Die Verblendung

"Na ja. Ich habe eine ungefähre Vorstellung.", meinte Julian. Er hatte sich kaum umgesehen. Aber Claire hatte Recht. Er kannte einige der Männer hier. Während sie so durchs Dorf liefen, grüßten sie so einige der Leute. Und ein paar wollten sie auch zum Trinken nach Hause einladen. Julian musste dankend ablehnen. Hoffentlich war das nicht unhöflich.
"Glaube hier irgendwo müsste ein kleiner Laden sein.", Julian kam das ganze hier ganz schön urban vor, nachdem Landleben. Straßen, ein paar alte Karren und sogar eine Grundschule, ein kleiner Laden, eine Art Kneipe, gleich zwei Kirchen. Richtig viele Gebäude. Sie betraten den Laden. Der Besitzer starrte ihn verwirrt an, während Julian sich mit diversen Hygieneprodukten eindeckte. Er kannte die Marken nicht, aber das war auch egal. Als diese Dinge hatte er schon lange aufgebraucht. "Brauchst du auch etwas?", fragte er Claire dabei.

Claire sah den Wachen na h, die im Wald verschwanden, als sie am Dorf angekommen waren. Sie kannte hier tatsächlich viele von der Arbeit am Weg und grüßte diese auch, Einladungen lehnte sie aber kategorisch ab, da sie ahnte, wie das ausgehen würde. Sie folgte Julian einfach, der recht zielstrebig zu sein schien.
In dem kleinen Laden schaute Claire sich kurz um, fand aber nichts, was sie wirklich brauchen konnte. Das war einer der Vorteile am Vampirsein, die menschlichen Hygienesachen fielen einfach weg, man schwitzte nicht, roch nie unangenehm und mußte sich nur waschen, wenn man wirklich durch Dreck dies tun mußte.
"Der Besitzer sieht wohl selten Touristen," bemerkte sie bei dem Blick des Ladenbesitzers.

"Wahrscheinlich ist es das.", meinte Julian. Er wollte auch damit gerade nicht auseinandersetzen. So oder so fielen sowohl er als auch Claire auf. Er machte seinen Korb mit allem, was er so brauchte voll und kaufte sogar noch ein paar Dinge für seinen Onkel. Zuletzt legte er zwei Schokoriegel in den Korb. Als er alles gekauft hatte, war trotzdem noch sehr viel Geld übrig. Er reichte Claire einen Schokoriegel. "Weiß nicht, ob du so was magst.", meinte er dabei. Danach packte er alles in seinen Rucksack. Er hatte sich noch nie so über Deo und Rasierer gefreut wie jetzt gerade.
"Es gibt eine Kneipe, wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich gerne zum Mittagessen einladen.", er sah Claire fragend an.

"Wahrscheinlich fragt er sich aber auch nur, was wir hier machen, immerhin sind wir ja sonst eher nur beim Grafen im Dienst. Wir sind angekündigt worden, soweit ich weiß, damit wir auch bestens behandelt werden. Vielleicht überlegt er nun, ob wie die angerkündigten sind," lachte Claire leise auf, der Gedanke war doch recht lustig, fand sie.
Sie nahm den Schokoriegel und biß ein kleines Stück ab, mit dem Essen mußte sie noch aufpassen, vor allem, wenn es schwer im Magen lag.
"Du sollst das Geldf aber für dich ausgeben, ich hab selbst mein eigenes dabei," sie zeigte auf eine kleine Tasche an ihrer dünnen Jacke.
"Der Graf hat dir das Geld sicher nicht dafür gegeben, nur so Kleinkram zu kaufen."

"Oh Mann. Der Graf ist immer vorbereitet, oder?“ Der Vampir überließ aber auch nichts dem Zufall.
"Na ja. Ich mein es praktisch wie ein Gehalt, oder? Und ich denke die Sachen, die ich gekauft habe, die waren auch dringend notwendig. Wenn ich noch etwas sehe, dann hole ichs mir. Aber ich möchte auch nicht direkt alles ausgeben, dachte ich. Wer weiß, wann ichs noch brauche. Aber ich möchte dich schon zum Essen einladen. Und wenn du nur einen Tee trinkst, dann ist das auch okay für mich. Ich freue mich über die Begleitung. "

