Die Verblendung

Sandra kam kurz nach Julian an, um zu trainieren. Sie hatte sich mittlerweile die Haare dunkelrot gefärbt und hatte sich eine art wuscheligen Bubikopf zugelegt, weil es für sie praktischer war, da sie frühmorgens nur wenig Zeit vor dem Spiegel brauchte.
Sie lächelte Julian kurz zu, während sie an eines der Geräte ging und zu trainieren anfing.

Julian sah Sandra sofort. Sie sah anders aus. Aber er fand es cool. Ihr stand wirklich alles und er mochte es wenn Leute neue Sachen ausprobierte. Er winkte ihr kurz zu und wartete dann nach dem Training noch auf sie, damit sie kurz quatschen konnten. Sie hatten sich lange nicht mehr persönlich gesehen. Das letzte Mal an Julians Geburtstag. Alle waren einfach ultra beschäftigt in letzter Zeit sodass Julian Sandra und Thomas kaum sah. Er lief Ann nur hin und wieder bei Wettkämpfen über den Weg in denen sie ihn einfach ignorierte oder maximal einmal kurz Hallo sagte.

Sandra war recht schnell in ein Gespräch mit Rick vertieft, der noch immer an den Geräten war. Sie lachten ein paar Mal leise zusammen und schienen von ihrer Umgebung nicht wirklich viel mitzubekommen.
Es sah wenigstens so aus, als hätten die beiden doch eine Menge Spaß, auch wenn sie während des Gesprächs nicht aufhörten zu trainieren.

Julian sah dass Sandra mit Rick sprach. Vielleicht kannten sie sich? Oder vielleicht waren sie Freunde. Scheinbar war er lustig. Unglaublich lustig. Er spürte einen Hauch an Eifersucht, versuchte das Gefühl aber wegzuschieben. Unnötig war das. Es gab keinen Grund so was zu fühlen. Er wandte den Blick ab. Vielleicht sollte er einfach gehen.

Als das Trsining für Rick und Sandra soweit vorbei war, hörten sie fast synchron auf und stiegen von ihren Geräten ab.
Sie gingen richtung Ausgang des Fitnessbereiches, aber rick wurde noch mal kurz von Jack angehalten, der leise mit ihm redete, während Sandra in einiger Entfernung wartete, damit es nicht so aussah, als würde sie die beiden belauschen.

Julian ging einfach. Es war ziemlich klar, dass die beiden miteinander Zeit verbringen wollten. Da wollte er nicht dazwischen gehen und Sandra hatte ihn auch gar nicht mehr registriert. Er ging einfach zur Umkleide um sich umzuziehen und redete sich ein, dass es ihn null störte. Wahrscheinlich waren sie eh nur Freunde. Und er war viel älter. Na gut. Sechs Jahre vielleicht und Sandra war sehr erwachsen. Trotzdem gefiel ihm das alles nicht. Auch wenn er rational gesehen wusste, dass es unnötig war da irgendwas reinzuinterpretieren. Er stieß seinen Spind wohl ein kleines bisschen zu laut zu, bevor er ging.

Sandra wartete noch, bis Rick wieder bei ihr war und sie gingen gemeinsam Richtungh Umkleiden, bevor sie sich voneinander verabschiedeten. Rick mußte sich auch beeilen, da er nicht viel Zeit hatte, da er einen Nachtjob hatte, doch nutzte er die Zeit gerne vorher, um sich noch ein wnig auszupowern.
Er zog in der Umkleide nach dem Duschen auch gleich seine Arbeitsklamotten an und machte sich auf den Weg zu seiner arbeit.
Auch Sandra beeilte sich, da sie noch Hausaufgaben zu machen hatte, unter anderem ein Heimprojekt, das vor den Weihnachtsferien noch fällig war.

