Privat-RPG mit Phiana :)

Bei Frau Müller war es ruhiger als bei der Karlsen, lag aber auch daran, dfaß sie eine wirklich nette Art hatte. Mein alter Kunstlehrer war auch nicht übel gewesen, so hatte er mir das Fach zumindest näher gebracht und ich dachte, daß diese Frau das auch konnte.
Zuerst sprachen wir viel Theoretisches durch und ich atmete auf. Hier war nichts Neues dabei, das, was hier vorausgesetzt wurde, beherrschte ich oder hatte zumindest schon mal davon gehört.

Da es der erste Schultag war und noch niemand die passenden Materialien mit hatte, sollten wir erst einmal etwas zu einem vorgegebenen Thema zeichnen. Stillleben in der Stadt.
Ich überlegte kurz und zog meinen weißen Block hervor. Ich riss zwei Blätter aus und legte Melina eins hin. Vielleicht würde ich Hochhäuser zeichnen... Oder eine Brücke. Frau Müller redete von der richtigen Inspiration während ich und der Rest der Klasse mit unseren Zeichnungen begannen.

Stillleben in der Stadt ... das ging ´ja noch.
"Danke für das Blatt, flüsterte ich David noch zu, wußte aber nicht, ob er es gehört hatte, da er schon mit dem Zeichnen beschäftigt war.
Ich wußte auch schon, was ich zeichnen würde, auch wenn man mich da sicher auch komisch ansehen würde. Ich zeichnete die alten Eisentonnen am Hafen, wo ich mich immer zurück gezogen hatte, wenn mir alles zu viel wurde. Diese kannte ich in und auswendig, so oft, wie ich dort war und mich ausweinte.

Ich entschied mich letztendlich für die Friedhofsbrücke... Sie war schon ziemlich alt und ich war früher ziemlich oft dort da mein Großvater als Friedhofsgärtner gearbeitet hatte.
Nach einiger Zeit schaute ich mir seufzend meine halbfertige Arbeit an. Sie sah nicht besonders toll aus. Ich schaute kurz zu Melina hinüber doch ihre Haare verbargen ihre Zeichnung. Ein paar Sekunden lang schaute ich ihr beim Zeichnen zu bevor ich meinen Bleistift wieder zückte.
Doch gerade als ich weiter arbeiten wollte ertönte eine Durchsage. "Melina Gerold und David Mayson melden sich bitte im Büro des Direktors!"

Ich zuckte zusammen, als ich die Durchsage hörte, so schnell hatte ich nicht damit gerechnet.
Auch Frau Müller schaute uns irritiert an, ließ uns aber gehen.
Seufzend schloß ich die Tür hinter uns.
"Schlimmer als Nachsitzen wird's nicht, hast du gesagt, oder?"
Etwas zweifelnd sah ich zu ihm hoch, er überragte mich ja fast um einen Kopf.
"Tut mir nochmal Leid, daß du da jetzt mit rein mußt, David."

Diesmal hatte es Frau Karlsen anscheinend sehr eilig.
"Kein Problem. Du bist neu, sie werden vorsichtig mit dir sein." versuchte ich Melina zu überzeugen doch sie schaute immer noch unsicher. Ich drückte kurz ihre Schulter. "Komm, wir müssen in den ersten Stock."

"Naja, eigentlich ja eine alte Neue, immerhin war ich ja schon hier und auf noch eine Diskussion hab ich nicht unbedingt Lust. Wie ist der Direx denn so drauf, ich kenn ja nur noch Frau Kärntner, die war ja noch Rektorin, als ich wegging."
Wenn wir Glück hatten, war Frau Karlsen nicht dabei.
"Aber auch wenn ich nachsitzen muß, ist das egal, immerhin wollte ich dir ja nur helfen."

"Der Direx ist ziemlich streng und könnte wahrscheinlich die gesamte Schulordnung runter brettern wenn er wollte." erklärte ich ihr und sagte dann: "Hmm... Ja, danke übrigens das du mich so verteidigt hast." ich grinste sie schief an und wir liefen in der Stille die Treppen hinauf.
Frau Kärntner war eigentlich ganz nett gewesen. Sie hatte immer Hustenbonbons in einer großen Schale vor ihren Schreibtisch stehen gehabt, von denen man sich jedesmal, wenn man bei ihr war, welche nehmen durfte.

