Die Verblendung

Julian bewunderte noch die Wohnung und das Haus, alsner eintrat. In solche Wohnungen kam man normalerweise nicht rein. Solche sah man von außen oder in Filmen und Serien.
Er sah sich noch um, als der Mann von Cassidy auch schon kam. Julian gab sich einen Ruck. Er würde ihn als normalen Menschen ansehen.
Er lächelte ihm höflich zu und reichte ihm dann die Hand. "Ich bin Julian. Freut mich sie kennenzulernen, Sir. Habe schon viel über Sie gehört."

"Wahrscheinlich, daß ich ein alter Mann bin und so etwas, nicht wahr," er lächelte Cassidy an, diese zuckte nur mit den Schultern. "Wenn du über dreihundert Jahre als nicht alt bezeichnen willst, dann bist du natürlich nicht alt," meinte sie und Derek lachte auf.
"Schon gut, der alte Mann wird dann mal wieder in die Küche gehen, ansonsten brennt der Braten noch an," mit diesen Worten verswchwand er wieder.
"Geh ruhig ins Wohnzimmer und mach es dir bequem. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten, wir müßten eigentlich alles da haben," sie wies in die Richtung eines Raumes, der von einem erleuchteten Tresen in schummeriges Licht gertaucht war.

"Vielleicht. Ich verrate nichts." Julian lächelte weiterhin höflich. Cassidy und ihr Mann waren so, wie sich Julian ein altes Paar vorstellte. Derek verschwand wieder in der Küche.
"Ja. Gerne ein Wasser. Dankeschön." Julian zog seine Schuhe natürlich aus und ging ins das Wohnzimmer. Auch dort bestaunte er die Möbel. Es war alles so modern und minimalistisch. Ganz anders als bei seinem Onkel. Vorsichtig setzte er sich auf die Couch. Er hatte Angst etwas unordentlich zu machen hier, weil es aussah als wäre es von einem Einrichtungskatalog. Weiterhin sah er sich staunend um. Der Ausblick musste fantastisch von hier sein.

Cassidy ging hinter die Bar und machte ihm ein Wasser zurecht, versah dies noch mit ein wenig Limette und Eisschnee, bevor sie ihm das brachte.
"Da ich nicht genau wußte, was du ißt, habe ich einfach etwas über deinen Kopf hinweg entschieden, ich hoffe, es ist etwas dabei, was dir recht ist," meinte sie, denn über Julians Eßgewohnheiten hatten sie sich nicht unterhalten, dazu bestand erst einmal auch kein Grund.
"Leon hat mir erzählt, daß du zumindest kein Vegetarier oder Veganer bist, also gibt es heute Fleisch, wenn es dir paßt," fügte sie hinzu, wenn Julian das nicht mochte konnte er sich auch an die Beilagen halten, auch davon war genug da.

Julian hatte noch nie so ein schicke Wasser bekommen oder getrunken. Er kippte daran. Sehr kalt.
"Oh mir ist alles Recht. Danke.", sagte Julian. Fleisch war schon okay. So viel aß er davon normalerweise nicht. Aber hin und wieder...
"Mixt ihr gerne Drinks oder habt ihr oft Cocktailpartys hier? Die Bar ist krass. Generell heftige Einrichtung."

"Nein, wir feiern hier eher weniger. Die meisten Möbel unddie Bar hat Derek selbst hergestellt nach unseren Wünschen. Ich denke, er wird zufrieden über dein Kompliment sein. Er ist nicht so gerne unter Menschen, da man ihn gerne anstarrt. Deswegen habe ich dich vorhin gebeten, dies nicht zu tun, er fühlt sich so schon unwohl genug," Cassidy goß sich ebenfalls etwas Wasser ein, nur ohne den Eisschnee.
Aus der Küche kam ein leckerer duft nach Gebratenem.
"Du kannst divh schon mal an den Tisch setzen," sie wies auf eine Nische, in der ein Eßtisch stand, der bereits für drei gedeckt war und so ausgerichtet war, daß man einen Blick auf die Stadt hatte.
Derek kam mit einer Schüssel herein. "Die Vorsuppe ist scdhon mal fertig," meinte er und schöpfte ihnen etwas davon auf die Teller.

