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James

Ich nickte nur und sah meine Mannschaftskameraden beziehungsweise ehemalige Mannschaftskameraden an. "Es ist schon gut, Jungs, es ist die Entscheidung des Trainers und die ist gefallen, ihr habt euch ebenso danach zu richten wie ich."
Ich schwieg eine Weile, dann sah ich zu meinem Trainer. "Es ist nur schade zu wissen, daß es Ihnen scheinbar am Arsch vorbei geht, was hier los ist, anscheinend haben Sie nicht mal Interesse daran zu erfahren, warum ich heute so gespielt habe, anscheinend ist es ihnen wirklich egal, was ich denke und warum ich meine Jungs nicht unterstütze. Denken Sie etwa, ich mach das, weil ich gerade Lust und Laune dazu habe und mir denke, reize ich es mal aus? Wenn Sie schon einen Grund gefunden haben, daß sie mich hinauswerfen, akzeptiere ich das, Trainer, aber dann müßten Sie ebenfalls gehen, denn Sie demoralisieren hier gerade ebenfalls die Mannschaft und mich noch dazu."
Ich atmete schwer und hustete, so sehr hatte ich mich aufgeregt.

Ryan

Eine Unruhe machte sich unter der Mannschaft breit. "Er hat Recht." rief einer dazwischen.
"Bestimmt hat unser Captain einen guten Grund, um so zu reagieren!", ein anderer. Viele stimmten mit ein. "Das können Sie nicht machen." oder "Das ist nicht ihr Ernst."
Der Coach schien wirklich mit sich zu ringen. "Seid leise.", rief er und wir wurden wieder still.
"Ihr Schwachköpfe.", er fuhr sich über die Glatze. "Ich werfe James nicht aus der Mannschaf. Habe ich das überhaupt gesagt, huh? Warum hört ihr eigentlich nie richtig zu." Jetzt sah er nur noch James an.
"Hör mal zu Freundchen, bevor du mich hier beschuldigst. Wir wissen beide zu gut, dass das heute nicht okay war, ja? Das können wir uns nicht erlauben und das kannst du dir schon gar nicht erlauben und du weißt auch warum." Da schien es etwas zu geben, von dem wir alle nichts zu wissen schienen. Das war eine Sache zwischen den beiden und niemand wagte nachzufragen, obwohl alle, ich eingeschlossen darauf brannten.
"Du musst es ruhiger angehen lassen, ob du nun willst oder nicht. Deshalb übernimmt jemand anderes deine Position." Ein lautes Gemurmel ging durch die Mannschaft. Man sah sich gegenseitig misstrauisch an. Jeder konnte schließlich ein Konkurrent sein.
"Ich werde es am Montag bekannt geben." rief der Coach laut, um alle anderen Stimmen zu übertönen.
Langsam kehrte wieder Ruhe ein, aber die Stimmung war immer noch angespannt. Jetzt würde bestimmt keiner mehr ausgelassen feiern wollen, schoss es mir durch den Kopf.
Nur einer konnte nicht seinen Mund halten. "James, was ist denn jetzt eigentlich los?", fragte er neugierig.

James

Ich sah den Trainer gelassen an und schüttelte den Kopf. "Nein, das werde ich nicht akzeptieren, und das wissen Sie auch ganz genau," meinte ich nur und sah dem Mann in die Augen.
"Wenn sie sagen, ich unterstütze meine Mannschaft nicht, dann unterstütze ich sie Ihrer Meinung nach auch auf keinem anderen Posten und Sie wissen genau, daß ich es mir herausnehmen kann, darauf zu bestehen, entweder Captain dieser Mannschaft zu sein oder ganz aus ihr auszutreten. Und da es Sie ja nicht weiter zu interessieren scheint, trete ich freiwillig aus," meinte ich und drehte mich um, als ich die Frage noch hörte.
"Wenn du wissen willst, was los ist, dann sieh dich um, seht euch ALLE genau um, auch SIE, Trainer ... vielleicht fällt euch ja etwas auf ... vielleicht fehlt ja jemand, der uns immer unterstützt hat, jemand, der nie ein Spiel versäumt hat, wenn es ihm nicht wirklich schlecht ging, aber anscheinend ist das hier ja völlig egal."
Bei meinen letzten Worten kamen die lang zurück gehaltenen Tränen und ich sah sie alle wütend an.
"Während ihr hier feiert und euch nur darum kümmert, wer wann hier wichtig für die Mannschaft ist, liegt Keesha im Krankenhaus uns es ist nicht mal sicher, daß sie überlebt," brüllte ich dann verzweifelt und fiel auf die Knie, vergrub mein Gesicht in den Händen und schluchzte haltlos.

