Die Verblendung

"Die Zahl lässt sich durch fünf teilen? Wie habe ich mich um mehr als 500 verzählt? Das ist doch zu krass.", Julian sah ihn verwirrt an. Warum musste alles eine Tricksache sein?

"Wenn du genauer hingesehen hättest, dann wäre dir vielleicht aufgefallen, daß nicht alles, was du gezählt hast, Erbsen waren, sondern wir auch über 500 große Linsen miz in den Sack getan haben. Gut zu erkennen an der flacheren Form und der dunkleren Farbe," X griff in den Sack und holte zielsicher sowohl eine Erbse als auch eine Linse heraus und hielt sie Julian im Licht der Laterne hin.
"Deine Lektion für heute. Auch wenn du fokussiert bist, solltest du die Feinheiten nicht außer Acht lassen. Du kannst für heute gehen. Präge dir ein, was ich dir gesagt habe, es kann in deinem ganzen Leben nützlich sein."

Julian sah verwirrt auf den Sack. Wie konnte das sein. Er hätte doch den Unterschied gesehen oder gespürt zwischen Linsen und Erbsen. Allein die Farbe war ganz anders. Er sah in den Sack. Tatsächlich. X hatte Recht. Er war scheinbar so fokussiert gewesen und hatte alles automatisch gemacht irgendwann. Das war wirklich ahh ärgerlich. Aber es hatte keinen Sinn frustriert zu sein, auch aenn das ein dummer Fehler war.
Er stand auf und nickte. "Ja. Danke.", sagte er an X gewandt. Er musste aufmerksamer werden. Das war wichtig. "Dann bis zum nächsten Mal."
Julian war immer noch verwirrt wie ihm das hatte passieren können als er zum Training ins Fitnesscenter ging.

"Deswegen auch die Stäbchen, mit den Händen wäre es dir vielleicht aufgefallen. Aber das wäre auch ein wenig zu einfach gewesen und hätte in dem Sinne wenig Sinn und Übungseffekt gehabt," X nahm den vollen Sack auf und steckte den leeren ebenfalls wieder ein.
"Gut, dann bis zum nächsten Mal, wieder hier bitte, auch um die gleiche Zeit," meinte er noch zum Abschied.

Julian versuchte zu verinnerlichen, was X ihm gesagt hatte und aufmerksamer zu sein. Auch wenn es ihm nicht immer leicht fiel.
Beim nächsten Treffen war er wieder pünktlich da und wartete auf die nächsten Anweisungen.

X wartete schon auf Julian, als dieser snkam, es sah fast so aus, als hätte der mann nicht mal seine Klamotten gewechselt, weil er bei jedem Treffen exakt alles so trug wie beim Treffen davor. Selbst die Haare saßen genau so wie sonst auch, langweilig und ohne Eindruck zu hinterlassen.
"Ich hoffe sehr, daß du deine letzte Lektion verinnerlicht hast," fing er nach einer kurzen Begrüßung an.
"Kommen wir zu deiner nächsten Aufgabe. Wie bereits gesagt, ist Geduld und Ruhe bewahren elementar wichtig in unserem Job hier," mit diesen Worten führte er Julian zurück ins Trainingscenter zur Anmeldung. Dort wartete Hope schon suf die beiden. Sie war mit einem kurzem weißen Kittel bekleidet, das Haar streng zurückgebunden, so daß ihre schmalen Gesichtszüge gut zur Geltung kamen.
"Wir werden dich heute unter ziemlichen Streß setzen, deine aufgabe wird es sein, das geduldig durchzustehen und dich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen," meinte X und nickte Noras Tochter kurz zu.
"Komm mit ins arztzimmer, wir müssen dich vorher verkabeln," sagte sie zu Julian.

Julian nickte. Er versuchte es. Es war schwierig Angewohnheiten von einem Tag auf den anderen zu ändern. Dann folgte er X ins Center.
Julian war überrascht als er Hope sah. Sie sah aus wie eine richtige Wissenschaftler. Kurz unterdrückte er den Impuls sie anzustarren. Sie war trotz allem immer noch sehr anziehend.
"Hey Hope.", meinte er dann. "Okay." er folgte ihr in das Behandlungszimmer. Er würde ja sehen was oder wie dieser Stress war.

