Hey Teacher

Kenny: Ich kramte mein altes Ersatzhandy heraus. Das andere hat mein Dad mir erst letzte Woche gekauft. Sonst wäre ich wahrscheinlich auch nicht so ausgetickt. Ich steckte die Karte hinein. Mein bester Freund hatte mir geschrieben, dass er ein Auslandsjahr macht und er ab Montag an meine Schule ging. Irgendwie freute ich mich total, doch hatte ich auch Angst, dass er auch gehasst wird, nur weil er sich mit mir abgibt. Ich steckte mir eine Zigarette an. Zudem war ich in der Schule eh ganz anders drauf als er mich kannte.

Lucien
Bevor ich nach Hause fuhr, ging ich noch bei einem alten Kumpel vorbei, der sich mit Handy auskannte, das kaputte hatte ich eingesteckt, als gerade niemand drauf geachtet hatte.
Der schüttelte nur mit dem Kopf, machte sich aber gleich an die Arbeit. "Kannst es morgen abholen," meinte er und grinste mich leicht an, ich nickte und fuhr nun entgültig nach Hause.
Seufzend ließ ich mich auf meine Couch sinken, ich vermißte echt Gesellschaft.

Kenny: Ich ging mit meinem Handy in der Hand und meiner Zigarette zwischen den Lippen aufs Dach, setzte mich dort hin. Mein Vater mochte es nicht, wenn ich das machte. Er hatte immer Angst, dass ich auf dumme Gedanken kommen könnte. Doch brauchte er sich da keine Gedanken zu machen. So weit ging ich dann doch nicht. Zwar war mein Leben scheiße, ich tat mir öfter weh und ich hab auch schon öfter mit dem Gedanken gespielt, mich selbst umzubringen, doch würde ich mich nie trauen. Dafür war mir mein Leben doch zu wertvoll. Schließlich gab es auch wenige schöne Momente, auch wenn ich sie meist in den Hintergrund drängt.

Lucien
Als es schon dämmerte, nahm ich mir noch mal meine Jacke und ging zu Fuß durch die Stadt, wollte sehen, was sich verändert hatte und was nicht. Außerdem würde mich so ein spaziergang hoffentlich auf andere Gedanken bringen, die wände wirkten so einengend, wenn man alleine war.
Ich hatte meine Hände tief in den Jackentaschen vergraben und lief recht ziellos durch die Gegend.

Kenny: Am Abend ging ich duschen, zog mich an und schlüpfte in meine Vans, um einen Spaziergang zu machen. Mein Ziel war der Park. Dort gab es einen kleinen See. Ich war gerne dort. Und um diese Uhrzeit störte dort auch niemand. Als ich ankam, setzte ich mich ans Ufer und blickte aufs Wasser.

Lucien
Ich lächelte leicht, es hatte sich wirklich weniger verändert, als ich irgendwie befürchtet habe, auch wenn ich es mir eigentlich auch nicht vorstellen konnte, es waren ja nur zehn jahre, die ich weggewesen war und so schnell veränderte sich eine Stadt nun auch nicht.
Ich fand sogar noch das kleine Parkcafe, es hatte offen und ich setzte mich an den Platz, wo ich früher mit meiner Familie immer gesessen hatte. Ich holte mein Handy raus und machte ein bild, schickte es ihneb mit dem Text "Erinnert ihr euch noch?" und sah in die Karte.

Kenny: Ich zog meine Knie an und schlang meine Arme um meine Beine. Ob ich irgendwann den Mann meiner Träume finden würde? Und ob ich all meine Träume und Wünsche verwirklichen kann? Ich starrte aus Wasser und seufzte. Es wäre aber wohl zu perfekt. Mein Leben war ja jetzt schon nicht so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Ich hatte früh bemerkt, dass ich nicht an Mädchen interessiert war und darüber haben sich alle anderen immer lustig gemacht. Es war so gemein. Gott, was habe ich gemacht, dass ich sowas verdiene? Ich blickte zum wolkenlosen Himmel hinauf. "Wird es irgendwann besser?", fragte ich recht leise.

Lucien

Ich beschloß, hier gleich zu Abend zu essen, da hier doch einige Leute waren, war dies allemal besser, als allein in der Wohnung essen zu müssen.
Lächelnd bestellte ich bei dem Kellner erst einmal ein Glas Wasser und ein Bier, sagte ihm aber, daß ich noch sehen müßte, was ich essen wollte. Als er weg ging, sah ich ihm kurz hinterher, nein, wäre nicht mein beuteschema.
Daß ich bi war, wußte eigentlich keiner, mal abgesehen von meinen Eltern, die damit absolut kein Problem hatten.

