Different Worlds

"Hab dir ja auch genug beigebracht, hoffe ich," lachte ich auf, immerhin hatte ich versucht, sie fit zu machen. Inwieweit das hingehauen hatte, wußte ich nicht.
"Glaub nir, ich kenn die Blicke der Jungs und du bist eben ein Mädchen. Da gucken die eben. Und wenn ich das sehe, gucken die eben nicht lange," dem würde ich dann schnell ein Ende setzen.

"Bilde dir nichts drauf ein, Blödklopps.", meinte ich zu meinem Bruder. Ich glaubte nicht, dass mich irgendjemand ansah. In der Klasse bekam ich auch nur Kommentare zu hören. Am Rande wusste ich, dass sie tuschelten und sich über mich lustig machten. Aber das wollte ich Aidan nicht sagen. Er hatte einen viel zu starken Beschützerinstinkt.
"müsst ihr euch immer zanken?", kam es von Mutter.

"Wir zanken nicht, wir reden nur miteinander," meinte Aidan, als er ihre Mutter hörte. "Sei doch froh, daß wir miteinander reden, nicht so wie du und Onkel Jonathan. Wenn ihr nicht immer zanken würdet, könnten wir bei ihnen mit auf ihrer Insel wohnen, da ist es viel schöner als hier," meinte ich dann knurrig.
Mutter und ihr Bruder waren schon ewig verkracht, deswegen lebten sie auch nicht auf einer Insel. Die Insel, auf der Jonathan lebte, war größer und ruiniger als ihre hier, was schöner für mich wäre.
"Aine und ich vertragen uns wenigstens," Vater stieß mich an, aber gesagt war nun mal gesagt.

Das Gesicht von Mutter lief rot an, aber sie schüttelte nur den Kopf und wandte den Blick ab. Es war mehr als klar, dass das sie sehr verletzt hatte. Das war ein schwieriges Thema in der Familie. Das wussten alle. Aidan auch.
"Ich denke es ist besser, wenn wir uns auf den Rückweg machen.", kam es von Vater und Mutter nickte. "Ja ich denke auch. Es wird Zeit. Ich muss noch das Essen vorbereiten.", sie klang tonlos. Die Stimmung für heute war damit wohl offiziell im Eimer.

"Gut," im Gegensatz zu meinen Eltern war ich froh drüber, hier wegzukommen. "Ich hab eh noch was zu tun und bin dann bis zum Abend weg, wenn es nicht schlimm ist,2 nach der Sache gerade konnte ich mir die antwort schon denken, aber man konnte es ja versuchen.
"Du bleibst zu Hause, aidan, wir haben uns heute extra für dich freigenommen, also verbringen wir den Tag auch zusammen,2 kam es auch schon von Vater und ich biß mir auf die Lippe. Das war ja klar gewesen.

Ich sah zu Aidan. Ein weiterer seiner merkwürdigen Ausflüge. Die waren in letzter Zeit schon viel geworden. Vielleicht hatte er eine Freundin, aber er wollte nicht mit der Sprache rausrücken. Deshalb wusste ich nicht was wirklich los war. Aber Vater und Mutter waren offensichtlich angespannt. Mutter hackte zwar immer auf mir herum, aber trotzdem hatten weder sie noch Vater große Erwartungen an mich, deshalb war es am Ende des Tages egal. Aber Aidan sollte das Geschäft übernehmen.

"Schon gut," ich hatte null Bock darauf, mir das den ganzern Tag anzuhören, da gab ich lieber nach. Auch wenn ich es albern fand, in meinem Alter mit der kompletten Familie zusammen zu hocken.
"Wir machen einen Brettspieleabend," beschloß Mutter und meine Laune sank noch mehr. Keiner wußte, wie alt diese Spiele schon waren, mein Vater hatte die irgendwann angweschleppt und verkündet, daß wir dadurch den familienzusammenhalt noch verstärken konnten ... oder so ein ähnliches Blabla. In solchen Situationen war er immer sehr redegewandt, auch wenn er sonst manchmal fluchen konnte wie sonst was.

"Au ja ! Brettspiele!", verkündete ich enthusiastisch. Hauptsächlich nur, um Aidan zu ärgern. Ich wusste wie sehr er Brettspielabdende hasste. Oh so sehr.
Während wir nach Hause gingen, pfiff ich leise vor mich hin.

Ich würde mich wohl nachts rausschleichen, das hatte ich schon ein oder zweimal getan.Auch wenn ich nicht so aussah, konnte ich doch sehr leise sein und mich unbemerkt davonschleichen, wenn ich es wirklich wollte. Unsere Eltern kamen nicht dahinter, weil sie sich genau das eben nicht vorstellen konnten, außerdem schnarchten sie beide so laut, daß man mich eh nicht mitbekam, wenn ich rausging.
Als wir an unserem Haus ankamen, war es schon mittag und Mutter machte sich in der Küche daran, was zu kochen. Was es genau gab, wußte ich nicht, sie hatte nur mit Aine darüber getuschelt.
"Wenns fertig ist, ruft mich einfach," meinte ich und setzte mich in das Zimmer, was wohl mal eine Art Wohnzimmer sein sollte. Dort setzte ich mich an den einzigebn kleinen Tisch, auf dem ein paar Skizzen verteilt lagen, die ich gemacht hatte. Es war sogar eine Höhle dabei, in die ich noch Fledermäuse hineinmalte.