"Er will aber auch auf der anderen Seite nicht, daß wir uns daneben benehmen, könnte wetten, daß er das erfahren würde. Immerhin gehören wur ja sozusagen mit zu seinen Leuten und wenn wir uns schlecht benehmen, könnte das auf ihn zurückfallen. Da merkt man eben, daß er schon so alt ist, das war früher immer so gewesen, die Dienerschaft repräsentierte eben auch ihren Herrn," erinnerte sich Claire an ihren Geschichtsunterricht.
"Nein, dein Gehalt ist extra, das hier ist nur das Geld, was er für Nieve erhalten hat. Das meiste davon fällt eben weg, weil wir ja hier wohnen dürfen, also so was wie Miete und Verpflegung. Hast du die Leute des Grafen nie nach deinem Lohn grfragt," wollte sie dann verwundert wissen.
"Das Restgeld von deinem Gehalt hast du bisher monatlich bekommen, es ist für dich nur aufbewahrt worden, weil du es in der HJütte nicht horten solltest. Dein Onkel hat sicher auch welches bekommen, solange er für den Grafen arbeitet. Oder dachtest du, wir müßten die ganzen Dinge ohner Geld machen, das wäre doch sehr unfair, oder? Und für einen Tee müssen wir nicht in eine Kneipe, den können wir auch in deiner Hütte trinken und du kannst das Geld sparen."

"Ich benehme mich nie daneben, das weißt du doch.", verkündete Julian. Natürlich war das nicht ernst gemeint.
"Ist das diese feudale System oder wie das heißt? Mit den Lords davon und so ein Kram?" in seiner alten Schule waren einige davon gewesen.
"Ich uhh, ich dachte ich arbeite für Lau und dass ich nun ja als Gegenleistung da leben kann und dass der Graf meinen Onkel befreit hat. Da habe ich eigentlich kein extra Geld erwartet.", gab Julian zu.
"Aber okay. Ich möchte mich nicht beschweren. Was das Essen angeht. Ich würde schon was bestellen. Aber ich Weiß nicht, ob du essen möchtest. Ist für mich jedenfalls was besonderes hier zu sein. Eine schöne Abwechslung. Und ich dachte deshalb könnten wir uns hinsetzen. Dafür gebe ich gerne mein Geld aus."

"Hab da von einem Saufgelage gehört, aber das warst sicher nicht du gewesen, nicht wahr," grinste Claire ihn leicht von der Seite an. So was machte eben die Runde.
"Ich denke, daß das System weltweit war, nicht nur bei Lordschaften. Wenn ein Diener seinen Herrn oder dessen Familie beschämt, dann wurde er sicher bestraft, egal, wo das passiert war," sie glaubte nicht, daß das eine Landessache war, das gehörte früher im adel eben dazu auf allen Kontinenten.
"Du kannst ja gerne was essen, ich hindere dich nicht dran. Heißt ja nicht, daß ich mich nicht dazu setze. Aber ich bin durch das Schokozeug schon satt und für mich brauchst du, wie gesagt, kein Geld auszugeben."

"Hmm. Bist du dir sicher? Ich glaube dass das der andere schwarze Junge war, der hier rumchillt.", meinte Julian ernst.
"Und ich hoffe doch nicht, dass wir bestraft werden." er steuerte auf die Kneipe zu. "Okay Claire. Aber den Tee bestelle ich dir, ich bestehe drauf." sie gingen rein. Es war alles sehr rustikal eingerichtet. Lauter Holz, tote Geweihe und Bärenfelle. Bis auf einen Opa der an der Ecke einen Schnapps trank, war es leer. Aber dieser schielte neugierig zu ihnen.
" Könntest du mir bitte mit der Karte helfen?", bat Julian Claire. Er konnte sich zwar einigermaßen verständigen auf der Baustelle, aber die ganzen Wörter hier kannte er dann doch nicht.

