Die Verblendung

Gabriel

"Ich meine ich hatte in Biologie etwas dazu
", meinte ich. Ich zuckte zusammen, als ich ein geisterhaftes Lächeln hörte.
Mit einem Mal tauchte ein Kopf aus dem Wasser auf. Es war eine Frau. Eine Nymphe, rief ich mir ins Gedächtnis. Ich konnte meine Verblüffung kaum verbergen, als sie aus dem Wasser kam. Dabei schien dieses ihren Körper noch zusätzlich zu unspielen, als hätte es jegliche Schwerelosigkeit verloren. Ich starrte sie an, als sie näher kam. Mein Blick fiel auf ihre Kurven und ich schluckte, als ich die Erregung in mir spürte.
Ich setzte ein dummes Grinsen auf. Ich konnte gar nicht anders.
"Tut mir Leid. Das kann ich mir jetzt denken.", hörte ich mich sagen. "Sie sind wirklich wunderschön.", fügte ich dann hinzu.

"Oh, natürlich bin ich wunderschön, immerhin achte ich sehr darauf, mein Süßer," lachte die Nymphe belustigt auf und Simon verdrehte die Augen. "Drei stunden allein fürs Haarekämmen, richtig," fragte er, doch die Frau ließ sich davon nicht beirren. "Natürlich, mein Lieber, mindestens," meinte sie in kokettem ton und ließ ihre Haarpracht so nach hinten fallen, daß die Wassertropfen darun azfblitzten wie Diamanten, obwohl nicht mal die Sonne schien, die sie hätten reflektieren können.
Sie ließ sich grazil am Ufer nieder und sah zu Gabriel hoch. "Eine Schande, daß dein Herz sdchon vergeben ist, wir hätte n sicherlich viel Spaß miteinander haben können," lächelte sie ihn dann an.

Gabriel

Ich sah auf das Haar der Nymphe. Wie konnte man auch Haare unter Wasser kämmen? Wie war das möglich, schoss es mir in den Kopf.
Ich ging einen Schritt auf sie zu und sah wie gebannt auf ihre Haare. Ich wollte sie berühren. "Ich bin immer für Spaß zu haben.", sagte ich wie im Trance und erwiderte ihr Lächeln. Tatsächlich konnte ich mir gerade nichts besseres vorstellen. "Mein Herz..." Anca kam mir in den Sinn. Ich verdrängte das Bild schnell wieder. Aber auf einmal wurde mein Kopf wieder klar. "Aber ich bin nicht zum Spaß hier. Tut mir leid. ", sagte ich schnell. Auf einmal hatte die Frau wenig Reiz auf mich. Ich wusste nicht, was in mich Gefahren war. Ich wandte mich wieder Simon zu.
"Arbeit! Wir haben über Arbeit gesprochen. Was gibt es also zu tun?"

"Oh, der junge Mann hat Angst vor mir. Das hatte ich auch noch nicht oft," lachte die Nymphe erheitert auf und sah kurz zwischen Simon und Gabriel hin und her. "Und um deine Frage zu beantworten, auch wenn du sie nicht laut gestellt hast, mein Süßer ... ich bin nicht den ganzen Tag unter Wasser, weißt du? Ich kann mir genau so gut die Haare auch an Land kämmen," sie erhob sich und legte Gabriel leicht eine Hand auf die Schulter, von deren Haut ein sanfter Schimmer ausging.
"Und nein, du bist nicht für jeden Spa´zu haben, anspnsten wärst du glücklicher," lächelte sie ihn an.
"So denkst du eben nur an arbeit, um dich von deinem Unglück tief in dir abzulenken."
Simon hatte in der zeit weitergearbeitet, er dachte nicht daran, sich in dieses Gespräch großártig einzumischen, es hätte eh nichts gebracht. Wenn eine Nymphe mit jemandem sprach, spllten Außenstehende dieses Gespräch nicht stören, das wußte er, da es gefährlich werden konnte für denjenigen, mit dem die Nymphe sprach.

Gabriel

"Ich habe keine Angst." ich spürte ihre Berührung auf meinem Arm. Wie ein Hauch, warm und kalt zu gleich. Sie war nicht mal nass, wie ich erwartet hatte und wieder verzerrte sich mein Körper danach dieser Frau zu folgen. Egal, wohin. Weg von hier. Vielleicht konnte ich ihr folgen und einfach alles ertränken und vergessen.
Ich sah mit viel Selbstbeherrschung zu Simon, der meine Frage erneut ignorierte.
"Wenn ich wieder Therapie brauche, gehe ich zu meiner Psychologin.", sagte ich dann kühl zu der Nymphe. Ich hatte wenig Lust mit ihr über meine Probleme zu reden. Das wollte eh niemand hören. Ich versuchte meine Gefühle zu verbergen, doch ich spürte, wie mein Moment der Klarheit, langsam angenehm verschwomm. "Sie leben auf dem Land und auf dem Wasser.", hörte ich mich sagen. Ich nahm eine wunderschöne goldene Haarsträhne zwischen meine Finger. "Wie Seide.", murmelte ich.

