Die Verblendung

"Ich war jahrelang in der Forschung tätig, könnte man sagen und bin mittlerweile außer Dienst. Man wird ja leider auch nicht jünger mit der Zeit," grinste Kim und nahm noch einen Schluck seines Kaffees.
"Man könnte das Gebiet als ... hm, es ist wohl ein wenig schwierig zu beschreiben ... experimentelle Genetik bezeichnen, ja, ich denke, das trifft es ganz gut. Ich habe da übrigens auch mit einigen Vertretern Ihrer Familie zusammengearbeitet, deswegen bin ich ja letztendlich auch auf Sie gestoßen. Sie machen nicht viel von sich reden, nicht wahr? Sie arbeiten lieber im Verborgenen, es war nicht leicht, sie zu finden," lächelte er, zog eine Augenbraue hoch, als Madame Black bezahlte, sagte aber nichts weiter dazu.

"Nun, für mein Aussehen kann ich primär nichts, das liegt wohl an den Genen, die man mir vererbt hat, aber ich denke, das sind Dinge, die wir auch später besprechen können, wenn Sie wollen. Und nein, ich veröffentliche nicht, sagen wir, die Informationen, die ich durch die Forschung erfahren habe, würden wohl einige Institutionen zum Wanken bringen. Wie Sie bereits selbst sagen, ein wenig Privatsphäre ist mir da lieb. Es gibt zwei Leute, die Genaueres über das Ganze Bescheid wissen ... Camille und Finn, um ehrlich zu sein. Wegen Letzterem bin ich auch hier, nachdem Sie mit seiner Tochter wohl ein paar Anfangsschwierigkeiten hatten, wurde ich von ihm geschickt, um die Lage zu sondieren und zu prüfen, ob sich sein Interesse an Ihnen auch lohnt," lächelte Kim sie an.
"Er fand es wohl lustig, daß´Camille Sie so abgewatscht hat, um es salopp zu sagen. Der gute hat eine eigene Art von Humor, könnte man sagen. Aber ich glaube, Finn muß man nicht unbedingt verstehen, das macht vielleicht auch das Alter bei ihm."

"Heutzutage geht es doch nur noch ums Geschäft, oder? Und wenn man in seinem Alter ist, hat man vielleicht keinen Bock mehr auf Freizeit und Vergnügen. Manche Leute sollen im hohen Alter ja etwas wunderlich werden," grinste Kim schief.
"Allerdings sind wir ja nicht hier, um über Finn zu reden, nicht wahr? Immerhin könnte mich zu viel von diesem Thema leicht eifersüchtig machen," lachte er belustigt auf und zog eine kleine graue Visitenkarte aus seiner Sakkotasche.
"Dort stehen meine Kontaktdaten drauf, unter denen Sie mich erreichen können. Wie kann ich Sie denn erreichen, immerhin muß ich in meinem Kalender ja noch nachsehen, ob ich Ihnen überhaupt Gesellschaft leisten kann, die genauen Daten bräuchte ich natürlich auch noch."

"Finn kann mir, was das angeht, nicht das Wasser reichen," winkte Kim ab. "Er mag in vielen Bereichen überragend sein und meinetwegen auch der Beste, aber diese Bereiche interessieren mich nicht sonderlich," fügte er selbstsicher hinzu.
"Zumindest was Sie angeht, hätte ich keine Panik davor, mit ihm verglichen zu werden. Im Gegensatz zu mir ist er ein verstaubter alter Langweiler, der das Leben nicht genießen kann. Er ist immer korrekt in dem, was er sagt und tut ... aber wer steht heutzutage denn auf überkorrekte Typen," wieder zwinkerte er ihr zu, bevor er ihre Hand ergriff und sie schüttelte.
"Ich freue mich auf ein Wiedersehen," bestätigte er und gab seinem Fahrer ein Zeichen, daß dieser ihm nach draußen folgen sollte.

Gabriel

Wir fuhren eine Woche später ans schwarze Meer, wo Madame ihre Sommerresidenz hatte. Scheinbar war sie gut drauf, weil irgendein Gast kam oder so. Jedenfalls hatte sie gelächelt, als sie uns ins Auto buchsiert hatte mit unserer Lehrerin. Anca saß vorne bei ihr im Auto und Dorian saß neben mir und las. Ich freute mich ans Meer zu kommen. Es war ein Traum von mir und als ich es zum ersten Mal sah, riss ich Mund und Augen auf. Es glitzerte in der späten Abendsonne. Als wir ankamen, war es ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ein Haus aus Sandstein mit rotem Dach direkt am Meer. Es sah altmodisch aus. Wir fuhren der Roten hinterher ins Tor hinein, was automatisch aufging und parkten am Eingang. Ich sah, wie die Rote ausstieg und zu einer jungen Frau lief und ihre Wangen küsste, dann wurde meine Tür aufgemacht vom Fahrer. "Folgen Sie mir.", meinte ich. Ich holte mein und Dorians Gepäck aus dem Kofferraum.