"Fängst du schon wieder mit deiner Hautfarbe an, das ist langsam echt anstrengend. Du willst nicht, daß man dich auf deine Hautfarbe reduzierst, machst es gerade aber selber. Hör bitte auf damit oder beschwer dich nicht, wenn du was doof findest, es aber selbst machst. Leute auf ihr Aussehen zu reduzieren ist scheiße, das weiß ich auch, aber du bist da nicht anders als die anderen," seufzre Claire, zumal die meisten Dorfbewohner auch eine dunklere Hautfarbe hatten.
"Dann mußt du den Tee trinken, dann gibst du für dich das Geld unsinnig aus," sie würde auch einen für sie bestellten Tee nicht anrühren, weil sie es anderswo genau so kostenlos haben konnte.
"Was genau willst du denn bestellen für dich, dann muß ich dir nicht die ganze Karte vorlesen," meinte sie, als sie in der Kneipe angekommen waren.

"Hey es ist kein einfaches Thema, Claire. Das hat viel mit subjektiven Empfindungen und Erfahrungen zu tun." Julian überlegte, was er bestellen sollte und versuchte schonmal ein paar Wörter zu entziffern.
"Na ja. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Uhm.. In erster Linie war das ein Scherz. Natürlich will ich nicht darauf reduziert werden, aber andererseits ist das auch wie ich nen Umgang damit finde, es ist ja nicht weg und wird es nie sein und manchmal komme ich mir eben deshalb so vor als wäre ich fremd. Irgendwie. Kommt drauf an, wo man sich gerade bewegt. Da kommt viel zusammen. Aber ich schätze ich bin schon ein ziemlicher Londoner, das ist wahr. " er grinste." Bitte versteh mich nicht falsch, ich kann versuchen zurückzufahren und solche Sprüche nicht mehr bringen, wenn es dich stört. Aber vielleicht verstehst du auch ein bisschen, was ich meine?", fragte er leise. Er wollte nicht, dass sie wütend wurde. Er wusste ja, dass Claire starke Meinungen hatte und sich manchmal festbiss. Und er hielt sich mit seinen die meiste Zeit über zurück, weil er das Gefühl hatte, das brachte nur Ärger. .
" Was bedeutet das? Schnitzel?", fragte er Claire und tippe auf eine Sache auf der Speisekarte." Vielleicht noch Kartoffeln und Salat dazu. Falls du doch etwas möchtest, aag gerne Bescheid."

"Ich wei0, daß das nicht einfach ist, aber du machst gerade das, was du bei anderen scheiße findest. Warum darfst du es machen und andere dann nicht," Claire war es gleich, wie er es empfand, sie sah das eher objektiv und er hatte gerade gegen seine eigene Einstellung verstoßen.
"Und wenn es ein Scherz wart, dann macht es das nur noch schlimmer. Und ich fühl mich hier genau so fremd wie du und das hat nichts mit meinem Aussehen zu tun, okay? Wenn du dich nur darauf reduzierst, dann ist es kein Wunder, daß andere das auch machen und du dich gleich angegriffen fühlst. Wenn man in einer anderen Gegend ist, dann ist man fremd, egal, ob man nun rote Haare hat, dunkle Haut, Mandelaugen oder sonst was," war ihre Meinung, da kam es auf die innere Herkunft an und nixcht auf das Äußere, fand sie.
Sie sah sich die Speisekarte an und studierte sie kurz.
"Nein, das ist eher was, was man nicht so richtig übersetzen kann, denke ich, zumindest kenne ich die Worte nicht," gab sie dann zu.
"Aber ich glaube, daß es so was wie Krautrouladen sind, allerdings müßtest du dann fragen, womit sie gefüllt sind," sagte sie, als sie wieder aufblickte.

"Ach schon gut. Ich probiere die einfach. Hört sich doch gut an.", Julian war offen für neues Essen und da er auch nicht mehr vegan war, machte es keinen Unterschied, ob da Fleisch drin war. Da war er sich nämlich sicher.
Er winkte die Dame, die bediente zu sich und bestellte in gebrochenem Dialekt das Gericht und einen Tee. Er tippte vorsichtshalber auf die Sachen drauf.
"Der Tee ist für mich.", meinte er mit Blick zu Claire. Nicht dass sie das jetzt falsch verstand.
Er faltete die Hände. "Na ja. Im Idealfall wäre das Aussehen egal. Da stimme ich dir zu. Aber ist es leider nicht. Da haften halt Vorurteile dran am Aussehen. Natürlich habe ich da wenig Bock drauf. Aber klar, wir fallen beide auf, aber da gibt es schon Unterschiede. Dich nennen sie nicht "Den Schwarzen"? Oder?", fragte er Claire.
"Und nein es ist nicht das gleiche, wenn ich mich selbst über mich lustig mache, als wenn das andere machen. Weiße, meine ich. Das macht vielleicht keinen Sinn logisch betrachtet. Ist aber so." er zuckte mit den Schultern. "Müssen wir nicht weiter drüber reden. Wenns dich stört, kann ich damit aufhören. Aber das ist halt ein Umgang mit Scheiße, die man sich oft anhören muss. Ist jetzt nicht so, als wäre mir jemand komisch begegnet hier. Keine Sorge. Es sind alle voll nett. Auch die Leute vom Grafen. Ich weiß nicht, ob das irgendwie Sinn für dich ergibt? "
Er sah Claire fragend an.