"Ach, er wird kratzbürstig ... hmmm, eine Therapie kann ich dir leider nicht anbieten, Gabriel. Da mach dir mal keine Sorge, ich bin hier nicht, um deine Seelsorgerin zu sein," lächelte die Nymphe und löste sich von ihm, trat einen Schritt zurück, so daß das ruhige Wasser ihre nackten Füße benetzte.
"Ich sage dir nur, was ich in deinen Gedanken sehe, Schätzchen, nicht mehr. Ich wollte mit dir kein stundenlages Gespräch führen über das Wie und Warum deines Zustandes, dafür gibt es sicher bessere Leute als mich," wieder zwinkerte sie ihm zu, dieses Mal fast ein wenig schelmisch.
Dann wandte sie sich wieder an Simon, ging zu ihm und strich ihm sanft über die Haare. Dieser sah zwar zu ihr auf, schien aber völlig unbeeindruckt, sein Blick war klar wie eh und je.
"Ich werde dafür sorgen, daß deine Algen gut wachsen, mein Engel ... du wirst sicher zufrieden mit uns sein," mit diesen Worten schrumpfte ihre Gestalt wieder und sie tauchte ab.

Gabriel

Ich sah der Nymphe hinterher und riss mich wieder zusammen, als dieser Bann von mir abfiel. Es war mir etwas unangenehm. Das war sehr unprofessionell von mir gewesen und ich sollte wohl am besten noch daran arbeiten.
Ich sah wieder zu Simon.

"Falls du dir Gedanken machst darum, ob sie sauer ist, kann ich dich beruhigen, das ist sie nicht. Allerdings hättest du nicht gleich so unhöflich zu ihr sein müssen, nur weil sie etwas zu dir gesagt hat. Sie hat dich nicht kritisiert, Gabriel, falls dir das entgangen sein sollte. Und auch Nymphen haben Gefühle, weißt du ... sei froh, daß es noch eine von den netteren war, eine andere hättest du mit deinen Worten vielleicht tief verletzen können und das wäre dann nicht so ausgegangen wie gerade," Sompn kam aus dem Teich, dessen Wasser sich sofort, als er am Ufer war, wieder leicht in Bewegung setzte, da die Nymphe die Quelle wieder zum Leben erweckte.
"Wenn du allen so gegenübertrittst, dann brauchst du doch nicht wundern, daß es dir schwer fällt, irgendwo Anschluß zu finden. Und bevor du mich wieder vollmeckern willst, daß ich dich kritisiere und das dies doch vollkommen ungerecht ist ... jemandem an den Kopf zu knallen, daß man ja keine Therapie von demjenigen haben will, ist alles andere als die feine Art. Das hat nichts mit Kritik meinerseits zu tun, das ist einfach nur unhöfliches Benehmen einer Fremden gegenüber, die dir nichts Böses will."

Gabriel

Ich schwieg. Ich schaffte es sogar noch eine Nymphe zu beleidigen scheinbar.
"Tut mir Leid.", sagte ich zur Quelle gerichtet. "Ich hab nicht.." es ware nur eine weitere Ausrede gewesen.
"Ich war wohl ein wenig defensiv.", gab ich schließlich zu. Ich weiß nicht, was mit mir loswar. Ich wollte nicht so sein. Ich wollte nicht alle Leute verletzten. Fremde, Bekannte, geliebte. Aber ich tat es immer wieder.
Ich ließ die Schultern hängen, versuchte mich aber gleich wieder aufzurichten. Ich war hier um für den Grafen zu arbeiten und einen guten Eindruck zu vermitteln und ich tat nichts, als das Gegenteil.

"Defensiv? Du hast sie verbal angegriffen, ich weiß nicht genau, ob da das Wort defensiv wirklich angebracht ist. Im schlimmsten Falle hätte sie dem Grafen deswegen die Hilfe verweigern können und wenn Nymphen wirklich wütend sind ... dann haben wir nichts mehr zu lachen," Simon sah einen kurzen Moment unbehaglch zum Teich, entspannte sich dann aber wieder.
"Sie hätte im schlimmsten Falle die Quelle vernichten können, die diese Stadt mit Wasser und Strom versorgt. Dann hätte der Graf diese Stadt wohl aufgeben müssen," sagte er leise, aber bestimmt.
"Außerdem darfast du nicht vergessen, daß sie in bestimmten Kulturkreisen als Göttinen angesehen werden ... keine höhergestellten Göttinnen, aber immerhin wichtig für die Natur und alles, was diese betrifft," erklärte er ihm ruhig.
"Und das meinte ich damit, als ich euch erklärt habe, daß man wissen muß, wie man mit anderen Wesen umzugehen hat. Meiner Meinung nach sollte man jedem, den man zum ersten Mal sieht, zumindest einen gewissen Respekt entgegenbringen, egal, ob es Mensch, Vampir oder sonst ein Wesen ist."