Anca sah sich skeptisch um, als sie vor der Residenz hielten. Sie mochte so offenes Gelände nicht sonderlich, schon alleine wegen der sonne. Sie war den Wald und den Schatten der vielen Bäume gewöhnt, schon die Stadt, in der sie jetzt gelebt hatten, war nicht die beste Umgebung für sie.
Seufzend stieg sie aus dem auto, wie immer war sie dunkel gekleidet, sie hatte Eugen zwar mit den beiden Jungs losgeschickt, daß sie sich Dinge für den Urlaub hier kauften, sie selbst hatte sich aber nur Dinge geholt, die für sie elementar wixhtig waren und dies waren vor allem Sachen, die sie vor zu viel Sonneneinstrahlung schützten.
Als sie vor dem Anwesen standen, war aus der Ferne ein brummendes Geräusch zu hören und ein glänzend roter schnittiger Wagen, dessen Preris man nicht erahnen konnte, kam herangefahren. Mit einem Lächeln stieg Kim aus dem Wagen, gefolgt von seinem Fahrer, der wieder in Uniform antrabte, Kim hingegen war mit Shorts und hellem Hemd doch wieder das krasse Gegenteil.
"So, da wären wir also, Zeit für den Urlaub," meinte er und ging auf anca zu, begüßte diese überschwänglich, genau so wie dorian und Gabriel, bevor er sich Madame zuwandte.
"Schickes Haus, das muß ich sagen," lächelte er und reichte ihr die Hand. Anca sah ob der Begrüßung wenig begeistert aus, immerhin hatte sie so gut wie nichts bisher mit Kim zu tun gehabt und fühlte sich gerade mehr als nur überrumpelt, genau wie Dorian, der Kim heute quasi zum ersten Mal sah.

Gabriel

Ich starrte Kim an. Er fuhr in einem roten Sportwagen vor und sah aus wie einer dieser Gangster in der Musik, die die Leute aus meiner früheren Stufe gehört hatten. Es fehlten nur noch die Frauen, die ihn flankierten und so. Er drückte mir einen Kuss auf die Wange, aber es war so, als würde er mich gar nicht richtig sehen. Ich wusste nicht, ob er noch wütend war oder ob ich mich freuen sollte. Vielleicht wusste er was über Loba! Aber ehe ich was sagen konnte, war er auch schon weg. Ich fragte mich, was er hier tat. Die Rote strahlte Kim mit ihrem gefährlichen Lächeln an, was mich anekelte. Sie trug ein luftiges Sommerkleid mit roten Blumen und goldene Ohrringe, die bei jedem Schritt unter ihrem Sonnenhut klapperten. Ich konnte nur daran denken, wie sie meinen Bruder angesehen hatte. Und mir wurde schlecht. Ich wandte den Blick ab. "Herr Kimball. So eine Freude sie zu sehen." sie hakte sich beim ihm unter. "Lass mich Sie herumführen. Eugen! Bring Anca und die Kinder zu ihrem Zimmer." mit diesen Worten waren die beiden im Inneren des Hauses verschwunden.

"Gar nicht mal so schlevht, daß der Typ sie in Beschlag nimmt, desto weniger Zeit hat sie, sich um uns zu kümmern," murmelte Dorian, dieser Mann war ihm völlig suspekt, aber jede Ablenkung der Roten von ihm war ihm willkommen. "Ich frag mich nur, was er hier macht," meinte Anca und sah Madame Black und Kimball hinterher.
"Egal, ich denke, es bringt nichts, hier draußen herumzustehen, ich mag die Sonne nicht sonderlich," meinte sie und zog sich den Ärmel ihres dünnen Pullovers so weit nach unten, wie dieser es ihr erlaubte, bevor sie Eugen ins Innere des Hauses folgte.

