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Noah

Ich setzte mich wieder hin und legte den Kopf schief, um dem Grafen zu lauschen. Ich konnte mich später freuen oder überrascht sein. Nicht jetzt. Da ich eh nicht sprechen konnte, wartete ich ab und trank langsam den Tee. Ich spürte wie das Kratzen in meinem Hals aufhörte, während der Graf über die Silberwölfe sprach. Das wusste ich ja bereits.
"Und?", ich räusperte mich. Meine Stimme war wieder da ein Glück. "Warum bin ich hier?", fragte ich ihn. Ich verstand das nicht sonderlich. Ich dachte die Jäger waren dafür zuständig. Das verwirrte mich.

"Nun, Noah, dein Vater hat etwas in einem der Labore gefunden, was nicht gerade erfreulich für dich klingen wird ... für euch beide nicht," meinte Dracula bedächtig und sah die beiden abwechselnd an.
"Wir haben anhand des Materials einen Halter herausfinden können, er muß eine Zeit lang im Labor verbracht haben, da scheinbar ein Silberwolf direkt auf ihn abgerichtet werden mußte, daß er ihm gehorcht und ihn nicht angreift. Ich möchte lieber nicht wissen, was dieser Mann in dem Labor durchhat," die Stimme des Grafen wurde gepreßter, zu sehr wurden die Erinnerungen wieder aufgewühlt, wie er seinen Sohn vor langer Zeit im Labor vorgefunden hatte. Er atmete einmal tief durch, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte.
"Ihr beide kennt diesen Mann, deswegen seid ihr hier," er legte eine schmale Akte auf den Tisch, auf dem deutlich Rafaels Name zu lesen war. "Er ist einer der Wolfsmenschen, gleichzeitig aber auch Vampir ... Es kann gut sein, daß Tobias das gemeint hat, als er im Gericht sagte, es sei noch nicht vorbei, ich bin mir sicher, er wußte darüber Bescheid. Es scheint, als hat Lucia ihn nicht im Wald zurückgelassen, wie sie es dir gesagt hat, Noah. In dem Zustand, in dem Rafael sich nach dem Kampf befand, war es für sie ein Leichtes, ihn den Blacks zu übergeben."

Noah

Ich hörte dem Grafen geschockt zu. Ein Teil von mir war froh, dass Rafael am Leben war. Ich hatte es immer gewusst, aber ich wusste nicht, ob das nicht viel grausamer war. Lucia hatte ihren eigenen Bruder als Laborexperiment an die Blacks weitergegeben, wo sie ihm wer weiß was angetan hatten. Ekel stieg in mir aus und ich musste den Würgreiz runterschlucken.
"W.was bedeutet das genau?", fragte ich den Grafen mit brüchiger Stimme. Mein Blick fiel auf die Akte.

"Rafael hat einen natürlichen Haß auf alles, was irgendwie mit Vampiren zu tun hat," Finnnahm sich die akte und blätterte sie aufmerksam durch, sah dann zu Noah. "Du erinnerst dich sicher noch daran, daß Jenna angefallen wurde ... zu dem Zeitpunkt, als sie den Wolf als Schutz noch hatte. Scheinbar hat Camille im Labor herausgefunden, daß das Rafael gewesen war, er scheint entweder keine Kontrolle megr über sich zu haben, oder sie haben alles aus seinem Gedächtnis gelöschr, was in seiner Vergangengeit geschehen ist. Und so wie es aussieht, ernährt er sich von Vampirblut, wahrscheinlich hat er deswegen Jenna dann auch in Ruhe gelassen. Anscheinend sind meine Gene daran schuld, daß sie für so jemanden den Eindruck erweckt, sie sei ein Vampir," meinte er bitter.
"Er kennt uns nicht mehr, schlimmer noch, er ist zur Jagd auf Vampire abgerichtet worden," fügte Finn noch hinzu und sah ernst zum Grafen, der leicht nickte. "Vielleicht auch direkt auf die Vampire, die mich und meinen Sohn umgeben," beendete Dracula den Satz