Ryan

Eine betretene Stille trat ein. Ich wusste nicht, wie die anderen sich fühlten, aber ich war nicht in der Lage auch nur einen Ton von mir zu geben. Meine Kehle fühlte sich so trocken an, wie die Steppe.
Ich konnte nur die ganze Zeit James anstarren, der laut schluchtzte und zusammengekauert, wie ein Häufchen Elend vor uns war.
Samuel war der Einzige, der in der Lage zu James hinüber zu gehen und ihm aufzuhelfen. Er umarmte ihn und klopfte ihm auf den Rücken. "Alles wird gut, Mann." Versuchte er James zu beruhigen, dabei warf er uns, die total überfordert waren, auffordernde Blicke zu, bis alle James in einem Kreis umringten und ihm autmunternde Worte zuriefen oder sich entschuldigten.
Alle außer mir. Ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen. Was war mit Keesha? Warum passierte das?
Ich fühlte mich schrecklich. Einfach nur schrecklich, weil ich nicht anders konnte, als mir selbst die Schuld dafür zu geben. Weil ich Keesha verletzt hatte, war die so krank geworden. Oh Gott! Wie hatte ich nicht bemerken können, dass sie nicht hier war? Was wenn sie. Ich schluckte. Nein, so durfte ich nicht denken!

James
Ich ließ mir aufhelfen und wehrte die Entschuldigungen der anderen ab, sie hatten ja nichts schlimmes getan, wollten mich ja sogar verteidigen.
Dann wandte ich mich an den Trainer, der so aussah, als wüßte er nicht so recht, was er als nächstes tun sollte, ich wußte, daß er Keesha sehr gern hatte und das es ihn tief getroffen haben mußte.
Langsam ging ich zu ihm und sah ihn an. "Ich möchte mich in aller Form für das, was ich gesagt und getan habe, entschuldigen, ich war ... oder bin einfach nur komplett fertig, ich weiß, daß es um das Spiel ging, ich weiß, daß ich der Mannschaft heute nicht besonders hilfreich unter die Arme gegriffen habe," aber," ich pacjte ihn bei den Schultern und warf ihm einen bittenden Blick zu.
"Geben Sie mir bitte noch eine Chance, mich als Mannschaftsführer zu beweisen, Sie wissen, daß dieser Sport mein Leben ist ... bitte, überlegen sie es sich, ich habe scheiße gebaut und stehe dafür gerade, brummen Sie mir jede Strafe auf, die Ihnen einfällt, aber bitte tun Sie mir und Keesha das nicht an, sie würde es nicht wollen, daß ich wegen ihr hier verliere," sagte ich leise, drehte mich dann zu meinen Jungs um, die hinter mir standen.
"Ich fahre gleich noch mal ins Krankenhaus, kommt jemand mit, ich habe drei Plätze in meinem Auto frei."

Ryan

"In Ordnung. Aber ich will so ein Benehmen wie heute nie wieder sehen, verstanden?", hörte ich den Coach, aber ich sah gar nicht richtig hin. Natürlich war das doch gut für James, aber es änderte auch nichts an der Situation. Nichts daran, dass Keesha im Krankenhaus lag und dach nach der Sache mit ihrem Vater. Ich musste an den armen Dylan denken und daran, dass er mich womöglich hasste, für das, was ich seiner Schwester angetan hatte. Der Sieg und all das Glück, das ich empfunden hatte, alles war verpufft, wie eine Wolke aus Zuckerwatte, die zu schön gewesen war, um wahr zu sein.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Samuel neben mir stand, denn jetzt zog er mich einfach mit.
"Ich komme und Ryan kommt auch mit, richtig?" Ich sah ihn verständnislos an. "Was wohin? Wie?", fragte ich, doch er schob mich einfach vor sich hin bis zu James.

