Die Verblendung

"Wie soll sie denn in Rente gehen, wenn sie vielleicht nocht mal dreißig ist, du redest, als sei sie schon ne alte Frau," lachte Sandra, die ganze Jägersache würde mit Sicherheit nicht noch Jahrzehnte dauern, so daß man an Rente denken konnte.
"Und so viel hat sie ja nun auch nicht geleistet, sie ist eine Weltmeisterin unter vielen," sie zuckte mit den Schultern, sie konnte so etwas durchaus respektieren, was aber nicht hieß, daß sie diese Leistung als Nonplusultra ansah.

"Natürlich nicht. Im übertragenen Sinne. Ich mein, vielleicht macht sie dann ja mal bisschen piano.", grinste er. Das war nicht tatsächliche Rente. "Und sie ist ja U19 Weltmeisterin. Da gibt es theoretisch schon noch Luft nach oben." Ann war schließlich noch nicht in der Erwachsenenliga. "Ist trotzdem beeindruckend natürlich. Sehr sogar."

"Sie hat auch schon gegen Leute Wettkämpfe bestritten, sdie wesentlich äkter waren als sie. Ohne Wertung dann aber das war für sie immer das aufwärmtraining vor ihren Wettkämpfen. Sie hat mal in nem Interview gesagt, daß es ihr wichtig ist, daß sie dort auch verliert, hab Leute bei mir im Wohnheim, die sehen sich sowas im Fernsehen an," erklärte sie, sie saß dann meisten mit dabei, aber ohne sich richtig damit zu beschäftigen.

"Ja. Das sind Freundschaftskämpfe. Ann ist schon krass dass sie so was als Aufwärmen sieht." Julian hatte sich in den letzten Monaten oft Kämpfe reingezogen. Er hatte das ganze ein wenig für sich entdeckt. Rugby war dagegen wirklich langweilig. Fand er jedenfalls.
" Wie ist das Wohnheim eigentlich so? Ist das so wie ein Internat oder? Bei uns an der Schule gibt es das auch. Aber für mich macht es keinen Sinn. Bin zu nah dran. Na ja. Hab schonmal drüber nachgedacht. Aber das war impulsiv und dumm und eine Geldverschwendung... "

"Ann sieht für mich nicht unbedingt so aus, als würde sie so was aus Freundschaft machen. Gibt halt Leute, für die nur die Erfahrung zählt, sicher sind auch viele deswegen bei den Jägern. Um Erfahrungen zu sammeln, die sie sonst nicht kriegen," Sandra konnte sich vorstellen, daß es viele Motive gab, nei dieser Sache mitzumachen und sicher waren nicht alle gut.
"Ich weiß nicht, wie ein Internat so ist, also kann ich dir das nicht sagen, ob es so ist bei mir."

"Es heißt ja auch nur so. Das bedeutet sozusagen dass ein Kampf oder ein Spiel nicht zählt, sondern nur aus Spaß stattfindet. Natürlich ist es kein Spaß, aber im übertragenen Sinne.", erklärte Julian.
"Und wie ist es im Wohnheim. Also ein Internat ist glaube ich so, Schule, gemeinsam essen und so. Für Leute deren Familien halt zu weit weg wohnen für die Schule."

"Bei Ann ist das nicht mal im übertragenen Sinne Spaß, vor allem nicht, wenn man vorher schon ahnt, daß man verliert. Ich meine, man verletzt sich da, hat Schmerzen und so. Ist für mich jetzt eine komiscvhe Art von Spaß," Sandra untersuchte einige Baumstämme in der Nähe.
"Keine ahnung, was du jetzt für ne antwort erwartest, ich kann das nicht wirklich beschreiben. Bin ja auch nur da, weil meine Familie nicht weg konnte. Und essen tun wir, wann wir wollen, ob jetzt gemeinsam oder nicht, Ost ja kein Zwang."

"Ja gut. Aber das heißt eben so. Ob es jetzt Spaß macht oder nicht." Julian zuckte mit den Schultern. Man hatte es eben so genannt. "Weiß nicht ob Ann Spaß hat. Sie sieht eher sehr konzentriert aus. Und klar tut das weh. Man gewöhnt sich auch irgendwie dran, aber wehtun tut das schon trotzdem. Du lernst halt den Schmerz zu ertragen und wie du den Körper anspannte musst und so." was allerdings nicht hieß, dass man nicht verletzt wurde. Julians Beine waren auch so von blauen Flecken übersät, auch wenn er sich dran gewöhnt hatte.
"Okay. Ich war nur neugierig. Wusste nicht wie es so ist bei euch.", er nickte. Aber am Ende wars nur eine Art zu wohnen. Er fragte sich was für Leute Sandras Eltern waren. Aber scheinbar standen sie sich ziemlich nahe.

