Verschlossen

Vincent
Der Vormittag war wieder voll mit Sitzungen, wieder wurde ich darauf hingewiesen, daß ich mitarbeiten mußte, was ich ja versuchte, doch irgendwie schien es niemand zu bemerken. Mein Lichtblick war dann wirklich der Nachmittag, da ich dort wenigstens wirklich Ablenkung bekommen würde, so hoffte ich.
Ich aß klaglos das Essen zum mittag, es war dieses Mal sogar fleisch, schmeckte dennoch nicht und sah danach aus dem Fenster.

Lora:

Nachdem ich mindestens zehn mal gegen den Türrahmen gestoßen war, hatte ich es endlich geschafft und war im inneren des Gebäudes. Jetzt musste ich es nur noch an der Hexe vorbei schaffen. Ich kam mir ein wenig vor, wie eine Geheimagentin, die ins innere eines streng bewachten Gebäudes eindrang.
Irgendwie war sie allerdings nicht da und ich kam ohne Probleme vorbei, klopfte unbeholfen an Vincents Zimmertür.

Vincent
Als es klopfte, sah ich auf und ging zur Tür, öffnete sie und sah erst mal nur was Großes weißes und schreckte zurück, doch sah ich dann daß es wohl die Leinwand sein mußte und öffnete die Tür weiter, ließ sie rein.
"Hallo," sagte ich leise, als sie neben mir stand.

Lora:

"Hilf mir mal!", forderte ich ihn auf. Ich hatte Mühe mit dem Ding herumzulaufen, da konnte er mir zumidest mal etwas von dem Gewicht abnehmen.
Ich ächzte leise. Damit war ich noch durch die halbe Stadt gelaufen. Ich war am Ende.

Vincent
"Okay," meinte ich und nahm ihr die Leinwand vorsichtig ab und stellte sie beiseite. "Setz dich erst mal hin und ruh dich aus, du siehst fertig aus," meinte ich dann und wies auf den Stuhl, auf dem ich gerade noch gesessen hatte.

Lora:

Ich atmete erleichtert auf, als er mir die Leinwand abnahm.
"Danke, Vince. Und hallo.", begrüßte ich ihn lächelnd und ließ mich auf den Stuhl fallen, um wieder zu Kräften zu kommen, bis ich wieder losplappern konnte, wie immer.
"Also wenn du magst, können wir gleich anfangen.", ich zog meinen Rucksack lahm an mich und holte eine Tüte daraus hervor,die ich ihm reichte. Das Tortenstück war leider durchgeweicht.
"Bitte. Für dich."

Vincent
"Nein, du ruhst dich erst mal aus," meinte ich und sah sie an, als sie mir die Tüte reichte, meine Augen leuchteten sicher, als ich hineinsah und ich lächelte zum ersten Mal seit langer zeit wirklich glücklich.
"Danke schön,2 meinte ich und sah sie an. "Wirklich lieb von dir."

Lora:

"Na gut.", meinte ich und lehnte mich zurück. Sah auf meine hellblauen Gummistiefel herab.
"Gerne."; grinste ich zurück, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Er freute sich wirklich. Dann hatte sich sogar die Odysee, die ich hinter mich gebracht hatte, gelohnt.

Vincent
Ich setzte mich an den Tisch und begann die Torte zu verschlingen, dieses Mal würde die schwester nichts davon abbekommen und wenn mir schglecht davon werden würde und ich wußte, das würde es, da ich so viel Süßes nicht mehr gewohnt war.
Doch war mir das egal, ich verfiel in einen Freßrausch, der nur dadurch beendet wurde, daß das stück leider alle war.

Lora:

"Woah. Du hast ja richtig Kohldampf.", lachte ich auf. Er schlang total. Noch mehr als ich, wenn ich nach der Schule halb am Verhungern war. Heute waren wir aber mit meinen anderen Freunden essen gegangen, deshalb war ich pappsatt.
Es freute mich, dass er so einen Appetit hatte, aber vielleicht sollte er nicht ganz so schnell essen. Es dauerte nur wenige Minuten, da war er fertig.
"Mehr habe ich im Moment nicht.", entschuldigte ich mich bei ihm.

