Die Verblendung

Julian öffnete die Augen. Er sah den Parkour ganz klar vor sich. Er stand auf. "Danke Mann.", meinte er. Er nickte auch nochmal den anderen zu und ging dann in den Raum.

Ann und die anderen warteten ruhig ab, sie hatten so oder so keine Wahl. Sie hatten alle ihre Probleme mit den Stationen gehabt, mehr oder weniger. Aber das war auch zu erwarten gewesen bei dem zusätzlichen Handicap.
Ob das nun gut oder schlecht war, würde sich zeigen, wenn sie alle durch waren.

Julian holte noch einmal tief Luft und sah lief direkt zur ersten Station und setzte die Kopfhörer und Brille auf. Die Welt war im Dunkelheit und Stille gehüllt. Er hörte seinen Atem und Herzschlag. Es war beruhigend und er sah den Parkour vor sich und das Ende des Parkours. Er griff nach der ersten Sprosse und kletterte hoch. Der Anfang war noch leicht, weil die Elemente recht statisch waren. Die Elemente, die sich bewegten, waren etwas schwieriger, wenn er falsch griff, dann würde er fallen und es könnte schwer sein das Gleichgewicht zu halten, also bemühte er sich so gut es ging darum viel Körperkontrolle an den Tag zu legen, während er sich voran tastete. Es half die verschiedenen Stationen vor dem inneren Auge zu visualisieren. Er war nur froh, dass er das oft genug geübt hatte. Zwei Mal verlor er fast das Gleichgewicht, aber er fing sich immer wieder. Er versuchte sich nicht daran aufzuhängen und durchzuziehen. Trotzdem war er mehr als froh, als er es geschafft hatte und wieder auf festem Boden stand.

"Keine Ahnung, was Julian so lange dadrin treibt," meinte Thomas nach einer Weile. "Wir haben alle unterschiedlich lange gebraucht, laß ihm seine Zeit," meinte Claire und sah auf ihre Füße.
Niemand wußte, ob er gut oder schlecht abgeschnitten hatte und ob das überhaupt das Ziel des Ganzen war. Aber das würde sich noch herausstellen, wenn Julian durch war.

Julian setzte sein Equipment ab und ging zu den anderen. Er hatte keine Ahnung, wie er abgeschlossen hatte. Aber das versuchte er auszublenden, auch wenn es ihn nervös machte und Zweifel in ihm auslöste. Er versuchte das abzustellen. Das half niemandem. Er gesellte sich zu den anderen.
"Hey.", begrüßte er sie.

"Na endlich, wir dachten schon, du wolltest da drinnen überwintern," meinte Thomas grinsend. "Wolltest es spannend machen, oder," fügte erhinzu, die beiden Mädchen schwiegen.
Nach einer Weile kam die Trainerin aus dem Raum.
"Nun, zu meiner Überraschung waren Sie mit Abstand die Beste gewesen," sie sah zu Claire mit einem Ausdruck, als könne sie selbst nicht fassen, daß sie das einmal sagen würde. Claire sah auch dementsprechend zweifelnd zu ihr auf, aber es zeigte sich nichts im Gesicht der Trainerin, das darauf hindeutete, daß sie scherzte.
"Allerdings hatte dies bei diesem Test keinen Wert, wir wollten nur sehen, ob man mit Ihnen weiterarbeiten kann oder ob Level eins Ihr Maximum ist," sie sah zu den anderen.
"erfreulicherweise sind Sie alle vorerst noch im Rennen, Sie werden beim näxhsten Trainingstermin einen Jäger oder eine Jägerin an Ihre seite gestellt bekommen, der oder die Ihre stärken und Schwächen zum Nutzen der Jäger fördern wird. Für heute ist das Treffen beendet, seien Sie pünktlich am Montag."