James
Ich nickte und hielt meinem Trainer die Hand hin, in die er knurrend einschlug. "Bestell dem Mädchen einen Gruß von mir und höre ich, daß du es nicht getan hast, dann tret ich dich selbst über den Platz, bis du es tust," sagte er und ging dann.
Ich sah zu samuel, der Ryan mitbrachte und der mitfahren wollte. Ryan hatte wohl nicht so ganz mitbekommen, wohin wir fahren wollten, mir war es auch nicht recht, daß er das tat, nur konnte ich es ihm ja nicht verbieten.
Also ging ich mit den beiden zu meinem Auto, auf dem weg ins Krankenhaus erzählte ich kurz, was geschehen war.

Ryan

Ich saß im hinteren Teil von James tollem Sportwagen. Ganz alleine. Ich starrte geradeaus, sah aber eigentlich gar nichts. Konnte nur an Keesha denken. Daran wie sie litt, daran wie sie an ein Krankenhausbett gefesselt war, unfähig sich zu bewegen. Und an ihre Familie, die traurig und verzweifelt war. Was tat ich hier eigentlich? Ich war bestimmt der Letzte, den sie sehen wollten. Der Allerletzte.
Wir blieben stehen und die Fahrtzeit war viel zu kurz gewesen. Ich stieg zeitgleich mit Samuel aus dem Auto und zog ihn fast panisch bei Seite.
"Ich kann das einfach nicht." flüsterte ich ihm zu mit einem Blick auf James. "Bitte. Die wollen mich doch gar nicht sehen."
Samuel schüttelte den Kopf. "Mann, wann willst du das klären, wenn nicht jetzt." Ich vergrub verzweifelt mein Gesicht in meinen Händen und fluchte leise. Er hatte wie immer recht. Wenn ich es nicht jetzt tat, dann würde ich nicht mehr Ruhig leben können. Ich nickte kaum merklich. "Okay. Ich werde es tun.", krächzte ich heiser.
"Gut." kam es zurück. "Und nur damit du es weißt, ich mag diese Zoe nicht. Was hat sie nur, das Keesha nicht hat? Ich verstehe es nicht."
War ja klar, dass er darauf zu sprechen kam. Ich wusste, dass er Zoe nicht ausstehen konnte.
Wir folgten James mit etwas Abstand. "Wir sind nicht zusammen.", murmelte ich kleinlaut. Warum dachten das nur alle?
Wir blieben vor dem Haupteingang des Krankenhauses stehen. Man konnte direkt sehen, dass es privat sein musste, da es eher an ein Hotel erinnerte.

James

Ich atmete tief durch und ging mit den anderen beiden ins Krankenhaus, ich sah, daß Ryan es eigentlich nicht wollte, doch mußte er wohl nun mit, ob er wollte oder nicht, da Samuel schon fast herein zerrte.
Ich drehte mich zu den beiden um. "Samuel, wart mal kurz hier, ich bin gleich wieder zurück, ich will nur noch mal kurz ein Wort mit O'Connor wechseln, bevor wir versuchen, zu Keesha zu kommen, okay?"
Freundschaftlich schlug ich ihm auf die Schulter, dann schob ich Ryan etwas weiter weg, dort wo wir nicht im Weg standen.
"Das, was ich dir zu sagen habe, sage ich dir nur ein einziges Mal, entweder du handelst dann oder du vergißt es wieder, klar?", fing ich an und sah ihm in die ängstlichen Augen.
"Keesha ... sie hat mir schon gesagt, daß du mehr für sie bist als nur ein Freund, als diese Party bei mir war. Das, was ich mit dir vor den anderen abgezogen habe, war nicht gegen dich gemünzt, nur wissen die Jungs nicht, was du weißt, und ich konnte sie ja nicht einfach so kampflos an dich weitergeben, immerhin hab ich auch einen Ruf, okay? Daß du dann gesagt hast, du liebst sie nicht, hat sie echt hart getroffen, hast du ja mitbekommen ... aber jetzt das Wichtigste und ich will, daß du dir das in deinen verdammten Schädel einhämmerst, notfalls mache ich es auch ... Du bist nicht daran schuld, sie hatte eine Blutung im Gehirn, was nichts mit dem zu tun hat, was du ihr gesagt hast. Wenn du schon ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber hast, dann weil du das absolut wunderbarste Mädchen der Welt so tief verletzt hast, daß sie wirklich drunter gelitten hat, aber das hier," ich wies auf das Krankenhaus. "Das ist nicht deine Schuld, haben wir uns verstanden?"

