Die Verblendung

Gabriel

Er trug also die Rüstung. Na klar. Jenen unsichtbaren Überzug, den sie alle trugen. Das Zeug war unzerstörbar. Durch und durch. Das hatte ich oft genug festgestellt.
Und Sorin wirkte nicht mehr ausgeglichen. Auch er konnte scheinbar die Geduld verlieren und Jonathan hatte ihn an den Rand seiner Geduld gebracht.
Trotzdem fand ich es etwas übertrieben Jonathan herzlos zu nennen. Auch er hatte ein Herz.
Wir gingen stundenlang schweigend nebeneinander her
Ich versuchte die Zeit an der frischen Luft zu genießen.

Am späten Nachmittag kam am Wegrand ein kleines Haus zum Vorschein. Es war nicht so gebaut wie ein richtiges Häuscchen, eher nur wie ein besserer Unterstand mit Wänden und Fenstern. Die tür war fast unsichtbar und erst bei näherem Hinsehen zu erahnen. Daneben stand eine Scheune, die mit Heu gefüllt war sowie ein paar Pfähle und eine Tränke für Pferde.
"So, hier werden wir bleiben, bis wir den Befehl bekommen, in die Stadt zurückzukommen," meinte Sorin und holte die armrreifen wieder hervor, die sie beim letzten Ausflug mit Simon schon dabeigehabt hatten. "Das ist wieder nur zu eurer Sicherheit auch wenn einige anderer meinung sein sollten," meinte er mit Blick auf Shean.

Gabriel

Ich sah mich neugierig an der Hütte um. Kein Luxus aber mehr als genug. Sie musste schon lange hier stehen, so wie sie aussah. Ein wenig heruntergekommen. Vielleicht hatten wir ja die Erlaubnis sie ein wenig zu reparieren oder ähnliches. Aber man konnte drin leben. So viel stand fest.
Ich ließ mir wie die anderen beiden den Reifen anbringen. Ich mochte es nicht, da es mir das Gefühl gab gefangen zu sein. Ich wusste es war zu unserer Sicherheit, aber ich mochte es einfach nicht mich gefangen zu fühlen. Außerdem hieß das irgendwie, dass man uns nicht vertraute, was ich auch verstand. Ich war einmal zu weit weggelaufen bei Simon. Seitdem mussten wir die Dinger tragen. Ich hoffte, dass man es irgendwann sein lassen könnte. Wenn man mir genug vertraute.
"Können wir uns umsehen, Sir? Drinnen?" fragte ich ihn. Ich hörte den Fluss nicht unweit rauschen. Wasser gab es also und eine alte Feuerstelle auch. Das war gut genug.

Sorin klickte den den Armreifen sorgsam ein, damit diese beim Bewegen der Hände nicht behinderten.
"Du kannst dich gerne drinnen umsehen, aber du wirst nur einen leeren Raum finden. Möbel oder so was gibt es hier draußen nicht, aber ich denke, die werden wir auch nicht großartig brauchen," meinte er dann und bewegte seine Hand, um das Gefühl für diesen "Schmuck" wieder zu bekommen.
"Das ist nur eine alte Wachstation, die Leute waren nicht hier, um sich wohlzufühlen oder einzurichten."

Gabriel

"Ja. Das habe ich mir gedacht. Hat schon bessere Tage gesehen. Aber nicht viel bessere, wie es scheint." ich ging nach drinnen. Wie er sagte. Dort gab es nichts. Keine Möbel. Nur ein Fenster, was eher ein Loch war. Ohne Glas und ohne Balken. Sehr schmucklos. Aber zumindest blieb man trocken und das war auch was zählte. Ich kam wieder raus, nachdem ich meinen Sachen abgestellt hatte. Es war noch hell. Luna und Jonathan taten es mir gleich und dann kehrten wir zurück zu Sorin, der draußen rumstand. Ich hatte meine Jacke ausgezogen und sie mir ungebunden , denn es war ziemlich warm geworden und ich begann zu schwitzen, deshalb stellte ich mich in den Schatten. Auf der Lichtung hier waren nicht so viele Bäume ansonsten. Sorin schien das Wetter nichts auszumachen, aber Luna und Jonathan bekam die pralle Sonne nicht. Besonders Luna. Sie sah krank aus. Ich spürte wie sie sich zu mir stellte. Ihr Blick ruhte auf mir und ich gab mir jede Mühe nicht zürückzusehen. Ich strich mir eine Locke aus dem Gesicht. Meinen Haare waren unnötig lang geworden. Vielleicht sollte ich sie zusammenbinden. Aber ich hatte nichts. Ich schirmte mein Gesicht mit einer Hand ab und blinzelte ich die Sonne.

