenna. Ich prustete los und brachte nur mühsam ein Danke heraus. Dann fuhr auch endlich der Bus vor und ich stieg ein. "Ich packe das Geschenk innen aus, okay?" Ich scannte mein Ticket bei dem Busfahrer ein und machte mich auf den Weg zu der letzten Reihe. Unser Stammplatz.

Jenna

"Ja ja, lach du nur." Etwas mißtrauisch sah ich auf die rosa Schleife. Ich haßte rosa wie sonst keine Farbe, aber es war ja nur die Verpackung. Grinsend ging ich dann doch Noah hinterher zu unserem Stammplatz und setzte mich neben ihn.
"So, jetzt auspacken oder erst später? Wird tatsächlich ne Geburtstagsparty fast nur für uns, bei mir haben alle abgesagt, keine Ahnung, warum. Und bei dir?" Vielleicht kamen ja wenigstens von ihm noch ein paar Leute. Etwas traurig sah ich auf das Paket.

Noah

"Ist mir egal. Entscheide du!" Meine Aufmerksamkeit war auf den Mann gerichtet der vor uns saß. Was war nur falsch an ihm. Er passte irgendwie nicht ins Bild. Aber eigentlich sollte mich sowas doch nicht kümmern. Irgendein Mann der im Bus saß, war doch egal. "Hmm nur einpaar. Aber wir werden schon Spaß haben!" Ich versuchte zu lächeln, aber es war sehr gequält. Diese Kopfschmerzen. Ich hatte das Gefühl mein Kopf würde gleich explodieren. Was war nur los mit mir? Ich holte eine Wasserflasch aus meinem Rucksack und führte sie zu meinen Lippen. Das Wasser schmeckte unglaublich pfad und ich würgte es fast schon herunter.

Jenna

"ist alles in Ordnung mit dir, Noah?", fragte ich besorgt, als ich sein angestrengtes Gesicht sah. Er war blass und sah aus, als hätte er nicht gut geschlafen. "Kann ich dir irgendwie helfen.?"
So war er doch noch nie gewesen.
Vorsichtig lehnte ich mich zurück und zuckte leicht zusammen, als ich gegen die Scheibe gedrückt wurde, als der Bus um die Ecke fuhr. Automatisch zuckte meine Hand zu meinem Oberarm, der jetzt eine leichte Rötung aufwies, die vorhin noch nicht da war.

Noah

"Geht schon. Nur Kopfschmerzen." Ziemlich starkte Kopfschmerzen waren das. "Obwohl. Du hast nicht zufällig ein Aspirin dabei?" Ich brachte ein Grinsen zu stande, als ich ihren Arm sah. "Was ist mit deinem Arm passiert, Jenna?" Fragte ich besorgt. Es hatte sie doch nicht etwa jemand geschlagen, oder so! Vorsichtig berührte ich die Stelle, zuckte dann aber zurück. Die Finger, mit denen ich ihren Arm berührt hatte, brannten plötzlich wie Feuer. "Was ist das?" Fragte ich sie jetzt erschrocken. Bestimmt ein Stromschlag, redete ich mir gleichzeitig ein. Es gab für alles eine wissenschaftliche Erklärung!

Jenna

Ich grinste und reichte ihm eine Aspirin, zuckte aber zusammen und schlug fast seine Hand weg, als er meinen Arm berührte. Seine Fingerspitzen fühlten sich wie Eisnadeln an und ich bedeckte schnell schützend meine Haut, indem ich mir die dünne Jacke überzog, die ich bis jetzt um die hüften geschlungen hatte.
"Das ist nichts, keine Ahnung, das geht sicher wieder weg, vielleicht nur ne allergische Reaktion auf etwas." Dann lächelte ich ihn an und drückte ihm die Tablette in die Hand. "Mach dir keine Sorgen, mir geht's gut."

