Die Verblendung

"Mußt du wissen," meinte Thomas nur, er hatte schon mit so einer antwort gerechnet, wahrscheinlich würde auch da nicht viel bei rumkommen, aber das war im Grunde genommen auch nicht seine Sache.
Er blieb noch eine ganze Weile, redete hin und wieder mit Jack und machte sich dann auch irgendwann auf den Heimweg, immerhin hatte er auch noch Hausaufgaben zu erledigen.

Julian wusste nicht, was "musst du wissen.", heißen sollte. Er wusste auch nicht, weshalb er sich nicht schon lange bei einem neuen Club angemeldet hatte. Oder warum er manchmal so drauf war, wie er draufwar. Er machte seine Hausaufgaben im Zug und versuchte nicht weiter nachzudenken. Er würde sich morgen drum kümmern und dann würde er auch mit Sharon reden.

Die restliche Woche verging für Claire, Ann und Thomas ziemlich ereignislos. Die Mädchen waren genug mit dem Unterricht beschäftigt, Ann zusätzlich noch mit der Arbeit bei ihren Eltern. Mitte der Woche flatterten bei den Jägern und den Neukurslern in England Einladungen ein für das kommende Wochenende. Das Erscheinen war freiwillig und ein Fehlen würde nicht negativ auffallen.
Nora wollte damit erreichen, daß die Jäger, anders als bisher, eine geschlossene Einheit wurden. Es sollte keine Anonymität untereinander mehr sein, damit man sich gemeinsam auf das Ende des Ganzen vorbereiten konnte.
Claudes Eltern hatten sich bereit erklärt, die Eishalle dafür zu sponsoren, damit auch genügend Leute Platz hatten. Nora war sehr dankbar dafür, weil sie das nicht unbedingt mehr als nötig in die Öffentlichkeit tragen wollte.

Julian erhielt die Einladung für die Party von den Jägern. Das hatte er jetzt nicht erwartet und war auch alles etwas kurzfristig. Aber am Ende hatte er am Samstag eh nichts zu tun. Bei den neuen Clubs denen er beigetreten war oder in deren Probephase er war, gabs am Wochende nichts. Zumindest nicht für Anfänger. Außerdem war es ganz cool auch mal die anderen Jager kennenzulernen. Außer seine Trainer und die paar, die ihnen vorgestellt worden waren.
Die Eishalle kannte er auch schon. Er war ja mal mit der Schule dort gewesen und er wusste auch dass sie Hopes Freund gehörte. Aber das löste nicht mehr wirklich was in ihm aus. Vielleicht war es wirklich darüber hinweg. Eigentlich ganz nett, dass die Jäger dort feiern durften.
Am Samstag machte er sich fertig. Er hatte sich sogar die Haare zu Zöpfen flechten lassen, die ihm jetzt Kinnlang über dem Kopf hingen. Ein neuer Look, fand Julian. Konnte nicht schaden. Er wartete vor der Halle auf Thomas, der wie immer von seinem Vater gebracht wurde. Er selbst war mit der Bahn gekommen, da Herbert wieder irgendwas zu tun hatte.

Du hast doch geschriewben, daß Julian in zwei Wochen Geburtstag hat, also ist das Treffen ja ein Wochenende davor

Am Sonntag hat er ja in zwei Wochen gesagt. Also wäre das die Woche. Aber keine Ahnung
Ich kann das kurz ändern.

Naja, das war am Sonntag und die Einladung kam am Mittwoch, also Mitte der Woche, also hat er ja am nächsten Samstag dann die Party bei sich

Ahh die gleiche Woche. Okay habs geändert.

"Hey Mann, hastz du in ne Steckdose gefaßt, oder was is mmit deinen haaren passiert," lachte Thomas auf, als er Julian zu Gesicht bekam. Das war dann doch ein ungewöhnliches Bild für ihn. Es waren schon einige Leute angekommen, alle älter als sie und einige auch von Einsätzen gezeichnet, aber alle doch recht gelöst.
Auch kleidertechnisch hatte sich niemald an eine Norm gehalten, es waren Leute da, die etwas schicker waren, aber auch andere Jäger,. die in normalen Alltagsklamotten angekommen waren.

"Hallo.", er begrüßte Thomas Vater mit einem freundlichen Lächeln.
Thomas gegenüber verdrehte Julian die Augen. "Alter das sind Braids." manchmal war Thomas etwas ignorant. Aber das nahm Julian ihm nicht übel. Sie hatten eben unterschiedliche Haare. Er selber war ganz im schwarz gekleidet. Trug ein weites schwarzes Polohemd und eine enge schwarze Jeans. Dazu trug er einfache Sneaker. Das einzige was hervorstach waren die Goldringe, die in seine Haare geflochten waren.
"Wollen wir reingehen?", fragte Julian Thomas.