"Oh Gott, nicht dein Ernst? Ich hatte eigentlich nicht vor, mir das Ganze noch mal anzuhören."
Resigniert ließ ich meinen Kopf nach unten sinken. Was hatte ich mir da nur eingebrockt. Eigentlich war ich doch ganz anders, aber nun hatte ich wohl über die Stränge geschlagen.
"Kein ... Problem, immerhin war es ja wirklich nicht deine Schuld, und ich fand es wirklich nett von dir."

Ich lachte kurz auf. "Tja...wie man sich verändern kann."
Melina machte sich wahrscheinlich wirklich sorgen wegen der Sache heute Vormittag. Es würde schon alles gut gehen- da war ich mir fast zu 95% sicher.
"Hier." sagte ich und zog Melina zur Tür zurück an welcher sie gerade vorbei laufen wollte. Ihre Hand war warm und in Gegensatz zu meiner Hand winzig.

"Hättest du mir das bei unserem letzten Treffen gesagt, hätte ich dir das nie geglaubt."
Als ich seine Hand spürte, fing ich unmerklich an zu zittern. Vor allem in solchen Situationen war mein Selbstbewußsein gleich unter Null. Fast mußte ich schon mit den Tränen kämpfen und schluckte schwer.
Dann atmete ich tief durch und sah ihn an.
"Auf in die Höhle des Löwen, würde ich mal sagen."

Ich hob meine Hand und wollte klopfen, doch vorher schaute ich noch einmal zu Melina um zu sehen, ob es für sie okay war. Dann pochte ich zweimal laut gegen das Holz der Tür und wartete einige Sekunden bevor ich die Türklinke hinunter drückte.
Es war knapp zwei Monate her seit ich das letzte mal diesen Raum betreten hatte...

Der Direx saß an seinem Schreibtisch und zu meinem beziehungsweise unserem Glück war Frau Karlsen nicht zu sehen.
"Setzt euch."
Kurz und knapp erhielten wir das Kommando und ließen uns auf die Stühle nieder, die vor ihm standen.
"Was ist eigentlich genau vorgefallen?"
Kurz schilderte ich ihm, wie ich vor Angst nicht weiterkonnte wegen der Menschenmenge, ihn wollte ich nicht auch noch anlügen und endete an dem Moment, als David und ich nach draußen kamen. Hilflos sah ich den neben mir Sitzenden an.

Ich lächelte sie kurz an und wandte mich dann an Herrn Thomsen.
"Genau. Ich hatte mir sorgen gemacht da sie ja neu hier an der Schule ist."
Er nickte nur. Doch nach einigen Minuten entschloss er sich doch noch ein paar Worte los zu lassen.
"Im Grunde würde ich jetzt sehr gerne behaupten können, dass ihr dank des Missverständnisses gehen dürft, aber an unserer Schule ist er sehr bedeutend das Anweisungen befolgt werden. Wie euch Frau Karlsen sicher erklärt hat, hätte dies auch ein Ernstfall sein können. In diesen Falle hättest du, David, die Abwesenheit von Melina deiner Klassenlehrerin melden sollen. Sie ist für euch verantwortlich und hat somit das sagen." Am liebsten hätte ich jetzt gebrüllt >Es war aber kein Ernstfall!< doch das konnte ich nicht bringen.

"A-Aber er hat mich doch schon im Schulflur gesehen, da hätte er doch erst nach draußen laufen müssen, um Frau Karlsen Bescheid zu sagen und dann hätte sie erst wieder reinkommen müssen und die Schüler sind ja alle nach draußen, also in die entgegen gesetzte Richtung gegangen. Hätte das nicht zu lange gedauert? Immerhin hätte im Ernstfall doch da schon was passieren können ..."
Meine Stimme wurde immer leiser, dieses Mal wollte ich nicht so laut sein wie bei der Karlsen und wollte zeigen, daß ich ja einsichtig war.

"hmm... Verständlich." sagte der Direx und kratzte sich am Bart.
Was hieß das jetzt für uns? dachte ich als er weiter nichts sagte.
"Also...?" hakte ich schließlich doch nach. Ich hatte zufälligerweise Besseres zu tun als die ganze zeit hier herum zu hocken. Er sollte mal auf den Punkt kommen!

Er seufzte und sah erst mich, dann David an.
"In Anbetracht der Sachlage ... müßt ihr nicht nachsitzen. Ich gebe auch euren Eltern nicht bescheid, da dies auch der erste Schultag ist und eh noch alles drunter und drüber läuft."
Dann sah er David noch einmal streng an.
"Aber es wäre nett, wenn du dich ein wenig um Melina kümmerst, wenn sie Hilfe braucht. Sieh es einfach als ... ergänzende Maßnahme an."
Mich blickte er an, als hätte er mir damit einen Gefallen getan und ich sah zögernd in Davids Richtung. Der war sicher nicht begeistert, wenn ich ihm am Hacken klebte.