Sorin verstand nicht ganz, was es an dem Häuschen zu meckern gab, die drei konnten seiner Meinung nach froh sein, daß sich um sie gesorgt wurde. Immerhin hätten sie auch in der Stadt bleiben können und weiterhin der Gefahr ausgeliefert sein. Aber er erwartete keine Zustimmung der drei und ob Gabriel seine Gesellschaft immer noch gut fand nach dem Streit von eben war auch nicht wirklich sicher.
"Wenn ihr nachts ein Bett braucht, dann könnt ihr euch an dem Heu aus dem Stall bedienen, ist genug davon da," meinte er und setzte sich auf einen Baumstumpf in der Nähe.

Gabriel

"Danke, Sir." ich lächelte. "Das machen wir. Ist doch gut." ich lehnte mich an die Wand. Das Holz war heiß. Wie alles andere auch. "Ich gehe zum Fluss Wasser holen, wenn das in Ordnung ist?", fragte ich Sorin. "Haben wir irgendwelche speziellen Aufgaben hier? Sollen wir was sammeln für Simon oder so?", fragte ich ihn und holte meinen Feldflasche aus dem Rucksack um Wasser zu schöpfen.

"Wir haben die Aufgabe hierzubleiben, bis man uns etwas anderes sagt, von anderen Aufgaben weiß ich nichts. Und Simon kann sich gerade schlecht am irgendwelche Kräuter kümmern, der hat gerade genug anderes zu tun," meinte Sorin und erhob sich.
"Wir bleiben die ganze Zeit hier zusammen, Alleintouren gibt es hier nicht. Wenn du Wassert holen willst, dann gehen wir alle zum Fluß," legte Sorin dann fest, das war für ihn auch kein Problem.

Gabriel

"Okay." ich sah zu Luna, die sich von der Wand abstoß. Gemeinsam gingen wir zum Fluss und ich wusch mir das Gesicht im kalten Wasser. Trank einen Schluck und füllte meine Karaffe mit der kalten Flüssigkeit. Dann ging ich wieder zu den dreien. "Danke. Wir können wieder zurück.", meinte ich. Wir würden also jede Sekunde gemeinsam verbringen, wie es schien. Aber wenn die Regelungen so waren.

Sorin schwieg während des Weges zum Fluß und auch zurück. Er konnte auch gut mit der Stille und den Geräuschen der Natur leben, das machte ihm nichts aus. Das Gespräch war ihm vorhin schon zu laut gewesen, er stritt nicht gerne, aber er sah auch nicht ein, warum er sich von Sjean so von oben herab behandeln lassen sollte und da wurde er eben auch mal lauter.
"Wenn ihr heute Nacht ein Feuer haben wollt, dann solltet ihr alte Zweige mitnehmen. Soweit ich gesehen habe, gibt es bei der Hütte kein geschlagenes Holz mehr."

Gabriel

"Ja. Okay. Das ist gut." ich machte mich ans sammeln dran, damit wir später genug Feuerholz hatten, um ein ordentliches Feuer zu machen. Auch wenn es tagsüber warm war, die Nächte waren mehr als kalt immer noch. Auch Luna half mir. Dann hatten wir recht schnell alles zusammen, um ein Feuer zu machen. Ich hätte auch selbst dran denken können eigentlich. Aber gut.
Luna verzog sich schnell wieder in den Schatten, um die Sonne zu vermeiden.