"Ich weiß, was das sind, Mann, ganz so dumm, wie ich aussehe, bin ich nun auch wieder nicht. Ist halt nicht der Style, den ich bevorzugen würde. Sieht für mich eben aus wie ne Steckdosenfrisur," seufzte Thomas, scheinbar dachten alle, man müsse ihm sämtliche Dinge erklären.
Er verabschiedete sich von seinem Vater, der ihn später wiedwer abholen würde.
"Wir sollten warten, bis die Türen offensind, oder? Durch ne gesvhlossene Tür zu gehen könnte schmerzhaft sein, auch wenn du deine frisur prima als Puffer nehmen könntest, um deine birne zu schützen," lachte Thomas auf.

Julian verdrehte die Augen. Er wollte Thomas jetzt nicht erklären welche kulturelle Bedeutung was hatte. Das würde nur zu Diskussionen führen.
"Denk was du willst. Aber ist halt ne normale Frisur..", meinte er.
"Vielleicht benutze ich auch dich als Puffer. Was meinst du?", fragte Julian ihn, blieb aber stehen. Vielleicht waren sie ein bisschen zu früh.

"Um mich als Puffer zu benutzen, müßtest du stärker sein als ich, Bruder und da mußt du wohl noch n bisschen trainieren," grinsteThomas ihn breit an.
"Und ich hab ja nicht gesagt, daß es keine normale Frisur ist, sieht halt nur nicht gut aus in meinen Augen. Kann doch wohl meine Meinung sagen, oder, machst du ja auch," Thomas sah das Problem nicht, was Julian aus der Sache machte.

"Irgendwann krieg ich dich, Arschloch.", Julian ließ grinsend die Knöchel knacken.
"Okay kannst du. Aber sag das bloß nicht Sarah die fünf Stunden an meinen Haaren geflochten hat. Sie bringt dich um, wenn du sagst es wäre ein Wischmopp." Julian verschränkte die Arme. Das war schon viel Arbeit. Das letzte mal hatte er mit 10 solche Haare gehabt.
"Okay. Eigentlich stand auf der Einladung 19 Uhr. Es ist 5 vor. Sind wir richtig? Oder habe ich mich mit der Uhrzeit vertan?", er sah Thomas fragend an.

"Kenn die Dame ja nicht, also warum sollte ich ihr irgendwas sagen? Sie wird mich deswegen auch nicht umbringen, sorry, aber nicht jeder muß so nen Schrubberkiopf toll finden, Mann. Ich hab ja nicht gesagt, daß das keine Mühe macht, das iat der Unterschied, ich mach die arbeit ja nicht schlecht, nur weil ich finde, daß es beknackt aussieht," Thomas seufzte erneut, mit solchen "Drohungen" wollte Julian jetzt kommen?
"Wenn es fünf vor ist, dann ist doch klar, daß es noch nicht offen ist. Du kannst dich ja schon mit anderen unterhalten, hier sind doch genug Jäger. Alöso was machst du hier für nen Streß?"

Julian beruhigte sich. "Schon okay. Ich wollte keinen Stress machen. Ich hab mich halt nur gewundert." er Woge wollte auch nicht übertreiben. Aber er hätte nicht zugegeben, dass er Thomas Kommentar zu seinen Haaren etwas respektlos fand. Aber er war sich sicher das hätte Thomas getriggert und eingesehen hätte er es auch nicht. Und nach ihrer letzten Diskussion die nur dazu geführt hatte, dass Julian sich am Ende schlecht fühlte, hielt er es für besser einfach nichts zu sagen und zu akzeptieren, dass Thomas immer alles raushaute, was ihm in den Sinn kam. Das gute daran war, dass er viel akzeptierte und auch selbst viel wegsteckte und Julian mochte ihn auch zu gerne, um das zu ernst zu nehmen.
Aber ein bisschen nervig fand er es schon.

Punkz 19 Uhr öffenete sich die automatische Eingangstür des Hauses und einige der Jäger machten sich auf den Weg nach drinnen.
"So, jetzt können wir rein," meinte Thomas und setzte sich in Bewegung, wurde dann aber von einer kleinen Person mit regenbogenfarbenen Haaren aufgehalten, indem sie ihm einfach in die arme hopste und ihn fast umwarf.
"Hey, ich wußte doch, daß ich dich hier treffe," lachte sie und drückte ihm einen Kuß auf die Wange.
"Stimmt ja, ich hatte vergesswen, daß die Einladung fürs ganze Königreich galt," Thomas drückte die kleine Frau an sich, die etwas älter als er war, so anfang Mitte Zwanzig. Sie hatte neben dem bunten Haar auch genau so bunte Klamotten an, die aber stylisch zusammen paßten, dazu viele klimpernde Accessoires wie Kettchen und Armbänder.
"Julian, darf ich dir meine Ex vorstellen, ich hatte dir von ihr erzählt. Das war die, die mitr den Tee mitgegeben hat in Irland," wandte sich Thomas an Julian.
"Ich bin Flora, schön, dich kennenzulernen," sie streckte Julian breit lächelnd die Hand hin.