Noah

Ich nickte. Ich sollte überrascht sein, aber die wenigsten Dinge überraschten mich noch wirklich.
"Glauben Sie." Ich sah zu Finn und dann zum Grafen. Ihre Mienen waren sachlich. Selbst bei Finn konnte man keine Emotionen erkennen und Rafael war mal so was wie sein Sohn gewesen. Für mich war er ein guter Freund, mehr noch ich hatte immer zu ihm aufgesehen. Nicht wie zu Alex. Aber so ähnlich. Es war krass zu hören, dass er jetzt nach unserem Leben trachtete, wo er vorher alles getan hätte um es schützen. Rafael war stark. Was hatten sie ihm antun müssen, um ihn derart zu brechen. Ich biss die Zähne zusammen. Wut war hier fehl am Platz. Das brachte gar nichts.
"Sir. Was ist ihr Plan? Wenn er es auf Sie und ihre Umgebung abgesehen hat und womöglich auch auf andere Vampire, Jenna oder meine Familie oder sonst noch andere in Ihrer Umgebung, was wollen Sie dann gegen ihn machen. Sind alle in Sicherheit?", fragte ich ihn. "Er arbeitet doch alleine oder? Was wird als nächstes getan?" Mir behagte der Gedanke nicht, dass Rafael was angetan wurde womöglich. Vielleicht war der alte Kern noch in ihm.

"Deine Familie gehört nicht zu meiner Familie oder zu meinem direktem Umfeld, deine Eltern und du seid nicht in Gefahr, Noah," meinte der Graf sachlich. "Jenna ist auch nicht in Gefahr, weil die Silberwölfe auf Vampire abgerichtet sind und deswegen mit ihr nichts anfangen können. Dadurch, daß die Gene ihrer Mutter stärker waren als die von Finn schützt sie sich selbst ... ansonsten wäre sie sicher wieder angegriffen worden, was nicht der Fall war," erklärte er ruhig weiter.
"Es sind ingesamt drei Silberwölfe, die scheinbar einen festen Verbund haben, also auch drei Männer oder frauen, die sie kontrollieren, man kann nur einen Silberwolf unter Kontrolle halten. Die Vampire, die noch in meiner Umgebung sind, gehen niemanden weiter etwas an. Ich hatte dich nur dazugeholt, weil ich es fairer fand, dir über diese Entwicklungen Bescheid zu geben, ich kann dir nur raten, daß du nichts versuchst, auf eigene Faust. Rafael ist gefährlich, gefährlicher als er es jemals war. Gegen ihn kommt niemand alleine an, weder du noch ich oder ein ausgebildeter Vampir. Ich wollte dir dies lieber selbst sagen und ich bitte darum, daß du meiner Anordnung Folge leisten wirst und nichts tust, was dich oder andere in Gefahr bringt, Noah," der Graf sah ihn kurz durchdringend an, dann wanderte sein Blick zu Finn, der sich erhoben hatte.
"Ich werde mich an der Suche nach Rafael beteiligen, solange, bis er keine Gefahr mehr darstellt," sagte er ruhig und Dracila nickte leicht.

Noah

"So meinte ich das nicht. Aber in Ordnung. Ich tue nichts. Ich kann doch eh nichts tun, das haben Sie gerade selbst gesagt und ich möchte niemanden in Gefahr bringen." Auch nicht mich, denn das würde den Leuten die mir nahe standen nur Sorge bereiten.
"Danke Sir, dass Sie mir das persönlich gesagt haben mit Rafael. Ich weiß das wirklich zu schätzen." Ich nahm es gerade so an, aber ich wusste genau, dass ich noch damit zu kämpfen haben würde mit dieser Information. Es war mir wichtig, dass Luca in Sicherheit war und Jenna war es ja scheinbar eh. Und der Graf hatte Leute, die ihn beschützten. Er hatte Finn. Der würde alles tun um Luca in Sicherheit zu wissen. Das wusste ich. Auch wenn er aussah, als ob er ne lange Pause bräuchte.
Ich schluckte bei Finns Worten. Wir wussten alle, was das bedeutete. Ich konnte nicht einmal was dagegen sagen. Ich war feige geworden. Nie aus meiner Rolle schlüpfend. Ich wusste wo ich hingehörte und was ich tun oder nicht tun konnte. Meistens nicht tun. Ich senkte den Blick.