Sorin machte sich daran, die Feuerstelle von alter Asche zu befreien und zu säubern. Er hatte keine Ahnung, wann zuletzt jemand hier gewesen war, da das Gebäude hier windgeschützt stand, konnte die Asche auch schon sehr alt sein, da sie nicht verweht worden war.
Und da er sich mit Feuerstellen allein schon wegen seinem Beruf auskannte, ging ihm diese Arbeit schnell und sicher von der Hand. Als er fertig damit war, wies er Gabriel an, das Holz zu schichten, Sjean beachtete er gar nicht weiter.

Gabriel

Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und machte mich ohne ein weiteres Wort an die Arbeit. Ich hatte schon oft Feuer draußen machen müssen, deshalb ging es relativ routiniert. Aber momentan war es noch viel zu warm dazu. Hin und wieder trank ich einen Schluck Wasser. Sonst gab es hier nicht viel zu tun, deshalb holte ich irgendwann mein Buch raus und begann wieder zu lesen. Luna und Jonathan hielten sich beide im Schatten und schienen leise vor sich hin zu leiden. Die Stadt des Grafen musste irgendeinen Sonnenschutz haben, denn so war es ihnen noch nicht ergangen. Es musste der heißeste Tag seit langem sein.

Sorin begann wieder, sein Metall zu bearbeiten, hin und wieder brummte er ein paar unzusammenhängende Töne vor sich hin, ansonsten waren nur die Geräusche des Waldes zu hören. Hin und wieder sah man einen kleinen Hasen oder einige Eichhörnchen über den Weg oder die Wiese laufen, letztere kletterten mit unglaublicher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit an den Bäumen hoch. Sorin sah ihnen ein püaar Mal nach, bevor er sich dann wieder auf seine Hände konzentrierte.

Gabriel

Ich blätterte Seite um Seite um. Ich hatte Jonathan nie so ruhig erlebt. Aber das war mir auch Recht. Die Stunden vergingen. Erst als es dunkel wurde, gesellten sich die beiden wieder zu uns. Lunas Augen leuchteten rot auf, aks ich das Feuer endlich entfachte. Sie setzte sich neben mich. "Geht es?, fragte ich sie und sie nickte." Viel besser jetzt.
"Gut." ich berührte sie kurz an der Schläfe. "Du bist eisig. Nein. Weißt schon. Normal eben.", sie lächelte und stupste mich leicht an. "Ja ja.", meinte sie. "Ich verstehe schon. Ich bin eiskalt, Zottelkopf." ich fuhr mir verlegen durch das Haar. Jonathan verdrehte die Augen.

Sorin mischte sich nicht wieter in die Unterhaltung der beiden ein, das stand ihm auch nicht zu und da Shean sich mit irgendwelchen Kommentaren im Moment ebenfalls zurückhielt, sah er auch keinen Bedarf.
Daß er ihn tatsächlich zum Nachdenken gebracht hatte, bezweifelte Sorin stark, immernhin wollte Shean ihn vorhin sogar angreifen und würde es sicher immer noch, wenn er eine Chance sehen würde.
Scheinbar hatte Sorin ihn beleidigt, vor allem weil er ja nur ein Schmied war und Shean sich mit Sicherheit als etwas Besseres sah. Nur sah Sorin nicht ein, warum er ihn besser behandeln sollte, selbst der Graf und dessen Familie mußten sich Meinungen anhören, wenn sie angebracht waren.

Gabriel

Ich unterhielt mich leise mit Luna. Es war schon klar, dass da eine gewisse Anziehung war. Sie gefiel mir auch, aber am Ende fand ich es irgendwie nicht fair etwas mit ihr anzufangen, oder? Das war nicht der passende Moment dafür. Nicht nachdem ich immer noch nicht über Anca hinweg war.
Trotzdem fiel es mir schwer das weiterhin zu ignorieren. Ich versuchte zunächst ein wenig auf Abstand zu gehen, kam mir dabei aber auch recht schnell recht arschig vor. Als die beiden ins Bett gegangen waren und wir alleine am Feuer saßen mit Sorin, seufzte ich leise.

