Die Verblendung

Julian wusste nicht so recht worauf er sich in der Zukunft vorbereiten sollte. Er hatte sich so viel mit dem Jägerzeug beschäftigt, dass er nicht wirklich wusste was er in seiner Zukunft machen wollte. Er beschloss sich vorerst auf das zu konzentrieren was vor ihm lag.
Und das war das Treffen mit Monique. Er begrüßte sie herzlich. "War in deiner Heimat.", meinte er lächelnd, nickte dann aber ernst. "Okay. Ich bin bereit."

"Ich ghlaube nicht, daß du in meiner Heimat warst, du weißt ja nicht mal genau, wo mein Dorf liegt. Und selbst wenn du da warst, was soll mir diese Information bringen," wollte Monique stirnrunzelnd wissen.
"Und wenn du die schweiz meinst, das ist nicht meine Heimat, außerdem ist dieses Land riesig, ich glaube nicht, daß ein Schweizer alle Gebiete der Schweiz als seine Heimat ansieht," fügte sie hinzu, sie war sich sicher, daß viele Schweizer je nach Kantpn und Grenznähe zu anderen Ländern grundverschieden in ihrer Mentalität waren.
"Du wirst heute mir beim Trainieren zusehen, allerdings nicht an den Geräten," sie führte ihn in die Trainingshalle, in der sie sonst mit Sora trainiert hatten. Dort lagen auf dem boden verschieden lange Stäbe, die vorn angespirtzt waren, ebenso hingen einige verschieden große Sandsäcke in unterschiedlichen Höhen von der Decke.

"Ja. Ich meine dein Wohnort. Ja, es war die Schweiz tada!" meinte Julian und folgte ihr. Er machte sich keinen Hoffnungen mehr, dass sie eine familiäre Beziehung aufbauen würden. Monique schien gar kein Interesse daran zu haben. Aber da konnte Julian auch nichts zu, auch wenn ers ziemlich traurig fand. Vielleicht irgendwann anders. "Riesig. Ich weiß nicht. Die Schweiz ist schon relativ klein würde ich sagen. Aber ich schätze das ist Abhängig von der eigenen Perspektive.", fügte Julian hinzu.
Julian nickte und folgte ihr in ihren eigentlichen Trainingsraum. Es kam Julian so an als wäre er ewig nicht dort gewesen. War vielleicht zwei Jahre her dass sie mit Sora trainiert hatten. Vielleicht weniger. Er sah sich interessiert um.

"Wo man wohnt und wo man lebt, sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Und Bern ist groß, das heißt nicht, daß du meinen Wohnort besucht hast, sondern nur eine Stadt," monique zuckte nur leicht mit den Schultern.
"Die Scjhweiz hat fast 42000 Quadratkilometer Fläche, es gibt genügend Länder, die kleiner sind. Außrdem liegt die Größe nicht immert in der Größe eines Landes oder eines Menschen, das liegt dann an der eigenen Perspektive," wiederholte sie knapp Julians Worte, als sie ihn in die Halle führte.
"Bisher habt ihr nur trainiert, um euch selbst vorzubereiten, aber der Ernstfall ist euch noch fremd," sie nahm einen der Stäbe und balancierte ihn geschickt mit der Hand aus.
"Die Jäger hier haben moderne Methoden der Vampirbekämpfung, wir sehen das eher ursprünglich," sie fing an, in geduckter Haltung, die einzelnen Säcke zu umkreisen, visierte sie abwechelsnd an, fast sah es aus, als würde sie durchs Unterholz schleichen. Bis sie auf einmal wie eine Bogensehne gestreckt nach obem sprang und die spitze ihres Stabes so durch den sack vor ihr trieb, daß dieser durchbohrt wurde und der Sand aufg den Boden strömte.

"Sag ich doch." Julian lächelte. Aber die Schweiz war halt in Relation zu vielen anderen Ländern ein kleines Land. In Relation zu anderen ein großes. Kam drauf an.
"In Bern war ich nicht. Vielleicht nächstes mal.", fügte er hinzu. Dann konzentrierte er sich auf das vor ihm. Der Moment des Smalltalks war vorbei.
Julian sah Monique dabei zu wie sie in unglaublicher Schnelligkeit mehrere Säcke durchstöcherte. Er zeigte es nicht aber er war schwer beeindruckt. Die Bewegung war so flüssig.

"Wenn du nicht in Bern warst, dann warst du auch nicht in meinem Wohnort," war Moniques abschließender kommentar dazu.
Die Säcke sollten den Feind darstellen, zwar bewegten sie sich nicht, aber man mußte auch schon so genau zielen, um zu treffen, da die Dinger ungefähre Menschengröße hatten und Monique immer in die Herzrichtung zielte, auch wenn kein Punkt darauf hinwies, Augenmaß war hier gefordert.

