Die Verblendung

Gabriel

"Ich kann das für dich tragen.", meinte ich zu Lucian, als wir losgingen. Er trug den Korb ja ganz alleine und sah eh schon fertig genug aus und ich war jünger und kräftig genug dafür.
Ursu trabte uns allen voran, als würde er den Weg schon kennen. Keine Ahnung, wo der Fluss der Prinzessin war oder wer die Prinzessin überhaupt war.
Ich gab mir Mühe Schritt zu halten und so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zu ziehen. Ich war mir immer noch sicher, dass Finn mich nicht leiden konnte und dass er mir jeden kleinen Fehler unter die Nase reiben würde und das wollte ich nun wirklich nicht.

"Laß das Lucian machen, er ist vielleicht alt aber noch nicht zerbrechlich," meinte Finn nur mit kurzem Blick auf Gabriel. "Schon gut, Korb nicht schwer, er sein leer," wehrte Lucian ab, bevor es noch zu weiteren Diskussionen kommen konnte, die er tunlichst vermeiden wollte.
Nach einer Weile, die endlos erschien, weil die Bäume sich alle zu ä#hneln schienen, hörten sie in der Ferne ein Rauschen. "Das Fluß der Prionzessin," meinte Lucian zur Erklärung an Gabriel gewandt zum Zeichen, daß es nun nicht mehr weit sein würde.

Gabriel

"Schon kapiert..", murmelte ich. Das war ja schon okay. Ich wollte ja nur helfen, damit Lucian das nicht alles selbst machen musste. Ich wollte damit ja nicht sagen, dass er zerbrechlich war oder so. Er war halt nur etwas älter. "Wer ist diese Prinzessin?"; fragte ich die beiden, als wir uns durch Dickicht kämpfen. Eigentlich nur ich. Die beiden kannten den Wald scheinbar genau. Ich lief nur die ganze Zeit in irgendwelche Büsche rein, weil wir vom Weg weggegangen waren. Ich zog mir ein Blatt aus dem Haar. Zum Glück waren sie jetzt kürzer. Wir brachen durch ein Gebüsch und der Fluss kam vor uns glitzernd zur Vorschau. Wo hier eine Prinzessin sein sollte, wusste ich allerdings wirklich nicht.

"In diesem Fluß hat sich die erste Frau des Grafen geworfen, als es hieß, der Krieg, den er gerade führte, sei verloren und er dem Tode geweiht. Seit diesem Zeitpunkt heißt dieser Fluß so bei der Bevölkerung. Er kommt von der Hauptfestung des Grafen bis hier herunter," erklärte Finn ihm.
"Und da diese Frau noch sehr jung war, war sie in den Augen der Leute eben eine Prinzessin," fügte er hinzu und ging dann weiter.
Hier und da bückte er sich, um die Bäume oder den Boden zu untersuchen, ein paar kleinere Kräuter und Rindenteile wanderten in die Kiepe des alten.

Gabriel

"Ah" ich verstummte und sah auf den Fluss. Das war traurig. So hatte er also eine Frau verloren. Das war wirklich traurig. War das Lucas Mutter gewesen? Ich wusste ja nicht, wie viele Frauen er gehabt hatte. Aber das war wirklich traurig. Ich riss mich zusammen und straffte die Schultern. Keine negativen Emotionen vor Finn zeigen. "Danke für die Info.", fügte ich schnell hinzu.
Ich lief den beiden wieder hinterher und sah ihnen beim pflücken zu, welche Pflanzen es waren und pflückte dann die selben. Zumindest die, die ich auch erkannte. Manche hatten ganz zwarte gezackte grüne Blätter, andere waren eher wie Gestrüpp. "Wofür ist die Rinde?", fragte ich ihn.

"Das hat dich nichts anzugehen," meinte Finn nur und sortierte die Pflanzen von Gabriel wieder aus. "Der Graf hat Befehl gegeben, keine weiteren Informationen zu seinen Befehlen weiterzugeben, also wirst du dich damit zufriedenstellen. Du wirst deine Befehle noch schnell genug erhalten und dann wirst du keine Zeit mehr haben, über andere Dinge nachzudenken. Außerdem kann es der Graf nicht riskieren, daß Informationen nicht nach draußen gelangen und da du nicht vertrauenswürdig bist, wirst du auch keine Informationen bekommen, die dich nicht betreffen. Und laß das Abreißen der Pflanzen sein, es reicht schon, daß ich die, die ich gepflückt habe, noch mal aussortieren muß. Und wenn du schon wild drauflos pfflückst, hättest du vorher wenigstens fragen können, auf was ich dabei achte, anstatt hier sinnöos Pflanzen auszureißen," meinte Finn dann, seine Stimme blieb gleichbleibend ruhig und kühl, machte seine Anweisung jedoch unmißverständlich klar.