Julian zuckte mit den Schultern. Er hatte gemacht, was er konnte. Aber vielleicht war es schlecht. Vielleicht war es okay. Wahrscheinlich war es eher okay.
Die Trainerin kam rein und Julian biss sich auf die Unterlippe und erlaubte sich erleichtert auszuatmen, als er hörte, dass sie alle weiter waren und er freute sich für Claire, dass sie Lob bekam. Sie hatte es verdient. Ganz ehrlich.
Als die Trainerin gegangen war, entspannte sich Julian ein wenig. Immer wenn sie im Raum war, spannte er sich automatisch an.
"Cool.", meinte er dann zu Claire und lächelte sie an. Es war nice zu sehen, dass sie Fortschritte machte und das hatte selbst diese Trainerin wohl beeindruckt. Es war motivierend. Vielleicht konnte er das auch schaffen.
Er und Thomas gingen gemeinsam zur Umkleide, nachdem sie sich von den Mädchen verabschiedet hatten.. "Mal sehen, wen sie uns zur Seite stellen." er zog sich fast mechanisch um, während er mit Thomas sprach.

"Das ist mir eigentlich ziemlich gleich, kennen werden wir die sowieso nicht. Also warum sich groß Gedanken machen, wir haben wochenende und das ist alles, was für mich gerade zählt," meinte Thomas, während er sich umzog.
"Du solltest aufhörwen, dir immer um alles nen Kopf zu machen, vor allem, wenn es nix bringt, Mann. Du kannst das ganze Wochenende drüber grübeln, wen du bekommst und warum und kannst es doch nicht beeinflussen. Sei froh, daß du durch bist und gut ist."

"Ich weiß Tom. Keine Sorge. Es ist alles gut.", meinte er. Thomas hatte natürlich recht. Julian würde vermutlich trotzdem darüber nachdenken. Aber er gab sich alle Mühe es nicht zu tun.
"Hast du was vor am Wochende?", fragte er Thomas. Er schloss seine Schuhe in seinem Spind ein und stopfte seine Sportsachen in seine Tasche.

"Sonntag sind wir wieder auf dem Hof, Geld verdienen, die Ernte geht bald los und da wollen wir mithelfen, also meine Family und ich. Und halt noch andere Leute, aber dda weiß ich natürlich nicht, wer kommt," meinte Thomas, das Wetter sollte nicht so gut werden, weswegen sich wahrscheinlich nicht so viele Leute dafür begeistern konnten, aber das war ihm und seinen Leuten egal.
"Und morgen hat mein Dad Geburtstag, meine Mum hat sicher was vorberietet, aber wir wissen immer nicht was," grinste er.

"Ah. Stimmt. Erntesaison. Ja.", meinte Julian. Das war ja eben der Herbst.
Julian zog sich seine Jacke über. Das Wetter war schlecht geworden und es regnete wieder viel.
"Oh nice. Dann alles gute. Gratulierst du ihm bitte von mir? Euch viel Spaß beim Feiern. C

"Klar, kann ich machen, freut er sich sicher drüber," Thomas packte seine Sachen zusammen.
"Und, was hast du so geplant, mal abgesehen von deinem Frühstück mit deinem Onkel," wollte er wissen, das schien ja eher so eine art Pflicht zu sein als ein Plan zum Entspannen. Obwohl Thomas sich da wohl eher auf das Frühstück stürzen würde, ihm wäre da erst einmal egal, wer ihm gegenübersaß, solange der oder die ihn nicht zutextete.

Julian lächelte. Er mochte Thomas Eltern. Bestimmt würden sie gut feiern.
"Ah keine Ahnung.", antwortete Julian auf seine Frage. "Ich mache einen Erste Hilfe Kurs am Sonntag. Ich wollte zu einem Mediationszirkel in der Stadt. Aber weiß nicht. Konnte shady sein. Ich habe da bisschen recherchiert, klingt ganz gut und kostet nichts. Sie treffen sich gleich. Ich werd wohl dahin. Samstag hab ich nichts vor gerade. Vielleicht mache ich eine Fahrradtour, aber das Wetter sieht mies aus."