Ryan

Ich nickte schnell, um ihm zu symbolisieren, dass ich verstanden hatte.
Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich war es also doch nicht. Ich konnte es gar nicht gewesen sein. Es war nicht meine Schuld, dass Keesha krank war. Ich war so unglaublich erleichtert, dass ich mich schon wieder schlecht fühlte. Das war kein Grund, um glücklich zu sein. Keesha ging es trotzdem noch schlecht.
Auch wusste ich nicht, was ich darauf erwidern sollte. Sowieso war ich einfach nur verwirrt und überfordert mit der Situation. Hatte Keesha mich wirklich gemocht? Also so richitg nicht nur als Freund oder aus Mitleid oder was auch immer. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass es unerwiderte Liebe gewesen war. Aber ich fühlte nicht mehr so. An dem Tag hatte ich nicht gelogen.
Das einzige was ich mit Sicherheit wusste, war, dass ich sie mochte und wollte, dass es ihr gut ging. Dass sie wieder gesund wurde und lachen konnte.

James
Ich seufzte innerlich, als er nickte. Arme Keesha, sie hatte sich Hoffnung gemacht, aber er machte sie immer wieder zunichte.
Mit zusammen gekniffenen Augen sah ich ihn an und zog ihn dann langsam zurück. "Langsam glaub ich, daß bei dir alle Hoffnung vergebens ist, gib doch einfach zu, daß du sie niemals auch nur annäherungsweise geliebt hast, weißt du, du bist ein Heuchler, Ryan und fühlst dich wahrscheinlich auch noch gut dabei, aber ich sag dir eines, so wirst du es hier definitiv nicht weiter schaffen und das meine ich nicht auf Keesha bezogen. Sie ist dir doch völlig egal, also guck nicht so, als ob sie dir leid täte."
Wir kamen bei Samuel an und ich lächelte wieder, so, als sei nichts gewesen.

Ryan

Ich sah James erschrocken an.
Ich brauchte eine Weile um das zu verarbeiten, was er gesagt hatte und um es auch zu verstehen.
Das was er gesagt hatte, war das etwa die Wahrheit? War ich ein Heuchler?
"Hey!", rief ich ihm hinterher, da er mich einfach stehengelassen hatte, um wieder zu Samuel zu gehen. Als wäre gar nichts gewesen. Als wäre ich gar nicht da. Ich hatte die ganzen Wochen gar nichts gesagt, als er mir alles Mögliche vorgeworfen hatte, aber jetzt hatte ich genug. Auch wenn er Recht hatte, war ich doch nicht dazu verpflichtet Keesha zu lieben, wenn ich es einfach nicht tat. Ich hatte mich darin geirrt, dass ich sie mochte und vielleicht war es heuchlerisch, wenn ich trotzdem wollte, dass sie wieder gesund wurde. Aber das hier, das war mein Leben und ich traf meine eingenen Entscheidungen und machte auch Fehler.
Weder meine Eltern, noch Dean oder Keesha und James hatten das Recht da etwas zu entscheiden!
Ich hatte lange genug in einem Kaff gelebt und mir von den anderen vorschreiben lassen, was ich zu tun und was ich zu lassen hatte. Ich wollte das nicht mehr.
Womöglich war das alles komplett falsch, aber ich wollte auch mal ein wenig Spaß haben, mein Leben auskosten, feiern, was auch immer.
Ich ballte meine rechte Faust, lief auf James zu und holte zu einem Schlag aus. Ich traf ihn mitten im Gesicht.