"Krasse Skills!",entfuhr es Julian. Das war für ihn absurd dass jemand so etwas herstellen konnte selbst einfach. Jetzt fand er es noch schöner.
Julian stand auf und nahm sein Wasser mit zu dem Tisch, wo er Platz nahm. Er starrte aus dem Fenster auf London. Er kannte es gut, aber privat so einen Ausblick über die Skyline zu haben war einfach heftig.
Als Derek mit der Suppe reinkam, stand er auf.
"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" fragte er ihn. "Und wegen mir hätten Sie kein drei Gänge Menü machen müssen. Auch wenn ich immer viel Hunger hab.", er grinste.

"Oh, es sind vier Gänge, um genau zu sein, wenn wir den Salat mit dazu zählen. Und keine Sorge, das machen wir öfter, es gibt dann eben nicht so viel auf den Teller und das ist das auch okay. Ich bin Handwerker, da gehört Kochen eben auch dazu und man muß sich ja ausprobieren. Meine Frau ist dann immer das Opfer, wenn ich etwas Neues entdeckt habe," Cassidy seufzte leicht bei Dereks Worten, sie hatte da schon einige Überraschungen durcch, nichts Widerliches, aber eben überraschend.
"Keine Sorge, das heute Abend haben wir schon öfter gemacht, also mußt du dich nicht vor irgendwas fürchten wie Schnecken oder so etwas," meinte Cassidy, als sie sich an den Tisch setzte.
"Ich wüßte nicht, wie du mirt helfen könntest, die Suppe kann nur einer einschenken und du kennst dich hier auch nicht aus, also würde deine Hilfe nicht hilfreich sein," lächelte Derek, bevor er sich ebenfalls setzte.

"Okay. Cool. Dann freue ich mich auf das Essen." Julia war lange nicht mehr essen gewesen. Außer das letzte Mal mit Leon halt. Und das war was anderes. Jetzt war er eingeladen. Vielleicht nicht ganz angemessen gekleidet für so was schickes. Er trug bloß ein schwarzes T-Shirt.
Er sah zu Cassidy. Sie wirkte entspannter als sonst. Er kannte sie nur im Business Modus. Das war was ganz anderes.
"Ich bin offen für alles. Ich probiere es zumindest.", Julian nickte den beiden zu, als sie sich setzten.
"Na dann. Danke für das tolle Essen!"

Derek lächelte ein wenig, bevor er anfing zu essen.
"Bedanke dich für das Essen am besten erst, wenn du es hinter dir hast. Nicht daß du zwischendurch noch enttäuscht wirst. Ich garantiere da für nichts," meinte er dann und Cassidy nickte.
"Du mußt wegen uns nicht gezwungen höflich sein, wir sind normale Menschen und brauchen ein Lob nicht, wenn es nicht ehrlich gemeint ist. Und da du nicht weißt, was beim Essen auf dich zukommt, weißt du ja auch noch nicht, ob es toll ist. Was auf den Tisch kommt, liegt da gganz allein in Dereks Hand," sie lächelte ihrem Mann leicht zu.
"Aber laß es dir trotzdem schmecken, es ist nichts Besonderes, aber wir geben es gerne," sagte Derek, bevor er sich wieder der Suppe widmete.

"Es sieht zumindest gut aus. So viel kann ich sagen." Julian fing an zu Essen. Die Suppe war ganz cremig. Wahrscheinlich war irgendwie Sahne drin und sie hatte eine grüne Farbe. Julian war es auch egal. Er hatte wie immer hunger. Das lag wohl daran, dass er so viel Sport trieb. Der Heißhunger war echt übel.
Trotzdem zügelte er sich wie immer ein bisschen, weil er nicht zu Schlingen wollte.
"Was ist das für eine Suppe?", fragte er.