Gabriel

Ich nickte. "Welche Pflanzen soll ich denn pflücken? Ich dachte das wären die richtigen? Die mit den gezackten Blättern." Ich zeigte ihm eine der Pflanzen. Ich ging weiter zu Finn. Er klang wieder sehr streng. Ich verstand, dass ich tatsächlich nicht vertrauenswürdig war. Das hatte Anca ja schon gesagt. Deshalb musste ich mich vertrauenswürdig machen irgendwie. Ich wusste nur nicht wie. Dann nickte ich vorsichtig. "OKay.", sagte ich schlicht. Es war wie es war. Das musste ich wohl akzeptieren, wie es schien.

"Wenn du hättest Pflanzen pflückenm sollen, dann hätte ich dir das schon gesagt. Du sollst gar keine pflücken, ich hoffe, das war jetzt klar genug ausgedrückt," Finn schüttelte leicht genervt den Kopf.
"Du bleibst am besten direkt hinter uns, damit du nicht irgendwelche Pflanzen zertrampelst, die ich brauchen kann, du kannst dir hoffentllich vorstellen, daß ich nicht die Zeit habe, dir genau zu erklären, auf was ich bei den Pflanzen achte. Ich nehme nur die, die mir vom Aussehen und anderen Faktoren als wertvoll gen ug erscheinen, das kannst du schlecht einschäätzen, weil du von diesen Pflanzen und ihrem Sinn keine Ahnung hast. Du siehst ja, daß Lucian auch nicht pflückt, also halte sich an sein Beispiel."

Gabriel

"Okay Finn.", ich blieb stehen und blieb zurück, damit die beiden vorgingen. Ich würde sie nicht mehr stören. Also warum war ich dann überhaupt da? Ich wusste nicht, was das bringen sollte. Aber hinterfragen brachte da ja noch weniger. Von daher. Ich schlenderte hinter den beiden hinterher und beobachtete die Natur. Der Fluss der Prinzessin war trotz allem schön. Trotz seiner traurigen Geschichte. Ich sah sogar ein paar Fische darin schwimmen. Sie wuselten im Wasser. Die hätte Lucian bestimmt gerne gefangen. Ich seufzte leise.

Lucian ging schweigend voraus, erhielt nur hin und wieder Anweisungen von Finn, wohin sie als Nächstes gehen sollten. Gegen Mittag machten sie an einer art Steg Halt, Lucioan hatte ein paar getrocknete Fleischstücke dabei, die er Gabriel und FFinn gab, der Arzt achtete aber auch genauestens darauf, daß der alte Mann ebenfalls etwas aß.
Trinken konnten sie das Wasser aus dem Fluß, es war noch sehr kalt aber glasklar und sauber, sogar die Sonne ließ soch bliocken und man konnte schon den Frühling erahnen, auch wenn erst die Knospen an einigen Bäumen und Sträuchern zu sprießen begannen.

Gabriel

Wir blieben am Fluss sitzen und ich schöpfte etwas von dem kristallklaren Wasser in meine Hände und trank. Es schmeckte fast süßlich. Gutes Wasser. Ich seufzte leise und nahm was von dem Fleisch entgegen. Aber nicht zu viel, damit die beiden noch genug hatte. Gearbeitet hatte ich heut schließlich auch nicht. Nur spaziert und das war nicht wirklich anstrengend. "Danke. " ich biss etwas von Fleisch ab. Es war zäh, aber je länger man darauf herumkaute, desto besser wurde es. Ich sah nach oben in den Himmel. Kaum Wolken heute.

"Du essen, ansonsten du nicht fit. Und das nicht gut," meinte Lucian nur, als Gabriel sich bedankte. Auch Ursu bekam etwas Fleisch, was aber nicht so stark getrocknet war wie das andere.
Der Hund kaute zufrieden auf dem Stück herum, währenf Finn einige kleine Pflanzen direkt vom Ufer begutachtete und einige davon ebenfalls mitnahm

Gabriel

Ich hatte meine Hand ins Wasser getaucht und machte kleine Wellen. Ich hatte ja nichts zu tun und wartete darauf, dass die beiden fertig waren mit Essen. Ursu kam zu mir und begann das Wasser zu trinken. Es sah erfrischend aus, also trank ich auch noch was und sah zum Horizont. Fast keine Wolke in Sicht. Ursu bellte leise.