"Wohnheim klingt für viele schlimm, so als ob man abgeschoben worden ist. Ist sicher bei einigen auch so, aber man kann ja aus unterschiedlichen Gründen da wohnen," Sandra war froh, daß durch Nora sivh diese Möglichkeit ergeben hatte, ansondten hätte sie bei den Jägern aufhören müssen.
"Ist eben eine andere art von Zuhause, die Leute sind da wirklich nett. Ist aber sicher nicht für jeden was."

"Also ist ja nicht schlimm.", meinte Julian. "Ich hab mich nur eben gefragt." Julian hatte mal zwei Tage im Heim verbracht. Er gruselte sich immer noch davor. Aber das Heim in dem Sandra wohnte, vielleicht war das anders als das was er gesehen hatte.
"Das ist das wichtigste, finde ich. Dass die Leute nett sind hnd man sich wohlfühlt. Wollen wir langsam zurückgehen. Glaube bald müssen wir wieder arbeiten." er sah sie fragend an.

"Ja, die anderen aind sicher schon zurück," stimmte ihm Sandra zu, sie wollte auch nicht durch Abwesenheit auffallen und dafür vielleicht noch getadelt werden.
Tatsächlich war der Trupp, der nicht mit im Wald war, wieder da und man ging geschlossen zu dem Feld, wo sie am Vortag das Wildgetreide gedunden hatten.
Hope hatte ein paar große Säcke organisiert.
"Am besten teilt ihr euvh in vier Gruppen auf und nehmt unterschiedliche Feldgebiete, dann steht ihr euch nicht im Weg," schlug sie vor.

Sie gingen gemeinsam zurück. Julian hatte die kurze Zeit mit Sandra alleine genossen. Jetzt war wieder Arbeit angesagt. Als er Hope sah, musste er an das Gespräch vorhin denken. Halbvampir... Sie war schon ungewöhnlich schön. Aber nein, das war Schwachsinn. Warum sollte sie das sein. Warum sollte irgendjemand das sein?
Da er eh schon neben Sandra stand, waren sie auch in der gleichen Gruppe mit fünf weiteren Personen aus dem Blocktrupp.

"Dann mal los," meinte Hope.
"Wir sammeln so viel wie möglich, um ein paar Tage davon leben zu können. Dann müssen wir nicht jeden Tag hierher. Danke an Thomas für den Tipp," sie lächelte diesem kurz zu und dieser nickte. Er fand, daß es selbstverständlich war, daß er das gesagt hatte, wegen ihm mußte das nicht hervorgehoben werden.
Einige fingen an zu murmeln, als ob sie neidisch daraf waren, daß Thomas das Lob bekommen hatte, aber der machte sich einfach an die arbeit in seinem Bereich

Julian hörte das Gemurmel. Dafür gab er ein paar Böse Blicke in die Runde ab. Er würde Thomas immer im Schutz. Es war ihm egal wie zerstritten sie waren. Auch wenn er wusste dass Thomas das nicht nötig hatte, seinen Schutz. Er konnte das schon selbst. Aber trotzdem. Julian begann zu sammeln, was er so finden konnte. Von den Pilzen ließ er erstmal die Finger. Da wusste er nicht welche giftig waren und welche nicht. Aber mit den Kräutern und Wurzeln kannte er sich ja recht gut aus.

Die arbeit auf dem Feld ging zum größten Teil schweigend voran, da sie recht eintönig und mühselig war, vor allem, weril es auf einmal anfing zu gießen wie aus Eimern. Als hätte sich der Siommer mit einem Knopfdruck eine Pause gegönnt, zogen dunkle Wolken hoch und brachen auf, um das Wasser herunterzulassen, was seit wochen gefehlt hatte.
Aber hope bedeutete ihnen, daß sie weitermachen sollten, auch wenn die Getreidekörner recht rutschig waren, so naß wie sie nun waren.
"Wenn es hart auf hart kommt, können wir auch nicht einfach aufhören, also macht bitte weiter," wies sie die Gruppen an.

Als es um die Feldarbeit ging, fühlte sich Julian an den ersten Ausflug bei den Jägern erinnert, wo sie auch Kräuter trennen mussten. Nur dass das noch wesentliche anstrengender war. Vom ganzen bücken tat einem irgendwann der Rücken schon arg weh. Und irgendwann fing es so heftig an zu regnen, dass sie alle komplett durchnässt waren. Eben hatte noch die Sonne geschienen und die wenigsten hatten Wasserdichtes an. Aber Julian wischte sich den Schweiß und Regen aus dem Gesicht und machte weiter. Er wollte sich keine Blöße geben und weil er in seinem Leben nie hart gearbeitet hatte, hatte er das Gefühl er musste noch mehr geben und sich irgendwie beweisen. Dass Thomas ihn einen Schnösel genannt hatte, das hatte er nicht so schnell verkraftet. Er sah nur hin und wieder auf, wenn Hope eine Anweisung oder ähnliches gab. Seine Hände rutschten von den Ähren ab und er Schnitt sich ein paar Mal. Handschuhe wären echt gut gewesen hier. Aber beim Regen wurde alles schnell davongewaschen.

