Privat-RPG mit Phiana :)

"Guten Tag Herr Gerold." sagte ich als wir langsam und vorsichtig eintraten.
Als Melina ihm die Geschichte erzählte wie sie gestürzt war schwieg ich und nickte nur um ihre Story zu bestätigen.

"Na da hat du ja Glück gehabt, gleich einen so netten Jungen in deiner Klasse zu haben. Also gehört die Maschine da draußen dir? Also ich hatte ja ..."
"Dad, sei ruhig, ansonsten kommt David hier gar nicht mehr raus." Leicht schmollend zog mein Vater ab, aber ich wußte ja, daß er nicht böse war.
"Mein Vater hätte dir sonst seine Jugendgeschichten erzählt, wie sie wochenlang nur mit Motorrädern unterwegs waren. Langweilig, glaub mir, vor allem, weil er das immer noch so erzählt, als ob er morgen gleich wieder los will."

"Ach." ich zuckte grinsend mit den Schultern "passt schon."
Wäre doch sicher interessant gewesen. Ich konnte ja verstehen das es Melina langweilig eine Geschichte immer und immer wieder aufgetischt zu bekommen, aber ich kannte noch keinen Erwachsenen in meiner Umgebung der mit Motorrädern zu tun hatte.

"Glaub mir, die Motorräder die schäbigen Jugendherbergen und nicht ganz legalen Zeltübernachtungen."
Dann grinste ich ihn an.
"Ihr könnt euch ja mal treffen, wenn du das unbedingt hören willst. So, komm erst mal mit in mein Zimmer, aber denk an das, was ich dir gesagt habe. Ein rosa Mädchenzimmer erwartet dich ... noch."
Damit begann ich mit dem Treppenaufstieg.

Sie hüpfte einbeinig die Treppen hinauf. Daher kamen also die dumpfen Geräusche welche ich vorhin gehört hatte als wir da waren. War aber so sicher leichter für Melina.
"Klar." sagte ich grinsend und folgte ihr.

Ich stieß die Zimmertür auf und ging hinein. Überall waren noch kleinere und größere Kartons, nur mein alter schwarzer Kleiderschrank stand da und mein Himmelbett, das ähnlich dunkle Vorhänge und ein Eisengestell hatte wie meine Fenster. Dazu ein schwarzer Teppich ... und barbierosa Wände eben.
"Willkommen in der Vorhölle," grinste ich und ließ ihn eintreten.

Sie hatte ein großes Zimmer und ich schaute mich neugierig um.
Ich wusste was sie meinte. Nicht nur das rosa eine schreckliche Farbe war, nein, sondern sie passte auch kein bisschen in Melinas Zimmer. Bevor sie ihr Zimmer einrichten konnte musste sie das überstreichen, das war klar.

"Naja, immerhin ein Dach über dem Kopf," grinste ich ihn an. "Aber ich hätte mir denken können, daß du das auch nicht magst. Aber das werde ich so schnell wie möglich ändern, dann kannst du ohne Augenleiden hier rein ... also, wenn du das willst, meine ich natürlich."

Ich lächelte schief. Das würde sich ergeben...
Ich wusste nicht wie es jetzt weiter gehen sollte, doch gerade als ich etwas sagen wollte ertönte mein derzeitiges Lieblingslied. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und starrte aufs Display. Mum.
"Ja?" fragte ich und ging ran. "Wo bist du? Du musst Olivia in einer Stunde zum Tanzen bringen!" meinte meine Mutter aufgeregt.
Olivia hatte heute einen Ballett Auftritt im Theater. Dad arbeitete zu lange um mitzugehen und Mum musste zum Arzt. Mir war es gar nicht aufgefallen das es schon so spät war.
"Mach dir keine Sorgen ich komm gleich nach Hause." versuchte ich sie zu beruhigen bevor ich das Telefonat beendete.