Cassidy sah Derek kurz fragend an, bevor sie weiteraß. "Oh, da ist eine ganze Menge drin, denke ich. Hauptsächlich aber Edamame, Wakamealgen und gegarter Kugelfisch, etwas Leichtes für den anfang," meinte dieser nach kurzer Überlegung.
"Wenn du ein wenig Meer schmeckst, dann sind das auf jeden Fall die algen. Eigentlich sind die immer recht deutlich herrauszuschmecken," fügte er hinzu.
"Der Vorteil ist, daß wir hier einen sehr guten asiatischen Supermarkt gleich im Haus haben, da kriegt man die Sachen immer recht frisch. Eigentlich haben wir hier sogar mehrere supermärkte im Haus, das ist der Vorteil an der Wohngegend hier."

"Ja. Die Wohngegend hat viele Vorteile.", meinte Julian. "Bisschen laut vielleicht. Aber ich mags so zentral.", er aß weiter.
"Nice. Edamame hatte ich noch nie in ner Suppe. Algen kenn ich. Aber eher so Nori. Schmeckt aber gut.", Julian mochte asiatische Küche und er mochte auch außergewöhnliches Essen. Was er nicht mochte war Salat,aber auch den hatte er sich angewöhnt, weil es eben gesund war. Manchmal war ers aber auch leid einfach nur gesund zu essen. Aber er hatte eben gelernt, dass das sehr lecker sein konnte ohne dass man Unmengen Fett überall dranklatschte.

"Durch die Dämmung ist so gut wie nichts in den Wohnungen zu hören, außer eben, wenn man die Fenster aufmacht. Aber auch daran gewöhnt man sich und es ist immer noch besser als die Stille, in der man sich vorkommt, als läge man in einem Sarg," meinte Derek, hier oben bekam man von dem Treiben unten kaum etwas mit, auch die Nachbarwohnungen waren gut abgeschirmt, so daß man keine Geräusche der anderen in dem Haus hörte.
"Nori sind ja nicht richtige algen in ihrer Naturform, Wakame schon, Noriblätter sind ja doch verarbeitet und zubereitet auf eine gewisse Art und Weise. Ich denke, man kann das nicht miteinander vergleichen," meinte Cassidy und leerte ihren Teller.
"Wenn du noch etwas haben willst, dann sag Bescheid, allerdings würde ich es vorziehen, wenn wir wenigstens einen kleinen Rest der suppe übriglassen," meinte Derek, der seinen Teller ebenfalls so leergegessen hatte, daß es so aussah, als müßte man ihn nicht einmal abwaschen.

"Das ist gut. Dann ist es wirklich perfekt hier. Na ja. Mit den Hunden ist ein Garten schon schön. Der würde mir dann vielleicht doch fehlen." Julian aß seine Schüssel leer und schob sie dann zur Seite.
"Das wusste ich nicht mit Nori. Was neues dazugelernt. Und alles gut. So viel reicht mir. Es kommt ja noch was."

"Derek hat einige Bücher über versvhiedene Essenskulturen dieser Welt geschrieben, deswegen weiß er so etwas. Es gibt wohl kaum einen Ort, an dem er noch nicht war und die dortigen Speisen kennengelernt hat," Cassidy legte ihrem Mann kurz eine Hand auf den Unterarm und beide lächelten sich an.
"Alles weiß ich natürlich nicht, es gibt genpgend Dinge, die die Leute über ihr Essen nicht preisgeben wollen und das ist auch in Ordnung so. Ansonsten wäre es ja langweilig, wenn man nicht etwas entdecken kann, was man vorher noch nicht kannte," Derek stand auf und räumte das Geschirr auf einen kleinen Servierwagen, der in einer Ecke stand.
"Der Salat kommt sofort," mit diesen Worten verließ er den Tisch und Cassidy schenkte noch einmal wasser nach.

"Cool. Sie sind schon viel herumgreist. Dann müssen Sie mal von ihren Reisen erzählen." Das stellte sich Julian toll vor. Reisen um zu essen und zu essen um zu reisen und darüber zu schreiben.
Julian sah zu Cass und ihrem Mann. Die beiden waren irgendwie schon süß. Er sagte das allerdings nicht, nickte nur als Derek vom Salat redete.

