Die Verblendung

"Vielleicht freust du dich bald nicht mehr, mich zu kennen. Auch wenn du irgendwie zu meiner Familie gehörst, heißt das nicht, daß du bevorzugt wirst," meinte Monique nun etwas ernster.
"Geh dich bitte umuziehen und komm dann wieder her, ich gebe dir dafür drei Minuten. Und ich will, daß du ordentlich angezogen bist. Also los, die Zeit läuft," sie sah auf die Uhr.

"Natürlich Ma'am!" Julian wechselte seinem Tonfall sofort. Sie war seine Mentorin. Nicht seine Familie in diesem Kontext. Er zog sich routiniert um und war innerhalb von drei Minuten wieder zurück.

Monique bedeutete ihm mit einem knappen Kopfnicken, ihm zu folgen. Sie führte ihn in die Trainingshalle, wo Jack mit ein paar anderen Jägern war, die ihr Training absolvierten.
"Such dir einen der Jäger aus und beobachte sie ider uhn beim Training. Nur anhand deiner Beobachtungsgabe sollst du Stärken und Schwächen sehen, Bewegungsautomatismen und Koordinationsabläufe. Die Einschätzung deines Gegenübers ist beim Kapf gegen die Vampire wichtig," sagte sie.

Julian folgte Monique in den Trainingsraum. Aber anstatt zu trainieren, sollte er sich die anderen anschauen.
Er suchte sich einen jungen Mann aus dem Konfrontationstrupp aus. Er hieß Rick und war so mitte zwanzig.
Er beobachtete den Jäger eine Weile. Dieser schien augenscheinlich seine Routine durchzuziehen. Wie die meisten Leute im Konfrontationstrupp schien er keine sonderlichen Stärken oder Schwächen zu haben. Er machte alles. Julian versuchte das ganze genauer zu beobachten und sah dabei zu wie dieser die verschieden Bewegungen durchführte die Julian selbst zu genüge kannte.

Monique unterhielt sich während der Zeit leise mit Jacvk, sie wollte Julian nicht das Gefühl geben, daß sie ihn die ganze Zeit beobachtete. Unter solchen Imständen wäre er vielleicht nervös geworden und das brachte beim Beobachten rein gar nichts.
Deswegen ließ sie sich eher hier einige Strukturen erklären, aber auch so leise, daß weder Julian noch die Trainierenden gestört wurden.

Julian sah Rick weiterhin zu es wirkte so als würde er keine Fehler machen. Aber Julian fiel dann doch eine Kleinigkeit auf. Wenn Rick Gewichte stämmte, belastete er sein Knie gar nicht richtig. Auch beim Laufen schien er anders mit der linken aufzutreten. Vielleicht war da was. Aber Julian fand auch krass wie er das zu ausgleichen wusste indem er sein Gewicht anders verteilte. Er schien dabei nichts von seiner Schnelligkeit oder Kraft einzubüßen, aber trotzdem.

Nach einer Weile winkte Monique Julian zu sich und führte ihn leise aus dem Raum heraus. Sie gingen beide in die Lounge, dorthin, wo Nora Julian mit seinem Onkel zum wersten mal empfangen hatte und setzten sich dort.
"Gut, dann berichte mir," forderte sie ihn ruhig auf.

"Okay.", sagte Julian und folgte ihr.
"Ich habe mir den Jäger aus dem Konfrontationstrupp mit den langen blondem Haaren angesehen. Ich denke er hatte wohl eine Knieverlezung oder ähnliches. Jedenfalls hat er sein linkes Knie kaum belastet bei den Übungen. Oder zumindest hat er sein Gewicht verlagert. Trotzdem hat er das ausgeglichen. Es war eigentlich kaum Sichtbar auch nicht in seiner Leistung, denke ich." das war Julian aufgefallen.

"Was hast du noch gesehen? Ist dir noch etwas aufgefallen," wollte Monique weiter wissen. "Oder hast du nur beobachtet, was er macht," sie sah ihn aufmerksam an.

"Alle zwanzig Sekunden hat er auf seine Uhr geschaut. Vielleicht ist er in Eile oder hat einen anderen Termin." mutmaßte Julian. "Und er streicht sich dauernd die Haare aus dem Gesicht. Muss doch nervig sein. Nein, sonst ist mir nichts aufgefallen."

"Das ist schade, mit dieser Beobachtungsgabe ist dir eigentlich so ziemlich jeder überlegen, der ein wen ig trainiert ist," Monique notierte sich etwas in einem kleinen Lederbuch.
"Du solltest Leutze genauer beobachten lernen, Julian, mit solchen Oberflächlichkeiten gefährdest du später nur dich und andere."

