Die Verblendung

Dorian kam später als die anderen zur Arbeit, er wurde ebenso wie Julian von einem der Wachen gebracht. Er grüßte die anderen auf Rumänisch, was wiederrum für Unwillen sorgte, da er ihnen damit zeigte, daß er am Vortag sehr wohl verstanden hatte, was sie getuschelt hatten.
Aber er achtete nicht weiter darauf, er machte sich wieder an der Stelle zu schaffen, wo er am Vortag aufgehört hatte.

Julian grüßte Dorian freundlich. Er war schon eine Weile da und arbeitete. Dorian war spät gekommen. Kurz vor Mittag. Sie arbeiteten noch eine Weile weiter, bis es zur Pause kam. Julian trank wie immer Wasser. Einer ser Männer gab ihm ein Sandwich mit den Worten er solle mehr essen oder so was in die Richtung. Zumindest war es das, was Julian verstand. Er nahm es dankend entgegen und aß es stumm vor sich hin.
Auch beim Rest der Arbeit wurde Julian immer mal wieder gerufen, um Schlepparbeiten zu machen, während sie Dorian komplett ignorieren, als wäre er Luft. Es war schon mehr als auffällig. Die Leute hier schienen sehr nachtragend zu sein.

Dorian nahm es stoisch hin, daß man ihn ausschloß. Er war auch nicht hier, um große Freundschaften zu schließen oder um Nachsicht bei den Leuten zu bekommen, er wollte nur nicht unbedingt die ganze Zeit bei den anderen oben in der Festung sitzen. Alle dort hatten mehr oder weniger ihre festen Aufgaben und da wollte er auch nicht stören, und da hatte der Graf ihm dies hier angeboten, was er dankbar annahm auch wenn er sich denken konnte, daß seine Anwesenheit alles andere als willkommen bei den Menschen hier war. Zumiondest ging es nicht über die Zurückweisung hinaus, immerhin wußten sie hier, daß er wegen dem Grsfen hier war und diesen würden sie nicht erzürnen wollen als ihren Arbeitgeber.

So ging der Arbeitstag auch wieder vorbei. Bei dem Weh nach Hause sprach Julian Dorian an.
"Sie leben doch in der Festung, oder? Haben Sie zufälligerweise etwas von Claire gehört. Ist eine Freundin und sie kommt normalerweise auch zur Arbeit hier, aber sie ist schon eine Weile nicht aufgetaucht und ich frag mich, ob bei ihr denn alles okay ist." einen Versuch war es wert.

"Ich weiß, von wem du redest, aber ich weiß aktuell nicht, wie es der jungen Frau geht. Ich weiß nur, daß Finn sich wohl um sie kümmert, weswegen, kann ich nicht sagen. Da sie aber nicht menschlich ist und Finn sich auf Erkrankungen von Vampiren und Hakbvampiren spezialisiert hat, liegt es wohl nahe, daß er sich um sie kümmert. Wahrscheinlich sind wieder Tests vonnöten wegen meiner Mrdizin, die ich entwickelt habe. Sie hat sich dafür freiwillig gemeldet, damit man das an ihr austesten kann," erklärte Dorian ruhig.
"Da ich bisher nichts Negatives gehört habe, denke ich nicht, daß man sich Sorgen um sie machen muß, ansonsten hätte mir Finn schon etwas gesagt."

Julian nickte. "Okay. Gut zu wissen. Ich weiß uhm.. Es geht mich eigentlich nichts an, aber na ja, ich mach mir eben Gedanken. Sicher ist sie in sehr guten Händen." Julian schob die Hände in die Jackentaschen seines Anoraks. "Wollen Sie Medikamente herstellen, damit Vampire nicht länger auf Blut angewiesen sind?", fragte er Dorian dann nach einer Weile weiter.

"Das würde leider nicht funktionieren, weil Vampite darauf angewiesen sind, sobald sie welches zum ersten Mal probiert haben. Der Körper verlangt einfach danach und niemand kann es aufhalten auf lange Zeit, außer mit immenser Willenskraft und da habe ich bisher nur einenVampir erlebt, der dies durchhällt, nämlich den Sohn des Grafen. Bei Claire verhälkt es sich aber so, daß sie nisher in ihrem Leben noch keines getrunken hatund ich will wissen, ob man das so beibehalten kann," erklärte Dorian ihm leise, damit niemand mithören konnte.
"Das könnte man, wenn der Graf seine Sache mit Nora geklärt hast, vielleicht auch ausweiten, dfenn der Drang nach Blut ist auch in deiner Freundin vorhanden, es ist sozusagen unser Grundbedürfnis Nummer eins."