"Weiß zwar nicht genau, was Mediation ist, aber klingt zumindest nach nem Plan. Gehst du da mit Sandra hin, ich kenn sie ja nicht, könnte ja sein, daß sie dich darauf gebracht hat. Und was Neues zu lernen ist ja immer gut für dich, hast du ja mal gesagt," das klang zumindest nicht so, als würde Julian Langeweile haben am Wochenende.
"Mußt halt nur aufpassen, daß du dich nicht übernimmst, Alter, Wocnenenden sind auch zum Entspannen da."

"Na ja. Du gehst in dich und sitzt stundenlang herum und versuchsts alles loszulassen und das kann dabei helfen ruhiger zu werden du die Sachen mehr so anzunehmen, wie sie sind. Ich komme nicht mehr weiter und Ann hat mir schon vor Wochen gesagt ich soll mir einen Lehrer suchen, also habe ich es jetzt getan.", meinte Julian.
" Ne. Nicht mit Sandra. Sie und ich das ist nichts, weißt du", Julian hatte Thomas nichts erzählt, aber der hatte auch nicht nachgefragt ihr Date war auch schon wieder drei Wochen her.
"Ja. Ich weiß. Das kann ich ja Samstag machen. Also kein Problem. Kommst du noch mit zur Haltestelle?", fragte Julian ihn.

"Das is aber Meditation und nicht Mediation, Alter," lachte Thiomas auf. "Und was Meditation ist, hat man uns doch beigebracht. Dachte schon, du hast was Neues für dichg entdeckt," da hatten sie sich wohk gründlich mißverstanden.
"Na, gibt ja auch andere Mädels, vielleicht fidest du ja beim Erste Hilfe Kurs eine, die dich interessiert," Thomas war da immer positiv gestimmt, da Julian bisher nichts gesagt hatte, war es eh nicht ernst gewesen seiner Meinung nach.
"Klar, laß uns gehen, viel können wir hier ja nicht machen."

"Oh ich hab mich wohl versprochen." Julian lachte. "Natürlich. Meditation. Du weißt, was das ist! Ja das. Sicher super gesellig. Ich mein kein Plan. Ich bin weiterhin offen, aber vielleicht ist das grad erstmal nicht die Prio. Eine Freundin, meine ich. Falls sich was ergibt, dann gut, falls nicht, ist das eben so, Mann." sie blieben vor der Bahn stehen. " Bis Montag. ", er schlug bei Thomas ein." Wenn was ist, meld dich bei mir, okay? ", mit den Worten ging er die Treppenstufen herunter.

"Vor ein paar Wochhen hast du noch ganz anders geklungen, da konnte es dir mit ner Freundin nicht schnell genug gehen," Thomas sah ihn etwas verwundet von der Seite her asn, zuckte dann aber mit den Schultern. Das war letztendlich auch nicht seine angelegenheit sondern die von Julian.
"Wüßte nicht, was sein sollte, wir sehen uns," meinte er noch zum Abschied.

Julian war die Sinnlosigkeit aufgefallen einer imaginären Beziehung hinterherlaufen. Es hatte keinen Sinn und sowieso verliebte er sich immer im Mädchen, die keinerlei Interesse an ihm hatten. Da konnte Sandra halt gar nichts zu. Das wusste er und sie konnte auch nichts zu, dass das Date so schlecht gelaufen war. Aber danach hatte er gerade keine Lust das wieder zu machen.
Julian fuhr viele Haltestellen zu einem Haus in dem der Zirkel stattfinden würde. Er mochte es nicht sonderlich neue Leute kennenzulernen oder irgendwo neu anzufangen, aber man musste sich anstrengen, um sich zu verändern. Vor allem wollte er nicht seine Probleme jemand anderen weitergeben.
Das erste Treffen war ein Kennenlernen, was gut war. Alle Leute dort waren mindestens 7 Jahre älter als Julian, was schon merkwürdig war. Aber es waren alle ziemlich nett.
Am Samstag war er alleine und verbrachte Zeit draußen mit seinen Hunden und in der Natur. Am Sonntag machte er den ersten Teil seines Kurses. Das Wochende war schnell vorbei.
Am Montag war er müde wie immer, aber er hatte es geschafft zumindest alles eine Weile auszublenden, also ließ er es sich auf sich zukommen.