"Geht klar." meinte ich und verzog keine Miene. Na ja Melina machte nicht gerade den Eindruck, dass ich ihr mehr als zwei Wochen helfen musste. Dann zeigte ich ihr eben die Schule und machte sie mit Allen bekannt. Es hätte doch weitaus schlimmer kommen können, als das ich mit einen netten, hübschen Mädchen ab und zu, zu tun hatte.
Zum Glück entließ uns der Direx kurz danach. Natürlich vergaß er nicht mir noch mal einzubläuen: "Ich will dich diese Woche aber nicht noch einmal sehen müssen!"
Als die Tür hinter uns zu schlug grinste ich Melina an. "Siehste, war doch gar nicht so schlimm."

"Ja, hast ja recht gehabt, hätte schlimmer kommen können." Ich schenkte ihm ein Lächeln, als wir vor der Tür des Direktors standen. Uns beiden war die Erleichterung anzumerken.
"Jetzt hast du mich aber offiziell an der Backe, aber ich versuch auch schon allein klarzukommen, ist ja nicht das erste Mal hier in der Schule."
Dann ging ich ein paar Schritte, merkte aber, daß er mir nicht gleich folgte und sah mich um.
"Na, kommst du nicht mit, wir haben doch immer noch Kunst?"

"Ja, ja ich komm schon." antwortete ich leicht hin und setzte mich in Bewegung. Ich lief neben ihr her und dachte nach. Irgendwie hatte ich gar keine Lust auf den Kunstunterricht...
Nach dem wir einige Zeit schweigend weiter gegangen waren fragte ich: "Warum seit ihr jetzt eigentlich wieder hierher gezogen?"

Ich ging den Flur nun etwas langsamer entlang, damit er Schritt halten konnte.
"Mein Vater hat hier nen Job bekommen und ... ja, so sind wir wieder hierher gezogen. Wär auch gern wieder in mein altes Zimmer gezogen, aber die Wohnung war schon weg. Jetzt wohnen wir in einem kleinen Häuschen, was von der Firma meines Dads bezahlt wird, zum Glück. Ansonsten könnten wir uns das gar nicht leisten."
Leicht lächelnd sah ich ihn an.
"Du ... könntest mir allerdings wirklich bei etwas helfen ... Also, wenn du magst, heißt das. Du mußt nicht unbedingt."

Ich blieb stehen. "Du hast den Direx gehört." Lachend verbeugte ich mich, theatralisch und völlig übertrieben, vor ihr. "Ihr Wunsch sei mir Befehl!"

Ich grinste ihn breit an.
"Ja, aber er wird dich ja nicht Tag und Nacht beaufsichtigen, oder? Aber du kannst mir wirklich helfen. Ich könnte einige Probleme in Deutsch bekommen, weil ich fast nichts von dem gehabt habe, was die Karlsen als Grundlage für dieses Jahr voraussetzt. Könntest du mir da deine Aufzeichnungen ausborgen oder vielleicht auch mit mir durchgehen? Die hat mich doch jetzt sowieso auf dem Kieker und ich will keine schlechte Note haben."
Bittend sah ich ihn an und wurde sogar leicht rot um die Nase, denn es fiel mir immer schwer, um Hilfe zu bitten.

Ich richtete mich wieder auf und schaute in ihre großen Augen. Deutsch war für mich so gut wie gar kein Problem aber da gab es ganz schön viel zu tun. Wir hatten insgesamt drei Bücher gelesen und wenn Melina diese nicht auch gelesen hatte, an ihrer alten Schule, würde das sicher einige Zeit beanspruchen. Ich kratzte mir kurz am Hinterkopf und sagte dann: "Ja okay. Wird aber wahrscheinlich ziemlich lange dauern, bevor wir alles durch haben."

"Du mußt mir ja nicht die ganze Zeit Gesellschaft leisten, vielleicht reicht es aus, wenn du mir sagst, was ihr gelesen habt."
Ich wollte ihm ja nicht noch seine Freizeit klauen, ich war ja schon froh, daß er wegen mir nicht nachsitzen mußte.
"Ich kann dich ja dann fragen, wenn ich was nicht verstehe,"