James
Der Schlag kam unerwartet, ich taumelte zurück und sah ihn etwas verwirrt an, dann zu Samuel. "Bring ihn hier raus,"sagte ich mit unterdrückter Wut und wischte mir das Blut aus dem Gesicht. "Glaub mir, O'Connor, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, wenn du dich hier als schläger hervrotun willst, dann kannst du das gerne machen, aber nicht bei mir und nichts in meiner Nähe. Ab sofort bist du vom Training freigestellt, solange, bis entschieden wurde, was wir weiter mit dir machen in dieser Situation. Wenn du dich schlagen willst mit mit, dann kannst du das gerne tun, ich stehe bereit für dich, aber jemanden einfach so von hinten zu schlagen ist feige und ich verachte Feiglinge," sagte ich und spuckte ihm ins Gesicht, bevor ich mich umdrehte und in Richtung der Stationen ging.

Ryan

Ich wischte mir mit dem Handrücken seine Spucke aus dem Gesicht.
"Selber Feigling." schrie ich ihm noch hinterher. "Du lügst doch alle an. Immerhin bin ich ehrlich!" Er verschwand im Gebäude und Samuel, der mich festgehalten hatte, ließ mich los. Der Blick mit dem er mich musterte war besorgt. "Was ist loß mit dir, Mann?", fragte er mich kopfschüttelnd und ich konnte ihn nur ansehen. "Ich weiß es selbst nicht so genau. Ich konnte nicht mehr." Ich war einfach explodiert und er hatte mir sogar gedroht mich aus der Mannschaft zu werfen. Ich hatte gar kein gutes Gefühl bei der Sache. Was war nur mit mir los? Ich war doch normalerweise nicht so.
Samuel schüttelte erneut den Kopf. "Ihr stellt euch beide an. Das würde Keesha bestimmt nicht wollen.", meinte er leise. Ich hatte keine Ahnung mehr. Ich hatte einfach keine Ahnung.
"Samuel kannst du ihm hinterhergehen?", bat ich meinen Freund.
"Was ist mit dir?", fragte er mich und ich deutete mit dem Kopf auf die Bushaltestelle hinter uns.
"Ich fahre nach Hause. Ich habe hier nichts mehr zu suchen."
Samuel willigte schließlich ein und ich sah ihm dabei zu, wie er ebenfalls in dem weißen Gebäude verschwand.

James

Was hatte ich mir eigentlich in dem Moment gedacht, wo ich ihm heute freundlich gegenüber aufgetreten war? Da sagte man ihm die Wahrheit und er schlug einfach zu, wenn er nicht mal vertragen konnte, wenn man ihm etwas sagte, dann war er hier eindeutig falsch.
Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle, warum veranstaltete er so einen Zirkus, wenn ihm Keesha doch vollkommen egal war? Dabei hatten wir beide echt viel für ihn getan, aber so was hatte er wahrscheinlich vergessen, er nahm nur und gab nie zurück, so wie er es jetzt auch machte. Wenn es scheiße für ihn lief, schlug er zu oder haute gleich ab, verkroch sich und wartete, bis seine Probleme sich von alleine erledigten oder ließ sie gleich von anderen erledigen, damit der feine Herr sich nicht die Finger schmutzig machen brauchte.
Immerhin war ich es gewesen, der ihn für die Mannschaft vorgeschlagen hatte, und ich hatte dies nur getan, um Keesha einen Gefallen zu tun.
Ich durchquerte schnell die Eingangshalle und ging auf die Toilette, wo ich mir erst einmal das Blut abwusch.

Ryan

Ich sah aus dem Fenster des Busses. Sah wie die Gebäude und die kleinen Menschen, Autos und Bäume vorbeizogen. Ich dachte darüber nach, was ich alles falsch gemacht hatte. Aber je mehr ich darüber nachdachte desto mehr fiel mir auf, dass es eigentlich kaum etwas gab, das ich richtig gemacht hatte.
Mein erster Schultag an der Schule war schon eine einzige Katastrophe gewesen. Und jetzt saß ich hier, hatte meine Freundschaft mit Keesha und mich Sam zerstört, war kurz davor aus der Mannschaft zu fliegen, weil ich James eine reingehauen hatte und das alles nur, weil ich nichts getan hatte. Dabei dachte ich immer, dass es der richtige Weg war. Alle Probleme würden sich schon von selbst lösen, wenn ich nur lange genug wartete, hatte ich gedacht. Aber irgendwie taten sie das nicht. Es wurde nur immer schlimmer. Der Bus hielt an meiner Haltestelle und ich stieg aus. Noch immer war das Wetter großartig. Sie Sonne strahlte auf mich herab, als würde sie mich auslachen. Aber ich musste mir meinen Optimismus bewahren.