Kenny: Ich blickte hinüber zum Parkcafé. Vielleicht sollte ich noch etwas essen? Auch wenn ich allein war... Ich erhob mich langsam und ging hin. Kurz zögerte ich, ehe ich mit gesenktem Blick hinein ging und mich an einen kleinen Tisch in der hintersten Ecke setzte. Ein gutaussehender Kellner kam zu mir und nahm meine Bestellung auf. Er sah wirklich gut aus, doch würde er sicher eine Freundin haben. Zudem habe ich mir geschworen nie etwas mit irgendwem anzufangen, den ich nicht liebe. Mag zwar kitschig klingen, doch war es einfach so. Ich wollte es nicht bereuen müssen.

Lucien
Ich saß etwas verdeckt, so daß man mich nicht gleich sehen konnte, es war meiner familie wichtig gewesen, nicht unbedingt auf dem Präsentierteller zu sitzen, was ich auch begrüßte, ich wollte nicht von allen angestarrt werden.
Als ich meine Getränke bekam, bestellte ich mir gefüllte hähnchenbrust an Reis und sah dem Kellner wieder kurz nach.
Nein, definitiv nicht mein Typ, außerdem war ich gerade verlassen worden und mein Herz stach immert noch, wenn ich daran dachte.
Warum hatte sie mir das nur angetan?

Kenny: Ich war schon mal verliebt. In den beliebtesten Jungen der Schule. Inzwischen hat er seinen Schulabschluss. Er hat eine Party veranstaltet und jeder durfte hinkommen. Ich war auch dort. Ich hab Trinkspiele mitgespielt und dann hab ich ihm, so betrunken wie ich war, meine Liebe gestanden. Natürlich würde es gefilmt und ins Internet gestellt. Seit dem wurde ich so krass gemobbt und meine Freunde, die ich zu dem Zeitpunkt noch hatte, haben sich auch von mir abgewandt. Jetzt mobben sie sogar mit. Ich starrte aus dem Fenster und wartete auf meine Cola.
"Hey du Schwuchtel, du sitzt an unserem Platz", sagte plötzlich jemand neben mir. Ich sah auf. Es war der kleine Bruder meines ehemaligen Schwarms...
"Hier steht kein Name drauf, außerdem sitze ich hier doch gerade."

Lucien
Ich war völlig in Gedanken versunken und starrte abwechselnd aus dem Fenster neben mir und auf den Tisch. Alte Erinnerungen kamen in mir hoch, ich hatte hier eigentlich echt eine tolle Zeit gehabt, war sogar mit den meisten aus meiner Klasse hier noch zumindest in Kontakt.
Mein Kumpel, dem ich das Handy gebracht hatte, war auch einer von ihnen.
Versonnen lächelnd sah ich wieder aus dem Fenster, bis das duftende Essen vor mich hingestellt wurde und mir der Kellner einen guten appetit wünschte.

Kenny: "Wir sitzen aber immer hier. Also verpiss dich!", wurde ich angefaucht. "Ich darf sitzen wo ich will", sagte ich und sah auf dem Fenster. Ich wurde am Kragen gepackt.
"Hörst du schlecht, Schwuchtel?!", schrie der Kerl mich fast an. Ich sah ihn an. "Nein, ich höre ganz gut!", giftete ich zurück. Ich würde meinen Platz ganz sicher nicht räumen. Ich war recht stur, das war ich schon immer. Dies war sicher noch ein Grund, weshalb ich nicht so schnell mein Leben aufgab. Ich wollte meinem Dad beweisen, dass ich es auch zu irgendwas bringen konnte! Er sollte wenigstens ein einziges Mal stolz auf mich sein... irgendwann...

Lucien
Mit halbem Ohr hörte ich, daß irgendwo im Café Gerangel angefangen wurde, sah nur von fern eine Gruppe von Menschen, wahrscheinlich Jugendliche, die sich wegen irgendetwas in der wolle hatten.
Zwei Kellner waren schon auf dem Weg zu ihnen und brachten sie auseinander, so daß es sich hoffentlich wieder beruhigte.
So viel Aufregung wollte ich nun auch wieder nicht haben, blieb aber dennoch ruhig sitzen und aß weiter.
Ich hatte, als ich in dem Alter war, ja auch die ein oder andere Prügelei mitgemacht, also war es nichts Besonderes, hoffte ich.

Kenny: Dank des gutaussehenden Kellners bekam ich die Faust den Mistkerls nicht ab und durfte an meinem Platz sitzen bleiben. Ich bedankte mich bei ihm, als sie sich beleidigt an einen anderen Platz verzogen hatten. Nicht mal in Ruhe essen konnte ich mehr. Aber daran hatte ich mich ja schon fast gewöhnt.

