Die Verblendung

"Du hast noch Familie, Julian. Wenn du andere daran arbeiten läßt, um sie zu finden, weil du selber kein Interesse an ihr hast, dann ist das nicht mein Problem. Du hast zwei Familienmitglieder verloren, ich mehr als das Zehnfache, meine gesamte sippe wurde ausgelöscht. Also wage es nicht, deine Situation mit der meinen zu vergleichen," fuhr Nora ihn an.
"Du hast jemanden gehsbt, der dir ein Leben nach dem Tod deiner Eltern geben konnte und mit Sicherheit nicht das schlechteste. Bei mir war das nicht so und ich mußte mich als Kind auf der Straße behaupten, da ich zu keinem konnte, der mit mir verwandt war, weil es über kurz oder lang keinen mehr gab. Du kannst froh sein, daß ich dir hier so viel ermögliche, andere Teile deiner familie kennenzulernen, da du es selbst scheinbar nicht für wichtig gehalten hast, nachzuforschen. Wenigstens die Seite deiner Verwandtschaft hat noch Ehre im Blut," sie sah kurz entschuldigend zu Monique.

Julian verstummte. Er hätte seinen Mund nicht aufreißen sollen. Nicht vor Nora. Er sollte sich nicht mit ihr anlegen auch wenn ihre Worte gehässig rüberkamen und stechend wie Messer waren. Niemand hörte gerne so was, aber er fühlte sich schlecht dass er ihre Situationen verglichen hatte. Sie hatte recht, er war privilegiert. Sehr sogar und der Rest lag in seiner eigenen Hand. Jeder war der Schmied seines eigenes Glückes oder so.
"Ich bin ihnen sehr dankbar und ich bin froh.", sagte Julian mit fester Stimme und neigte den Kopf. Er war froh, dass ed bei den Jägern war. Es gab ihm Halt und hier hatte er akle kennengelernt. Hier hatte er viel gelernt und an sich arbeiten können. Und er war auch froh Monique getroffen zu haben. Er sah schielte kurz zu Monique rüber.

"Ich weiß, daß dein Onkel etwas gegen uns hat und im Grunde genpmmen hätte ich ihn auch verstanden, wenn er sich nicht auf einen Blutsauger eingelassen hätte," meinte Nora noch immer kühl.
"Einem Blutsauger, dessen Leben meine Leute unter meiner Führung beendet haben. Und glaub mir, ich vbin sehr froh, daß es so gekommen ist und dieser Vampir zu Staub zerfallen ist. Dein Onkel sollte um einen Mörder nicht trauern."

"Ist seine Sache.", meinte Julian nur. "Ich finde das nicht gut. Aber ich kann auch nichts dran ändern, dass es so war oder dass er nicht drüber hinweg ist. " Das erklärte die Aversion seines Onkels gegenüber der Vampirjäger dann doch umso mehr...

"So etwas wird immer Sache der familie sein. Es würde mich nicht wundern, wenn dein Onkel wieder versuchen würde, dich von uns fernzuhalten, jetzt, wo ihr euch doch so gut versteht. Es würde mich nicht wundern, wenn er weiter gegen uns vorgeht wie bisher und das ist als Jäger dann sehr wohl deine Sache, Julian. Er geht damit auch gegen dich vor, tut so, als würde er sich mit dir vertragen und plant im Hintergrund die nächste Schmach für uns. Natürlich ist es deine Sache, versuch nicht, dich aus der Verantwortung der Gruppe zu ziehen," Nora sah ihn wütend an.
"Ist es erst dann deine Sache, wenn durch weitere Attacken deine Freunde unter den Jägern sterben?"

Julian atmete ein und wurde ruhig. "Ja vielleicht. Aber das weiß ich nicht, ob er wirklich was plant oder nicht.", sagte er zu Nora. "Ich kann versuchen das im Auge zu behalten, aber bis dahin werd ich nichts machen. Ich bin noch nicht volljährig.", meinte er. Das musste Nora doch verstehen. Am Ende des Tages fand er dieses Ultimatum schwierig. Natürlich waren ihm die Jäger wichtig. Sehr sogar. Man könnte sagen wichtiger als das meiste andere. Aber Herbert war eben sein Onkel.

"Gut, wie du meinst. Dann mußt du ab sofort mit den Konsequenzen leben," meinte Nora kühl. "Wir können nicht riskieren, solange zu warten, bis er mit seinem Geld den nächsten Anschlag unterstützt. Hope wäre dabei fast draufgegangen, glaubst du im Ernst, ich rede hier verdammt noch mal von im Auge behalten," Nora sah ihn nun mehr als zornig an.
"Aber halte deine Hände ruhig still bei der Sache, wegen der Mithilfe deines Onkels sind Leute verletzt worden, mein Lieber, leute, die mir wichtig sind und das werde ich nicht weiter dulden."

"Haben Sie Beweise?", fragte Julian sie. "Ich glaube Ihnen, wenn ich Beweise sehe. Das verstehen Sie doch, oder?", er sah Nora fragend. Es klang so als wüsste sie schon, dass sein Onkel eben diesen Leuten Geld gab. "Und was möchten Sie denn was ich mache?" fragte er Nora offen.