"Du hattest den Gedanken, daß deine Familie mit in Gefahr wäre, weil Simon für mivh arbeitet, das habe ich schon verstanden. Aber er ist nicht unmittelbar in meiner Umgebung, für mich gibt es nur Familie oder angestellte, nicht beides. Damit verhindere ich einfach, daß meine angestellten in Gefahr geraten, falls meine Familie bedroht wird. Die Leute, die für mich arbeiten, können nichts dafür, was ich getan habe odfer tue, deswegen ziehe ich dort nicht mit hinein," meinte Dracula und sah kurz zu Finn, der neben seinem Stuhl stand.
"Rafael war ein guter Mensch gewesen, er hat viel für mich getan," sagte der Graf dann leiser, man sah, daß es ihn definitiv nicht kalt ließ, ähnlich wie ihn die sache mit Sir William noch immer schwer zu schaffen machte. "Es tut mir leid, daß ich den Worten seiner Schwester in soweit vertraut habe, daß sie ihn im Wald zurückgelassen hat. Hätte ich eher gehandelt, dann hätten wir ihn mit Sicherheit dort rechtzeitig herausholen können," fast flehend sah er Finn an und erhob sich dann langsam. "Verzeih mir, Finn, ich weiß, was das für dich bedeutet. Ich habe dich enttäuscht," seufzte er und sah noch einmal kurz zu Noah, bevor er den Raum verließ.

Noah

Ich nickte. "Das stimmt. Sie verstehen mich doch.", sagte ich leise. Ich dachte an die Gespräche mit Luca. Dass der Graf sich an allem die Schuld gab. Dass alles seine Verantwortung war. Man konnte es hören. Er gab sich wieder die Schuld. Wahrscheinlich gab er sich an allem die Schuld was mit den Vampiren passierte. Wie konnte man mit so einer schwere leben? Wie? Wann immer seine Fassade ein wenig bröckelte, sah ich einen alten, müden Mann, der versuchte die ganze Last auf seinen Schultern zu tragen. Auch ihn musste alles mitnehmen. Wahrscheinlich sogar noch mehr als alle anderen. Es war nicht seine Schuld. Nicht wirklich und doch irgendwo seine Verantwortung. So viel verstand ich. Lucia war nicht zu trauen und ich war mir sicher Rafael hatte das gewusst und er war das Risiko alleine eingegangen.
"Sir Sie..." ich wollte noch was sagen, doch der Graf war schon weg und Finn und ich blieben alleine im Raum zurück. Schwere Stille legte sich über uns, die fast erdrückend war. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte und die Stille durchbrechen sollte.

"Es ist besser, wenn ich dich jetzt nach Hause bringe, wir können hier heute nichts mehr ausrichten," meinte Finn nach einer Weile des Schweigens. "Ich denke, du brauchst jetzt Zeit für dich, um das alles zu verkraften, das werden wir alle brauchen," fügte er noch hinzu und führte Noah nach draußen zu einem Wagen, den er selbst fahren würde.
"Steig ein, ich muß mit Camille auch noch einiges besprechen, also muß ich eh in deine Richtung."

Noah

Ich nickte. "Danke Finn." Ich folgte ihm durch die Villa nach draußen zu dem Auto. Ich fühlte mich ausgelaugt. Vielleicht hätte ich das Bett doch noch nicht verlassen sollen. Selbst wenn ich 100 Prozent gesund gewesen wäre, hätte mich diese Neuigkeit umgehauen.
Ich setzte mich auf den Beifahrersitz. Es lief keine Musik im Hintergrund. Nichts. Ich schniefte leise.
"Hey Finn.", sagte ich nach einer gefühlten Weile. "Wirst du ihn wirklich.. du weißt schon." Ich brach ab. "Vielleicht gibt es ja irgendeinen anderen Weg.."