Julian verdrängte seine Gefühle. Er mochte es nicht so zu sein. So negativ. Das brachte niemandem was. Weder ihm noch den anderen. Im schlimmsten Fall wäre es nur hinderlich und ärgerlich.
Stattdessen schrieb er Sandra. Hey. Schön dich heute zu sehen. Vielleicht können wir uns demnächst ja mal wieder treffen, wenn du magst und Zeit hast. Danach fuhr er nafh Hause. Heute hatte er keine Arbeit aber vor den Ferien standen viele Prüfungen bevor und es wurde immer schwerer. Er musste lernen.

Sandra las die Nachricht, wunderte sich nur etwas, da sie Julian gesehen, er sich aber nicht mal von ihr verabschiedet hatte. Das paßte für sie nicht so ganz dazu, daß er sich gefreut hatte, sie zu sehen, zumal er eigentlich immer wenigstens tschüss gesagt hatte, wenn sie gemeinsam beim Training waren, was schon selten genug war, weswegen ihr das auffiel.
Meinetwegen gerne, du mußt nur sagen, wann und wo schrieb sie kurz zurück, sie wußte auch nicht, wie sein Zeitplan war.

Julian hatte eigentlich gar keine Zeit, aber bei dem Gedanken für ein Treffen mit Sandra würde er sich Zeit nehmen.
Cool. Wie wäre es mit Sonntag? Nachmittag? , schrieb er. Vormittags hatte er einen Kampf, aber Nachmittags sollte es gehen, wenn er seinen Chef bat ihm stattdessen die Schicht am Dienstag Abend zu geben. Das würde er schon hinkriegen.

Oh, Sinntag ist nicht so günstig, aber ich kann fragen, ob ich dich mitbringen kann, wenn du willst. Ist ne art Spezialtraining, hab das heute mit einem aus dem Konfrontationstrupp klargemacht, du hast ihn heute sicher gesehen bei mir. Das will ich nicht absagen, aber du kannst da sicher mitkommen antwortete Sandra, sie wollte das auch nicht sausenlassen, da eh schon nicht viel Zeit für so was war.

Jetzt realisierte Julian auch wie unbegründet seine Eifersucht gewesen war. Natürlich lief da nichts und Sandra hatte ihm ja auch gesagt, dass sie niemanden daten wollte. Er hatte nur wieder komplett überreagiert. Trotzdem war er etwas erleichtert.
Ja. Cool. Wenn es dir und ihm nichts ausmacht, gerne. Jetzt hatte Julian glatt ein schlechtes Gewissen.

Ich frag ihn und sagh dir dann Bescheid Sandra wußte nicht, ob Rick was dagegen haben würde, da er sie ja alleine gefragt hatte und sie nicht wußte, ob das ein Einzeltraining werden sollte. Aber sie machte sich auch nicht wirklich viele Gedanken darum, sie würde ja sehen, was er sagte. Da er jetzt aber arbeitete, machte es keinen Sinn, gleich zu fragen.

Okay. Alles klar. , schrieb Julian zurück und vertiefte sich wieder in seinen Lehrbüchern. Er lernte zwar, aber er wusste nicht mal für was in letzter Zeit. Schule interessierte ihn inhaltlich nicht einmal sonderlich. Außer ein paar Fächer vielleicht. Vielleicht sollte er einfach nicht studieren und stattdessen versuchen Profisportler zu werden. Er dachte manchmal darüber nach. Aber er wusste, dass sein Onkel da ausgerastet wäre. Es kam für ihn gar nicht in Frage dass Julian nicht studierte. Er musste studieren.

Für Rick war es kein Problem, daß Sandra noch einen Freund mitbrachte, er warnte sie nur vor, daß diesrr dann schon etwas sportlicher sein sollte bei dem, was er vorhatte. So genau kannte Sandra Julian zwar nicht, aber sie konnte sagen, daß Julian genug sportliches Knowhow hatte.
Rick hat nichts dagegen, daß du mitkommst, bring dir aber Sportsachen mit und Schuhe mit gutem Grip. Treffen uns am Sonntag dann an der Madison sportshall schrieb Sandra Julian dann am späten Abend.