Noah

Ich zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. Es brachte nichts sie zu bedrängen, so war Jenna halt. Ich nahm die Tablette dankend entgegen, brach sie entzwei und wartete bis sie sich in der Wasserflasche auflöste. Dann sagte ich eine ganze Weile nichts mehr, denn die Atmosspäre um uns herum schien ziemlich angespannt zu sein. So hätte es doch nicht kommen sollen, schließlich war heute unser Geburtstag. Ich starrte aus dem Busfenster in den schrecklich grauen Himmel. Scheiße warum wirkte die Tablette nicht und waren wir bald mal da? Merkwürdigerweise sehnte ich mich gerade total nach zwei Stunden Mathe.

Jenna

Selbst der Stoff war unangenehm an der Haut und ich zog die Jacke seufzend wieder aus und mußte feststellen, daß sich die Rötung vergrößert hatte und sich schon um den ganzen Oberarm zog. Was hatte ich mir da bloß eingefangen, die anderen würden sicher starren und ich haßte es, haßte diese mitleidigen Blicke auf das arme Waisenkind, das ich nun mal war.
Stirnrunzelnd sah ich zu Noah, dem es noch nicht besser ging. "Du hättest doch eher ins Bett gehen sollen," behutsam legte ich eine Hand auf seine Schulter.

Noah

"Ach das ist es nicht!" fuhr ich sie lauter als beabsichtigt an. "Das geht schon eine ganze Weile so! Die Kopfschmerzen, ständiger Hunger und wenn ich dann was esse fühl es sich so..." Mir fehlten die Worte, denn ich wusste selber nicht so recht, wie es sich anfühlte. Ich hasste es nicht zu wissen, was vorging und ich hatte Angst, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Irgendetwas passierte mit mir und ich hatte Angst und diese Angst hatte ich an Jenna ausgelassen. "Es tut mir Leid..." Ich ließ die die Schultern hängen. "Ich erwarte nicht, dass du es verstehst."

Jenna

Etwas erschrocken zuckte ich zurück, als er mich auf einmal so anfuhr. Was hatte er denn? Auch mir war aufgefallen, daß er oft abwesend war in letzter Zeit, sein Appetit war enorm und oft schien es, als sei er nicht ganz bei der Sache.
"Schon gut, ich hab mir eben nur Sorgen gemacht," murmelte ich und stand auf, da unser Bus an der Endhaltestelle angekommen war. Als ich nach vorn ging, streifte ich einen Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war und noch ehe ich reagieren konnte, knurrte ich ihn auch schon an.
"Aus dem Weg, Gesindel, ansonsten ergeht es dir schlecht," erschrocken schlug ich mir die Hand auf den Mund und wurde rot.
"D -Das t -t - tut mir furchtbar leid," stotterte ich nur und verließ fluchtartig den Bus.

Noah

"Jenna!", rief ich ihr hinterher, aber sie war schon aus dem Bus gerannt. Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn, was keine gute Idee war, denn mein Schädel brummte immer noch. Trotzdem das hatte ich jetzt davon, das ich mich so angestellt hatte. Jetzt war sie weg. Ich entschloss mich ihr zu folgen, doch jemand packte mich am Arm. Irritiert schaute ich auf. Es war der Mann mit dem Hut. "Alles Gute zum Geburtstag, Noah." Ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich erkannte diese Stimme. Natürlich würde ich sie erkennen. "Was wollen Sie vom mir?" Meine Stimme zitterte. "Alles zu seiner Zeit, Noah und vor allem nicht hier." Der Mann deutete mit dem Kopf auf den Busfahrer und zog mich dann hinter sich her aus dem Bus.

Jenna

Einige Blicke verfolgten mich, als ich über den Schulhof rannte. Was war nur in mich gefahren? Ich kannte diesen Mann doch gar nicht, doch als ich ihn berührt hatte, überkam mich ein Ekel, wie ich ihn selten gespürt hatte. Dunkel kamen mir wieder die roten Augen aus meinem Traum ins Gedächtnis und ich stürzte schon fast in die Mädchentoilette, wo ich mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzte.
Keuchend sah ich in den Spiegel und automatisch ging mein Blick zu dem geröteten Arm. Vorsichtig strich ich darüber, verspürte jedoch keinen Schmerz. Wieso hatte es aber so wehgetan, als Noah dort seine Finger hatte?
"Hey, Jenna, alles ok bei dir?" Erschrocken sah ich auf und sah in das Gesicht von Ricarda, einer Freundin von mir, die gerade aus dem Klo kam. "Du siehst ein wenig blass aus ..."