"Ich werde tun, was ich tun muß ... ich stehe genau so in seinem Fokus wie der Graf und Luca selbst. Wenn es keine andfere Möglichkeit gibt, dann lautet die Antwort auf deine Frage ja, ich werde. Wir haben gerade erfahren, daß Rafael nicht mehr er selbst ist, er ist in dem Moment von uns gegangen, als er vom Bunker aus aufgebrochen ist," sagte Finn, bevor er den Motor startete und das auto vom Grundstück wendete.
"Glaub mir, es ist das Letzte, was ich tun möchte, aber wir können nicht ungeschehen machen, was ihm passiert ist."

Noah

"Es gibt also keine Hoffnung mehr, dass er sich an Früher erinnert?" Ich wusste die Antwort ja selbst schon. Natürlicht nicht. Sonst würde es niemals so weit kommen.
"Okay. Natürlich glaube ich dir. Er .. war, ist dir sehr wichtig. Das weiß ich. Ich wusste die ganze Zeit, dass er am Leben ist. Aber nicht so.."
Ich schwieg wieder und sah aus dem Fenster. Stark bleiben Noah. Manche Dinge konnte man eben nicht ändern.
"Ich wünschte ich könnte irgendwas tun.", murmelte ich leise. Das war eh vergebens.
"Ich bin froh, dass du noch lebst. Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht. Das ist was Positives. Irgendwie.", ich lächelte matt.

"Ob er sich noch an etwas erinnert, wissen wir erst, wenn wir ihn gefunden haben ... oder er uns findet, was wohl wahrscheinlicher ist, Vampirblut lockt ihn an und da er wahrscheinlich auf das Blut des Grafen angesetzt wurde, lockt ihn eben dessen Blut an und alle, die es in sich tragen. Es ist wahrscheinlich, daß sie Jennas Blut dafür genommen haben, der Graf hatte Tobias ja etwas davon gegeben, als sie gestorben ist. Wahrscheinlich war ihr Blut genau für so etwas gedacht gewesen," sagte er, während sein Blick auf die Straße vor ihm geheftet war.
"Rafael gehört zu meinem Leben dazu, ich hätte ihm so viel Besseres gewünscht als das hier," nickte Finn leicht.

Noah

"Möglich. Ich bin froh, dass sie nicht in Gefahr ist.. wird sie es herausfinden? Ich weiß wie sehr sie Rafael mochte und er war ihre Familie.", sagte ich leise.
"Ich weiß auch, dass er was Besseres verdient hat. Er hat zwar immer so hart getan, aber wir waren ihm alle wichtig. Er hat mir sogar meine idiotische Eifersucht verziehen." Rafael und ich waren nie innige Freunde gewesen. Wenn ich mit ihm war, fand ich mich aber immer ermutigt besser zu werden. Er brachte mich zum Lachen und lenkte mich ab und ich wusste wie selbstlos er war. Kein Wunder. Aber was brachte das jetzt noch? Er war nicht mehr er selbst.
"Du tust was du kannst, oder? Wenn es einen Weg gibt ihn zurückzuholen? Ich weiß das ist nicht fair von dir das zu verlangen. Aber bitte." Ich sah ihn an.