Gabriel

"Hmm", meinte ich nur und sah den beiden hinterher und folgte dann Eugen mit dem Gepäck. Ich sah kurz zu Anca, holte dann einen Regenschirm aus meinem Rucksack und reichte den ihr. "Gegen die Sonne.", sagte ich schnell und betrat das Haus. Ich wollte nicht, dass sie sich verbrannte. Wir hatten unser eigenes Zimmer und Bad. Es gab nur zwei Betten in einem Raum und eine Couch. Aber ich konnte auf der Couch schlafen. Das war schon okay. Ich stellte meine Tasche ab und ging zum Balkon. Öffnete die Tür. Eine Brise kam mir entgegen und ich sah aufs Meer. Es war richtig nahe. Mega nahe. Ich hätte meine Hand danach ausstrecken können.
"Ich möchte schwimmen gehen.",meinte ich und zog meine Badehose aus meiner Reisetasche. "Ist das okay?", fragte ich Anca.

"So empfindlich bin ich nun auch wieder nicht, aber gut zu wissen, daß du einen Regenschirm mit dabei hast, wo die Wettervoraussagen für die nächsten Wochen doch regenfrei sind," meinte Anca zynisch und ging voraus.
Das Zimmer war für sie okay, sie hatte nichts Luxuriöses erwartet, immerhin war sie ja auch als Beraterin hier zum Arbeiten. Wie viel Urlaub ihr davon noch blieb, konnte sie noch nicht erahnen.
"Können wir hier in Ruhe erst mal richtig ankommen, bevor du hier abhaust, ich glaube nicht, daß Dorian sein Zeug in der Reisetasche lassen will. Du könntest auch erst mal auspacken, das Zimmer ist nicht groß und ich habe keine Lust, nach zwei Tagen deine ganzen Sachen hier auf dem Boden rumliegen zu haben. Denk dran, wir sind hier nur Gäste und sollten uns auch dementtsprechend benehmen," sagte Anca strikt.
"Außerdem wissen wir doch gar nicht, ob Madame irgendetwas geplant hat für uns," sie sah Eugen an, der noch immer an der Tür stand.

Gabriel

Ich seufzte leise, aber nur innerlich. Es war fürn Arsch um ehrlich zu sein. Ich sollte einfach aufhören. Ich nahm den den Regenschirm wieder an mich.
Ich nickte. "Okay." ich begann meine Tasche auszuräumen und mein Bett zu machen. Aber innerlich brannte ich einfach nur hier rauszugehen und rumzurennen und zu schwimmen. Auch wenn ich eigentlich keine guten Erinnerungen ans Schwimmen hatte. Ich erschauderte und setzte mich dann auf die Couch, als ich fertig war mit allem. Und sah zu Eugen.
"Sie dürfen an den Strand gehen. In zwei Stunden gibt es Dinner und Madame Black erwartet Sie drei dort
Bis dahin können Sie sich frei bewegen. Ich sah erwartungsvoll zu Anca.

Dorian sah alles andere als begeistert aus, als es hieß, sie müßten das Dinner mit Madame Black zusammen einnehmen. Seine Hoffnung war, daß dieserr Kimball sie genug in Beschlag nahm, so daß auf Dorian nicht allzusehr geachtet wurde. Ihm reichte es schon, daß er wieder essen mußte unter Zwang.
"Gut, ihr beide könnt dann zum Strand gehen, ich denke, Eugen wird euch sicher dorthin begleiten," meinte Anca. "Ich habe hier noch einiges zu tun."
Dorian hatte sich schon eines seiner Bücher gegriffen, es würde ihm nicht in den Sinn kommen, ins Wasser zu gehen.

Gabriel

"Du musst ja nichts Essen, Dorian.", sagte ich schnell."Du kannst ja nur rumsitzen, wenn du willst." ich ging ins Bad, um mich umziehen und wickelte mich dann in mein Handtuch ein. Dann riss ich die Tür auf und folgte Eugen nach draußen, der uns zum Strand führte. Es dauerte nicht lange und ich spürte den Sand an meinen Zehen. Es roch so anders. Merkwürdig frisch, salzig vielleicht. Mein Blick fiel auf die Wellen, die in Regelmäßigen Abständen gegen den Strand schlugen. Ich warf das Handtuch auf den Boden und lief zum Meer und schmiss mich in die Wellen. Versuchte ich zumindest. Stattdessen fiel ich auf den Sand, weil die Wellen sich zurückgezogen hatten. Ich watete etwas tiefer ins kalte Wasser und schmiss mich danach in die Wellen. Das Wasser war super salzig und brannte in den Augen.

"Wenn es ein Dinner mit Madame ist, hat er zu essen," meinte Anca strikt, für sie gab es da keine Ausnahme. "Ihr beide habt euch gefälligst von eurer besten Seite zu zeigen, also gehört Essen mit dazu," fügte sie hinzu, ihr Ton in der Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
"Als ob das Essen mein Problem wär, du weißt doch gar nicht, watrum ich da nicht hinwill," meinte Dorian nur ironisch zu Gabriel, als ob der ihn kennen würde.
Er folgte Eugen und Gabriel langsam zum Strand und ließ sich dann auf einen flachen Felsen nieder, schlug sein Buch auf und begann zu lesen, die Umgebung interessierte ihn nicht weiter.