"Das würde ziemlich lange dauern, wenn er dir von seinen Reisen erzählen würde, immerhin war er teilweise jahrelang unterwegs und das auch nicht nur zum Vergnügen," Cassidy rührte kurz in ihrem Wasser, als sie das sagte, feine Bläschen stiegen darin auf.
"Und ich weiß nicht, wie oft ich dich noch herbringe, das wird die Zeit zeigen und der Nutzen dieser Treffen," immerhin waren auch sie hier nicht zum Vergnügen auch wenn es gerade vielleicht so wirkte. Trotzdem war die anwältin froh, daß Julian ohne jede feindlich gesinnte Anspannung ihrem Mann gegenüber auftrat, das machte dieses Meeting um einiges einfacher.

"Okay. Ich verlange ja nicht alles zu hören. Ich dachte eher an ein bis zwei Anekdoten. Aber muss ja nicht." Julian lächelte versöhnlich.
"Ich weiß.". Fügte er dann hinzu und wurde wieder etwas ernster. Sobald ihr Mann weg war, war Cassidy ganz die alte.

Es dauerte nicht lange, bis Derek wiederkam. Er brachte drei große Teller mit, die er verteilte, die einen kalten Hauch verströmten, als kämen sie gerade aus der Kühltruhe, auch die zugehörigen Gabeln waren eisgekühlt.
In die Mitte des Tisches stellte er eine große längliche Platte, auf der sich verschiedenes mariniertes, teilweise gegrilltes italienisches Gemüse befand, Carpacchio, Parmesanhobel und frische Kräuter. Ein Kännchen mit einer Extramarinade stellte er daneben.
"Der gast darf sich zuerst bedienen, kann ja sein, daß es Sachen darunter gibt, die du nicht magst," er wies auf das Salatbesteck, damit Julian sich auftun konnte.

Julian hatte Blattsalat erwartet, aber das waren ja eher Antipasti. Was ihm Recht war.
"Danke und keine Sorge. Esse eigentlich fast alles." Julian nahm sich von allen Sachen etwas, um es zu probieren. Dann wartete er auf die anderen beiden, die sich noch bedienen mussten, ehe er zu Essen anfing.
"Wow die Paprika ist unglaublich gut.", lobte er Derek.

"Das Gemüse ist zum großen Teil eigene Ernte, aber da ist meine Frau die Expertin, sie ist da eher die, die sich die Hände dreckig macht," winkte Derek ab, er wollte nicht alles Lob für sich beanspruchen. "Man muß ja nicht alles kaufen, man kann auch viel selbst anbauen, wenn man sich Mühe gibt. Aber das ist natürlich jedem selbst überlassen," dfie beiden tauschten kurz einen fast verschwörerisch wirkenden Blick aus, als ob Julians Kommentar sie irgendwie amüsierte.

Julian nickte. "Ja das merke ich selbst wenn ich im Garten was anbaue. Die eigene Ernte schmeckt dann doch anders." er aß weiter. Alles war einfach super lecker. Derek hätte ein Restaurantführer eröffnen können.
Julian wusste nicht, weshalb die beiden sich so ansahen. Aber es war ihm auch egal, er war mit Essen beschäftigt.

"Es freut uns, daß es dir schmeckt. Wir haben selten Gäste, deswegen ist es uns auch wichtig, daß man sich hier wohlfühlt," meinte Derek, durch das, was er war, schreckte er nun mal viele ab, da er es auch nicht einsah, dies zu verbergen und sich zu verstecken. Allein seine Augen wirkten schon, als würden sie direkt aus der Unterwelt kommen, auch wenn sie freundlich schauten. Dazu dann noch die kräftigen Eckzähne, die um einiges größer wirkten als bei Finn, der es gelernt hatte, sie gekonnt zu verbergen. Doch vbei derek wirkte ein Lächeln eben doch wie Raubtier kurz vor dem Angriff.

"Klar. Ist ja auch gut. Keine Frage." Julian erwiderte Dereks Lächeln. Er fand den Vampir schon etwas gruselig. Aber er hatte auch von Cassidy gelernt seine Ängste zu konfrontieren und seine Gefühle nicht zu zeigen. Zumal konnte er eh spüren, dass von Derek nichts böses ausging, was ihn auch beruhigte. Nicht so wie er Cass ansah. Er hätte ihr und niemand in ihrem Umfeld jemals etwas böses tun können. Davon war er überzeugt.