Es dauerzer bis zum Abend, bis sie zwei Säcke mit dfen Ähren und Körnern voll hatten. Siese wirkten auch schwerer, da sie sich mit dem Regenwasser vollgesogen hatten.
"Gut, wir gehen zurück ins Camp," wies der Blocktrainer an und sie packten zusammen. Ein paar der Blockler schleppten die beiden Säcke zurück, diese Jungs waren eh kräftig gebaut und hatten damit kein Problem.
Im Camp hatte der Jäger, der dort aufpaßte, wieder die Planen rundeherum aufgebaut, in deren Trichtern sich das Regenwasser gut sammelte. Das Lagerfeuer war gut geschützt, darüber hatte man ebenfalls eine Plane gespannt, die verhinderte, daß das Feuer erlosch.

Es dämmerte schon als sie fertig waren. Julian hatte keine Ahnung wie viele Stunden er auf dem Feld gewesen war. Es kam ihm ewig vor. Er war nass und erschöpft, aber er hielt sich aufrecht und war froh endlich den Rücken richtig durchstrecken zu können. Das tragen übernahm Michael und einer seiner Konsorten und sie gingen zurück zum Lager. Wo sie sich ein wenig trocknen konnten.

Die aufsichtspersonen des Camps gingen zwischen den Zelten hin und her, um zu sehen, ob bei allen alles okay war. Einige der Leute hatten beim Getreudepflücken kleinere Wunden an den Händen, bei denen man ihnen erklärte, was man mit ihnen machen sollte, um den Schmerz zu lindern und die Heuilung zu beschleunigen.
Dann wurde ihnen gesagt, daß das gemeinsame Essen heute ausfallen würde, da das Wetter nicht besser wurde, dafür wurde jedem eine Schale Suppe und ein schon kaltes, aber noch frisches Stockbrot gebracht.

Julian schmierte sich was auf die Finger und Verband sie. Jetzt sah es wieder so aus, als würde er gleich boxen gehen. Da trugen sie auch Bandagen. Er aß zusammen mit Sandra und ein paar anderen das kalte Brot und die Suppe. Er hatte so einen Hunger nachdem er den ganzen Tag lang gearbeitet hatte. Es war wirklich anstrengend. Aber trotzdem mussten sie dann halt noch was Wasser holen, auch wenn es regnete. Nachts fiel er neben Jason einfach nur noch erschöpft in den Schlafsack. Seine Glieder fühlten sich super schwer an. So hatte er sich schon lange nicht gefühlt.

In der Nacht begann der Jäger das in den Planen gesammelte Wasser umzufüllen, da dies die beste Möglichkeit war, Trinkwasser zu bekommen, ohne zu viel zur Quelle gehen zu müssen. Einige der Leute hatten drauf bestanden, noch mal Wasser zu holen, obwohl die trichterförmigen Planen recht deutlich zu sehen waren und man sich denken konnte, daß dies zur Regenwassergewinnung war. Aber scheinbar hatte da auch niemand Interesse dran, mal nachzufragen.
Vorteil für den Jäger war es dadurch, daß er sich nachts die Beine vertreten konnte und etwas zu tun hatte.

Julian schlief eine Weile und wurde dann wach, weil er Stimmen hörte. Es war ultra laut. Warum konnten die anderen nicht einfach leise sein? Warum musste man sich mitten in der Nacht so schreiend unterhalten? Julian zog genervt die Beine an den Oberkörper. Es gab hier schließlich eine Nachtruhe. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und stand auf um zu schauen, was Sache war. Aber als er rauskam, war es komplett leer und still. Hatte er sich was eingebildet? Er setzte sich kurz vors Zelt. Es hatte sich so angehört als wäre es gleich nebenan. Vielleicht hatte er noch geträumt?

Der Jäger beendete seinen Rundgang, als er mit den Planen durch war und setzte sich wieder ans Feuer. Der regen hatte mittlerweile aufgehört und die Luft war schwer vom Geruch nasser Erde und Grases.
Zum Glück war das Feuer gut abgesichert, so daß es nicht verlöschen konnte, trotzdem legte der Mann nocvh etwas Birkenrinde nach, so daß ein feiner Funkenregen für einen Moment aufstieg

Julian sah das Feuer. Einer der Jäger schien noch zu arbeiten und er beschloss sich hinzugehen, da er eh nicht schlafen konnte. Er hatte Kopfschmerzen.
"Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich kurz dazugeselle" fragte er den Mann höflich.

Der Jäger zuckte mit den Schultern. "Solange du hier keinen Unsinn veranstaltest, meinetwegen," brummte er und sah kurz zu Julian, bevor er seinen Blick wieder in die Flammen richtete, die wie lebendig vor sich hin flackerten.