Gabriel

"Ja gut. Du willst nicht, dass die Frau dich so anschaut. Aber Essen hasst du auch.", meinte ich. Ich schwamm meine Runden. Es fühlte sich so gut an draußen zu sein. DRAUßEN. Nicht im Pool oder in ner Halle, sondern an der frischen Luft direkt. Ich tauchte und fand sogar ein paar Muscheln. Eine war wunderschön, glänzte Rosa in der Sonne. Als ich zurück kam, nahm ich mein Handtuch und legte mich neben Dorian auf den Felsen und ließ mich von der Restsonne trocknen. Ich schloss die Augen und lauschte den Wellen.

"Du hast absolut keine Ahnung, was ich will," meinte Dorian nur, damit war für ihn das Thema auch abgeschlossen, auch wenn er wißte, daß Gabriel so etwas immer breitredete und ausdiskutierte. Aber er sagte gar nichts mehr dazu, irgendwann würde Gabriel schon merken, daß es DFinge gab, zu denen man nicht mehr als nötig sagen mußte.
Auch als Gabriel aus dem Wasser kam und sich zu ihm auf den Felsen legte, reagierte er nicht weiter, rutschte nur so weit von ihm weg, wie es auf dem Stein möglich war und las in aller Seelenruhe weiter.

Gabriel

"Okay." meinte ich nur. Natürlich wusste ich das nicht. Er würde nie irgendetwas sagen. "Ich setze mich woanders hin.", meinte ich dann. Er war schließlich lieber alleine. Ich nahm mein Handtuch und setzte mich damit vor die Wellen und sah auf die See. Ich konnte nicht glauben, dass ich tatsächlich am Meer war. Ich! Ich am Meer. Das war unglaublich. Ich fuhr mit den Händen durch den Sand.

"Mir ist es gleich, ob du hier sitzt oder nicht, solange du mir nicht auf die Pelle rückst," meinte Dorian, ohne den Blick von seinem Buch zu wenden. Auch hier am Strand bereitete er sich auf die Prüfung vor, er hatte keine Ahnung, in wieweit sie ihm von der Lehrerin abgenommen werden konnte, da er wußte, daß bei den Prüfungen zumeist auch mehrere Personen anwesend waren und teilen konnte sie sich ja nicht, allein die Vorstellung war schon gruselig genug.

Gabriel

Ich biss mir auf die Unterlippe und sagte nichts dazu. Das wäre wieder diskutieren und das wollte er ja eigentlich nicht. Deshalb ließ ich es sein und sah stattdessen, aufs Meer, bis die Sonne unterging und es kalt wurde, so kalt, dass ich aufstand und das Handtuch wieder um mich wickelt. Wir mussten sowieso zurück zum Abendessen. Ich ging duschen und wusch das Salzwasser von meinem Körper und zog mir dann ein Hemd an und eine Jeans.
Ich ging auf Anca zu. "Uhm Ich habe Muscheln gefunden." ich reichte ihr eine, deren Gehäuse sich wie eine Spirale zuspitze. Sie schimmerte wie eine Perle. Ich hatte auch eine für Dorian, aber sicher würde er mich anfahren, deshalb hatte ich sie auf seinen Nachttisch gelegt. Diese erinnere mich halt an Anca.

Dorian war froh, daß er wieder nach drinnen konnte, er fand Anca gebeugt über einige akten, so wie es aussah, sie hatte also nicht nur vorgegeben, Beschäftigt zu sein. Als Gabriel aus dem Bad war, ging Dorian hinein, um sich umzuziehen, Anca hatte dies schon getan, auch wenn ihre Kleidung fast immer gleich aussah und ohne Zierde war.
Sie sah kurz auf, als Gabriel sie ansprach und sah etwas verwundert auf die Muschel. "Und was soll ich jetzt damit," fragte sie ihn verwirrt. ""Ich weiß, daß es die am Meer gibt."

Gabriel

"Nichts. Sie ist einfach nur schön und erinnert mich an dich. Es hat keinen richtigen Sinn oder Grund sagte ich leise. Also weil sie ist spitz und hübsch. Weißt schon.", murmelte ich. "Und du bist stark und selbstbewusst und man muss aufpassen, sich nicht wegzutun. Sorry. Du arbeitest noch. Ich sollte nicht weiter stören.", murmelte ich leise und setzte mich auf die Couch.