Noah

Als wir den Bus verlassen hatten, wiederholte ich meine Frage. "Was wollen Sie von mir?". Der Mann lachte und sein Lachen ließ einen Schauder über meinen Rücken laufen. Es klang ganz anders als jedes Lachen, das ich je in meinem Leben gehört hatte. Etwas gefährliches schwang da mit. "Das hast du von deinem Vater, er war auch so schrecklich mistrauisch." Er seufzte theatralisch. Mein Herz machte einen Satz. Woher kannte dieser Mann meinen Vater? Ich kniff meine Augen zu Schlitzen zusammen und zuckte zusammen, als er mir plötzlich unerwartet auf die Schulter klopfte. "Gehen wir woanders hin, die Sonne macht mich krank." Der Mann schien die Worte förmlich auszuspucken und bedeutete mir ihm zu folgen. Eigentlich hätte ich in diesem Moment abhauen können, aber irgendetwas brachte mich dazu, dies nicht zu tun. Stattdessen folgte ich ihm, wie ein Hündchen seinem Besitzer. Wer weiß wohin.

Jenna

"Nein, nein, es ist alles ok," murmelte ich und strich mir über den Arm. Ricarda schaute ebenfalls hin, schien es aber nicht zu sehen. Dabei war diese Rötung ganz eindeutig zu sehen.
Hinter uns wurde auf einmal die Tür geöffnet und ein Mädchen kam herein, das irgendwie so wirkte, als sei sie nicht ganz bei sich. Ihre Augen wirkten groß und leer, nichts in ihnen zeugte, daß sie wach war ... oder lebendig. Und auch hier schien Ricarda nichts zu merken, sie grinste und ging nach draußen, so daß ich mit dem Mädchen allein war, dessen Augen sich auf einmal rot färbten. Erschrocken schrie ich auf, als sie mir plötzlich sehr nahe war, mir eine Tasche in die Hand drückte und mich anlächelte.
"Es war der Wunsch deiner Eltern, daß ich dir das gebe, damit habe ich meine Pflicht getan."
Und noch bevor ich reagieren konnte, zerfiel sie zu Staub.

Noah

Ich saß in einem schwarzen Wagen auf dem Beifahrersitz und schwänzte die Schule. Oh mein Gott. Ich hatte noch nie in meinem Leben die Schule geschwäntzt und meine Mutter würde mich sicher umbringen, wenn sie das herausfand. Der Fahrer war ein komischer Mann, den ich nicht einmal kannte. War ich jetzt eigentlich völlig übergeschnappt. "Wo fahren wir hin?", fragte ich ihn nun schon zum 10. Mal und er gab mir immer wieder die gleiche Antwort: "Geduld Noah, wir sind gleich da."
Ich trommelte nervös mit den Fingern gegen die Fensterscheibe. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und dicke Tropfen kullerten von der Fensterscheibe. Ich hatte immer noch Kopfschmerzen.
Endlich hielten wir vor einem Gebäude an, das ich als ein altes Haus identifizierte.
Der Mann bedeutete mir auszusteigen und ich folgte ihm in das Gemäuer.

Jenna

Vor mir ein Haufen Staub, in meiner Hand eine Reisetasche, die schwer war und in der es metallisch klimperte und ein roter Fleck auf meinem Arm - was konnte es schöneres geben? Fast schon hysterisch lehnte ich noch immer in der Mädchentoilette an einem der Spiegel und versuchte, einigermaßen ruhig zu atmen, was mir nicht gelang, ich war kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Vor mir war gerade ein Mädchen mit roten Augen zu Staub zerfallen, die meinen Eltern einen Wunsch erfüllt hatte und die ... und die ...
"Hey, Jenna, was ist denn mit dir los?"
Unsere Mathelehrerin kam besorgt durch die Tür und musterte mich von oben bis unten. "Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen."
Ja, so in der Art konnte man es auch sagen. Ich stieß nur ein zittriges Kieksen aus und sah sie an, als wäre der liebe Gott vor mir erschienen.