Hope ging vor in das Zimmer, wo eine Ärztin wartete, die Julioan auch schon kannte, da sie schon ein paar Standarduntersuchungen mit ihm gemacht hatte, während er noch im Anfangsstadium hier war.
"Danke, Hopr," meinte sie und nickte Julian freundlich zu.
"Würdest du bitte dein Shirt ausziehen, damit ich die Kabel an dir befestigen kann," fragte sie Julian freundlich.

"Klar." Julian zog seine Uniformjacke aus, legte sie über einen Stuhl und knöpfe sein Hemd auf und legte es ordentlich gefaltet auf den gleichen Stuhl. Er wandte sich der Ärztin zu, damit die ihre Arbeit machen konnte.

Die Ärztin klebte einige Elektroden auf Julians Oberkörper fest und schaltete ein Gerät ein, welches sofort leise zu summen und zu piepen anfing.
"Du wirst vielleicht denken, daß sei keine Streßsituation, der wir dich göeivh aussetzen, aber sei gewarnt. Viele haben das folgende abbrechen müssen," sie führte Julian zu einem Raum, der völlig unscheinbar aussah, nichts befand sich in ihm, nur weiße Wände, eine weiße Decke und ein weißer Boden.
"Dieser Raum ist absolut geräuschisoliert, wenn die Tür zu ist, du wirst also in einem so genannten stillsten Raum der Welt aushalten müssen," erklärte sie ihm.

Julian schluckte. Er bedankte sich gerade still bei Sora, dass dieser sie auf so etwas vorbereitet hatte. Es gab nichts schlimmeres als in der Stille alleine mit den Gedanken zu sein. Aber Julian hatte gelernt sich auszuhalten. Er nickte. "Nein. Kann ich mir vorstellen.", meinte er und folgte der Ärztin. Julian sah sich um und suchte sich dann einen Platz an der Wand, wo er sich im Schneidersitz hinsetzte. "Okay. Bin bereit.", sagte er.

"Ich weiß, daß du darauf nicht vorbereitet bist und daß auch kein Training einen darauf vorbereiten kann. Wir wissen von dem Training mit den Kopfhörern, aber im Vergleich zu dem hier hast du da noch recht gut gehört, aber das wirst du gleich selbst sehen. Der raum hier ist mit Kameras ausgestattet, die dich beobachten, sollte also irgend etwas sein, dann melde dich, damit wir zur Not abbrechen können," erklärte die Ärztin ihm, bevor sie den Raum verließ und die Tür hinter sich zuzog. Selbst das Klicken war schon fast lauzt, da Julian auf einmal undurchdringliche Stille umgab, die greifbar sxhien.

Julian nickte. Er musste da durch. Wie bei allem anderen auch. Er holte tief Luft und schloss die Augen, presste seinen Rücken gegen die kühle Wand und versuchte sich auf dieses Empfinden zu konzentrieren. Selbst wenn er nichts hörte, selbst wenn es still war, er war nicht still, weil er lebte. Er spürte noch, auch wenn es ihm nicht so vorkam. Er konnte seinen eigenen Herzschlag hören und das Blut in seinem Kopf rauschen hören, wenn er sich anstrengte. Er versuchte sich auf diese Dinge zu konzentrieren und schloss die Augen, Zwang sich regelmäßig zu atmen, damit er keine Panik bekam. Es war gruselig komplett isoliert zu sein. Alleine in der Stille. Atmen. Das war wichtig. Er würde hier nicht ersticken. Es gab genug Luft, auch wenn es sich so anfühlte, als würde er ins leere fallen. Atmen.

Die Ärztin setzte sich an die Geräte und kontrollierte diese ohne unterlaß, Hope ebenso, die auch Notizen über Julians Werte aufschrieb.
Es würde irgendwann schlimmer werden für ihn, das wußten beide aus eigener Erfahrung, weil der Druck durch diese Stille irgendwann zunehmen würde. Ziel war es eben, geduldig abzuwarten, aber das mußte Juloan mit sich selbst ausmachen, da das sowohl auf die Psyche als auch auf seine körperliche Verfassung gehen würde, egal wie gut er versuchen würde, sich abzulenken. Die Uhr tickte also.

