Ein neues Leben - Segen oder Fluch?

"Nehmt euch nur, was ihr wollt, ihr müßt auch nicht unbedingt sitzen, ist ja genügend Platz, ich möchte, daß es dir bei uns gefällt, Luc," zumindest versuchte meine Mutter die Stimmung aufzulockern, auch wenn ich mir vorstellen konnte, daß ihn das wohl ein wenig überforderte.
"Alles ok bei dir, du siehst ein bisschen blass aus," erkundigte ich mich trotzdem sicherheitshalber bei ihm, während ich mir Räucherlachs auf den Teller legte.

„Ja, Alles klar.“ Meinte ich nur knapp und fischte mir eine Hühnerbrust auf mein Teller, dazu noch etwas Weisbrot und der Salat und Alles war perfekt. Zu ehr wollte ich mich hier auch nicht verwöhnen, sonst vermisste ich das Alles später sicherlich und ich wollte ja auch etwas bodenständig sein, nicht zu bescheiden.
„Ja natürlich gefällt es mir hier, machen Sie sich bitte keine Sorgen.“ Antwortete ich nur und setzte mich schließlich um das, was vor mir stand, erst einmal zu verspeisen.

Ich aß in Ruhe auf und nahm mir auch noch etwas nach und besah mir die Gegend. Viel hatte sich nicht verändert, aber ich war ja auch noch nicht lange weg. "Ich will gleich noch mal runter an den See, willst du mitkommen, oder lieber hierbleiben," wandte ich mich an Luc.

Das kam ganz darauf an ob seine Eltern hier bleiben wollten oder nicht, aber da sie nicht so aussahen als ob, stimmte ich mit zu. So könnte ich mich wenigstens etwas entspannen und Dampf ablassen, denn das brauchte ich dringend mal. Etwas Ruhe und nicht dieses Gefühl zu haben ständig etwas falsch zu machen.
Ich aß noch etwas Rührei, und war dann eigentlich auch schon fertig. „Wann genau willst du denn… zum See?“

"Kommt ganz darauf an, wann du fertig bist, meine Eltern wissen schon, daß ich bei sowas immer schnell das Weite suche," lachte ich und sah kurz in deren Richtung. Sie saßen dort ganz in ruhe und redeten wie immer.
"Sag mir Bescheid, wenn du los willst."

„Von mir aus, kann es gleich los gehen… also… ja.“ Grinste ich und lehnte mich zurück. „Ich bin satt und ja, dann zeig mir einfach diesen Ort.“ Ich sah ihn auffordernd an und stand schon einmal auf.

"Nun gut, viel zu zeigen ist ja nicht, aber ich habe so den Eindruck, hier ist dir alles ein bisschen zu ... vornehm, oder?" Grinsend nahm ich ihn bei der Hand und zog ihn aus dem Gartenhaus. Draußen gesellten sich die Jagdhunde wieder zu uns und ich ging zu dem kleinen See, an dem ich mich schon als Kind gern aufgehalten hatte.
"Hier hab ich mich versteckt, wenn ich mal was ausgefressen hatte," sagte ich lachend.

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Zu vornehm... ja, so konnte man es sagen.
Ich folgte ihm und lies mich schließlich auf eine Bank sinken. Hier war es echt toll und die Sonne schien, trotz dass immer alle sagten hier wäre nur regen angesagt... Pah!
"Und hast du jetzt auch wieder etwas ausgefressen?" Fragte ich lachend.

"Nein, du weißt ja, ich bin ein richtiger Spießer geworden,2 grinste ich ihn an.
"Das sehe ich, Jerry," ertönte eine stimme hinter uns und ich schlug mir die Hand vor die Stirn, als ein Mann auf uns zukam. "Was hast du hier zu suchen," fragte ich nur knurrend.
"Och, ich wollte dir und deinem kleinen Freund nur ein wenig Gesellschaft leisten." Sein Grinsen widerte mich an.