"Du bist auch noch so dreist und stellst mich hier als Lügner hin? Du hast scheinbar die Überheblichkeit deines Onkels übernommen, junger Mann," meinte Nora noch immer kühl. "Aber wenn es dich beruhigen sollte, ich habe Beweise, die anklage gegen deinen Onkel läuft bereits seit einigen Tagen. Vielleicht ist er in den letzten Tagen abgelenkt oder mißgestimmt gewesen, das solltrst du doch mitbekommen haben, wo ihr euch doch mittlerweile so super versteht, oder," sie schüttelte leicht den Kopf.
"Du wirst hier erst einmal gar nichts mehr tun, nicht solange dein Onkel noch auf freiem Fuß ist und er die Mittel hat, weiter das zu zerstören, was ich mühsam mit anderen aufgebaut habe. Du verläßt dieses Center und bekommst für die nächste Zeit hier Hausverbot, genau so wie in anderen Trainingseinrichtungen der Jäger."

Julian sah sie fassungslos an. Jetzt konnte er seine Laune doch nicht im Schach halten. Er biss sich auf die Unterlippe und nickte. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Es fühlte sich so an als würde er bestraft werden, nur weil er nicht direkt annahm, dass sein Onkel etwas damit
zu tun hatte. Nur weil er Beweise haben wollte. Das fand er nicht fair. "Okay.", sagte er und schluckte seinen Frust herunter. Die Ruhe bewahren. Er war nur suspendiert. Auch wenn es sich so anfühlte als würde seine Welt zusammenbrechen. Aber Noras Wort war absolut, weil sie den ganzen Laden schmiss. Jede Diskussion hätte es wohl nur schlimmer gemacht. Er sah kurz hilflos zu Monique, die die ganze Zeit über kein Wort gesagt hatte. Und sie sagte immer noch nichts. "Dann. Uhm.. Gehe ich..?"

"Ich wüßte nicht, was du hier gerade noch zu suchen hättest. Du kannst deinem Onkel gern sagen, daß ver das nächste Mal mit unseren Widersachern keinen handschritlichen Austausch von Geldbriefen und Schecks abziehen soll. Es kann natürlich auch sein, daß dies in seinen augen die letzte Chance war, dich von den Jägern fernzuhalten. Mag serin, daß er wollte, daß wir das Ganze herausfinden, damit wir dich ausschließen," Nora zuckte mit den Schultern, als ob sie das nichts mehr anginge.
"Dann kannst du dich bei ihm bedanken, er hat da einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Er ist im Grunde genau so wie sein Vampirfreund und geht über unschuldige Menschen hinweg, Tote scheinen hier nicht mehr zu interessieren."

Julian blieb stehen. Er hatte gerade gehen wollen. Also hatte sie Beweise. Er konnte nicht fassen, dass sein Onkel so was tun würde. Nicht nachdem sie miteinander gesprochen hatten. Sie hatten sich gegenseitig versprochen, dass sie einander nichts mehr verheimlichen würden und das nannte Julian nicht nichts. Das war eine große Sache, dass er die ganze Zeit mit den Blutsaugern, nein den Leuten die Sora und Hope wehgetan hatten und Jack und anderen und die einen Anschlag auf sein eigenes Leben und das von allen im Camp fast ausgelöst hätten. Dass er mit denen zusammenarbeitete. Das war zu viel. Julians Gedanken rasten, aber er war wie eingefroren. Er konnte sich nicht mehr bewegen oder richtig reagieren.

Nora nickte Monique zu, die die Stäbe einsammelte und den Bildschirm wieder verschwinden ließ.
"Du hast jetzt sofort zu gehen, ansonsten sorge ich dafür, daß du aus dem Center geworfen wirst. Wenn du also so wenig wie möglich aufsehen erregen willst, dann nimm deine Sachen und verlasse das Gebäude auf der Stelle," Nora sah ihn noch mal wütend an, bevor sie mit Monique den Raum verließ.

Julian blieb noch eine Weile wie versteinert stehen, dann gab er sich einen Ruck und ging wie im Automatismus zur Umkleide und packte sein Zeug zusammen. Dann verließ er das Center und lief einfach ziellos durch die Gegend. Ihm war zum Heulen zu Mute, aber er konnte einfach nicht. Er stand einfach nur herum und ließ sich von irgendwelchen genervten Londonern anrempeln, die sich nicht einmal entschuldigten. Stattdessen schissen sie ihn noch an. Irgendwann schaffte er es sich zur Arbeit zu schleppen und kassierte einfach nur mechanisch ab. Er wusste er machte alles richtig, aber er spürte es nicht mal wirklich. Als er den Laden abgab war es nach 10 Uhr. Er stolperte einfach nur auf die Straße, schaffte es noch bis zur nächsten U-Bahn Haltestelle und setzte sich in die Bahn nach Hause, fuhr bis zur Endhaltestelle. Stieg dann wieder ein und fuhr zurück. Er hielt den Gedanken nach Hause zu fahren einfach nicht aus.
Es war spät und er wusste nicht wohin oder was er machen sollte. Vielleicht im Park? Er holte tief Luft und versuchte nicht panisch zu werden. Dann rief er Thomas an.

Verschlafen wachte Thomas auf, er war noch nicht lange im Bett und hatte gehofft, mal eine Nacht durchpennen zu können, das rund um ihn herum Baustellen selbst in der Nacht bearbeitet wurden und es immer hektisch draußen war bis nach Mitternacht.
"Wasn los," murmelte er in den Hörer, nachdem er es geschafft hatte, abzunehmen.

Julian schwieg eine Weile. "Ich... Es tut mir leid... Kann ich bei dir pennen.", murmelte Julian leise. Er wusste nicht, was er sonst sagen sollte gerade. Es war einfach zu viel. "I.. Ich kann nicht nach Hause...", seine Stimme brach. Er wusste, dass Tom ihn grad nicht so leiden konnte und er klang müde.

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