Als er kurz nach draußen ging, setzte ich mich auf mein Bett und besah mir meinen Knöchel genauer. Das würde ich noch lange merken, vielleicht würde ich damit auch noch mal zum Arzt, damit ich wenigstens so was wie ein Sportattest bekam, immerhin konnte ich mit dem Bein ja kaum im Unterricht groß was machen.
Ich hoffte nur, daß der Lehrer es einsehen würde. Zumindest hatten wir erst mal frei bis morgen und Hausaufgaben hatten wir auch nicht wirklich bekommen, aber es würde schon reichen, wenn ich die Buchliste durchgehen müßte. Zum Glück gab es in der Schule eine Bibliothek, da mußte ich nicht ewig suchen.
Als David wieder rein kam, sah ich ihn nur kurz an, er schien etwas in Eile zu sein. "Alles OK bei dir?"

"Ja, ich muss aber leider schon los. Olivia hat noch einen Auftritt." sagte ich entschuldigend und fuhr mir durch die Haare. Ich hoffte ich würde in einer halben Stunde zuhause sein. Ich schaute kurz an mir herunter. Ich hätte dann sicher noch Zeit mich umzuziehen, denn so konnte ich dort ja schlecht auftauchen.

"Oh, klar, das ist wichtiger. Bestell ihr mal schöne Grüße von mir und daß ich ihr die Daumen drücke."
Leicht lächelte ich ihn an und erhob mich und humpelte auf ihn zu.
"Wir sehen uns ja dann morgen, war wirklich nett von dir, daß du dich um mich und meinen Hund gekümmert hast."

Nachdem ich mich von Melina und ihren Dad verabschiedet hatte fuhr ich nachhause. Draußen war es kühler geworden.
Als ich zuhause ankam empfing mich meine Mutter wartend.
"Ich muss jetzt los, du weißt ja wo es ist." sagte sie mir und ich nickte. Sie hatte es ziemlich eilig das erkannte man allein schon daran wie sie ungeduldig mit dem Füßen wippte. "Vergess nicht Olivia den Helm auf zusetzten!" ermahnte sie mich noch bevor sie ging.
"Prinzessin?" rief ich die Treppe hoch. "Ja!" piepste sie zurück. Sie war also oben. Ich stieg die Treppe zu ihr hinauf und alberte ein wenig mit meiner Schwester rum bevor ich in mein Zimmer ging und mir ein weißes Hemd raus suchte und ein schwarzes Jacket. Dazu zog ich mir eine einfache Jeans an. Ich mochte es nicht so schick.

Als er weg war, humpelte ich zu meinem Dad, der mich besorgt von der Seite ansah.
"Können wir wegen meinem Knöchel irgendwie zu einem Arzt, ich weiß nicht, ob ich mit dem Klumpfuß Sport machen kann."
Er nickte und erhob sich. Caspar kläffte kurz empört, doch hatte er jetzt keine Lust mehr nach draußen zu laufen. Gemeinsam gingen mein Vater und ich zu seinem Auto und stiegen ein, um dann loszufahren. Ich hoffte nur, daß es wirklich nur eine Verstauchung war und nichts Schlimmeres.

Ich half meiner kleinen Schwester vom Motorrad und nahm ihr den Helm ab. Sie ergriff grinsend meine Hand und zog mich in Richtung Eingang. In der Eingangshalle des Theaters tummelten sich schon einige Menschen welche alle darauf warteten das sie in den Saal gelassen wurden. Bei einer netten Dame bei welcher es sich um Olivias Tanzlehrerin handelte blieben wir stehen. "Guten Tag Olivia." sagte sie und nickte mir danach zur Begrüßung zu. "Geh schnell in die Umkleiden die anderen Mädchen ziehen sich schon um!" meinte sie und Olivia eilte davon. Sie kannte sich schon gut aus da sie zur Generalprobe hier getanzt hatten. Auch ihrer Lehrerin hatte noch einiges vorzubereiten ehe ich mich versah war sie weg.
Hoffentlich ging es Melina gut.
18 Uhr war Einlass und die Menschen strömten durch die Türen und machten sich auf die Suche nach einen guten Sitzplatz. Ich setzte mich in die zweite Reihe. Diese wurde immer für die Angehörigen reserviert. Als das Gemurmel in den Reihen langsam verstummte wurde das Licht gedämmt, Scheinwerfer erhellten die Bühne und die Musik setzte ein.
Es wurde ein Stück über Freundschaft aufgeführt und Olivia spielte eine kleine Elfe. Sie hatte ein kleines hellgrünes Kleid an welches mit goldenen Glitzer verziert war. Erst letzte Woche hatte sie zu mir gesagt das sie ein echtes Prinzessinenkleid  anziehen dürfte.