Ich musste Mutter beim Kochen helfen. Ich mochte das nicht sonderlich. Aber das war egal. Es war nunmal meine Aufgabe. Wir nahmen gemeinsam die Kaninchen auseinander und das ganze wurde dann eingekocht. Wir arbeiteten stumm nebeneinander her. Es gab wirklich nichts zu sagen. Ich hätte auch eh nicht gewusst was. Es viel mir immer schwer mit ihr zu reden aber ich konnte sehen, dass sie weiterhin aufgebracht war. Das was Aidan gesagt hatte, hatte sie mitgenommen.
"Niemand nimmt dir das mit Onkel übel.", sagte ich schließlich . "Aidan meint es auch nicht so."
Sie hielt kurz inne und sah mich an. "Danke.", sie lächelte matt.

Das Mittagessen verlieg schweigend, ich hatte wohl wirklich die Stimmung versaut. War ein Talent von mir, was wohl keiner haben wollte, ich auch nicht. Aber gut, die Talentierte von uns war wh Aine, also sollte ich mich wohl nicht beschweren.
Das Kaninchen gab es dann wohl doch nicht zum Abendbrot, aber das war auch gleich, immerhin war es Fleisch. Auch wenn wir mehr davon gehabt hätten, hätten sie es gepökelt, aber auf solche Vorschläge von mir hörte mal wieder keiner.
"Hier ist noch ein Geschenk für dich, von uns beiden," Mutter nickte zu Vater herüber, auch wenn sie nicht so aussah, als wütrde sie es mir gerne geben.
Es war eine Art Tier eingwchlossen in Bernstein, der fast so groß war wie meine Faust. Ob es ein Tier aus unserer Welt oder der da draußen war, konnte man nicht sagen, aber der Stein, der den Schatten des Tieres umschloß, war faszinierend für mich.

Ein Schweigen war beim Mittagessen eingetreten. Ich hasste das wirklich wenn alle schlecht drauf waren. Aber das würde wohl erst besser werden wenn Aidan sich bei unserer Mutter entschuldigte. Aber was das anging war er manchmal ein wenig planlos. Ich würde später mit ihm reden. Ich nahm mir etwas von dem Porridge und schob ihn mir in den Mund. Geschmacklose Pampe war das, fand ich. Aidan bekam sein Geschenk.
"Ein Bernstein.". Meinte ich. Vater nickte. "Ganz richtig. Ich habe ihn vor einigen Tagen erhalten. So ein grosses Exemplar ist äußerst selten. Da drinnen das ist eine Tarantel."
"Eine Art von Spinne.", fügte ich hinzu.

"Scheint, als ob er bearbeitet wurde," ich fuhr mit dem Daumen eine der Linien entlang, die zu exakt war, um natürlich zu sein. Was mich aber nicht störte. Eher war es interessant für mich, daß man so etwas aus Bernstein machen konnte, da er doch recht fragil wirkte.
Ich hob ihn vorsichtig hoch und das Sonnenlicht spiegelte sich darin, in diesem Stein sah sogar die sonne gut aus.

"Freut mich, dass es dir gefällt, Sohn.", Vater lächelte. Es war ein sehr gutes Geschenk, fand ich auch. Wir aßen weiter und die Stimmung hatte sich am Ende des Essens ein wenig entspannt, wie es schien. Mutter hatte sogar wieder ein Lächeln im Gesicht. Wir machten nach dem Essen gemeinsam den Abwasch und sie summte leise vor sich hin.

"Es ist wertvoll, wertvolle Dinge gefallen mir immer," meinte ich grinsend, während ich dem funkeln weiterzusah und mich schon zusammenreißen mußte, um den Blick davon abzuwenden. Ich liebte glitzernde Dinge, die so aussahen, als hätten sie mal viel Geld gekostet, manchmal fand man noch etwas auf den Schrottplätzen, was unsere eltern eigentlich verboten hatten, weil dort gefährliche Leute lebten, Diebe und Halsabschneider.
Nach dem Essen begann dann wirklich der Brettspielteil und wie ich meine Eltern kannte, wü+rde das bis zum Abend dauern.

Ich unterdrückte einen weiteren Kommentar. Des Familienfriedens zu Liebe. Es war gerade recht entspannt.
Wir begannen mit den Spielen. Eigentlich hatte ich keine Lust aber ich musste mir eingestehen dass es doch am Ende ziemlich Spaß machte. Ich gewann sogar gleich zweimal. In einem Spiel waren wir in verschiedenen Teams und Aidan und ich machten unsere Eltern platt.