Julian hörte Monique zu. Er war nicht verwundert über Kritik. Auch solche Kritik nicht. Er hatte auch nicht erwartet etwas gut oder richtig gemacht zu haben. Dafür war er ja auch nicht da. Er war da um zu lernen und damit er niemandem gefährdete.
"Na ja. Ich habe auch gesehen, was die anderen machen. Ich habe ihn mir hauptsächlich angeschaut. Aber klar die anderen reagieren natürlich auch auf ihn, weil er sich im gleichen Raum bewegt, ja?"

"Du entfernst dich leider immer weiter von dem, was ich dir aufgetragen habe, Julian. Ich habe mit keinem Wort die anderen erwähnt, oder? Ich habe dir auch nicht die aufgabe gestellt, daß du die anderen in deine Beobachtungen mit einbeziehst," Moniques Tonfall blieb ruhig und sachlich.
"Du solltest dur das Training eines Einzelnen ansehen und da ist das, was du beobachtet hast ein bisschen dürftig, vor allem unter dem Aspekt, daß du selber Sportler bist."

"Okay.", sagte Julian. Er wusste er sollte nur eine Person beobachten. Er ließ sich von Moniques Kritik aber nicht aus der Ruhe bringen und dachte nochmal nach.
"Er hat alle Übungen sauber und korrekt durchgeführt. Seime Zeiten waren auch gut. Man könnte sagen er hat keine Pausen gemacht. Vielleicht war die letzte Runde, die er gemacht hat auch etwas gerusht und unsauber. Das könnte man schon sagen."

"Ich habe auch nichts von einer Bewertung seiner Leistung gesagt, wenn ich mich recht entsinne. Ebenso wenig habe ich von dir verlangt, irgendwelche Zeiten zu stoppen, oder? Du solltest ihn einfach beobachten und feststellen, wie sein Training ablief," seufzte Monique auf.
"Wie er zum Beispiel seine Ausdfauer und Kraft trainiert, ob er das gleichmäßíg macht oder einem den Vorzug gibt. Wie er diese Übungen bewältigt, ob er da zum Beispiel Probleme hat mit der atmung oder der Koordination des Ganzen. Ob er irgendwann in automatismen verfällt oder nicht. Das habe ich dir gesagt, aber du hast wohl leider nicht hingehört," wieder notierte sie sich etwas.
"Wenn du in der Schlacht mit dem Grafen bist, solltest du genauestens befolgen, was man dir sagt, wenn du da auch nur so oberflächlich zuhörsdt, könntest du mit dran schuld sein, daß die falsche Seite gewinnt."

Julian schluckte. "Ja.", sagte er.
"Er hat alles gleichmäßig gemacht. Ich habe keine Probleme gesehen, außer die die ich dir schon geschildert habe. Gegen Ende hat er flacher geatmet." Julian dachte nochmal nach. Automatismen. Vielleicht dass er in ein leichtes Hohlkreuz verfiel.

"Du mußt jetzt nicht versuchen, dir irgend etwas auszudenken, das macht nicht gerade den besten Eindruck. Wenn man Fehler gemacht hat, dann sollte man dafür auch gerade stehen und sie zugeben, alles andere ist nur Schönrederei," Monique erhob sich von ihrer Bank, auf der sie saß.
"wir haben auf jeden Fall eine Menge zu tun mit dir, damit du fähig wirst, um eingesetzt zu werden."

"Ich habe mir nichts ausgedacht.", widersprach Julian ihr. Das ging einher mit dem was er auch beobachtete hatte. Er ließ sich bestimmt nicht als Lügner darstellen. Egal was. "Ich habe nur nicht die richtige Antwort gegeben, die du gesucht hast. Das war mein Fehler." das konnte er sich wiederum eingestehen.
"Okay.", fügte er hinzu. Arbeit war gut
Arbeit hieß dass es weiterging. Und so lange es weiterging war Julian bereit alles reinzustecken was sie verlangte.

"Du haast es dir ausgedacht, Julian. Zufälligerweise kenne ich die Trainingsmuster der dort Trainierenden, da wir diese extra ausgesucht haben, um dich zu testen. Uns ist nach dem letzten Zwiachenfall bei euch im Camp aufgefallen, daß viele von euch Neulingen die ganze Sache hier nur oberflächlich sehen und wir wollen dem entgegenwirken," sagte Monique ernst.
"Die Jäger, die gerade bei Jack trainieren, sind von Nora persönlich ausgewählt worden. Jeder einzelne von ihnen trainiert anders, keiner gleicht sich, so daß ihre Stile unverwechselbar sind, weswegen wir sie gut auseinanderhalten können. Deswegen konnte ich vorher schon die Trainingsstrukturen eines jeden studieren, ich bin schon ein paar Tage hier. Deswegen weiß ich, wenn jemand mich versucht zu täuschen, Julian. Und ich lasse mich nicht gerne täuschen."