Julian gab sich alle Mühe nicht in Gedankenkarusselle zu geraten und übte sich stattdessen in seiner Mediationspraxis. Normalerweise nahm er dabei allerhand Geräusche von draußen wahr, die er dann akzeptieren und loslassen konnte, aber so musste er komplett in sich gehen und von innen Impulse annehmen. Wenn er merkte, dass seine Atmung immer schneller wurde, zwang er sich wieder regelmäßiger und ruhiger zu atmen. Wenn er merkte, dass der Druck zu hoch wurde, versuchte er sich seiner räumlichen Präsenz bewusst zu werden, indem er seinen Rücken, der an die Wand gepresst war, wahrnahm.

"Gut, steigern wir das Ganze für ihn," meinte X nach einer Weile und die Ärztin nickte, betätigte einen Knopf, der in dem Raum, in dem Julian saß ein leises Tropfgeräusch erzeigte, welches selbst dadurch, daß es sehr leise war, für ihn nach der Stille sehr laut scheinen würde.
Sie stellte es auch so ein, daß es sehr unregelmäßg war und nie nur von einer Stelle kam, es sollte duch den Raum wandern. Gleichzeitig stellte sie das Licht so ein, daß die Wände nicht mehr wirklich zu sehen waren, ebenso wenig wie die Kanten und Ecken des Raumes, so daß Julian die fixpunkte rundherum genommem wurden.

Julian hatte eh die Augen zu, aber er nahm doch wahr, dass das Licht weg war. Er konnte den Unterschied sofort spüren, aber er öffnete die Augen nicht. Das hätte es schlimmer gemacht. Aber dieses Tropfgeräusch war die pure Folter. Julians Sinne waren eh schon enorm geschärft und er kam ihm unglaublich laut vor und er konnte sich nicht mehr auf seine Atmung konzentrieren. Also musste er sich auf dieses Geräusch einlassen was keine Regelmäßigkeit und kein Muster hatte. Er vertrieb sich die Zeit damit im Kopf leise die Abstände zwischen den Tropfen zu zählen. Trotzdem zuckte er oft zusammen, wenn das Geräusch kam. Es war so als würde jemand gegen sein Gehirn schlagen. Immer und immer wieder. Es dauerte eine Weile bis er klarkam.

Nach einer ganzen Weile erstarb das Tropfgeräusch und die Ärztin öffnete die Tür des Raumes. "Du kannst wieder aufstehen und mitkommen, aber langsam bitte," selbst die leisen Geräusche, die durch die geöffnete Tür kamen, mußten für Julian eine starke Lautstärke haben, weswegen die Frau auch sehr leise zu ihm sprach.
"Wir haben das Licht draußen auch gedfämmt undf die Vorhänge zugezogen, deine augen sollten also keine Probleme haben."

Julian zuckte enorm zusammen, als er die Stimme der Ärztin hörte, da er sie natürlich nicht hatte kommen hören. Sie hatte die Stille unterbrochen. Er erhob sich langsam. Ihm war etwas schwindelig. Langsam trat er durch die leere aus dem Raum raus. Das Licht im Raum war trotzdem ungewohnt und er kniff die Augen zusammen. Es kam ihm alles unwirklich vor.
"Brauch ne Sekunde.", murmelte er. Seine eigene Stimme kam ihm etwas fremd vor. Er ließ den Raum eine Weile auf sich wirken und richtete sich dann auf.
"Okay.", sagte er mit festerer Stimme.

"Zieh dich an und folge mir," meinte Hope, nachdem die Elektroden von Julian abgemacht worden waren. Sie führte ihn in einen kleinen Nebenraum, in dem eine bequem aussehende Liege stand. "Leg dich da eine Weile hin," wies sie ihn an und brachte ihm ein Glas Wasser, welches sie auf einen kleinen Beistelltisch neben die Liege stellte.
X betrat den Raum und setzte sich auf einen Stuhl in der Ecke, sah zu Julian.
"Wenn es dir wieder besser geht, dann kannst du für heute gehen. Es können eventuell Nachwirkungen auftreten, Schwindel, Beklemmungsgefühle, Übelkeit. Schreib auf, wenn du so was bemerkst, mit ungefährer Zeitangabe, alles, was ungewöhnlich ist in den nächsten Stunden bis morgen. Bring das dann beim nächsten Training mit, damitt wir es in die Auswertung mit einbeziehen können," schnarrte seine monotone Stimme zu Julian herüber.

