Different Worlds

"Nochmal, ich hab da keinen Bock drauf, das zu machen, was Mutter will. Krieg das in deinen Schädel endlich rein, sie hat mir vorgeworfen, daß ich dir schaden will und hat mich deswegen zur Sau gemacht, so lass ich nicht mit mir umgehen, Schwesterchen," ich verdrehtte die augen, als ob so ne beknasckte Uni das war, was ich wollte.
"Und do willst ganz alleine ohne unsere Eltern leben, das will ich sehn. Du bist noch nicht mal sechzehn, das darfste per Gesetz nicht mal," lachte ich dann bitter auf, sie hatte vielleicht Ideen.
"Und so wies aussieht, wirds nie wieder okay, das hat Mutter versaut und ich bin der Letzte, der ihr da auch noch recht gibt, das kannste vergessen. Und hör mir gefälligst zu, wenn ich dir was sage. Sie liebt ihn nicht und behsandelt ihn wie nen schlechteren Menschen, nur weil er hier glücklich ist. Er wird hier nicht wegziehen und ich werde es auch nicht. Ich hab hier ein Leben, Aine, wenn du so egoistisch bist und das nicht einsiehst, dann bist du wirklich besser mit Mutter irgendwo anders dran," ich sah sie verächtlich an.
"Kann ich dann wieder an die Arbeit gehn oder ist sonst noch was Wichtiges?"

Ich verschränkte die Arme.
"Du bist gemein!", rief ich. "Ich habe dich nur um einen Ratschlag gebeten. Meinetwegen du kannst machen, was du willst, Blödmann!" ich machte auf den Fersen kehrt und lief weg. Er wollte das nicht verstehen und schrie mich auch noch an. Warum war er so? Warum musste er immer so dickköpfig sein? Wem war damit geholfen? Er fand das auch noch gut wenn Vater und Mutter sich trennten, nur weil er zu stolz war.

"Du hast versucht, mich zu überreden, hier wegzugehen. N Ratschlag sieht für mich anders aus. D ú bist eher gemein, weil du nen Scheiß auf mein Leben gibst und mir vorheulst, daß du hier wegwillst. Dann geh doch, wenn Vater und ich dir so am arsch vorbeigehen. Hauptsache, du kriegst, was du willst, da muß man ja keine Rücksicht auf die nehmen, die sich hier zu Hause fühlen. Solange das Fräulein kriegt, was sie will trampelt sie auf meinen und Vaters Gefühlen rum. Steck dir deine Fragen doch sonstwohin das nächste Mal," sagte ich noch zui ihr, bevor ich mich wieder an die Arbeit machte.

Aidan war so gemein! Ich konnte die Tränen kaum unterdrücken und heulte auch einfach los. Manchmal hasste ich ihn wirklich. Er konnte so nett und gleichzeitig so blöd sein! Er sah nie Fehler bei sich.
Ich hockte mich weinend an einen Baumstumpf und schluchzte vor mich hin. Ich wollte weder nach Hause noch zurück zu meinem blöden Bruder. Das war alles ziemlich schrecklich!

Ich arbeitete noch bis tief in die Nacht rein, weil es an der Mauer immer so war, daß wir erst nach Hause konnten, wenn das, was am Arbeitsbeginn festgelegt worden war, fertig war. Konnte schnell gehen, konnte aber eben auch dauern.
Ich hatte nicht mal mehr Bock, in den Graben zu klettern, dafür brauchte ich erst auch die Ausrüstung und das dauertte mir heute echt zu lange, also ging ich gleich auf direkten Weg nach Hause.

Ich zögerte so lange ich konnte hinaus nach Hause zu kommen. Ich hatte keine Lust irgendjemanden zu sehen. Besonders nicht Aidan oder Mutter. Ich war auf alle beide wütend. Als ich trotzdem irgendwann nach Hause gehen musste, weil ich nicht wusste wohin sonst, wollte ich mich ins Zimmer schleichen. Vater saß aber im Wohnzimmer.
"Hallo Vater.", murmelte ich leise, als ich ihn saß. Er sah müde aus, wie er da zusammengesunken auf der Couch saß.

Ich schluckte leise und ging auf Vater zu, umarmte ihn dann. "Papi.", schluchzte ich und Tränen lief mir über die Wange. "Tut mir leid, dass ich so blöd war. Ich möchte nicht, dass ihr euch wegen mir trennt.", heulte ich. "Ich wollte auch nicht, dass du dir Sorgen machst."

Ich schniefte.
"A..Aber warum?", fragte ich ihn. "Es war doch alles noch okay. Ich habe das nie gemerkt.", ich schüttelte den Kopf. "Dann bleibe ich bei dir und bei Aidan, Papa. Auch wenn er ein Blödmann ist! Manchmal...", fügte ich etwas leiser hinzu.
"Du sollst nicht nt traurig sein..."

"Das wusste ich nicht." ich ließ von Vater ab und setzte mich neben ihn und wischte mir die Tränen noch immer schluchzend aus dem Gesicht.
"Wäre ich doch nicht krank geworden, weil ich aufs Dach geschlichen bin." ich schüttelte den Kopf. Das brachte ja nichts.
"Ich sollte mich bei dem Blödmann entschuldigen." ich biss mir auf die noch immer bebende Unterlippe. "Tut mir leid für dich, Papa." ich senkte den Blick. "Kann ich was für dich machen?"