"Der Tee wär sowieso für dich gewesen, egal, ob du ihn mir bestellt hättest," Claire blieb da eisern, selbst wenn das Getränk vor ihr gestanden hätte, hätte sie es nicht angerührt.
"Erstens nennt dich hier keiner so und ich habe auch noxch nie gehört, daß dich in London irgend jemand so genannt hat. Und zweitens hast du diese Bezeichnung gerade auch für einen erdachten Jungen benutzt, also bist du nicht anders als die, die das für dich nutzen. Also tu nicht su sauer, vwenn sies machen und du es nicht anders machst. Und wie gesagt, ich habe hier und woanders noch nie gehört, daß man dich oder andere wie dich so genannt hat," in Claires Augen übertrieb Julian mal wieder, um seine Opferrolle zu verdeutlichen, wie es aussah.
"Und nein, was du sagst, macht absolut keinen Sinn, weil du dir gerade selbst widersprochen hast. Du willst nicht, daß Leute dich auf deine Hautfarbe reduzieren, hast es aber beu den Weißen gerade selbst gemacht. Als ob es nur diese beiden Hautfarben gibt. Du hängst selber in deinen Klischees fest, die du so haßt," seufzte sie, aber er wollte es scheinbar nicht begreifen, daß er genau so war wie alle anderen in dem Sinne.
"Wenn du willst, daß andere dich nicht reduzieren, dann mach das mit ihnen auch nicht. Du weißt doch, wie es in den Wald reinschallt, so kommt es auch zurück."

"Okay. Dann habe ich mich vielleicht verhört." Julian sah sie zweifelnd an. "Mein Rumänisch ist jetzt auch nicht so gut also.. Na ja..." er war sich ziemlich sicher gewesen. Sein Gehör war schon immer außerordentlich gut gewesen. Aber seine Sprachkenntnisse waren allemal mittelmäßig.
"Natürlich hast du das nicht gehört in London, würde ja auch niemand so offen sagen. Zumindest nicht bei den Jägern. Aber ich habe so meine Erfahrungen gemacht und so was trägt man mit sich rum Claire, ob du nun willst oder nicht." er seufzte. Sie konnte es wohl nicht nachvollziehen. Das musste er verstehen. Sie hatte eben auch ihre Perspektive auf die Dinge und es war ja auch etwas schönes daran, dass sie alles so gleich sah und keine Unterschiede bei Leuten machte. Das mochte er an Claire ja auch.
"Ich bin nicht frei von Vorurteilen das ist niemand. Und ja ich habe auch verallgemeinert, tut mir leid. Das ist ein ziemlich sensibles Thema für mich und ich wollte dich nicht verletzen oder so. Bitte versteh mich nicht falsch. Und ich denke auch nicht, dass du diskriminierst oder ähnliches. Oder die Leute des Grafen. Gar nicht. Wollen wir einfach das Thema wechseln? Ich hätte nicht damit anfangen sollen." er schüttelte den Kopf. Julian wollte nicht, dass dieser freie Tag in einer Grundsatzdiskussion endete, nur wegen eines Kommentars, den er gemacht hatte. Er hatte Sorge, dass das zwischen ihnen gestanden hätte die ganze Zeit. Und dafür mochte er Claire zu sehr.