Wir waren eine ganze Weile unterwegs, ich hatte gar nicht mehr gewußt, wie groß die eigentlich war. Doch als wir ankamen, war ich mehr als froh, aussteigen zu können, denn mein Dad war noch immer der Meinung, daß die Geschwindigkeitsbegrenzung nur für Idioten war, die nicht fahren konnten.
Beim Arzt selbst war es brechend voll und bei dem, was ich dort sah, kam ich mir mit meinem Fuß schon lächerlich vor, doch waren wir nun mal da und ich humpelte zu einem Stuhl.
Es war hektisch und die schwestern sahen überarbeitet auf, die ganze Zeit jammerte ein Kind neben mir, was mir leid tat, doch hatte es wohl einen gebrochenen Arm und da konnte ich eh nichts machen, leider.
Wir waren knapp schon eine Stunde da und noch immer waren wir nicht dran.

Das Publikum klatschte laut und die Elfen, Feen, Tiere und Pflanzen verbeugten sich grinsend auf der Bühne. Olivias Wangen waren ganz rot vor Freude und ihre blonden Haare waren vom Tanzen ganz zerzaust. Einige Gemeinsamkeiten hatten wir schon.
Ich wartete draußen auf Olivia, welche mir wenige Minuten später Lächelnd entgegen kam. "Hast du mich gesehen Davi?" fragte sie aufgeregt. "Ich bin ganz toll getanzt, wie die aus Schwanensee!" sagte sie stolz. "Nein, wie eine Elfe." meinte ich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie quietschte freudig und schlang die Arme um meinen Hals. "Wie eine Elfenprinzessin?" fragte sie. Ich nickte. "Komm Prinzessin wir fahren nachhause."
Olivia war total geschafft und nachdem ich ihr noch eine Geschichte erzählt hatte schlief sie schließlich in ihrem kleinen Bettchen ein. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schlich mich vorsichtig aus ihren Zimmer. Die Tür ließ ich angelehnt, sie hatte Angst im dunkeln.
Seufzend ging ich in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Das war doch mal ein ereignisreicher Tag!

Nach einer weiteren Stunde waren wir endlich an der Reihe und der Arzt empfing mich in seinem Zimmer. Nachdem ich ihm gesagt hatte, was passiert war, schüttelte er nur leicht besorgt den Kopf und bat mich, ihm meinen Fuß zu zeigen. Als er ihn vorsichtig bewegte, zuckte ich zusammen. Verdammt, das tat wirklich weh und ich biss die Zähne zusammen, allerdings konnte ich mir ein paar Tränen nicht verkneifen.
Er gab mir das Sportattest, wollte mich sogar ins Krankenhaus schicken, doch das hielt ich für etwas übertrieben. Immerhin war gerade erst einmal mein erster Schultag und ich wollte keine Schwäche zeigen.
Seufzend gab mir der Arzt einen kleinen Gehgips und ich humpelte wieder nach draußen, wo mein Dad mich schon erwartete. Gemeinsam fuhren wir nach Hause. Hunger hatte ich nicht wirklich, also beschloß ich aufs Zimmer zu gehen und noch etwas zu lesen.

Nachdem ich noch eine Weile Musik gehört hatte lief ich hinunter in die Küche um mir etwas zu Essen zu kochen. Gerade als ich die Nudeln fertig gekocht hatte ging unsere Haustür auf. Ich hörte wie mein Vater stapfend ins Haus kam. Er trat in die Küche. "Kochst du genug für zwei?" fragte er und ließ sich auf einen Stuhl nieder. Ich nickte und rührte mit den Löffel in der köchelnden Soße. Es duftete schon im gesamten Zimmer und mein Magen knurrte hungrig.
Nachdem wir beide gegessen hatten ging mein Vater in sein Büro und ich wusch noch das Geschirr bevor ich hinauf ins Bad lief um mich zu duschen.
In meinen Zimmer riss ich das Fenster auf und schlüpfte unter die Bettdecke. Die frische Nachtluft wehte hinein und streifte über mein Gesicht. Ich stellte noch meinen Wecker, dann drehte ich mich zur Seite und versuchte zu schlafen.