James
Ich sah Samuel, als ich aus der Toilette kam, beachtete ihn aber nicht weiter, ich war gerade zu aufgebracht, um auf irgend jemanden einzugehen und sämtliche Fragen, die ich ihm huntertprozentig nicht beantworten würde, standen in seinem Gesicht geschrieben.
Er lief mir zwar hinterher, doch blieb er zum glück still, bis ich Keeshas Mutter sah, die auf uns zukam, mich erschrockenansah und schon ansetzte, nachzufragen, doch ich winkte ab.
"Was ist mit Keesha?", fragte ich stattdessen und sie nickte leicht.
"Sie ist wach," sagte ise leise und sah zu Boden. "Aber das ist doch gut, oder?", fragte ich sie und sie nickte leicht, lächelte jedoch nicht.
"Was ist los," fragte ich sie alarmiert, doch sie zeigte nur auf die Tür.
"Geh zu ihr, James," meinte sie und ich ging langsam zu dem Zimmer, bei jedem Schritt fühlten sich meine Beine schwerer an und ich hatte Mühe, die Klinke überhaupt herunterzudrücken.
Keesha sah so klein aus, ihe ganzer Kopf war bandagiert und sie sah mich mit einem etwas stumpf wirkenden Blick an, der mir ein wenig Angst machte.
"Hey, Keesha, wie geht es dir?", fragte ich und sie sah mich fragend an.
"Wer bist du?", fragte sie leise und ich zuckte zurück, stieß mit Samuel zusammen, der direkt hinter mir stand.

Ryan

Meine Eltern waren noch nicht Zuhause. Wahrscheinlich waren sie davon ausgegangen, dass ich noch den ganzen Tag auf irgendeiner Party verbringen würde, um unseren Sieg zu feiern und machten sich ihrerseits einen schönen Tag zu zweit. Eigentlich hatte ich das auch vorgehabt, aber jetzt war es vorbei.
Ich stieß die Wohnungtür auf und suchte nach irendeiner Arbeit, in die ich mich hätte vertiefen können. Heute war Sonntag. Sonntags hatte ich frei. Und Hausaufgaben hatte ich auch keine. Ich setzte mich also vor den Fernseher und schaltete durch die verschiedensten Sender. Sonntags lief nur Müll. Irgendwelche Krichenpredigten, die höchstens meine Grandma interessieren würden. Ich blieb an einer dieser wissenschaftlichen Dokumentationen hängen. Es war ganz interessant. Interessant genug, um mich abzulenken.

James
Ich war zu sehr unter schock, um irgendwie reagieren zu können, spürte, wie mir eine Hand auf die Schulter gelegt wurde und drehte mich fast wie in Zeitlupe um und sah in die traurigen Augen von Keeshas Mum.
"Sie kann sich an fast alles erinnern," sagte sie leise zu mir, nur ... einige Dinge und Personen sind einfach aus ihrem Gedächtnis verschwunden, die Ärzte sagen, das kann sich mit der Zeit wieder legen, aber sicher ist das nicht."
Ich sah zu Keesha, die mich stumm ansah, das Gesicht angestrengt, so, als wolle sie versuchen, mich irgendwie einzuordnen, doch schien es bei ihr nicht Klick zu machen.
Ich sah Samuel an, dann nickte ich ihm zu. "Sorry, aber ich ... ich muß gehen, ich ..."
Weiter konnte ich nicht sprechen, der Hals war mir zugeschnürt, der Kloß in der Größe eines Fottballes schien sich darin breit zu machen und ich mußte dagegen ankämpfen, nicht einfach laut loszubrüllen.
Schnell lief ich nach draußen.