Julian erwiderte nichts mehr. Das Thema schien durch. Stattdessen sah er Monique weiter zu.
Monique verfehlte kein einziges Mal. Sie war äußerst Präzise. Julian fühlte sich an das Training mit Rick erinnert, was er und Sandra absolviert hatten.

Als alle Säcke zerstört waren, kam Monique wieder auf Julian zurück. "Ich habe einige Schwächen und Fehler eingebaut. Da du in der letzten Zeit darauf trainiert wurdest, sie zu erkennen, kannst du mir sicher sagen, welche es waren. Das Training ist völlig anders, aber du solltest trotzdem bemerkt haben, was daran nicht ganz rund lief," auffordernd sah sie ihn an.

Keine Ahnung das ist immer Rätselraten für mich
_______
Julian dachte kurz nach. Beim Sprung beim Angriff warst du einem anderen Gegner komplett ausgesetzt. Du hast deine Flanken unbeaufsichtigt gelassen und warst zwischen drei Gegnern eingekesselt. Während du den mittlere Getroffen hast, hätten sich die anderen theoretisch auf dich stürzen können.", sagte er dann.

"Du mußt immer bedenken, daß du als Jäger einem Vampir im besten Fall nie allein gegenüberstehst. Deswegen haben sie doch diese Gruppeneinteilung, falls du dich erinnerst. Oder was denkst du, warum ihr unterschiedliche Gruppen habt, denkst du, es wird ein einfacher Blocktrupp oder ein Störtrupp alleine losgeschickt? Selbst wenn euer Störtrupp perfekt wäre, ihr hättet ohne den Block keine Chance, umgekehrt genau so," erklärte ihm Monique.
"Es wird immer mindestens ein Störer, ein Konfronter und ein Blockler losgeschickt, das wirst du aber sehen, wenn du soweit bist, daß du mit nach draußen kannst."

"Ich weiß.", sagte Julian. "Aber in dieser Simulation bist alleine und somit angreifbar.", fügte er hinzu. Normalerweise arbeiteten Jäger immer in Teams. Das war ja standart. Soloaktionen waren tödlich.
"Wenn du so eine große Bewegung machst, du springst ja, kn dem Moment bietest du viel Angriffsfläche, egal wie schnell zu bist. In dem Moment sollten deine Teamkollegen eingreifen." es war beim Kampfsport nicht anders. Man machte keine großen Bewegungen wenn es sich nicht unbedingt vermeiden ließ. Damit machte man sich angreifbar. Am Anfang hatte Julian oft diesen Fehler gemacht.

"Merk dir eines und das ist wichtig, bei Blutsaugern bist du immer angreifbar, egal, wie du dich schützt. Und ich mußte springen, weil ich ansonsten den Stab nicht hätte zielen können, soll ich einfach dastehen und schauen, ob ich einen Vampir in zweieinghalb Meter Höhe aus dem Stand treffe," fragte Monique mit leicht ironischem Unterton.
"Vor allem bewegen sich diese Säcke nicht, denkst du wirklich, die Vampire stehen wie Schachfiguren herum und machen gar nichts," war ihre nächste Frage, ihr Blick brannte sich fast in Julians Augen.

"Nein. Offensichtlich bewegen sich die Vampire." das war für Julian natürlich klar. So klar, dass er das nicht erwähnt hatte. Hätte er vielleicht tun sollen. Das war keine realistische Kampfsimulation hier. In einem echten Kampf wären die Vampire wohl auf sie draufgestürzt. Aber im echten Kampf hatte sie auch Kollegen.
Julian ging auf Monique zu. Sie hatte recht. Ins Herz treffen von unten war schwierig. Vielleicht hätte man die Gegner erst destabilisieren sollen. Aber das hätte länger gedauert. Er sah Monique fragend an, was sie als nächstes sagen würde.

"Den ersten Fehler, den ein Neuling immer machen wird, wenn er zum ersten Mal einem Blutsauger gegenübersteht, ist, ihn zu unterscvhätzen. Die Technik von Nora wird uns schon schützen, die Trainingsstunden waren super, also können wir so nen Typen schnell erledigen. Diesen Fehler hättest du an meinem Gesicht ablesen können, so überheblich wie ich geschaut habe," erklärte Monique ihm.
"Fehler Nummer zwei, ihn mit einem Holzstab angreifen, Holz hast gegen die ausgeklügelten Rüsdtungen der Vampire keine Chance, sie würden dich nur auslachen. Wir haben selbst Rüstungen die auf denen der Vampire aufbauen, wie du weißt, sie halten sogar Schüsse ab, wie soll man da mit einem Holzpflock durchkommen," wollte sie wissen.
"Und fehler Nummer drei, die Unbeweglichkeit der Säcke, das hier war nicht wirklich eine gute Anschauungssache, weil ich einfach nur Sandsäcke durchbohrt habe, die stillgehalten haben. Allein das hätte dir gleich zu Beginn Fragen in den Kopf schießen lassen sollen. Denn der Fehler eines Neulings ist es immer, daß er andere genau beobachtet, um sich vielleicht Dinge abzuschauen, die ihm gefallen oder imponieren, aber das Wesentliche wie gerade hier übersehen die meisten dadurch."