Noah

Von innen sah es nicht einmal so ungemüdlich aus, wie ich gedacht hatte. Einem langen Flur folgte ein rot gestrichenes Wohnzimmer mit einem Karmin und einer schwarzen Leder-couch, auf die wir uns setzten. "Gehört das Haus Ihnen?" Fragte ich den Mann, schließlich schien er den Schlüssel dazu zu haben. "Bitte nenn mich Jeff. Ich hasse Förmlichkeiten, dann fühl ich mich immer gleich so alt!" Er kicherte wie ein verrücktes Mädchen, was gerade einen unglaublich lustigen Witz gerissen hatte. "Aber das bin ich ja leider auch. Und nein das Haus gehört mir nicht. Viel zu kitschig sowas! Aber dein Vater hatte ein Faible für kitschige Dinge, deshalb auch die Heirat mit deiner Mutter und du bist wohl das Endprodukt, Noah." Es irritierte mich ziemlich, das dieser Mann über meine Familie und meinen Vater redete, als seien sie alte Bekannte. Noch mehr irritierte mich allerdings, das der Mann, Jeff, mehr über meinen Vater zu wissen schien als ich selber. "Also, sagen Sie..." ich stockte. "Jeff, bitte!", Unterbrach er mich, "Ja Jeff, Sie wollen also sagen, das das Haus meinem Vater gehört?" Ich stockte erneut. Aber mein Vater war...tot! Wie war das möglich?

Jenna

"Ich glaube, du solltest dich vielleicht etwas hinlegen, Jenna, du siehst reichlich blass aus," sagte die Lehrerin zu mir und kam vorsichtig auf mich zu. "Soll ich dir vielleicht die Tasche abnehmen?" Doch noch ehe sie die Hand danach ausstrecken konnte, hatte ich die Tasche an mich gedrückt, wenn es richtig war, was dieses Mädchen ... dieses Ding zu mir gesagt hatte, gehörte sie meinen Eltern oder zumindest hatten sie etwas damit zu tun.
"Schon gut, Jenna, beruhige dich, vielleicht solltest du nach Hause gehen, ok? Wäre vielleicht besser." Die letzten Worte murmelte sie nur noch und verließ dann fast fluchtartig die Mädchentoilette.
Nach einer Weile folgte ich ihr, der Schulflur war wie ausgestorben, nur hier und da hörte man vereinzelte Stimmen aus den Klassenräumen und ich schlich vorsichtig an ihnen vorbei und begann zu rennen, als ich das Schulgelände verlassen hatte. Ich würde definitiv nicht zu mir nach Hause laufen, doch mein Ziel war klar. Schnurstracks lief ich in das kleine Stadtwäldchen, wo ich und Noah uns ein Baumhaus gebaut hatten.

"Es gehörte deinem Vater.", korrigierte er meine Aussage. "Bis er ihnen zum Opfer wurde!" Als er meinen offensichtlich verwirrten Ausdruck sah, präzisierte er seine Antwort. "Von den Vampirjägern." Seine Stimme war nur ein Hauch, doch der Hass der mit ihr mitschwang lies mich erschaudern. Doch dann realisierte ich, was Jeff gerade behauptet hatte. Vampirjäger?! "Bei allem Respekt." Es war fast zum Lachen. "Sie veralbern mich doch! Mein Vater ist vor 16 Jahren bei einem Autounfall gestorben!" Er schüttelte langsam den Kopf. Ich konnte es nicht fassen, er wollte mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass mein Vater von Vampirjägern umgebracht worden war! Er hatte sie doch nicht mehr alle! Oder machte er sich einfach über den Tod meines Vaters lustig. Ich versuchte ihm hasserfüllt in seine von der Sonnenbrille bedeckten Augen zu schauen, um ihm klar zu machen, das dies nicht lustig war. Plötzlich überkam mich ein schrecklicher Drang ihn in Stücke zu reißen. Und da wäre Blut. Ja ganz viel rotes Blut.
"Es hat bereits begonnen..." murmelte er leise vor sich hin und unterbrach damit meine reizenden Gedankengang. Dann packte er mich fest an den Oberarmen. "Hör mir zu Noah!" Seine Stimme klang furchtbar ernst, also horchte ich auf. "Das waren alles Lügen. Deine Mutter hat dich belogen, um dich zu beschützen. Töricht wie sie nunmal ist wusste sie nicht, das es dich nur noch mehr in Gefahr gebracht hat! Du musst die Wahrheit wissen. Sie könnten überall sein!" Sein Kopf wanderte zu den mit schweren Gardinen behangenen Fenstern. "Gerade im Bus war auch eine von Ihnen. Das braun-haarige Mädchen, das neben dir saß war eine Vampirjagerin! Du musst vorsichtiger sein!"
Irgendetwas in meinen Kopf setze sich in Gang. Neben mir im Bus...Jenna?!