"Das hat sie mir erzählt.", sagte Julian ebenso leise. "Dass sie Medikamente kriegt und so was und noch nie was getrunken hat." Julian wusste ja, dass Vampire komplett auf Blut angewiesen waren. Deshalb hatte er auch gedacht, dass sie niemals mit Menschen koexistieren könnten. Niemals. Aber es gab Bestrebungen, das wurde ihm deutlich.
" Wie ist es bei Ihnen, haben Sie zum Beispiel weniger krass durst, uhm darf ich das fragen? Ich versuche mich reinzuversetzen irgendwie" Julian wollte seine Perspektive gerne erweitern.

"Ich weiß nicht, wie stark der Durst von Vampiren werden kann, ich weiß nur, daß sie trotzdem auch sehr lange aushalten können ohne Blut.Das habe ich und sicher auch Tausende andere bei meiner Schwester gesehen, als diese von den Jägern gefangengehalten wurde. Auch ich war lange in Gefangenschaft, konnte aber durch die Hilfe eines Verbündeten fliehen und dafür sorgen, daß meine Schwester ebenfalls freikam. Es war sehr schwwer für sie, ihren Durst zu zügeln, ich denke also, daß es davon abhängt, unter welchen Umstänsden ein Vampir Blut braucht. Vampirdurst kann ins Unermeßliche steigen, bis der Körper kollabiert. Ich habe noch nie ausgereizt, wie lange ich ohne Blut leben kann, also kann ich dir diese Frage nicht genau beantworten. Es könnte sein, daß mein Durst orgendwann genau so groß ist wie bei einem Vampir oder eben auch nicht," Dorian zuckte entschuldigend mit den Schultern.

"Das habe ich mitbekommen.", meinte Julian. Er fühlte sich schlecht und irgendwie mitverantwortlich dafür, dass Dorians Familie das passiert war. Er schien doch ein ganz netter Mann zu sein. Oder bildete Julian sich das nur ein? Und er hatte die Leute unterstützt, die seiner Familie das angetan hatten, hatte sie sogar dafür gefeiert. War frustriert und wütend gewesen als eben diese Vampirin verschwand und hatte Dorian für vieles Verantwortlich gemacht und auch gehasst wie alle anderen auch.
Und jetzt kam er ihm nur wie ein normaler Mann vor, der alles verloren hatte und einem leidtun konnte. Ein bisschen wie sein Onkel.
"Das ist schon okay. Ich sollte nicht so viele Fragen stellen. Ich kenne Sie ja kaum." Julian lächelte höflich.

"Wer Fragen stellen will, der ist meistens an einem Thema interessiert und das scheint mir bei dir der Fall zu sein. Du kennst eben nur die Dinge, die euch bei den Jägern beigebracht wurden. Ich weiß, daß du bei ihnen warst, aber keine Sorge, ich verurteile dich deswegen nicht. Du hast dich eben mitreißen lassen von dem, was dir versprochen wurde, das ist ziemlich normal in deinem Alter," dorian lächelte müde, die Zeit, in der er so alt war wie Julian, schien für ihn unendlich weit weg zu liegen.
"Ich werde dich schon stoppen, wenn mir eine Frage nicht passen sollte oder ich sie nicht beantworten will. Allerdings habe ich eben auch nicht auf jede Frage eine passende Antwort und manchmal sicher auch nur welche, die man nicht so gerne hört."

"Oh Sie wussten das sie ganze Zeit.", meinte Julian verlegen. Er hatte Angst gehabt Dorian würde ihn dafür verabscheuen. Generell die Vampire und Menschen hier, deshalb erwähnte er das nicht. Außerdem schämte er sich ein wenig dafür.
"Ich weiß nicht. Ich war verzweifelt und ich habe einen Sündenbock gesucht, damit es mir besser geht. Es tut mir leid" Julian sah zu Dorian. "Aber jetzt versuche ich so viel wie möglich zu lernen. Vielleicht kann ichs ja wieder gut machen und irgendwie helfen."