Kein Problem , schrieb er Sandra.
Julian beeilte sich am Sonntag nach seinem Wettkampf raus zu kommen. Sein Gegner hatte ihn ein paar Mal böse erwischt. Seine Lippe war aufgeplatzt und seine Knöchel waren eh im Arsch. Er ließ sich schnell von den Sanitäterm flicken und zog sich um und war dann auch schon weg. Sehr zur Missgunst seines Trainers. Aber das war ihm grad auch egal, er freute sich nur Sandra zu sehen. Er hatte seine Sportsachen dabei und war gerade rechtzeitig an der Halle um kurz Luft zu schnappen. Es würde sicher nochmal anstrengend werden.

Rick kam zusammen mit Sandra an, da sie die letzten U-Bahnhaltestellen zusammen fuhren. Der Konfronter hatte Sandra einen arm um die Schulter gelegt, als wolle er den anderen sagen, daß sie sie nicht dumm von der Seite anzuquatschen jatten, löste den Arm aber, als ihm Sandra sagte, daß Julian dort stand.
"Auch ein Neuling, wie ich sehe," meinte Rick freundlich und schüttelte Julian die Hand.
"Bleibt ihr noch kurz draußen, ich muß mal rein, um zu sehen, ob die Wand für uns frei ist. Ich mag es nicht, wenn mir da wer mit im Weg rumhängt," mit diesen Worten war er im Inneren der Halle verschwunden.
"Gewöhn dich dran, der ist immer so, viel Zeit zum Entspannen hat man bei ihm nicht," grinste Sandra leicht und wischte sich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht.

Julian sah Sandra und Rick schon von weitem kommen. Er i ignorierte die Tatsache, dass er einen Arm um sie gelegt hatte. Das würde ihn nur ärgern und er wollte nicht mit einem direk negativen Mindset an die Sache gehen.
"Hey ja. Ich bin Julian." Julian erwiderte seinen Händedruck kräftig und nickte dann. "Klar.", fügte er hinzu. Er lächelte dann Sandra an und umarme sie kurz zum Gruß.
"Kein Ding. Ist mir eh lieber." gab Julian zu. Er hatte zwar gelernt ruhig zu sein und zu warten, aber er hatte auch kein Problem damit ein strammes Programm durchzuziehen. "Bouldern oder Klettern?", fragte Julian dann grinsend.

"Ich hab absolut keine ahnung, was er vorhat, aber sagen wir mal so, er sieht sehr nett aus, ist er aber nicht, wenns um seine Millionen von Hobbys geht. Wenn er einen darin trainiert, dann ist er der größte arsch der Welt, also mach dich darauf gefaßt, daß er dich auch anschnauzt. Er meints dann nur als Ttrainer so, das ist nicht persönlich gemeint," warnte Sandra ihn schon mal vor, ansonsten könnte das auch schon mal schiefgehen, weil viele dann doch überrumpelt von Ricks Art waren.
"Du siehst in seinen Augen, wenn er im Trainingsmodus ist, sind sie eisblau, solltest du lieber tun, was er will oder ganz schnell abhauen. Normales Blau ist bei ihm okay und keine Sorge, du spürst bei ihm fast, wenn die Augen zu Eis werden."

"Danke für die Warnung. Dann weiß ich Bescheid. Aber ich hatte schon einige sagen wir mal interessante Trainer und Trainerinnen inzwischen." aber klar. Man konnte noch einmal eine Schippe drauflegen. Bis jetzt waren alle seine Trainer und Trainerinnen irgendwo übertrieben gewesen. Sora war noch mit Abstand der netteste. Das konnte man sagen. Es schien so als hätten die meisten Jäger eine Art gespaltene Persönlichkeit. Es war ihm durchaus aufgefallen. Sie schalteten einfach um komplett wenns drauf ankam.
"Kennt ihr euch gut?", fragte Julian sie dann nebenläufig.