Sie öffneten wirklich pünktlich. Da hätte Julian sich nicht wundern müssen. Er trat neben Thomas in die Eishalle ein, sie scheinbar umfunktioniert worden war. Kaum hatte er Zeit sich wirklich umzusehen, da kam auch schon jemand angerannt. Julian wich nach hinten aus, als Thomas umgerannt wurde. Das hatte er jetzt nicht erwartet. Aber er hatte sich schnell wieder gefasst. Da er in London aufgewachsen war, war er unterschiedliche Mode gewöhnt so verwunderte ihn der Style nicht weiter. Trotzdem fand er es etwas komisch Thomas Ex zu treffen. Die beiden waren wohl noch befreundet und überhaupt hatte er sich jemand anderes vorgestellt. Trotzdem passte es auch einfach irgendwie.
"H.. Hey.", begrüßte er sie mit einem höflichen Lächeln. "Freut mich auch. Was geht?", er reichte Flora die Hand.

"Du hattest recht, der Kleine ist süß. Und so schüchtern," lachte Flora unbekümmert auf und schüttelte Juölian die Hand mit kräftigem Druck.
"Schon ewig her, daß ich in London war, muß für doch ja ein echter Kulturschock gewesen sein, Tom. Aber gut, du hast ja Unterstützung hier," sie klopfte Julian auf die Schulter und grinste beide an.
"Gut, dann laßt uns mal reingehen, hab schon einige bekannte Gesichter gesehen, selbst aaron ist aus seinem Loch gekrochen," zielstrebig bahnte sie sich einen Weg durch die Menge.
"Das ist Flora, wie sie leibt und lebt, mit ihr wirds nicht langweilig," meinte Thomas und ging mit Julian hinterher.
"Hoffe, es stört divh nicht, daß sie jetzt bei uns ist, wenn du lieber nur mit unseren Mädels abhängen willst, dann sagh ich ihr Bescheid. Sie sieht das nicht so eng, du siehst ja, sie findet immer neue Leute," er sah fragend zu Julian, er konnte sich gut vorstellen, daß dieser durch Floras art entweder irritiert oder komplett überrumpelt war.

Julian wurde leicht rot und erwiderte Floras Lächeln Stumpf. Auch wenn es nicht viel bedeutete von einer älteren Frau süß genannt zu werden. Obwohl jetzt auch unklar war wie alt Flora war. Sie hätte alles zwischen 18 und 25 sein können.
"Meine Hilfe nimmt der nicht an.", meinte Julian schulternzuckend. Als Flora auch schon wieder weggerannt war, wandte er sich Thomas zu.
"Nein überhaupt nich. Sie ist doch nett. Alles gut. Und es ist cool mal neue Leute von woanders kennenzulernen." Außerdem war er sich sicher, dass es mit Flora vielleicht sogar angenehmer war als mit Ann und Claire. Mit Claire konnte man reden, aber Ann und er hätten sich sicher nur komisch angeschwiegen
Maximal.

"Also imer noch der alte Sturkopf," Thomas bekam von Flora einen liebevollen Klaps auf den Hinterkopf, bevor sie sich abwandte und in der Menge untetrzutauchen schien, allerdings trug sie auch Klamotten die recht gut aus der Masse herausstrahlten, da es ausschließloich gut sichtbare Signalfarben waren.
"Scheint ja ganz so, als sei Nora nicht da. Aber Hope ist da drüben, sie hat ihren Freund wohl daheim gelassen," Thomas wies in Hopes Richtung, die sich in einiger Entfernung mit ein paar anderen Jägern unterhielt.
"Wie ich sehe, konntet ihr es einrichten, hier zu erscheinen," ertönte eine sanfte Stimme hinter ihnen, Thomas zuckte erschrochen zusammen, weil er die Person nicht kommen gehört hatte. Sora trat lächelnd zu ihnen.
"Mache ich dir solche Angst," fragte er belustigt beim Anblick von Thomas´Gesicht.
"Wenn sie so ranschleichen, dann ja," meinte dieser.
"Gut, dann schleiche ih mich mal wieder weg, einen schönen Abend noch, Jungs," damit verschwand der Trainer schon wieder in der Menge.