"Dein Rumänisch ist ja auch grottig. Und der Dialekt hier ist eh anders als das, was du als Rumänisch verkaufen willst," lachte Claire auf. "Deswegen schauen dich die Leute auch komisch an, wenn du was zu ihnen sagst, nicht wegen deines Aussehens," erklärte sie ihm dann ruhig.
"Du würdest auch komisch gucken, wenn dir jemand irgendwelchen Kauderwelsch als deine Sprache verkaufen würde wollen, oder," wollte sie grinsend wissen.
"Jeder hat seine Erfahrungen gemacht, wegen seines Aussehens blöd angemacht zu werden, nicht nur du, Julian. Also nimms so hin, wie alle anderen es auch hinnehmen. Wenn du dich drüber beschwerst, ändert das an deiner Erfahrung auch nichts," gab sie dann zu bedenken.
"Und es gibt niemanden auf der Welt, der sich frei davon sprechen kann, Vorurteile zu haben, Punkt," war ihre abschließende Meinung, deswegen war es auch müßig für sie, so was auszudiskutieren von Julians Standpunkt aus.

Julian kratzte sich am Hinterkopf. "Uff.". Meinte er und grinste. Er war nur froh, von dem Thema wegzukommen. Lieber stand er als Clown da, der furchtbare Sprachkenntnisse hatte. Es stimmte ja auch.
"So übel?" fragte er sie dann. "Und ich dachte ich kann mich irgendwie verständigen." er lachte verlegen. "Vielleicht musst du mir wirklich Nachhilfe geben. Du bist ein regelrechtes Sprachtalent, Claire." er trank einen Schluck Tee. Der Tee war schrecklich. Aber da wollte er nichts zu sagen.
"Nein. Es ändert nichts daran." stimmte er ihr zu. "Aber ich werde es nicht hinnehmen.", fügte er mit fester Stimme hinzu. "Mein Dad hat das auch nicht getan. Aber das ist nicht der richtige Kampf gerade. Wir haben andere Probleme.", sagte er bestimmt.
"Aber vielleicht habe ich nicht den richtigen Umgang damit gefunden. Noch nicht jedenfalls. Danke für deine Perspektive." sein Grinsen wurde sanfter. "Niemand. Ich habe genug." er wollte gerade nach ihrer Hand greifen, als das Essen vor ihm abgestellt wurde. Er zog die Hand zurück. Wäre eh keine gute Idee gewesen. "Hmm. Kohlrouladen.", sagte er stattdessen und rieb sich den Bauch. "Und was ist das? Spreck?" er schnitt in eine Roulade rein und zeigte ihr den Inhalt.

"Mit Händen und Füßen funktioniert es meistens ja auch, und viele verstehen hier auch Englisch. Alle hier haben irgendwelche Verwandten oder Bekannten in den Städten, wos Touristen gibt. Sie sind hier eben eigen und wollen keine andere Sprache sprechen, hat mir Luca mal erzählt," weswegen sie schon zeitig dazu angehalten wurde, die Sprache hier einigermaßen zu können.
"Du nimmst es doch aber hin. Du hast gemeint, du hättest hier gehört, daß Leute dich so benannt haben, aber sie deswegen zurechtgewiesen hast du ja auch nicht, oder? Außerdem würdest du nur am Streiten sein, wenn du gegen alle bist, die was an dir auszusetzen haben. Dem einen paßt deine Frisur nicht, dem anderen ist dein Blick zu doof, der Nächste macht sich über deine Klamotten lustig. Willst du dich deswegen wirklich mit jedem anlegen? Glaubst du im Ernst, nur weil du sie zurchtweist, sehen sie es ein und entschuldigen sich bei dir? Wenn du das denkst, ist das reichlich naiv von dir, hör drüber weg, so wie ich es auch tue," sie zuckte mit den Schultern, er wollte es sich scheinbar sehr schwer im Leben machen.
"Woher soll ich wissen, was das ist? Und wenn es Speck ist, dann solltest du es wohl selber erkennen, oder? Ich war beim Kochen nicht dabei, falls du es gemerkt hast," sie war nun nicvht gerade bereit, ihm das Essen zu analysieren. Es sollte schmecken, mehr auch nicht, eine Wissenschaft mußte er nun nicht draus machen.