Es wurde mit der Zeit fast schon angenehm warm, ganz so, als würde das Wetter einen Umschwung erleben und es nun endlich richtig Frühling werden. Ursu bellte ein paar Enten an, die gemächlich an ihnen vorbeitrieben, doch ließen diese sich so gar nicht aus der Ruhe bringen.
Finn sprach leise mit Lucian auf Rumänisch, der alte antwortete kurz und ehrerbietig, doch noch immer mit einem deutlichen Unterton der Furcht in der Stimme, er würde den Vampiren nie wirklich so sehr vertrauen, daß diese Angst vorüberging.

Gabriel

Ich lachte, als ich Ursu bellen hörte. Er war ganz aufgeregt, als er die Enten sah, aber er schien sich trotzdem nicht ganz zu trauen in das Wasser zu springen und ihnen tatsächlich zu folgen. Sein Schwanz zuckte. Bereits zum Sprung.
Ich tätschelte Ursu kurz und sah dann wieder zum Wasser. DLucian und Finn sprachen leise miteinander, aber ich verstand es eh nicht, also hörte ich nicht weiter zu und zog stattdessen mit den Fingerspitzen Kreise im Wasser. Ich sollte diese ruhige Zeit genießen.

Als ein leichter, aber sehr kalter Wind aufkam, wurde Ursu schlagartig still, seine Haltunfg erstarrte und sein graubraunes Nackenfell sträubze sich. Ein leises Knurren, gemoscht mit einem Jailton kam aus seiner Kehle.
Sofort erhob Lucian sich und schnappte sdich die Kiepe, um sie sich auf den Rücken zu schnallen, in diesem Moment erschien der sonst eher zerbrechlich wirkende Alte erstaunlich gewandt und schnell, seine Bewegungen waren fast so wie die eines deutlich jüngeren Mannes. Auch Finn war bei dem Knurren aufgestanden und sah sich wavhsam um. "Wir sollten hier schleunigst verschwinden, wir sind hier nicht länger erwünscht," sagte er zu Gabriel. "Das Revier von Dämonenpferd, er hier irgendwo, Ursu können spüren," fügte Lucian hinzu und der Hund knurrte noch lauter.

Gabriel

Ich zog verwundert meine Hand aus dem Wasser und erstarrte kurz, als diese merkwürdig Kälte mich überkam. Ich begann zu zittern, als ich mich erhob. "O.. Oh. I.. In Ordnung. Ich komme." ich schlang die Arme um meinen Körper und kam zu den beiden. Ursu war krass angespannt. Ich schob die Hände in die Hosentaschen. Ich wünschte ich hätte was wärmeres gehabt, aber es schien auch so, als käme diese komische Kälte von innen. Von mir drinnen.
"M.. Mir ist schwindelig.", murmelte ich und kam wankend zum Stehen. Ich sah alles doppelt und dreifach in einem komischen verwackelten Bild.

"Das Wirkung von Dämonenpferd, wir alle so sehen und schwindlig," meinte Lucian, schien sich aber ohne weitere Schwierigkeiten auf den Beinen zu halten, auch Finn und Ursu schien dies nicht so viel auszumachen wie Gabriel.
Leichte Nebelschwaden krochen nun über den Boden und hüllten ihre Füße ein, ein schmerzhaftes Priclen entstand bei der Berührung des Nebeld mit blanker Haut. Ein schriller, merkwürdig klagender Schrei kam aus der Ferne und wurde mit dem Nebel zu ihnen getragen. Mit festen und unnachgiebiggem Griff packte Finn Gabriel am arm und zog ihn wortlos svhnell mit sich, Lucian hastete hinterher, Ursu bildete das Schlußlicht, sah sich immer wieder um und bellte ab und zu warnend.
Erst als sie in die Nähe der Hütte kamen, war der Nebel schlagartig verschwunden, ebenso wie die Kälte und obwohl es noch ziemlich frisch war, kam es einem hier fast sommerlich warm vor im Gegensatz zum Platz am Bach. Finn ließ Gabriels Arm los und rieb sich über die Augen, wie als würde ersie nach dem Schlafen von allem säubern wollen. Ursu schüttelte sich, als ob er in Eiswasser getaucht worden war und lief zu Lucian, der ihn beruhigend streichelte, um ihm zu zeigen, daß alles in Ordnung war.