"Ohja. Das sag ich auch immer.", grinste Julian. Thomas war wirklich stur. Aber so war er halt.
Er sah zu Noras Richtung und zuckte absichtlich gleichgültig mit den Schultern. "Vielleicht sage ich ihr später hallo.", meinte er. Selbst dann würde das Hope sicherlich nicht sonderlich interessieren, so wie er sie einschätzte.
Er wirbelte herum, als Sora sie ansprach. Der Trainer war wirklich wie eine Katze manchmal. Tauchte einfach auf, Haute einfach wieder ab. Gerade schien er ähnlich munter wie auf dem Campingausflug. Beim Training zeigte er allerdings eines seiner anderen Gesichter.
"Hey Sora.", begrüßte Julian ihn. Ihnen auch einen schönen Abend noch." damit war der Trainer auch schon wieder abgehauen.
" Wollen wir uns umschauen. Vielleicht gibt es Snacks? ", fragte Julian Thomas." Oder zu Flora?“

"Flora ist meistens bei den Snacks, wenn ich mich nicht täusche oder sie sich geändert hat. Na, sie kanns sich ja leisten, dürr, wie sie ist. Und sie muß nicht so fit sein wie wir, immerhin ist sie bei den Forschern, wie du weißt," Thomas sah an sich herunter, er hatte mit seiner Figur keine Probleme und einen guten Stoffwechsel, trotzdem konnte er nicht alles so einfach in sich reinschaufeln wie er wollte.
"Vielleicht gibt es hier auch nur gesunde Sachen, aber die können ja auch lecker sein," er machte sich mit Julian auf den Weg durch die Menge, am Tisch, wo tatsächlich einige gesunde Sachen standen, fanden sie tatsächlich Flora, die im Gespräch mit Ann war, scheinbar hatte sie diese erkannt und Ann erläuterte gerade einige Techniken, die sie wohl beim Sport machen anwandte.
"Oh, ein pasr bekannte Gesichter, wie schön," eine etwas undeutliche Stimme neben Julian ertönte, es war Eovyn, die in Begleitung des Forschers war, den sie in Irland im Labor getroffen hatten, und der ihnen die Stoffe gezeigt hatte, die Vampire außer Gefexcht setzen konnten.
Die Jägerin war noch immer rundlich, allerdings sah man nun auch, daß sie trotzdem Muskulatur hatte, die sichtbar war. Hier nahm man ihr die Jägerin mehr ab als in Irland. Thomas begrüßte sie freundlich und machte sich dann über einen der Salate her.

"Das finde ich sympathisch..", Julian folgte Thomas zu den Snacks. "Ich habs aufgegeben mit der Diät.", meinte Julian, aber er achtete trotzdem drauf sich weitesgehend gesund zu ernähren. Aber er war nicht mehr so krampfhaft bei der Sache mit den Proteinshakes und dem zunehmen und all diesen Dingen. Anders als Thomas nahm er eh kaum zu, da war eher das Gegenteil das Problem.
Tatsächlich gab es viele gesunde Sachen und Julian sah unglücklich auf den Salat. Er verstand nicht weshalb Leute so auf Salat abfuhren. Das einzige gute an Salat waren die Toppings.
Er schaufelte sich trotzdem was davon auf den Teller, aber auch etwas Brot.
"Hey Ann.", er nickte Ann zu, während er sich lustlos ein Salatblatt in den Mund schob. Ballaststoffe waren gut.
Eovyn war scheinbar auch hier. Er begrüßte sie ebenfalls. Und den Forscher, den sie getroffen hatten. Alle waren hier. Außer Chris. Der hatte ihm geschrieben, dass seine Schwester Geburtstag hatte, deshalb.

Ann begrüßte ihn kurz und war dann wieder in das Gespräch mit Flora vertieft.
"Jetzt guck doch nicht so miesepetrig," meinte Eovyn lachend, als sie Julians Gesihtsausdruck sah, als dieser sich dem Salat zuwandte.
"Du solltest dem Grünzeug eine Chance geben, das ist besser für dioch, als du vielleicht denkst," sagte sie im aufmunternden Tonfall.
"Da geb ich Eo völlig recht," meinte auch der Forscher. "Die Stoffe, die darin sind, sind gut für deine abwehrstoffe, gut für deine Haut und für deine Haare," Thomas konnte da nur ein Lachen gerade so unterdrücken.
"Außerdem ist Salat gut für die Nerven, da du mit dem Kauen länger zu tun hast als bei nem Stück Fleisch, kann man so einfach auch mal Frust wegkauen," Eovyn schnappte sich ein paar Radieschen.
"Außerdem sind alle Zutaten hier von den Jägern entweder selbst geerntet oder hergestellt worden, sogar der Käse da," sie wies auf eine Schüssel mit Käsewürfeln und Weintrauben.
"Gesünder gehts also wirklich nicht."