Julian nickte und sah zu Monique. Er hätte ja wiedersprochen. Natürlich stellte eine Übung nicht einen realen Kampf dar. Weder die Waffen noch die Gegner. Aber die Jäger hatten sicher Mittel das besser zu simulieren. Auf dieses offensichtliche hatte er nicht geachtet und er hatte das Gefühl das war Sinn der Übung. Ihn auf grundsätzliches Aufmerksam zu machen, das man nicht vergessen durfte. Nur können war nicht genug. Nur sicher auf sich selbst zu verlassen war auch nicht genug. Kan musste eben auch auf alles andere achten. Die Umstände, das Team, das Equipment, die Fähigkeiten des Gegners.

"Gut, dann kommen wir zum nächsten Punkt. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, daß bei vielen Leuten das Gerücht aufgekommen ist, daß Nora selbst nie wirklich bei Einsätzen mit dabei ist und sich schön aus der Gefahr raushält, um sich die Finger nicht schmutzig zu machen und die anderen ins Messer laufen zu lassen," Monique ließ einen Bildschirm von der Decke fahren, der leise vor sich hin summte.
"Es ist wichtig für dich zu sehen, daß man auch gegen Vampire ankommem kann, wenn man kein perfektes Training durch hat, aber den Willen besitzt, voranzukommen. Die aufnahme, die du jetzt siehst, ist aus den anfängen der Jäger, du wirst weder schützende Kleidung sehen noch ausgeklügelte Waffen," sie schaltete den Fernseher ein und eine recht hell erleuchtete Straße kam zum Vorschein, auf der in einer Ecke eine Frau hockte, die von einem Mann bedroht wurde, der eindeutig versuchte, sie zu beißen.
Da es von einer Straßenkameras aufgenommen wurde, war das Bild sehr scharf, so daß auch nicht zu übersdehen war, daß auf einmal drei Schatten dazukamen, von denen eine drutlich Nora in jüngeren Jahren war, die den Vampir von seinem Opfer trennten und versuchten, mit einfdachsten Mitteln gegen ihn anzukommen, was der Blutsauger offensichtlich sehr amüsant fand. Allerdings bezahlte er dies Minuten später mit dem Leben, als er zu Staub zerfiel.
"Wir als Jäger sollten uns nicht als zu überheblich darstellen, aber auch die Überheblichkjeit der Vampire uns gegenüber kann sie zu Fall bringen. Diese Aufnahme kennt kein Nachrichtensprecher oder eine andere mediale Einheit. Wie du siehst, sind keine erlernten Kampftechniken wie du sie gelernt hast, zu sehen, die drei handeln instinktiv. Von sdolchen Aufnahmen gibt es einige, Nora hat sie alle einsammeln lassen, damit sie nicht weiter ins Rampenlicht geht und als Heldin gefeiert wird, das will sie nicht."

Julian sah hoch auf den Bildschirm, ohne etwas zu sagen. Er war beeindruckt von Nora und er fand es auch beeindruckend, dass sie auf den Vampir losging, sie und die anderen und es sah auswegslos aus, trotzdem schafften sie es. Julian wollte auch so sein. Eifnach nur seinen Job machen und Leuten helfen. Ohne sich zu profilieren und sonst was. Anerkennung war zwar schön. Aber darauf kam es am Ende auch nicht an. Er sah wieder zu Monique.

"Das waren wirklich die Anfänge gewesen, die Zeiten, wo man uns noch dankbar war, wenn die Jäger jemandem geholfen haben," sie schaltete auf eine relativ aktuelle Nachrichtensendung, wo sich Opfer eher über die Einsätze der Jäger beschwerten, die sich angeblich in den Vorfergrund rücken wollten, vielleicht sogar mit den Vampiren gemeinsame Sache machten, um neue Leute von sich zu überzeugen und sie in Lebensgefahr zu bringen oder wenigstens sie so zu gefährden, daß sie um ihr Leben fürchten mußten. Mehrere solcher Zusammenschnitte folgten, es wurde nicht mehr wirklich viel Positives über die Jäger gesagt, Worte wie Geldmacherei und angstregime wurden immer häufiger laut.