Viel zum Nachdenken kamen die Mitglieder des Störtrupps nicht am Wochenende, Thomas hatte am Samstag einen Ausflug mit seinen Eltern in den Zoo, am nächsten Tag dann die Erntebeginnsaison auf dem Hof und abends schaffte er es sogar noch, im Krankenhaus vorbeizuschauen, wo der Empfang wie gewohnt frostig war, aber daran hatte er sich mittlerweile gewöhnt,
Claire verbrachte ihre Zeit mit ihrer Familie, ihre Schwester hatte am Samstag einen Wettkampf, bei dem sie den zweiten Platz belegte und sogar in der Zeitung erwäöhnt wurde.
Ann half wie gewohnt ihren Eltern aus, da am Wochenende meistens mehr zu tun war als in der Woche.
Montags war es für die drei stressig in der Schule, immerhin standen die Herbstferien kurz bevor und die Lehrer zogen noch mal mit dem Tempo an.

Julian zog sich wie immer in der Umkleide um, gleichzeitig hörte er seine französisch Vokabeln auf den Kopfhörern mit und murmelte sie leise vor sich hin. Es war trotz allem schon wichtig, dass seine Noten hoch blieben, auch wenn er keinerlei Freude an der Schule hatte momentan. Er mochte seine Clubs, aber Schule an sich war gerade mies. Aber das musste niemand wissen. Als Thomas reinkam, grüßte er diesen. "Hey Mann. Wie war der Geburtstag?", fragte er ihn.

"Familienausflug, ganz einfach und ohne großes Tamtam. Müssen wir auch nicht haben, mein alter Herr steht da nicht so drauf," grinste Thomas, als er in die Umkleide kam. "Werd sicher in seinem Alter auch mal so sein, da brauchen meine Kids dann auch nicht mit Riesengetöse anzukommen," Thomas brauchte kein aufregendes Leben, es reichte ihm, den Überblick zu haben und sich nach und nach auf Neues einstellen zu können.
"Und wie war dein Wochenede, also dein Zirkel und der Erste Hilfe Kurs? Zumindest hast du da meinen Respekt, acht Stunden auf nem Sonntag dazuhocken ist schon echt heftig."

Julian nickte und setze seine Kopfhörer ab. "So lange man glücklich und zufrieden ist und die Leute um einen hat, die einem was bedeuten.", meinte er. Und Thomas Vater hatte ja seine Familie um sich. Julian konnte sich nichts schöneres vorstellen.
"Der Zirkel war.. Komisch. Alle sind älter als ich. Aber der Meister ist nett. Wir haben erzählt womit mir grad struggeln, weißt du und das hat gut getan, weil man sieht dass man nicht alleine ist. Und er hat ein paar Tipps gegeben, die ich versuche zu integrieren." Julian lächelte." Na ja. War schon okay. Ich habe das Gefühl es bringt ja was und die Vorstellung dass ich Menschen dann vielleicht besser helfen kann ist Motivation genug." er holte seine Schuhe aus dem Spind und setze sich hin, um sie anzuziehen.

"Na, zumindest hast dz den Kurs hinter dir, ich mzß noch sehen, wann ich meinen mache, hab da noch keinen passenden Termin gefunden," meinte Thomas und zog sich das Sportshirt über, bevor sie zum Trainingsraum gingen, wo Claire und ann schon waren. Die beiden waren nicht alleine, Jack stand bei ihnen, auf Krücken, aber er schien froh zu sein, wieder aus dem Krankenhaus raus zu sein.
"Hey Jungs, alles klar," begrüßte er Thomas und Julian.

"Ich kann dir den Laden empfehlen, wo ich war. Es war sogar nur auf Spendenbasis. Sie sind der Meinung alle sollten das können. Deshalb." Julian versuchte immer noch so wenig Geld wie möglich auszugeben, um seinem Onkels so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Er freute sich Jack zu sehen, auch wenn er diesen nicht erwartet hatte.
" Hey Jack, bei dir? ", fragte er ihn lächelnd, nachdem er Ann und Claire begrüßt hatte.