"Ja, wir kennen uns gut. Er hat mich schon ein paar Mal zum Wohnheim gebracht, wenn wir später Trainingsende hatten und meine Betreuerin nicht mehr raus konnte. Ist gut, daß er schon so alt ist, daß er nen Führerschein hat. Und ich hab nix gegen Freunde, die nicht in meinem Alter sind, solange wir auf ner Wellenlänge sind. Die Leuite in unserem alter können manchmal so anstrengend sein, hat man ja im Camp gesehen," Sandra mochte dieses kindische Getue einiger dort so gar nicht, besonders wenn sie einen auf überlegen anderen gegenüber machten.
"Und wie durch nen Zufall ist Rick der Sohn meines ersten Mentors, da haben wir uns zum ersten Mal getroffen. Er hat mir viel geholfen."

"Ja. Manche Leute übertreiben es einfach.", stimmte Julian ihr zu. Er konnte auch nicht viel damit anfangen dass manche Leute unnötig sich zeigen oder angeben mussten. Aber scheinbar standen sich Rick und sie wirklich nahe. Waren Freunde. Julian versuchte das einfach mal so anzunehmen. Sandra stand zu ihrem Wort. Sie war eine ehrliche Person. So schätzte er sie jedenfalls ein.
"Wusste ich gar nicht. Ist doch nett. Dann bin ich mal gespannt auf unser Spezialtraining.", Julian grinste. Immerhin konnte er Zeit mit Sandra verbringen. Das genügte ihm schon.

Als rich wieder nach draußen kam, war er schon umgezogen, hatte einen fast blendend weißen Trainingsdress an, der seine helle Haut direkt dunkel erscheinen ließ. Die blonden langen Haare hatte er streng zurückgebunden.
"Unsere Halle wird gerade fertiggemacht, zieht euch solange um und geht an die Geräte. Wenig Dehnung bitte, heute ist Schnellkraft und Koordination geplant. Also Abmarsch," er wies auf die Tür, wo mit Pfeilen schon gekennzeivhnet war, wo sich die Umkleiden befanden.

Julian wusste nicht weshalb er sich nach Training und einem Kampf freiwillig noch mehr Training antat. Dann sah er zu Sandra. Sie gingen gemeinsam rein und Julian zog sich seine Sportsachen und Schuhe an. Seine Hände waren noch bandagiert. Dagegen konnte er auch nichts machen. Dann wartete er im Trainingsraum auf Sandra. Gemeinsam machten sie sich warm.

Nach einer Viertelstunde kam Rick wieder zu ihnen. "Die Halle ist fertig," meinte er und führte sie in eine etwas abgelegenere Halle, die von einer breiten gerahmten Wand dominiert wurde. An dieser Wand hingen Dartscheiben, unzählige dicht an dicht, in unterschiedlichen Fqrben und Formen. Es war kaum noch Platz zwischen den einzelnen Scheiben zu erkennen.
"So, eine Runde Spezialdarts würde ich sagen," Rick betätigte eine kleine Fernbedienung und der Boden vor der Wand wurde weggezogen und ein feinmaschiges Netz kam zum Vorschein.
"Trampolindart, sicher noch nicht davon gehört, nicht wahr," Sandra schüttelte bei der Frage den Kopf.
"Ich zeig euch die erste Lektion," meinte Rick und dimmte das Licht, woraufhin man sah, daß die Scheiben leicht in den Farben leuchteten, in denen sie gestaltet waren. Wieder ein Klick auf die Fernbedienung und eine leuchtete heller auf, knapp zwei Meter über dem Boden. Rick nahm Anlauf, sprang in das Netz und wurde hochkatapultiert wie eine biegsame Stange und tippte mit der Hand an die leuchtende Scheibe, die erlosch, eine andere leuchtete dafür auf, er sprintete in die Richtung und das Ganze begann erneut. Da die Wand güt zehn Meter lang war, hatte er einiges zu tun, bis ein langgezogener Ton ertönte und das Licht wieder heller wurde.