Julian zog sich langsam sein Hemd über und band seine Krawatte. Dabei war er darauf bedacht es möglichst ruhig uu machen. Als letztes griff er nach seiner Jacke und folgte Hope dann. Der Boden fühlte sich wie Watte an.
Er war dann auch ganz froh sich hinlegen zu dürfen, da er sich gerade so zusammenriss um normal zu wirken. "Danke.", meinte er zu Hope.
Julian drehte sich zu X um. "Okay. Mache ich. Danke." Als der Trainer weg war, erlaubte er es sich kurz in sich zusammenzusacken. Er ließ alles eine Weile auf sich wirken und trank einen Schluck Wasser. Allmählich wurde es besser und er traute sich zu den Heimweg anzutreten.
Den Abend über war Julian noch ein paar Mal schwindelig. Er schrieb es sich sofort auf. Es war als hätte man ihn und Weile aus dem Leben gerissen und dann wieder in die echte Welt zurückgesetzt ohne jeglichen Kontext. Aber er war auch erstaunt darüber wie schnell er wieder klarkam als wäre nichts gewesen.

Als Julian seine aufzeichnungen abgegeben hatte, gab X dies in die Forschung weiter zur Analysierung des Ganzen. Er hatte sich denken können, daß Julioan nicht ohne Notizen kommen würde, alles andere hätte ihn stark gewundert.
Als die analyse ein paar wochen später fertig war, wertete X das mit Julian aus, es hätte sicher spannender sein können, aber durch die monotone Art von X war selbst das eine dröge Angelegenheit.
"Wie ich sehe, bist du nicht der einzige Jäger in deiner Familie. Scheint euer Ding zu sein," meinte er zum Abschluß.

Julian konnte wenig mit X anfangen. Er war fast ein wenig genervt, dass er ausgerechnet diesen Typen als Mentor bekommen hatte. Er hatte die Mentoren von den anderen gesehen und die wirkten alles sehr viel offener und freundlicher und seiner war einfach nur monoton. Es wirkte so als wäre ihm alles egal. Meistens zeigte er gar keine Emotionen und wenn doch dann war es nur Misswilligung oder Kritik. Aber Nora würde ich schon etwas dabei gedacht haben, versuchte er sich einzureden. Sie würden sich schon miteinander arrangieren und Julian wollte nicht bockig oder respektlos sein.
Er musste noch ein paar Mal in den Raum, bis sie endlich die Auswertung machten.
Julian sah X verwirrt an. "Davon weiß ich nichts.", sagte er. "Mein Onkel ist Steuerberater, meine Eltern und Großeltern sind tot."

"Nein, jemand Jüngeres, Verwandtschaft dritten oder vierten Grades würde ich sagen. Von der Seite deines Vaters her, zumindest sagt dies die Genanalyse. Wir haben damiot schon angefangen, als ihr vom Camp zurückgekommen seid, wenn du dich daran erinnerst, mußtet ihr eine Blutprobe abgeben, damit abgesichert wurde, daß die Spionin aus der Blocktruppe keinen größeren Schaden angerichtet hat als sowieso schon," meinte X schulterzuckend.
Vielleicht eine Großcousine von dir, die du noch nicht kennst, soweit unsere Informationen da sind, weißt du nicht sonderlich viel über die Herkunft deiner Familie."

Julian sah ihn an. Er brauchte eine Weile um zu schalten.
"Oh.", sagte er schließlich. Er hatte noch nie jemanden aus der leiblichen Familie seines Vaters kennengelernt. Der selbst wusste auch gar nichts über seine Herkunft. Er wusste nur dass er als Baby irgendwo in London gelandet war und dass er aus Nigeria kam. Sonst gar nichts und die Leute im Heim hatten auch nichts gewusst.
"Ich weiß. Und ähh haben Sie irgendwelche Kontaktinformationen zu der Familie oder der Person?", fragte Julian ihn. "Sind sie in London? England?"