"Ich werde es ihr sagen, falls ich sie bei Camille antreffen werde. Es wäre zu spät, wenn sie es erst erfähert, wenn irgend jemandem etwas passiert. Es wird sicher genau so hart sein wie für dich, vielleicht schlimmer, das weiß ich nicht, sie hatte mit ihm immerhin mehr Kontakt als du. Ich werde sehen, daß ich es ihr so schonend wie möglich beibringe, auch wenn man so etwas nicht schonend sagen kann," seufzte Finn auf, es war ein hartes Schicksal, das so viele betraf, auch er und alle anderen konnten sich wie der Graf Vorwürfe machen, daß sie Lucia geglaubt hatten.
"Man kann ihn nicht wieder zu dem machen, was er war, gib dich nicht dieser Illusion hin. Man sieht an Luca schon, wie sehr einen die Zeit verändert, in der man keine Kontrolle über sich hat. Der Luca, den du heute kennst, hat mit dem Luca von früher nichts mehr zu tun, Noah. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Und so wird es auch mit Rafael sein, fürchte ich."

Noah

"Gut. Sie sollte es wissen. Ich weiß, dass es sie sehr mitnehmen wird." Ich seufzte. "Du musst für sie da sein, okay? Wenn sie sich zurückzieht und das in sich hineinfrisst, ist das nicht gut. Das macht sie immer." Ich wäre gerne für Jenna da gewesen, aber ich würde von ihr fern bleiben, so lange sie mir nicht ihre Einverständnis gab sie zu sehen. Schreiben konnte ich ihr immer noch. Ich konnte es versuchen.
Ich nickte ernst. "Ich weiß. Das werde ich nicht tun. Mach dir keine Sorgen um mich, Finn. Ich komme schon klar.", sagte ich mit fester Stimme. Ich fühlte mich aufgerüttelt, aber das würde ich niemandem unter die Nase schieben, auch wenn ich das Bedürfnis hatte zumindest mit Simon darüber zu reden.
Wir blieben vor unserem Haus stehen. Ich klopfte Finn freundschaftlich auf die Schulter. Meine Hand hielt kurz inne. "Hey. Pass auf dich auf, Finn bei dem gefährlichen Kram." Ich öffnete die Tür und stieg aus.

"Sie muß alleine zurecht kommen, sie hat Leute um sich, die für sie da sind. Ich habe wichtigere Dinge zu tun, es bringt nichts, wenn ich mein Wort dem Grafen gegenüber nicht halte und das nächste Opfer werde, wer soll dann für sie da sein," fragte Finn ihn, sah ihn kurz von der Seite an.
Als sie bei Noah angekommen waren, hielt Finn.
"Denk daran, was du dem Grafen versprochen hast, halt dich aus der Sache raus und tu nichts, was du später bereust. Ich werde tun, was ich kann," meinte Finn zum Abschied und fuhr dann weiter zu Camille.

Noah

Ich sah ihn skeptisch an. Schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie brauchte das auch mal. Trost und Bestätigung von Finn. "Du bist ein wichtiger Freund für sie.", ich lächelte sanft.
"Keine Sorge. Ich mach keinen Scheiß. Ich habe Wichtigeres zu tun. Wie zum Beispiel für meinen Abschluss lernen.", ich rang mir ein schwaches Grinsen ab. "Bis dann Finn." Ich schlug die Tür hinter mir zu. Es waren gerade mal zwei Stunden vergangen. Maria war noch nicht Zuhause. Ich schloss die Haustür auf und hang meine Jacke auf, machte mir ne Fertigsuppe und aß sie mit Tablett im Bett. Ich musste die ganze Zeit an Rafael denken. Ich bereute es, dass ich nicht mehr Zeit mit ihm verbracht hatte damals.

"Ich bin nicht wichtiger für sie als andere Fteunde, die sie hat," wiedersprach Finn ihm sofort. "Außerdem, was bin ich für ein Freund, wenn ich einen anderen Freund unschädlich machen muß, ich glaube nicht, daß sie da gerade von mir Trost haben will. Sie wäre da genau so wie du, sie würde daran glauben, daß Rafael noch Rafael ist ... aber die Chancen dazu stehen gleich auf null, leider," er hätte sich das auch nicht eingestehen wollen, doch die Akte, die Simon gefunden hatte, sprach deutlich eine andere Sprache.
In kurzen zügen erklärte er sowohl Camille als auch Jenna und Jules, was Sache war. Jenna nahm es alles gefaßt hin, sie wollte sich nicht hinter die Fassade schauen lassen, damit man sich keine Sorgen um sie machte, das tat man ihrer Meinung nach eh schon zu viel.
Als Finn wieder weg war, schnappte sie sich Felice und verkroch sich in ihrem Bett, das Frettchen schmiegte sich an sie, ganz so, als wüßte es, dfaß es Jenna gerade nicht gut ging.