Jenna

Atemlos kam ich dort an, holte Luft und kletterte hinauf. Dort warf ich die Tasche auf den Boden und schüttelte den Kopf. Wo war ich nur hineingeraten, das war alles ein böser Traum, oder Schabernack oder was wußte ich denn?
Doch ich wollte wissen, was in der Tasche war und öffnete sie und schrie erschrocken auf. Dolche, eine Pistole, mehrere Briefe und Sachen, die ich nur aus Fantasyfilmen kannte, kullerten mir entgegen. Ein Zettel lag dabei, den ich zitternd entfaltete.

Mein geliebtes Kind,

unser Wunsch wurde also erhört und du besitzt nun das, was wir dir hinterlegt haben. Dein 17. Geburtstag, und du sollst wissen, was du bist.
Vor langer Zeit lebte einmal ein Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, alle Untoten dieser Welt zu beseitigen, in deiner Zeit nennt man sie wohl Vampire. Er hatte sich vorgenommen, die Welt zu reinigen e großen Erfolg, zumal aus seiner Linie viele Jäger entsprangen, so auch wie, deine Eltern. Deine Mutter war bekannt als "Schwarze Rose", dein Vater nur als der "Teufel", zumindest nannten uns unsere Feinde so. Du wirst nun in die Fußspuren deiner Mutter treten, sei auf der Hut und sieh dich vor, Sie sind überall ...

Ich wich zurück, jetzt wußte ich, daß das alles ein Scherz war. Und zwar ein verdammt schlechter. Schnell holte ich mein Handy raus und rief Noah an. Hoffentlich ging er ran.

Noah:

Jenna?! "Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein!" Er konnte mich verarschen, wenn er wollte, aber ich würde sicher nicht erlauben, dass er Jenna mit hineinzog. Überhaupt der Gedanke war doch lächerlich! Das Einzige, dem sie nachjagte war ihre Katze, wenn sie mal wieder weglief. Ich lachte vielleicht etwas zu übertrieben laut los, auch weil ich Jeff eins auswischen wollte, dabei hatte ich schon einen Plan gefasst. Ich würde nicht noch länger mit diesem Irren in einem Gemäuer verbringen! Ich schulterte meinen Rucksack und stand auf um in Richtung Tür zu gehen, als Jeff mich am Kragen packte. "Wenn du jetzt rausgehst Noah, bringst du noch jemanden um." Ich wollte etwas schlagfertiges erwidern, ihm sagen, wie bescheuert das alles war, aber ich konnte nicht. Mein Körper war wie festgefroren. Ich wollte schreien doch meine Lippen formten nur ein stummes Krächtzen. Etwas stimmte hier nicht. Mein Kopf formte die Gedanken, aber mein Verstand wollte sie nicht akzeptiert. Volkommen ausgeschlossen das war nicht möglich. NIEMALS!
Mein Handy klingelte und Jeff lies meinen Kragen los. Mit zittrigen Fingern fischte ich es aus der Tasche meiner Jeans und als Jeff keine Reaktion zeigte, ging ich dran. Es war Jenna.

"Äh hi?"