"Das wusste ich nicht. Bis jetzt hat nur dieser Student mit mir Englisch geredet. Hätte ich das gewusst. Aber man muss ja auch die lokale Kultur irgendwie respektieren. Ich wünschte ich könnte die Sprache besser sprechen.". Seufzte. Dann schob er sich ein Stück Roulade in den Kopf.
" Mir ist es egal, was andere über meine Klamotten oder mein Auftreten denken. So weit bin ich mittlerweile. Aber alles was darüber hinaus diskriminierend ist, das finde ich nicht okay. Bei niemandem. Wenn man mir direkt damit kommt, ne. Aber wie gesagt, ist ja alles gut. Ich habe es ja auch sowieso falsch verstanden. Und was das angeht, ich wollte es mir eben mit niemandem verkacken. Sind die Leute vom Grafen." er schüttelte den Kopf und aß dann stumm weiter.
" Ist übrigens Speck. ", meinte er schließlich etwas kleinlaut.

"Dann fängst du also auch nen Streit an, wenn sich jemand über deine Ohren lustig macht? Oder deine Füße? Dann hast du viel zu tun, dich mit den Leuten zu streiten, denn wenn dich einer nicht mag, dann wird er immer was an dir auszusetzen haben. Und sich über eine Hautfarbe lustig machen ist schon dermaßen out, das machen heute nur noch die Leute, die mit den Gedanken in tiefster Vergangenheit festsitzen, also die wenigsten. Die meisten suchen sich heute andere Dinge aus, die sie an dir lächerlich finden," erklärte Claire ighm ruhig, während sie den Teeblättern zusah, die sich im Glas umherbewegten.

"Tja. Offen lustig machen vielleicht nicht. Zum Glück. Die Kämpfe haben schon Leute vor mir ausfechten müssen. Keine Ahnung. Situationsabhängig. Hmm.", meinte Julian nachdenklich kauend. "Ist es wichtig für dich recht zu haben?", fragte er dann. "Also prinzipiell? Das ist eine ernste Frage und kein Vorwurf.". Fügte er hinzu.

"Ich sage dir nur meine Meinung, ob ich damit recht habe, ist erstmal unwichtig. Aber ich seh die Sche hier so, wie sie offensichtlich ist. Und nur weil dich jemand beleidigt, ist das nicht gleich ein, wie sagtest du, Kampf, den man ausfechten muß. Du dramatisierst das gerade ziemlich," winkte Claire ab, er kklang gerade so, als ob sein Leben schon immer so geprägt war, sich gegen andere durchzusetzen, die was gegen ihn hatten.

"Es ist nicht offensichtlich irgendwas jemals. Es gibt eben verschiedene Wahrnehmungen, Claire. Das ist jedenfalls meine Meinung. Nur weil du etwas nicht so wahrnimmst, ist es nicht unwahr für jemand anderes. Aber gut. Ist ja auch in Ordnung wenn man Dinge unterschiedlich sieht." er zuckte mit den Schultern und aß weiter.
" Hättest du Lust noch später in dieses Klamottengeschäft tu gehen ? Vielleicht kann ich doch noch ein oder zwei Sachen gebrauchen.", schlug er dann vor.
Das Essen war sehr deftig, aber lecker.

"Was genau nehme ich denn nicht wahr," fragte Claire ihn direkt. "Du drückst dich immer so schwammig aus, da kann man schlecht ne Meinung zu haben. Ich versuch nur draus was zu ziehen, aber konkrete Beispiele wären da sicher sinnvoller als nur irgendwas daherzusagen," fügte sie hinzu.
"Solange ich dich da nicht beraten muß, können wir auch da reingehen, ist ja dein Geld."

Julian faltete die Hände. "Du siehst die Sache so wie sie hier offensichtlich ist, meinst du. Aber offensichtlich heißt ja, dass es objektiv stimmt, wie dus siehst, oder? Aber das ist eben deine Wahrnehmnung. Und das ist okay. Würde ich dir niemals absprechen oder so." er legte sein Besteck ordentlich bei Seite.
"Du sagst ich dramatisiere, aber das denke ich eben nicht. Gut, ich habe die Sache mit den Leuten hier vielleicht missverstanden, aber Rassismus ist ein reelles Problem. Das siehst du ja vielleicht nicht so." er seufzte. "Wir können einfach aufhören damit. Ich bin mit dem Essen fertig und nein, du musst mich nicht beraten, wenn du nicht möchtest. Ich habe eh nen ziemlich festen Geschmack was Klamotten angeht." sollte doch besser für sie sein. Julian winkte die Bedienung zu sich und bezahlte schnell.