Keesha
Mein Kopf tat höllisch weh, seitdem ich aufgewacht war, steigerten sich meine Kopfschmerzen immer mehr, ich hatte erfahren, was passiert war und war dementsprechend völlig von der Rolle. Meine Mutter erzählte mir, daß James mich mit hierher gebracht hatte, jedoch löste dieser Name in mir nichtd aus, selbst, als er vor mir stand, sah ich nur einen verzweifelten jungen Mann, der mir auch leid tat, doch konnte ich nicht sagen, wer das war. Auch wenn ich versuchte, in meinem Gedächtnis zu kramen ... da kam nichts bei heraus, womit ich etwas anfangen konnte.
Erschöpft ließ ich mich ins Kissen zurück sinken, als die beiden Jungs aus dem Zimmer heraus gingen, der andere kam mir sogar ein bisschen bekannt vor, doch wußte ich trotzdem nicht, wer er war.
"Ich laß dich jetzt noch ein wenig schlafen, mein Schatz," sagte meine Mutter und lächelte mir zu. "Fahr ruhig nach Hause,2 sagte ich besorgt, sie sah auch aus, als würde sie gleich zusammen klappen.
"Und grüß Dylan von mir, sag ihm, ich schaff das schon wieder."

Ryan

Meine Eltern kamen so gegen 6 Uhr nach Hause, in der Hand zwei Tüten, aus denen es verdächtig nach Essen duftete. Als sie mich entdeckten, sahen sie mich verwundert an.
"Hey Champ.", rief mein Dad. "Was machst du hier. Du solltest dich noch zu Ehren deines Sieges auf irgendeiner Feier mit Alkohol überschütten. Das habe ich früher auch getan." Er kassierte einen vernichtenden Blick von meiner Mum. "Was dein Vater damit sagen will ist, dass du doch ein wenig Spaß haben solltest, anstatt im Haus herumzusitzen." Sie riss die Gardinen auf, und das Sonnenlich, das ins innere fiel blendete mich total. "Du hast es dir verdient, Honey." Sie stellte das Essen auf der Küchentheke ab und ich warf einen begierigen Blick darauf. Ich war am verhungern.
"Mir war nicht danach Mum." Ich sah immer noch auf das Essen. "Kann ich was davon?", fragte ich sie.

Keesha

Ich war allein, im Ohr nur die piependen Geräusche der Geräte, die meine atmung und mein Herz kontrollierten. Vorsichtig hob ich die Hand und fuhr über den dicken Verband. "Man hatte mir meine Haare vollkommen abrasieren müssen, mit dem Gedanken mußte ich auch erst mal klarkommen.
Daß mir so etwas passieren konnte, wäre mir nicht einmal im Traum eingefallen. Wer wohl alles davon schon wußte?
Ob es sie überhaupt interessierte? ich wußte nicht mal genau, wie ich in der Schule so war, beliebt oder unbeliebt, konnte mich an Trish erinnern, alles andere war wie im Nebel und wenn ich länger darüber nachdachte, dann bekam ich wieder Kopfschmerzen.
Man hatte mir gesagt, daß ich unbedingt Ruhe brauchte und alles Aufregende erst einmal beiseite schieben sollte, dabei wußte ich ja nicht einmal, was direkt aufregend für mich war.
Zumindest dieser James schien sich ja Gedanken zu machen um mich, der andere Junge wohl auch, das hatte ich an seinem betroffenen Blick gesehen ...

Ryan

Meine Mum schien zu zögern. "Eigentlich war das für deinen Dad und mich. Wir dachten du isst draußen." Ich sah sie enttäuscht an und sie gab nach. "Na gut. Ich teile mir eine Portion mit deinem Dad."
Hastig stürzte ich mich auf die Nudeln und schlang eine Gabel nach der anderen herunter.
"Dankeschön.", nuschelte ich und leerte ein Glas Cola.
Als ich fertig war, hatten meine Eltern gerade erst angefangen. "Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb du lieber hier bist?", fragte mein Dad mich. Es klang zwar grob, aber ich wusste, dass er sich nur Sorgen um mich machte. Ich zögerte einen Moment.
"Nicht wirklich.", log ich schließlich. Ich traute mich nicht ihnen alles zu erzählen. Meine Mum würde sich nur den Kopf zerbrechen darüber und es war mein Problem. Ich wollte die beiden nicht belasten.
"Eine Freundin ist im Krankenhaus. Ich mache mir Sorgen um sie.", erzählte ich ihnen schließlich.