Vincent
"Hab eigentlich selten richtig Hunger, sowas gewöhnst du dir ab, weenn du nur Fraß hier kriegst," grinste ich leicht und lehnte mich voll bis oben hin zurück.
"Wollte nur verhindern, daß die Torte wieder zur Schwester kommt, immerhni hast du sie ja für mich mitgebracht und einmal hab ich ja schon nix von gehabt," seufzte ich zufrieden und schloß die Augen.
"Jetzt werd ich müde," murmelte ich.

Lora:

"Kann ich mir denken. Aber heute schien es ja anders zu sein."
Ich glaubte auch nicht, dass es nur an der Schwester alleine lag.
Er schien jedenfalls zufrieden zu sein und das war doch schön. Vielleicht hatte er sich meine Worte von Gestern zu Herzen genommen.
"Passiert oft, wenn man sich vollgefressen hat", grinste ich.
"Wenn du magst, kannst du dich hinlegen und ein wenig schlafen."

Vincent
"Naja, es war ja kein Fraß, es war Torte, klar daß es anders heute war," meinte ich, ließ die Augen geschlossen, entspannte mich ein wenig, das ging mit angenehm vollem Bauch wesentlich besser.
"Muß ich wohl erst wieder lernen, aber so oft werde ich mich nicht vollfressen, denke ich," seufzte ich leise.
"Die Ärzte beschweren sich eher immer, daß ich zuwenig wiege," sagte ich und sah sie dann an.
"Nein, du bist extra wegen mir hergekommen, da kann ich doch nicht schlafen."

Lora:

"Na ja. Sie müssen sich nicht wundern bei dem furchtbaren Essen hier.", ich schüttelte den Kopf.
"Ich bring dir ja immer was mit. Vielleicht nimmst du ein bisschen zu.", grinste ich. Ich konnte nicht sehen, ob er dünn war. Seine Kleidung war zu weit dafür und verschluckte ihn fast.
"Es stört mich nicht, wenn du schläfst. Du kannst es gerne tun. Ich ja auch nicht gut, wenn man müde arbeitet. Wenn du magst, wecke ich dich in einer halben Stunde oder so.", schlug ich vor.

Vincent
"Die nennen das Essen hier nahrhaft," meinte ich dann und erhob mich, um mich zu strecken, meine Klamotten waren so weit, daß sie selbst da nicht nennenswert nach obeb rutschtschen, sonder noch immer schlaff an mir runterhingen.
"Wär vielleicht wirklich gut, ein bisschen zu schlafen, hab die halbe Nacht durch das gewitter wachgelegen, weil ich ihm zugehört habe," sagte ich und unterdrückte ein gähnen.
"Wenn du eines der Bücher lesen willst, dann mußt du nur unter meinen Pullis gucken, liegen dort alle."

Lora:

"Wohl eher ekelhaft. Das ist doch bloß ne Ausrede. Ich habe gar nicht gemerkt, dass es geregnet hat." Ich sah ihn verwundert an, lächelte dann aber sofort wieder.
"Ja mach das. Ruh dich aus. Ich warte auf dich und dann weiß ich ja Bescheid."
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und machte es mir so bequem wie möglich.

Vincent
"Ob es geregnet hat, weiß ich gar nicht mehr, och höre nur gern dem Donner zu," lächelte ich leicht und sah dankbar zu ihr, wäghrend ich mich auf mein Bett legte und mich dort einrollte und die Augen schloß, tatsächlich war ich innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.