Julian sah sie kurz an, ließ es dann gut sein. "Okay. Du hast da mehr Ahnung."; meinte er. Wenn sie das meinte, dann sollte sie das meinen. Aber er hatte sich nichts ausgedacht. Er wusste, was er gesehen hatte und was nicht. Wenn Monique ihm das nicht glauben wollte, war das ihre Sache. Aber er sah ein, dass er ihre Frage nicht richtig beantwortet hatte. Er fand sie aber auch etwas schwammig. Allerdings hätte er ja fragen nachhaken können und das hatte er auch nicht gemacht. Das war sein Problem.

"Die anmeldung hier hat über jeden, der hier trainiert, Trainingsprofuile erstellt. Vielleicht hast du bisher angenommen, daß Leute wie Jäck nur den Job haben, aufzupassen, daß sich hier niemand verletzt oder Tipps zu geben. Aber nein, er ist das auge und das Ohr für Nora hier und erstellt immer und jedes Mal, wenn jemand trainiert, einen Ablaufplan und vergleicht ihn mit vorangegangenen Trainingseinheiten. Zusätzlich werden Informationen in jedem Gerät abgespeichert, diese sind so entwickelt, daß sie euch am Fingerabdruck oder Zugriff erkennen und ebenfalls Trainingsdaten sammeln," erklärte Monique ihm weiter.
"Selbst die einfachen Hanteln haben so einen Chip, ist dir wahrscheinlich aber auch noch nicht aufgefallen. Damit wird auch zusätzlich kontrolliert, in welcher Konditionsverfassung ihr euch befindet, damit Jack einspringen kann und euch ausbremst, falls ihe euch überlastet."

"Ah wirklich?", fragte Julian. Aber seine Stimme klang wirklich gar nicht überrascht. Er hatte sich schon gefragt wie Jack es schaffte immer gerade da zu sein, wenn man ihn brauchte. Er war auch nur ein Mensch und konnte seinen Augen nicht überall gleichzeitig haben, so gut er auch war. Aber nein, natürlich überwachten sie alles. Bei den Jägern konnte man wirklich gar nichts verbergen. Aber Julian fühlte sich trotzdem nich sonderlich beobachtet. Er machte alles was er konnte um Fortschritte zu machen und so lange er immer 100 Prozent gab, hatte er auch kein schlechtes Gefühl dabei. Wenn überhaupt war es hilfreich um sich möglichst effektiv zu verbessern.

"Ja, das ist heute aber auch in vielen Fitnesscentren schon normal, daß sie solche Geräte haben. Die wurden übnrigens auch von der Forschung der Jäger entwickelt und bringen ein hübsches Sümmchen ein, welches Nora und ihre Leute nutzen können," nickte Monique, die forschung beschäftigte sich immerhin nicht nur mit Waffen und anderem, was den Vampiren direkt schaden konnte. Da wäre das Beschäftigungsfeld auch recht schnell ausgeschöpft.
"Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum immer mehr Menschen gegen uns sind, sie sehen nur, daß wir Geld verdienen und das nicht zu wenig und denken, wir wollten nur mit ihnen Profit machen. Daß wir ihne auch damit helfen, sehen sie natürlich nicht, leider," ihre Stimme klang bitter.

"Kein Plan. Ich war nie in einem anderen Fitnesscenter.", gab Julian zu. Er trainierte hier seit er vierzehn war. Aber war schon gut möglich. War ja auch gewissermaßen sinnvoll. Im Grunde war es wie eine Smartwatch aber auch noch präziser. Er trackte eh schon alles, da war es auch egal wenn es ne Maschine auch noch zusätzlich tat.
"Die Leute suchen halt nen Sündenbock und sobald ihnen irgendwelche Vorgänge fremd oder nicht verständlich vorkommen, verteufeln sie, glaube ich. Und wenn ich die Leute sage, meine ich natürlich nicht alle. Sondern nur diese Menge an Menschen die diese negative Einstellung haben den Jägern gegenüber." Julian machte sich Gedanken über so was

"Sie brauchen keinen Sündenbock zu suchen, mit uns haben sie schon einen gefunden. Und gerade deswegen unterstütze ich die Jäger, sie sind eine Minderheit, die sich behaupten muß und das mit so vielen Leuten wie möglich. Nora mag klein angefangen haben und es ist auch ihr persönliches Ziel der Vergeltung, aber mittlerweile hängt da so viel dran. Und unsere Gegner können sagen, was sie wollen, aber sie ist fair. Sie hätte schon so oft die Gelegenheit gehabt, Finn festzusetzen und ihn zu beseitigen, hat es aber nicht gemacht. Daß sie den Sohn des Grafwen und seinen Diener festgesetzt hatte, war ein Fehler und ich hoffe, daß so etwas nicht noch mal passieren wird. Egal, was man über die meisten Vampire denkt, auch sie haben Menschliches in sich."