Keesha

Wie lange ich wohl hier bleiben mußte? Man hatte mir gesagt,daß die OP nicht besonders Schwierig an sich gewesen sei, trotzdem war sie wie jede andere OP auch mit Risiken verbunden.
Ich sah auf meinen Arm, in dem eine Kanüle steckte, wahrscheinlich schmerzmittel oder so etwas.
Ich sah an die decke, wegen mir hätten James und der andere Junge gern noch da bleiben können, ich vermißte hier Gesellschaft, in Krankenhäusern war es schon immer langweilig gewesen, ich erinnerte mich dunkel, schon mal in einem gewesen zu sein, doch wußte ich nicht, ob ich dort drin lag oder nur zu Besuch dort war, nur war es genau so trist wie hier.
Vorsichtig drehte ich den Kopf und sah, daß mein Handy auf dem Nachttisch lag und schnappte es mir, ging die verschiedenen Namen durch, einige kannte ich, andere wiederrum nicht.
Dann ging ich die Nachrichtenliste durch und sah, daß ein gewisser Ryan wohl ein paar mal mit mir geschrieben hatte.

Hallo Ryan, wie geht es dir schrieb ich ihm einach, er schien in den Nachrichten, die er mir geschickt hatte, ja nichts gegen mich zu haben. Lächelnd schickte ich die Nachricht ab.

Ryan

Meine Mum sah mich besorgt an. "Oh Honey, geht es ihr denn gut? Wünsch ihr Gute Besserung von mir und deinem Dad."
Ich nickte. Natürlich konnte ich ihr nicht sagen, dass es Keesha war und, dass ich nicht mit Keesha reden konnte, weil sie und ihre ganze Familie mich wohl verachteten.
"Ich weiß es nicht, Mum. Sie hatte eine Hirnblutung. Aber falls ich sie sehe, werde ich es ihr ausrichten." Meine Mum hielt sich die Hand vor den Mund, den sie vor Entsetzen aufgerissen hatte.
"Oh Gott. Das ist ja furchtbar.", flüsterte sie und wir schwiegen alle drei betreten, als plötzlich mein Handy in meiner Hosentasche klingelte. "Sorry.", entschuldigte ich mich schnell und stand vom Tisch auf, räumte schnell mein Geschirr weg und verschwand dann auf meinem Zimmer.
Erschrocken stellte ich fest, dass es eine Nachricht von Keesha war. Ich las sie schon auf dem Display, da sie ziemlich kurz war. Erstaunlicherweise waren es keine Vorwürfe, wie ich erwartet hatte. Sie fragte mich nur wie es mir ging. Fast traute ich mich gar nicht ihr zu antworten, aber meine Sorge um sie überwog schließlich.

Mir geht es ganz okay.
Aber viel wichtiger: Wie geht es dir? Hast du alles überstanden? Ich mache mir Sorgen
Ach ja bevor ich es vergesse: Gute Besserung von meinen Eltern

Keesha

Nach ein paar Minuten kam tatsächlich eine Antwort, ich hatte fast nicht damit gerechnet, aber ich freute mich, denn jewmand schien sich draußen doch Sorgen um mich zu machen.
Also war ich doch nicht ganz allein ... hoffte ich zumindest.
Auch seine Eltern schienen mich zu kennen, immerhin hatten sie mir ja Grüße ausrichten lassen.

Sag deinen Eltern bitte einen lieben Gruß von mir. Sie scheinen ja wirklich nett zu sein, ich hoffe nur, ihr macht euch nicht zu viele Sorgen um mich. Mir ist hier nur furchtbar langweilig, meine Mum und zwei Jungs haben mich heute besucht, aber ich muß ihnen wohl einen echten Schrecken eingejagt haben, naja, ich seh auch nicht besonders aus, stell dir vor, ich mußte meine Haare abrasieren lassen, damit die Ärzte operieren konnten.
Aber soweit ist alles ganz gut, denke ich. Wohnst du eigentlich hier in der Stadt, dann kannst du mich gern besuchen kommen, würde mich freuen, du scheinst ja auch nett zu sein.