Noah

Ich war wohl eingeschlafen. Ich sah auf meinen Handydisplay, als ich aufwachte.
Ich nahm mein Handy in die Hand und schrieb Jenna. Sie würde es jetzt wohl wissen. Finn hatte es ihr sicher gesagt.
Du hast das gehört mit Rafael, oder? Ist scheiße. Richtig., schrieb ich ihr. Ich wünschte mir sie zu sehen. Sie zu umarmen. Sie bei mir zu haben. Das wäre trost. Ich drehte mich zur Seite. Ich wünsche es wäre nicht so. Ich wünschte ich hätte ihn nochmal gesehen. ich zögerte, ehe ich die Nachricht abschickte.
Dann schrieb ich Simon. Er sollte wissen, dass alles bei mir okay war. Sicher machte er sich Sorgen, wie ich ihn kannte. Aber das sollte er nicht.

Jenna war mit Felice im Arm eingeschlafen, das alles war zu viel gewesen für sie und hatte die restliche Energie, die sie noch gehabt hatte, aufgebraucht. Erst der schock, daß Finn so auf einmal vor ihr stand und dann die Sache mit Rafael, das war zu viel nach dem ganzen Lernstreß. Das sah auch Jukes ein und meinte, er würde ihr jede Pause gönnen, nur war er sich sicher, daß sie das nicht wollte.
Finn sah kurz zu ihm. "Du gibst ihr bis nächste Woche Zeit, vorher wirst du ihr maximal als Freund und zum Reden, aber nicht als Lehrer zur Verfügung stehen. Ich hoffe, ich habe mich da klar ausgedrückt," sagte er ruhig und Jules senkte sofort den Blick, als hätte er einen Schlag bekommen sah er Finn dann an. "Natürlich, Ich habe verstanden," murmelte er und biß sich auf die Lippe, Widerrede war da nicht angebracht, immerhin hatte er vor Finn nichts zu sagen.

Noah

Ich bekam keine Antwort von Jenna. Was hatte ich auch erwartet? Sie brauchte selbst noch Zeit. Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen und versuchte wieder zu schlafen. Dann würde ich zumindest nicht über diese Sache nachdenken. Allerdings kam der Schlaf nicht wirklich. Ich lag wach und deshalb stand ich auf, um mich ans Lernen zu setzen. Ich musste mich ablenken. So viel stand fest. Und Maria hörte ich auch schon unten. Sie sollte sich auf keinen Fall Sorgen um mich machen.

Simon schrieb seinem Sohn kurz, daß er froh war, daß es ihm gut ging, er hätte es ihm auch schon eher sagen können, nur wollte er nicht, daß Noah sich zu sehr sorgte, wo er doch erkältet war. Diese Nachricht hätte den Gesundungsprozeß nicht gerade gefördert seiner Meinung nach und er schrieb, daß er hoffte, daß Noah dies verstehen würde.

Noah

Kein Problem. Ich bin null wütend. Bis Sonntag, Papa.
Ich ging runter, um meine Mutter zu begrüßen. Wir aßen gemeinsam zu Abend. Ich ließ mir gar nichts anmerken. Als wäre alles normal. Ich hatte wenig Lust darüber mit Maria zu reden. Sie würde sich nur aufregen. Ich würde es ihr später sagen, wenn ich mich selbst so weit gefasst hatte und darauf klarkam, dass Rafael nun nicht mehr er war und nie wieder sein würde. Es würde gehen. Ich würde weitermachen wie immer. Normal halt.