Wer war das denn bitteschön? Hatte Jerome einen Bruder oder was?
"Ähm... ist ja wirklich nett dass du uns Gesellschaft leisten willst, aber ich glaube ich würde jetzt lieber mit ihm alleine sein... und außerdem weiß ich nicht mal mit wem ich hier zu tun habe" dabei deutete ich auf den Fremden.

"Ach, allein willst du mit ihm sein, und ich dachte, wir könnten Freundschaft schließen," fing der Kerl wieder an. "Verschwinde, Eric, laß uns in Ruhe, klar?" Ich haßte ihn, seit ich ihn kannte und immer wieder schaffte er es, meinen Weg zu kreuzen.
Eric lachte nur hämisch und deutete auf Luc. "Hast wohl Angst, ich könnte dir den Kleinen wegschnappen? Glaub mir, mein Süßer, Jerry ist nicht mal annähernd so gut wie ich, also überlegs dir."

Ach, war ich jetzt etwa damit angesprochen?! "Und ich denke dass ich erstmal gerne wüsste wer du bist. Gut und schön dass du vielleicht besser als 'Jerry' im Bett bist aber das kann ich ja gar nicht beurteilen und das will ich auch gar nicht... mir reicht das was ich zu bieten bekomme." Ich schüttelte leicht den Kopf. "Also wer ist der Kerl Jerry?" Das war jetzt sein neuer Name...!

Ich zuckte bei dem Namen zusammen und Eric grinste. "Na, wenigstens bleibe ich dir im Gedächtnis, wenn dich der Kleine so nennt," sagte er und setzte sich neben Luc, was mich knurren ließ.
"Mein Name ist Eric und ich bin, sagen wir mal, ein freund deines Geliebten hier, nur hat er noch eine Rechnung offen bei mir und wenn du dich für mich entscheiden würdest, wären wir quasi quitt."
Mir zuckte eine Augenbraue hoch. "Ach, weil ich Kath von dir weggeholt habe, meinst du, daß du mir jetzt meine Freunde wegnehmen kannst? Außerdem hast du hier Haus- und Grundstücksverbot, klar?"
Er erhob sich. "Ja ja schon gut, Jerry, aber das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, daß ich dich sehe."

Eigentlich würde ich es ja nicht so schlimm finden mit einem Fremden ins Bett zu gehen, schließlich machte ich das ja öfters. Und unbedingt schlecht sah er auch nicht aus... "Tja dann bye..." grinste ich und sah den Typen belustigt an, dann sah ich Jerome fragwürdig an. "Wer genau ist das denn jetzt? Wie ein Freund sieht er jetzt nicht unbedingt aus." Ich lehnte mich etwas zurück. "Also ich schätze ein Ex oder so von deiner... naja... du weist schon. Kath?"

"Ich will nicht über ihn reden, ok?", sagte ich und stand abrupt auf. "Nur soviel, er wäre sicher nicht mit dir in die Kiste gegangen, dafür hätte er andere gefunden und sich das schön bezahlen lassen."
Mehr sagte ich nicht und wartete nur, daß Luc auch aufstand.

"Ach wieso? Hattet ihr beide es etwa miteinander?" Seufzend stand ich auf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Du kannst es dir ja nochmal überlegen ob du es mir erzählt oder nicht. Mach was du willst. " Ich zuckte mit den Schultern. "Aber wieso... mit anderen Typen? Ist er auch so ein... naja." Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und kratzte mich am Hinterkopf.

"Er ist Dealer und Zuhälter, muß ich da noch mehr sagen? Und ich hab Kath da rausgeholt, er hatte sie vollkommen von sich und den Drogen abhängig gemacht. Mehr sag ich dazu jetzt aber trotzdem nicht."
Ich ging langsam wieder zurück zum Gartenhaus, wo unser Fahrer schon auf uns zu warten schien.
"Die Herrschaften sind zu einen wichtigen Termin gerufen worden und bitten, dies zu entschuldigen," sagte er und drehte sich um, um uns wieder nach vorn zu bringen.