Gabriel

Ich nickte schuldbewusst. Ich fragte mir, wann mir der Respekt flöten gegangen war. Früher war ich voller Ehrfurcht und Respekt gewesen. Angst. Voller Angst vor dem Leben.
Und jetzt war nur noch Gehässigkeit über. Ich schämte mich für mein Verhalten. Ich war wirklich so unausstehlich wie Dorian gesagt hatte? Schlimmer noch, ich hatte die Arbeit des Grafen in Gefahr gebracht.
“ Das war mir nicht bewusst. ", sagte ich leise.

"Was genau war dir nicht bewußt gewesen," fragte Simon ihn. "Daß sie für den Grafen arbeitet? Daß sie die Natur beeinflussen kann? Daß sie uns hätte schaden können ... Selbst wenn es dir nicht bewußt war, so ist das keine Entschuldigung dafür, so mit jemandem umzugehen. Selbst wenn sie nur eine einfahe FRau gewesen wäre, der du zufällig über den Weg gelaufen wärst ... du hättest nicht grundlos so unhöflich zu ihr sein dürfen," meinte er dann und seufzte.
"Ich dachte, daß die Familie von Jeff da mehr auf deine Erziehung geachzrtet hätten. Und wenn nicht die, dann wenigstens die Leute auf deiner Militärakademie. Brachte man da euch nicht so was wie Respekt anderen gegenüber bei?"

Gabriel

"Doch es war mir Bewusst. Aber die Konsequenzen meiner Handlung waren mir nicht bewusst. Ich hatte es bedenken sollen. Ich hätte sowieso von Anfang an Grundrespekt zeigen sollen." ich sah ihn an. Als er Jeff erwiderte, verdusterte sich meine Miene unweigerlich. Ich wollte nicht an ihn denken. Was hatte er mir schon beigebracht.
" Doch. Mir wurde Respekt beigebracht. ", gab ich zurück.

"Nun, dann hast du das dir Beigebrachte relativ schnell vergessen, wies aussieht. "Und selbst wenn dein Handeln nur die Konsequenz mit sich gebracht hätte, daß sie doch nocjt leiden kann ... selbst dann ist dein Verhalten ihr gegenüber falsch gewesen. Nicht alle haben meine Toleranz dir gegenüber, Gabriel. Du hast wirklich mehr als Glück, daß ich für dich verantwortlich bin. Bei Leuten wie finn wärst du bei so einem Verhalten schon rausgeworfen worden und hättest nie wieder den Hauch einer Chancwe beklommen, dich zu beweisen," Simon sah ihn noch immer gelassen an.
"Du brauchst mir dafür auch nicht dankbar zu sein, aber erinnere dich vielleicht dran, bevor du mich mal wieder beleidigst. Und damit du lernst, dich anderen gegenüber besser zu verhalten, werde ich dich bestrafen müssen. Du willst das, was du getan hast, doch sicher wieder gut machen, nicht wahr? Dann solltest du dich auch gut mit der Nymphe stellen, ich sagte zwar, daß sie nicht sauer ist, aber du kannst ja immerhin guten Willen zeigen," er sah ihn auffordernd an und wies ihn an, ihm zu folgen und machte sich auf den Weg zum Bunker.

Gabriel

Ich hörte ihm schweigend dabei zu, wie er mir eine Predigt hielt. Aber es war gerechtfertig. Ich fühlte mich wieder wie ein kleiner Junge. Was frustriertend war. Ich war besser als das. Viel Besser. Ich sollte mich schämen, was ich such ziemlich tat gerade. Ich war professionell, benahm mich aber gerade wie ein bockiger Teenager.
Ich nickte. "Soll ich Shean Bescheid geben? Er wartet noch auf mich.", meinte ich, als ich Simon folgte.

"Gut, ich gebe dir fünf Minuten, dann hast du wieder hier zu sein," er zog eine kleine Uhr aus seiner Hemdtasche, die alt schien, aber trotzdem gut gepflegt aussah. "Na dann," er drückte einen kleinen Knopf, so daß ein leises Klicken ertönte.
"Deine Zeit läuft, Gabriel."

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