Lora:

Ich lächelte, als ich sah, dass er sofort eingeschlafen war. Er sah aus wie ein kleines Kind, wenn er schlief. Viel friedlicher als sonst. Ich fühlte mich wie eine große Schwester. Ich hatte mir schon immer Geschwister gewünscht, aber es sollte nicht sein. Ich seufzte leise und begann schon mal mit meinen eigenen Hausaufgaben. Das war alles andere als spannend und ich quälte mich hindurch. Aber zumidest bekam ich so Zeit herum. Selbst nach einer halben Stunde, brachte ich es einfach nicht übers Herz ihn aufzuwecken.

Vincent
Ich schlief einigermaßen ruhig, kam wohl wirklich von dem wohligen Gefühl, welches ich im Bauch hatte, doch auch dieses verflüchtigte sich schnell, als sich der Traum wieder einschlich, den ch öfter hatte.
Wieder war ich eingeschlossen, heiße Flammen loderten auf, ich hörte die Schreie meiner Familie, rief sie verzweifelt, doch hörte mich keiner, ich sah nur, wie die falmmen immer näher auf mich zukamen und erwachte schreiend.

Lora:

Ich zuckte hoch, als ich Vincent laut schreien hörte. Er hatte die Augen weit aufgerissen und sah sich panisch um, als wüsste er nicht recht, wo er gerade war. Ich wollte gerade aufspringen und versuchen ihn zu beruhigen, da kam die Schwester hereingeschneit.
"Bleib zurück!", herrschte sie mich an und ging zu Vincent, dem sie anscheinend irgendein Berufungsmittel verabreichte.

Vincent
"Feuer ... überall Feuer ... es verbrennt mich," murmelte ich, nachdem ich eine Spritze bekommen hatte, die mich so ziemlich lahmlegte.
Aus großen Augen sah ich die Schwester an, die den kopf schüttelte. "Hier gibt es kein Feuer, Vincent, jetzt reiß dich mal zusasmmen, du bisxt alt genug, daß du nicht mehr daran denken mußt, klar? Wenn du das nicht kannst, wirst du noch sehr lange hier drin bleiben müssen," meinte sie und verschwand mit einem lauten Türknall.
"Nein ... ich denk nicht mehr daran ... will hier weg ..." murmelte ich leise.

Lora:

Ich sah der Schwester fassungslos hinterher. Wie konnte man so eine Kuh hier nur anstellen. Sie machte ihn bloß fertig und setzte ihn so sehr unter Druck, kein Wunder, dass es ihm einfach nicht besser ging. Am liebsten hätte ich sie so richtig zusammengeschissen und so wütend wurde ich selten.
Ich stand auf und ging vorsichtig du Vincent. Stellte mich neben ihn an sein Bett.
"Hey Vince.", sagte ich sanft. "Ich bins Lora. Du bist hier bei mir okay und es ist alles gut. Hör nicht auf sie."

Vincent
Mit trägem blick sah ich sie an, lächelte verschwommen.
"Hey," sagte ich heiser, meine Hand fuhr zu meinem Gesicht, wischte die Träbnen ab.
"Ich ... ich will hier raus," sagte ich und sah sie an.
"Die können mir nicht helfen hier, sie versuchen es nicht mal, hast du ja gerade gesehen. Wenn ich nicht ruhig bin, krieg ich Spritzen und das wars."

Lora:

Er war total fertig und es gefiel mir nicht, wie sie hier mit Beruhigungsmitteln umgingen. Wenn ich das meiner Mutter erzählte, sie würde toben. Das wusste ich.
Ich nickte nur.
"Ich weiß.", antwortete ich ruhig und sah ihn an.
"Du kommst hier raus, Vince. Aber so lange musst du durchhalten, okay?", ich sah ihn fragend an.

Vincent
"Ich wüßte nicht mal, wo ich wohnen sollte, die würden mich nur in irgendein heim stecken," sagte ich leise und schloß die Augen.
"Meine Familie ist gestorben, weißt du," sagte ich leise.
"Ich hab keinen mehr, meine Eltern und meine Geschwister sind alle tot ... alle verbrannt."