Drogendealer? Und wieso war er dann nicht im Gefängnis also da wo er hingehörte?
Seufzend folgte ich Jerome bis zu diesem komischen Typen. Gott, wie die hier alle sprachen! Wir waren doch nicht im Mittelalter oder bei der Queen. So was wie Jugendsprache hatten die noch nie gehört, oder? Jedoch folgte ich den beiden trotzdem, genoss jedoch noch die frische Luft.
„Und jetzt? Überraschung?“ fragte ich grinsend nach um etwas abzulenken.

"Sorry, aber ich brauch erst mal ein wenig Abstand, murmelte ich und siteg ins Auto. "Zur Südthemse," sagte ich nur zum Fahrer und er fuhr an, er wußte schon, wohin ich wollte.
"Wenn du willst, kannst du mitkommenm, oder deine Tour durch London fortsetzen, ich muß erst mal nachdenken."

Worüber musste er denn jetzt schon wieder nachdenken? „Du kannst auch gleich sagen wenn du nicht mit mir zusammen durch London willst oder so. Aber nicht mal das tust du…“ grummelte ich und starrte aus dem Fenster. Bitte was wollte er denn damit erreichen? Nachdenken konnte er immer!

"Das hat mit dir nichts zu tun, jetzt tu doch nicht immer so, als ob ich nicht mit dir zusammen sein will, verdammt," fuhr ich ihn an. "Wie soll ich dir denn noch beweisen, daß ich bei dir sein will, dich in meiner Nähe haben will? Nur hat mich diese 'Begegnung' gerade etwas aus der bahn geworfen, ich hatte fast angst, du würdest mitgehen," sagte ich dann leise.

„Ach, und anstatt mit mir dann alleine zu sein, willst du lieber alleine sein und nachdenken, ich verstehe schon… Keine Angst.“ Meinte ich nur abwährend und drehte mich etwas um. Er musste ja nicht immer so tun als ob ich hier derjenige war der so schlimm war! Auch wenn es ganz süß von ihm war dass er sich Sorgen um mich machte.
„Vielleicht wäre es ja sogar besser gewesen wenn ich mitgegangen wäre, hmm? Dann hättest du jetzt wenigstens noch einen Grund zum nachdenken.“

"Du wolltest doch nicht mehr abhängig von jemandem sein, oder? Er hätte dafür gesorgt, daß du von ihm abhängig geworden wärst. Wenn du das willst, bitte, aber dann brauchst du bei mir nicht mehr anzukommen, ich habe schon mal mit Mühe und not jemanden aus seinem Umkreis geholt, nicht noch mal. Aber ich hätte gedacht, du magst mich soweit, daß du es nicht machen würdest."
Eindringlich sah ich ihn an.
"Oder ist dir meine Gesellschaft nicht genug? Wahrscheinlich reiche ich dir nicht, habe ich recht?"
Traurig sah ich ihn an, ich hatte sowas schon geahnt.

„Nein, wollte ich auch nicht mehr sein. Habe ich jemals gesagt dass ich es werde? Oder dass ich es will? Ich kann mich nicht dran erinnern und jetzt hör mal auf mit deinem beschissenen Selbstmitleid! Und was deine Gesellschaft betrifft, reicht sie mir voll und ganz aus!“ knurrte ich leise und wich seinem Blick aus. Ich hatte keine Lust jetzt schon wieder auf Stress, und das wo der Tag doch eigentlich gut begonnen hatte.
Hoffentlich hörte der Taxifahrer nicht mit, beziehungsweise verstand uns nicht, auch wenn er etwas Deutsch konnte so wie ich vorhin mitbekommen hatte.

"Dann sag nicht, daß es vielleicht besser gewesen wäre, wenn du mit ihm mitgegangen wärst, Luc."
Ich umfaßte sein Kinn sanft und drehte sein Gesicht zu mir.
"Du bist mir sehr wichtig, Luc, ich will dich nicht an so jemanden verlieren."