Lucien
Ich atmete auf, als sich das chaos tatsächlich beruhigte und aß in Ruhe weiter. Schmeckte wirklich nicht schlecht hier, die Küche war noch genau so gut wie früher.
Als ich fertig war, bezahlte ich und erhob mich, um nach hause zu gehen, sah dann ber Kenny ganz allein in einer Ecke sitzen und ging zu ihm, setzte mich aber nicht.
"Hey, gut, daß ich dich treffe," meinte ich lächelnd und sah auf ihn runter. "Wollte morgen noch mal bei dir vorbei kommen und wollte dich fragen, wann du Zeit hast."

Kenny: Ich trank einen Schluck von meiner Cola, als mich auf einmal jemand ansprach. Ich sah zu dem jungen Mann auf, der vorhin bei uns war. Mir war es etwas unangenehm, da ich ja so ausgetickt bin. "Hm... eigentlich bin ich den ganzen Tag Zuhause", sagte ich recht leise. "U-und tut mir leid, dass ich vorhin so ausgerastet bin... Passiert mir öfter..."

Lucien
Ich lächelte ihn etwas an. "Ach, mach dir darüber keinen Kopf, kann doch jedem mal passieren, ich war halt zur falschen Zeit beu euch gewesen. "Und wenn es dich beruhigt, als ich in deinrem Alter war, hab ich auch manchmal mit Sachen um mich geschmissen, du hast ja niemanden dabei verletzt," lachte ich dann.
"Gut, dann komm ich morgen Vormittag mal vorbei, denke ich," überlegte ich dann, mein Kumpel würde mit dem handy schnell fertig sein, hoffte ich.

Kenny: Ich nickte leicht. Dass mein Vater sich wegen so einem Wutausbruch von mir schon mal das Bein gebrochen hat, verschwieg ich. Ich hatte ihn die Treppe runter geschubst. Natürlich hatte ich es sofort bereut und hab mir tierische Sorgen um ihn gemacht. Mich wunderte es, dass er mir deswegen nicht böse war. Ich sah den jungen Mann an. "Wie heißen Sie überhaupt?", fragte ich ihn.

Lucien

Ich lächelte noch immer. "Lucien Jenssen," sagte ich zu ihm. "Sorry, hatte wohl vergessen, mich vorhin vorzustellen, kam irgendwie nicht dazu," meinte ich dann noch und fuhr mir durch die leicht lockigen Haare, die ich eigentlich recht furchtbar fand.
"Und ich denke nicht, daß du morgen wieder einen Wutanfall haben wirst," meinte ich und klopfte ihm kurz auf die Schulter.

Kenny: Ich lächelte leicht. Ich kannte niemanden, der so hieß... Interessanter Vorname. Ich nickte ganz leicht und trank einen Schluck von meiner Cola. "Kommt aber immer ganz plötzlich, ich kann da nichts für..." Ich rieb mir über den vernarbten Arm.

Lucien
"Mußt dich dafür nicht entwschuldigen," meinte ich und steckte die Hände wieder in meine Jackentaschen. "So, dann will ich dich auch nicht länger stören, du siehst auch aus, als wolltrst du eher deine Ruhe haben," meinte ich und ging einen schritt zurück. "Wir sehen uns dann morgen."

Kenny: "Sie stören mich nicht", sagte ich recht leise. Eigentlich war ich froh, über etwas Gesellschaft. Mir wurde mein Hamburger gebracht. Ich bedankte mich bei dem Kellner und sah ihm nach, ehe ich wieder zu Lucien auf sah.

Lucien
Ich stand etwas unschlüssig herum, als ich von hinten angerempelt wurde. "Ach, hat der Kleine jetzt einen freund gefunden, mit dem er rummachen kann," hörte ich eine fiese Stimme hinter mir und drehte mich zu den Typen um.
"Guck nicht so, oder wußtest du nicht, daß er nicht auf Frauen steht, sowas ist doch eklig," meinte der Kerl vor mir und ich sah ihm in die Augen. "Laßt ihn in Ruhe oder ihr kriegt Schwierigkeiten mit mir," meinte ich ruhig.

Kenny: Ich senkte den Blick, als dieser Kerl wieder ankam. Jetzt wusste er es also. Aber es wunderte mich wirklich, dass er mich in den Schutz nahm. Sonst fanden es alle widerlich und abstoßend, weshalb mich ja auch alle mobbten und verabscheuten. Alle machten einen großen Bogen um mich als wäre es eine ansteckende Krankheit oder sowas. Aber das war es nicht. Es war ganz normal!