Ich spielte nur mit halbem Herzen mit, mir war es auch ziemlich egal, ob ich gewann oder verlor. Wahrscheinlich sollte es ne Familientradition werden, aber ich wußte nicht mal, ob ich eine haben wollte. Gerade war mir nicht danach, denn ich sah bei unseren Eltern, wie das manchmal enden konnte.
Aine gewann ein paar Mal und das war mir auch recht, immerhin konnte das nur für sie gut sein, wenn sie selbstbewußter wurde. Auch wenn sies nicht zugeben würde.

"Was ist Trantüte?", fragte ich meinen Bruder als meine Eltern kurz nicht im Raum waren..
"Du ziehst schon die ganze Zeit son Gesicht?" ich sah meinen Bruder fragend an. Er schaffte es nicht wirklich Begeisterung vorzutäuschen. Nicht einmal für unsere Eltern.
Dann sah ich mich um. "Geh ruhig. Ich lenk die Eltern ab." ich deutete auf die Eltern ab. " ich deutete mit dem Kopf zur Tür." Musst dich nur rechtzeitig wieder zum Abendessen oben reinschleichen. Aber das kriegst du hin. "

"Du weiß, daß ich Brettspiele hasse, die sind arschlangweilig und völlig unnötig," ich hatte da keinen Grund, Aine da was vorzumachen.
"Und klar, es ist total einfach, unsere Eltern davon abzulenken, daß ihr Sohn für ne Weile fehlt. Willst du mich verarschen oder was, das schafft keiner. Oder willst du nen Zwilling von mir so einfach aus der Tasche zaubern," Aine war noch zu naiv, man konnte ihr da auch nicht nöse sein, aber mitdenken war nicht immer ihre Stärke bei so was.

"Na ja. Aber Vater und Mutter finden halt das ist wichtig für die Familie. Hast es ja hinter dich gebracht."
Ich hielt inne. "Vertrau mir einfach. Ich kriege das schon hin. Komm schon. Ist dein Geburtstag und ich will auch nicht dass du den Rest des Tages so eine Miene ziehen musst. Ich komm schon mit Vater und Mutter zurecht."

"Sie haben bestimmt, daß wir den Tag zusammen verbringen, das solltest du mitbekommen haben. Wenn nicht, dann solltest du dir die Füße waschen, damit der Dreck aus den Ohren nachrutscht. Und was icgh wann mache, ist meine Sache. Du bist meine Schwester, aber es gibt Dinge, die ich mache, wann ich sie will und du hast dich da gefälligst rauszuhalten, klar," wies ich sie dann zurecht.
"Du hast keine Ahnung von dem, was ich in meiner Freizeit mache, also misch dich da auch nicht ein, ich mach das bei dir ja auch nicht."

"Schrei mich nicht an, du Idiot. Ich wollte dir nur einen Gefallen tun, weil ich dachte du würdest dich freuen." ich verschränkte die Arme.
"Aber vergiss es einfach!", mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und ging hoch auf mein Zimmer. Ich hatte wenig Lust eine von Aidans Launen abzukriegen. Er musste nicht sofort so gereizt reagieren.

Mutter ging ihr gleich hinterher, immerhin hatten sie ja beschlossen, daß wir vier zusammen blieben heute. Da konnte die Kleine bockig sein, wie sie wollte, das half ihr auch nichts. Außerdem hatte ich nicht mal annäherungsweise laut gesprochen, daß sie gleich immer so übertrieb.
Aber das war bei mädchen in ihrem alter so, die reagierten manchmal komisch. Das sah ich oft genug.
"Ab morgen wirst du früh zur Inselgrenze gehen, Aidan. Wir haben beschlossen, daß du dort an den Ausbesserungsarbeiten der großen Mauer mithilfst," erklärte er mir und ich nickte. Hatte schon schlimmeres gehofft, aber der Job war ganz okay.

Ich wollte nicht zurück, aber ich ließ mich überzeugen. Es war Aidans Geburtstag. Nur deshalb.
Wir mussten den Rest des Abends zusammen sitzen. Es gab Kanincheneintopf. Das war ein richtiger Schmaus und danach wollten unsere Eltern noch dass wir gemeinsam in dem Gebetsbuch lasen. Es war Aidans Aufgabe ein Gebet rauszusuchen und es vorzutragen, denn er hatte Geburtstag. Ich war neidisch auf ihn, dass er an der Grenze arbeiten durfte. Ich hätte mir nichts mehr gewünscht, aber ich musste eben zur Schule gehen.

"Aine kann meinetwegen ein Gebet raussuchen, ich nicht," ich legte das Buch auf den Tisch, was Vater mir gegenen hatte. Es war immer das Gleiche, diese dummen Texte in dem dummen Buch, die nur blöd im Kopf machten und uns ne heile Welt vorgaukelten, die keine war.
"Wegen mir können wir das Buch auch ganz abschaffen, das hab ich schon immer gesagt."