Sorin sah in die Flammen, als es zu dunkel war, um die Umgebung zu beobachten. Hin und wieder legte er einen Zweig nach, so daß die Funken aufgewirbelt waren und mit einem Knacken und Zischen verglühten. Zumindest hatten sie gwenug Holz, um diese Nacht das Feuer am Brennen zu halten.
"Du mußt nicht wegen mir hier sitzenbleiben, du kannst genau so gut zu den beoden gehen, um zu schlafen," sagte er, als nur noch Gabriel bei ihm saß.

Gabriel

"Alles gut. Ich kann eh noch nicht schlafen. Ich sitze gerne hier bei ihnen. Keine Sorge." ich lächelte und setzte mich näher ans Feuer. Gerade tat die Wärme doch wieder echt gut.
"Also ist kein Zwang." ich sah nachdenklich aufs Feuer.

"Gut, ganz wie du meinst," meinte Sorin, immerhin war Gabriel alt genug, um selbst zu bestimmen, wann und ob er schlafen gehen wollte. Er selbst hatte sich das schlafen seit geraumer Zeit abgewöhnt, so konnte er hier jetzt auch am besten nachdenken, wenn er aufpaßte. Wobei hier nichts weiter passieren würde, kein Black würde hier vordringen können, um sie anzugreifen.
Aber Anca hatte sich auch dagegen ausgesprochen, die drei alleine hierzulassen, es waren teotz allem immer noch Luna und Shean, die ihr Vertrauen nicht hatten.

Gabriel

Ich lächelte. Wir saßen noch Stunden beisammen, bis ich mich schließlich zurückzog. Draußen schlafen war gerade fast besser. Drinnen war es unglaublich stickig und warm gerade. Ich zog meinen Schlafsack nach draußen und legte mich neben Sorin.
Am nächsten Morgen war ich wieder früh wach und trainierte. Setzte mich dann wieder neben Sorin. "Könnte ich bitte meine Blutration haben, Sir? ", fragte ich ihn höflich . Es war wieder unglaublich heiß. Ich wischte mir mit einem Handtücher übers Gesicht. Der Schweiß schmeckte salzig.

"Sie steht im Unterstand, ich dachte, sie sollte nicht unbedingt draußen stehen," meinte Sorin, ohne sich zu bewegen. Das Feuer war mittlerweile niedergebrannt und die Glut war nur noch leicht zu sehen, eher zu riechen.
"Ihr drei solltet euch nicht zu sehr überanstrengen, die Sonne ist nicht gut ohne Schutz für euch, aber das ist normal. Vampire und Sonne vertragen sivh nicht sonderlich gut."

Gabriel

"Danke." ich holte meine Ration und trank sie mit einem Schluck. Ich spürte, wie sich mein Energiehaushalt förmlich auflud.
"Mir geht es gut.", meinte ich. "Mir macht die Sonne nichts aus. Es ist nur ziemlich warm die Tage und ich muss genug trinken. Gerade geht es aber, denn es ist früh morgens ja kühler.", ich machte es mir neben Sorin bequem. "Aber danke der Sorge, Sir."

"Wir haben dieses Jahr keinen sonderlich warmen Sommer, wir sind auch in einer Gegend, die noch recht kühl ist. Seid froh, daß wir keine 40 Grad haben, das wäre für einen Vampir ziemlich schnell tödlich. Außerdem kühlen die Blätter hier ganz gut, denke ich, auf einem Feld wäre es noch viel wärmer," Sorin ließ sich von dem Wetter nicht aus der Ruhe bringen.
"Wäre aber im Winter schlimmer hier, in einem Schneesturm ist es nicht so gemütlich wie heute."

Gabriel

"Dann macht es mir doch was aus. Okay. Dann werde ich mich dran gewöhnen.", meinte ich stur und setzte mich in die Sonne. Ich hatte mich an die Kälte gewöhnen können. Das ging also auch. Ich würde mich davon nicht abhalten lassen.
Ich blieb so lange sitzen, bis Luna aus dem Zimmer lief."Morgen.", murmelte sie, blieb aber im Schatten des Hauses sitzen. Ich lächelte sie kurz an.