Julian fand dass das Fake News waren. Von innen sah das ganze wirklich anders aus. Aus diesem Grund sagte er auch nie jemandem, dass er bei den Jägern war und versuchte nicht aufzufallen. Es wäre nur negativ rübergekommen. Er hielt sich meistens sogar mit Absicht zurück. Auch bei den üblen Sachen, die in der Schule erzählt wurden. Er wollte eben nicht dass sein Onkel oder andere negatives abbekamen wegen ihm.
Aber wütend machten solche Bilder trotzdem. Julian regte sich aber nicht und sah das ganze mit der gleichen Miene an, die er immer hatte.
"Angstregime ist wirklich übertrieben..", meinte er schließlich. "Als wären wir eine Terrorgruppe.."

"Nun, in den augen dieser Leute sind wir so etwas. Es soll auch Familienangehörige unter denen der Jäger und Neulinge geben, die so denken, die Nora an dem Grauen eine Mitschuld geben, weil sie diese ans Tageslicht gebracht hat. Indirekt wird jedes vampiropfer damit Nora mit zugeschrieben. Auf der anderen Seite werden diese Blutsauger gefeiert, mein Bruder ist in seinem Land so etwas wie der aufgehende Stern einer neuen Zeit, umjubelt, vergöttert und verehrt wie kaum ein anderer. Dafür hat sein Vater, Amaniel, gesorgt, der für den Grafen wohl große Dienste vollbracht hat. Und da sein Sohn ein Halbvampir ist, wird er dort sowohl von den Menschen als auch von den Vampiren als Herrscher angesehen, wenn Amaniel abdankt," Monique war deutlich anzusehen, wie sehr ihr dieser Teil der Familie zuwider war.

"Ich weiß.", sagte Julian. Es war für ihn auch nicht einfach gewesen mit seinem Onkel. Aber jetzt hatte sich die Situation soweit beruhigt. Zumindest in dem Sinne dass die Sache gelaufen war und sein Onkel ihn einfach machen ließ. Julian wusste nicht, ob dieser das unbedingt gut fand, aber zumindest beschwerte er sich nicht mehr. Aber so viele Probleme er und Herbert auch hatten, Monique hasste ihren Bruder wirklich. Das war ihr mehr als deutlich anzusehen. Sie hatte scheinbar nichts als Verachtung für ihn übrig. Julian hielt es für schlauer da nichts zu zu sagen. Sie hielt sich ja generell gedeckt was Familiensachen anging und so lange das so war würde Julian nicht weiter nachhaken.

"Der klägliche Rest von Julians Familie hier zählt zu denen, die uns versuchen, in ein schlechtes Licht zu rücken," ertönte Noras Stimme von der Tür her.
"Seine Verwabdtschaft, bei der er aufwächst gehört zu denen, die wie Gift ihre Wirkung verbreiten, um uns zu schaden. Und sie freuen sich über jeden Moment, in dem sie glauben, daß sie gesiegt haben. Aber solange ich noch am Leben bin, werde ich mich niht besiegt geben," sagte sie mit fester Stimme.

Julian wirbelte herum. Er hatte das Gefühl Nora würde sie alle beobachten und irgendwie tauchte sie überall immer auf und das jederzeit. Vielleicht hatte sie irgendwo Bildschirme.
"Er macht nichts. Nicht das ich wüsste jedenfalls.", meinte Julian mit ebenfalls fester Stimme. "Vielleicht hat er mal was gemacht. Keinen Plan. Aber darüber reden wir jetzt nicht gerade. Jetzt ist es okay zwischen uns." er zuckte mit den Schultern.

"Es ist mir ziemlich egal, ob es okay zwischen euch ist, Julian. Er gehört zu den Zweiflern, die mich den Kpopf kosten können. Meinetwegen könnt ihr eine heile kleine Familie sein, ich habe meine wegen den Blutsaugern verloren, falls du das vergessen haben solltest," Noras Stimme war kalt wie Eis, ihre gelben Augen wirkten fast unecht, so hart wirkten sie.
"Und oich werde mich gegen die zur Wehr setzen, die mir Steine in den Weg legen, egal, wie okay es gerade zwischen euch sein mag, darauf kann ich keinerlei Rücksicht nehmen. Wer gegen mich hetzt, ist mein Feind und Feinden vergibt man nixcht so einfach, nur weil er mit seiner Familie auskommt."

"Ich auch.", meinte Julian.
Danach sagte er nichts mehr und schwieg. Er und sein Onkel hatten viel daran gearbeitet einigermaßen okay zu sein. Julian wusste wie es war die Familie zu verlieren, aber das war kein Grund dass Nora gegen seine einzige letzte richtige Familie hetzte. Das erste mal spürte er so etwas wie Irritation ihr gegenüber. Normalerweise war sie sein großes Vorbild. Aber irgendwas stimmte grad nicht und das verwunderte Julian ein wenig.