Nach einer Weile kam Casper noch zu mir und wollte seine Streicheleinheiten von mir haben und beschäftigte mich damit noch eine Weile. Danach schaute ich auf die Uhr und stellte fest, daß es schon recht spät war. Außerdem war es heute ja auch stressig gewesen, aber ich hatte zumindest schon jemanden kennen gelernt, den ich wirklich nett fand. Lächelnd schloß ich die Augen und schlief mit diesem Gedanken ein.

Am nächsten morgen fuhr ich mit meine Motorrad zur Schule nachdem ich Olivia in den Kindergarten gebracht hatte. Die Sonne schien und keine Wolke war weit und breit am Himmel zu sehen. Als ich an der Schule ankam hielt ich erst einmal ausschau nach Melina. Es würde noch eine weile dauern eh die Schultore geöffnet würden und solange musste man eben vor dem Gebäude warten. Doch ehe ich alles überblickt hatte wurde ich von Jason aus meinen Gedanken gerissen. "Hey!" Wir begrüßten uns und alberten ein wenig herum bevor Marie ankam und Jason zur Seite zog. Genervt rollte ich mit den Augen. Jason und Marie waren echt ein tolles Paar aber am ende stand ich dann immer alleine da während die beide rum turtelten. Doch meine etwas trübe Laune war sofort verflogen als ich Melina nicht weit entfernt erblickte.

Am nächsten Tag wachte ich einigermaßen ausgeschlafen aus und humpelte ins Bad, um mich fertigzumachen. Das dauerte etwas länger als sonst, allerdings legte ich nicht unbedingt allzu viel Make up oder so was auf, die Mädchen in meiner Klasse waren da ganz anders. Aber ich fand, daß ich jetzt nicht so schlecht aussah und dafür auch keine Schminke brauchte.
Als ich nach unten kam, erwartete mich schon mein Dad, der mir grinsend sagte, daß er mich heute fahren würde. Ich war ihm dankbar, denn mein Fuß schmerzte doch ganz schön und ich setzte mich seufzend ins Auto, um wenig später schon wieder auszusteigen. Lächelnd bemerkte ich Davids Motorrad und ging Richtung Schulgebäude. War noch ziemlich früh, aber das machte ja nichts.

Prüfend schaute ich zu Jason und Marie doch sie waren... 'beschäftigt'. Also ging ich lässig zu Melina. Ich grinste sie zur Begrüßung an. Kurz überlegte ich wie ich wohl aussah doch im Grunde nicht anders wie sonst. Melina sah zumindest umwerfend aus. "Hi." sagte ich dann schaute ich sie prüfend an und bemerkte den Gips welchen sie trug. "Ich wusste doch gleich das du damit zum Arzt gehen musstest."

Ich lächelte, als David auf mich zukam und nickte ihm kurz zu. Vor allem fand ich es irgendwie witzig, wie er versuchte, lässig rüberzukommen, aber das fand ich überhaupt nicht schlimm.
"Hi, ja, mit Wettrennen wird wohl erst mal nichts werden, leider." Ich strahlte ihn an und versuchte, meine Nervosität zu verbergen, immerhin war noch nie so einfach ein Junge auf mich zugegangen, um mit mir zu reden.

"Dann später vielleicht irgendwann?" ich lächelte zurück und hatte das Gefühl das sie zwar noch leicht unsicher war doch anders als gestern. Nun gut, es war ziemlich viel passiert. Ich dachte kurz daran was wohl heute passieren konnte. Eigentlich alles und nichts. Die Schule konnte in Flammen aufgehen, ich könnte mal wieder von irgendeiner Verrückten angefallen werden oder mich mit Jason streiten. Alles stand offen.