"Der Graf hat mir das erzählt, ja. Und ich kann dich da auch zum TReil gut verstehen. Nora ist eine charismatische Frau und sie weiß, wie sie auftreten muß, um zu bekommen, was sie will. Das hat schon bei so vielen eine Wirkung hinterlassen, wie du weißt, also warum sollte es bei dir so anders sein? Ich habe sogar mal eine Zeitlang mit ihrzusammengearbeitet, könnte man so sagen, so lange ist das noch gar nicht her, da machte sie einem auch vor, sie würde auf unserer Seite stehen," Dorian seufzte leise, auch das lag gefühlte Jahrzehnte zurück.
"Du hilfst hier schon ganz gut, finde ich. Im Kampf gegen diese Frau istr jede Hand nötig, die wir kriegen können und wir, die hier alles mit vorbereiten, sind die wichtigsten Leute, die der Graf kriegen kann. So viele streben nach dem Ruhm der Schlacht, dabei wären sie ohne die Leute im Hintergrund verloren. Das sehen leider nur zu wenige."

"Oh. Das wusste ich nicht. Ich dachte sie hasst Vampire." Julian wunderte sich. Er hatte immer geglaubt dass sie niemals mit den Blutsaugern zusammen gearbeitet hätte. Aber auch das war wohl eine Lüge. Er fragte sich ob bei ihr nicht das meiste Mittel zum Zweck war und es machte ihn wütend. Ausgenutzt zu werden war ein schreckliches Gefühl. Und der Rest war noch schrecklicher.
"Ich dachte einfach wenn ich ihr folge, kriege ich meine Vergeltung und irgendwann war ich überzeugt, es wäre das einzig richtige das zu tun." erklärte Julian.
"Vielleicht uhm. Ich glaube bin mittlerweile ganz gut darin Straßen zu bauen." Julian grinste leicht. "Und mehr kann ich eh nicht machen. Ich bin ein Mensch.", fügte er leise hinzu.

"Tut sie auch, aber manche Leute machen eben alles, um sich Vorteile zu verschaffen. Ich glaube auch nicht, daß sie grundsätzlich alle Vampire haßt, die meisten sind ihr eher egal. Sie verabscheut nur den Grafen und seine Leute und damit eben auch schon einen großen Teil der Vampire," Dorian zuckte mit den Schultern und buddelte eine tiefersitzende Wurzel aus, die fast einen Meter lang war, was man erst gar nixht so gesehen hatte.
"Selbst wenn du deine Vergeltung bekommen hättest, was hätrte das im Endeffekt anders gemacht? Deine Ausgangslage wäre nicht besser oder schlechter geworden, an deiner Situation hätte sich rein gar nichts geändert. Aber es war deine freiwillige Entscheidung, da mitzumachen und wie gesagt, du bist nicht der Einzige," eine Weile arbeitete er stumm weiter, bevor er kurz zu Julian sah.
"Du klingst so, als wäre es etwas Schlechtes, ein Mensch zu sein, dabei hat es so viele Vorteile uns gegenüber. Ich an deiner Stelle wäre stolz drauf, einer zu sein."

"Oh hmm." machte Julian. Nora war eine Opportunistin, wie es schien. Und alles was sie tat, er wusste nicht mal, ob es wirklich aus Überzeugung war oder einfach nur Manipulation. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Er zog energisch an einer Wurzel. Bei der Arbeit hier konnte man sehr gut den eigenen Frust ablassen.
"Ich weiß. Das war mir damals aber egal. Ich wollte einfach nur diese Wut und das Ohnmachtsgefühl irgendwie loswerden, wissen Sie? Es ging mir einfach nicht gut und meine Familiensituation war auch nicht der Renner. Es war einfacher bei Nora für mich. Ich habe mich bestätigt gefühlt. Aber ernsthaft. Wie sie da Kinder behandeln ist auch bedenklich. Aber ich wollte es ja. Deshalb kann man nicht sagen, dass ich zu irgendwas gezwungen wurde." er schaffte es die Wurzel zu entfernen, musste aber gegensteuern, um nicht auf den Hintern zu fallen.
" Egal. Ich weiß auch nicht was ich da rede.", sagte er dann schnell. Julian wusste nicht, was ihm in letzter Zeit im Kopf herumspukte. Es war absurd.

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