Gabriel

Ich nickte benommen. Ich konnte gerade nicht wirklich was sehen. Ich spürte nur, dass ich kurz vorm Umkippen war, als mich jemand zu sich zog. Ich blinzelte und sah kurz Finn scharf vor mir, ehe alles verschwamm.
"Warum hilfst du mir. Du hasst mich.", murmelte ich benommen, als mich auf einmal ein Schmerz durchzuckte. Scharf. Wie kleine Eissplitter, die auf mich einstachen. Immer und immer wieder. Ich stöhnte schmerzerfüllt auf. Jemand griff mich an. Ich konnte nichts tun. Ich konnte hier nicht weg. Mein Körper bewegte sich nicht. Ich spürte wie ich Panik bekam.
"Lass mich los! Lass mich los!", ich versuchte zu schreien, aber es kam nur ein kraftloses kratzen dabei raus. Ich musste weg hier. Weg hier. Weg! Ein markerschütternder Schrei druchfuhr mich und der Schmerz war schlimmer als irgendeine Spritze. Es fühlte sich so an, als würde mich jemand innerlich zerreißen. Ich spürte kaum, wie ich davongezerrt wurde und irgendwann losgelassen wurde. Der Boden fühlte sich hart und kalt an.

"Warum sollte ich dich zurück lassen? Denkst du, das war der Befehl vom Grafen? Du arbeitest für ihn und damit stehst du unter seinem Schutz, wenn Gefahr drohen sollte. Das hat nichts damit zu tun, wie ich zu dir stehe," meinte Finn knapp, als sie vor der Hütte waren.
"Persönliche Probleme miot anderen haben hier nichts zu suchen. Wenn dein größter Feind beim Grafen angestellt wäre, dann wäre es auch seine Aufgabe, dich aus Gefahrensituationen herauszubringen, ob er es nun will oder nicht. Das steht auch in deinem Vertrag, das hättest du also wissen müssen," fügte er kühl hinzu, während er prüfend Richtung Wald sah, jedoch war keine Gefahr mehr zu spüren.

Gabriel

"Ich weiß schon. Ich habs gelesen.", murmelte ich leise. Mir war noch immer schwindelig. Aber der Boden unter mir, das war echt und feucht und kalt und beruhigte mich. Vielleicht war das auch in meinem Kopf. Ich hatte diese gespenstische Stimme gehört.
"Danke. Trotzdem.", fügte ich hinzu. Ich versuchte mich aufzurappeln, schaffte es aber nicht wirklich, blieb also erstmal so liegen, bis das Zittern meinen Körper verlassen hatte und ich genug Kraft fand, um mit weichen Beinen hochzukommen.
"Was sind das für Schmerzen?", fragte ich Finn leise.

"Das sind die Dämonen, die gerufen wurden, ich denke, du hast den Schrei gehört. Das vergeht wieder nach einer Weile, glaub mir. Du bist das nur nicht gewöhnt, beim ersten Mal ging es uns allen so, aber mit der Zeit wird es besser. Das Pferd tut jedem weh, ich habe bisher noch niemanden kennengelernt, der dies schmerzfrei erlebt hat," Finn zuckte mit den Schultern.
"Er verteidigt nur sein Revier, das ist alles. Du würdest ja auch nicht einfach so zulassen, daß jemand in dein Haus kommt und sich dort breit macht. Du wirst schon wieder, keine Sorge. Nur der Gedanke an die Schmerzen könnte dich verfolgen, so daß du sie spürst, ohne daß sie wirklich da sind. Laß diese Gedanken einfach nicht zu, dann gehen sie von alleine weg," riet Finn ihm.

Gabriel

Ich sah ihn an und nickte. "Okay. Ich werds versuchen." ich lächelte Lucian an, damit er wusste, dass alles auch okay war bei mir. Es ging wieder und nochmal würde mich das nicht so überrumpeln. Hoffte ich zumindest. Jetzt wusste ich, wie es war.
"Ist okay. Nein. Das würde ich nicht wollen." ich ging rüber zu Lucian.
Ich fühlte mich furchtbar ausgelaugt. Der Schmerz war zu einem Schwachen pulsieren an meiner Schläfe abgeebbt.

"Ich machen Essen, dann du dich fühlen besser. Du noch bleiben draußen, frische Luft tun gut bei Schmerz. Du können sehen nach Netz in Teich, vielleicht dort schon Fisch oder andere Tiere, du sie dann herausholen mit kleinem Netz, ist in Vorratsraum an Wand," meinte Lucian und ging in die Hütte, gefolgt von Ursu, während sich Finn daran machte, den Inhalt der Kiepe zu untersuchen.

Gabriel

"Okay." ich nickte den beiden zu und ging zum Schuppen, um das kleine Netz zu holen. Mir war immer noch leicht schwindelig, aber ich würde es wohl nicht hinbekommen. Auf dem Weg zum Teich, strauchelte ich ein paar mal, aber ich fing mich jedes Mal, wenn ich kurz davor war in einem Baum zu krachen.
Im Netz zappelten ein paar Dicke Fische. Wir hatten Glück. Ich fing sie ein und sah ihnen beim Rückweg dabei zu, wie sie an der Luft um ihr Leben rangen.
"Ich habe Fische." ich öffnete die Tür zu Lucian und streckte ihm das Netz hin.