"Ich denke nicht, dass Aidan gehen möchte. Nein, er hat es mir sogar genauso gesagt, dass er nicht kommen möchte auf die andere Insel. Dass er hier bleibt." Ich zog die Schultern hoch. Ich hatte nicht gemerkt, dass Mutter so unglücklich war. Scheinbar Vater auch nicht.
" Papa... "ich nahm seine große Hand in meine."Du bist toll. Du bist gut genug. Die Insel ist auch schon okay eigentlich. Ihr tut euer bestes, das weiß ich ja. Es tut mir auch leid, dass ich in letzter Zeit so.. Schwierig war."

"Natürlich, Papa. Aber was meinst du mit auf seine Art? Was ist mit Aidan?", fragte ich ihn verwirrt. Mein Bruder verhielt sich in letzter Zeit noch merkwürdiger als sonst.
"Ich weiß nicht, ob ich gehen soll Papa. Ich kann mir das nicht vorstellen irgendwie."

"Das ist schon okay. Hauptsache ihr seid glücklich, du und Aidan. Und wenn das hier ist, ist das doch auch okay. Nur weil ichs öde finde, müssen nicht alle so denken, finde ich." Vielleicht war es auch falsch auf Leute herabzublicken und auf diese Insel hier. Vielleicht war ja ich das Problem, nicht die anderen. So hatte ich es noch nie gesehen.
Ich nickte." Manchmal komm ich mir so vor ja. Weil alles so klein und unbedeutend scheint, weißt du? Es ist alles so begrenzt und ich frag mich, was es sonst noch so gibt."

[i"Ich denke, du siehst das alles so klein und begrenzt, weil du dem Ganzen hier keine Chance geben willst und es klein und begrenzt sehen möchtest. Kein mensch weiß genau, was da draußen ist, aber ich weiß, da´sehr viel von da draußen hier drin ist, auf dieser und auf anderen Inseln. Nur solange du es nicht sehen willst, siehst du es natürlich auch nicht. Weißt du, da draußen hegen sie die Natur und versuchen, das wieder auszumerzen, was die Menschheit vor Hunderten von Jahren kaputtgemacht und deswegen sitzen wir auf diesen Inseln, weil unsere Vorfahren es versaut haben und den Wesen draußen ihre Welt zerstört haben. Wer sagt dir denn, daß es da draußen nicht noch öder ist, wo du vielleicht nur von Pflanzen und Kräutern umgeben bist, due du hier schon nicht magst,"er lächelte sie leicht an, da er genau wußte, wie Aine allein zum Garten schon stand.
"Ich glaube nicht, daß die Wesen da draußen unsere Technik oder große Städte haben, dann hätten sie die Insdeln nicht erschaffen müssen. Und da du es hier schon öde findest und die belächelast, die mit dem Einfachen hier zufrieden sind, würdest du die da draußen vielleicht auch belächeln, die genau so einfach leben wie wir hier. Du bist sicher dafür gemacht, mehr zu sehen, aber da draußen wirst du nixht viel aufregendes finden, glaub mir. Es sind Naturvölker, jedes auf seine Art, aber sie leben eben von dem, was die Natur ihnen gibt. Und das ist für dich ja nicht ausreichend."][/i]

Ich sah Vater aufmerksam an. Warum wusste er das alles? Ich hatte ihn nie von draußen reden hören. Immer nur von Arbeit oder so. Generell redete er einfach nicht viel. Mutter redete die meiste Zeit über.
"Aber mich interessiert wie es so ist, wenn etwas nicht zuende geht. Hier auf der Insel ist es so eingegrenzt. Ich habe nicht gegen Kräuter eigentlich. Ich will nur nicht immer die gleichen Kräuter sehen." sie sah ihn aufgeregt an.
"Was weißt du noch über draußen? Wie sind die anderen Völker so?"

"Papa. Das stimmt nicht. Sonst hätte sie dich nicht geheiratet oder wäre hierher gekommen." ich nahm seine Hand und drückte sie. Er tat mir so leid. Er schien sehr verzweifelt zu sein. So hatte ich ihn wirklich noch nie erlebt.
"Nein Mutter hat gar nichts gesagt. Sie hat uns nur gefragt, ob wir mitkommen möchten. Das ist alles. Also sie hat auch nichts erzwungen oder so, Papi. Sie hat auch nichts böses über dich gesagt." Ich hatte sie jedenfalls nichts sagen hören. Ich wusste nicht, ob sie nochmal mit Aidan gesprochen hatte oder nicht.

Ich konnte Mutter irgendwo ein wenig verstehen, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Schließlich empfand ich es hier auch als einengend, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was Luxus war. Ich kannte schließlich nur diese Insel mit ihren Bewohnern und ihren Hütten, ihren Feldern und Kräutergärten und Trampelpfaden. Alles andere kannte ich eben nur aus Büchern und ich hatte es mir immer als großartig vorgestellt. All diese Wunder aus vergangenen Zeiten. Egal wie sehr sie in der Schule sagten, es sei schlecht gewesen. So richtig konnte ich das auch nicht glauben. Früher war die Welt wohl unendlich groß gewesen. Da war ich mir sicher.
"Aidan geht nicht weg. Und was ich mache, weiß ich eben nicht, Papa. Noch nicht jedenfalls."